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Die Macht der Muster

Kinder gehen neugierig und mit offenen Augen durch die Welt. Alles ist neu und aufregend, sie machen viele Dinge zum ersten Mal. Kinder haben noch keinen Erfahrungsschatz, auf den sie zurückgreifen können. Deshalb reagieren sie in vielen Situationen spontan, sie folgen ihrer Intuition. An der Reaktion ihrer Mitmenschen lernen sie, dass manche Dinge funktionieren und andere nicht. Für einige Taten werden sie gelobt, für andere bestraft.

Auf diese Weise entwickeln die Heranwachsenden mit der Zeit eine Art Regelkatalog dafür, wie sie sich in einzelnen Situationen verhalten; sie handeln und bewegen sich nach bestimmten Mustern. Wenn Manuela gefragt wird, ob sie für das Schulfest einen Kuchen backt, sagt sie immer „Ja“, auch wenn sie eigentlich keine Zeit hat. Aber sie hat gelernt: Ich werde nur geliebt, wenn ich die Wünsche anderer erfülle. Im Büro geht es ihr genauso: Sie will allen alles recht machen. Für die Kollegen ist das sehr bequem. Wird es einmal eng, springt Manuela ein, auch wenn sie selber den Schreibtisch voll hat. Einmal hatte sie es probiert, „Nein“ zu sagen. Als sie bis über beide Ohren in einem eigenen Projekt steckte, da hatte sie es abgelehnt, die Kollegin bei der Vorbereitung einer Veranstaltung zu unterstützen. Die Reaktion kam prompt: „Wie kannst du mich so hängen lassen? Vor lauter Arbeit weiß ich nicht mehr, wo ich anfangen soll. Ich bin so enttäuscht von dir!“ Das Arbeitsklima wurde für ein paar Tage eisig. Die Kollegin hatte kein Verständnis dafür, dass Manuela sich abgrenzt; Argumente wurden nicht akzeptiert. Manuela hatte die stillschweigende Vereinbarung gebrochen, wer sich in ihrer kollegialen Beziehung wie zu verhalten hat. Beim nächsten Mal hatte Manuela um des lieben Friedens willen wieder gesagt: „Ja, mache ich.“ Wohl hatte sie sich damit nicht gefühlt, ihre eigenen Bedürfnisse blieben auf der Strecke, aber die Kollegin war zufrieden. – Dieses Beispiel zeigt: Je älter wir werden, desto festgefahrener sind unsere Muster. Eine Aktion x löst die Reaktion y aus, zuverlässig wie eine mathematische Gleichung. Wir schaffen es immer seltener, anders zu handeln.

Problematisch wird es immer dann, wenn zwei Menschen nach unterschiedlichen Mustern agieren, das kann ganze Beziehungen zermürben. – Astrid liebt es, wenn in der gemeinsamen Wohnung alles an seinem Platz ist. Sie hat gern den Überblick, räumt auf und sortiert alte Sachen aus dem Kleiderschrank aus, die sie sowieso nicht mehr anzieht. Ihr Mann Roland ist genau das Gegenteil: Er hamstert und häuft Dinge an, die niemand braucht, kein Sonderangebot ist vor ihm sicher. Wenn die Heckenschere mal kaputt gehen sollte, hat er noch eine auf Vorrat. Auch seine alten Legosteine will er unbedingt behalten, die könne er noch seinen Enkeln vermachen. Dabei haben Astrid und Roland noch nicht einmal Kinder.

Die beiden Muster, die hier aufeinandertreffen, sind sehr stark. Astrid hat das Gefühl, in all dem unnützen Krimskrams zu ersticken. Roland bekommt Panik, wenn der Vorratskeller nur zur Hälfte voll ist. Sie räumt auf, er füllt so schnell wie möglich die entstandenen freien Lücken wieder auf. So drehen sich die Partner im Kreis und reiben sich dabei auf, es sei denn, einer schafft es auszusteigen. Sie haben sich in einem Muster aus immer gleichen Aktionen und Reaktionen festgefahren.

! Über die Muster werden aus einst aufgeschlossenen Kindern Erwachsene mit Scheuklappen.

Viele Menschen schauen nicht nach links und nicht nach rechts. Es gibt für sie keinen Spielraum, um spontan zu agieren oder einfach mal etwas anders zu machen als sonst. Sie stecken in einem Korsett aus

sich ständig wiederholenden Verhaltensweisen. Und diese gibt es nicht nur auf der individuellen, sondern auch auf der gesellschaftlichen Ebene – wie im Kleinen, so im Großen.

Es gibt im Wesentlichen ein anerkanntes Lebensmodell, das unsere Gesellschaft bestimmt: Schon in der Schule werden wir darauf konditioniert, pünktlich und fleißig zu sein und durchzuhalten. Wenn die Schulglocke schrillt, geht jeder auf seinen Platz und sitzt still, bis die Stunde vorbei ist, egal, ob die Unterrichtsstunde interessant ist oder nicht, egal, ob wir gerade Bewegungsdrang haben oder uns die Luft im Raum viel zu stickig ist. Wir müssen unsere eigenen Bedürfnisse zurückstellen, sie sind nicht wichtig. Erst wenn die Glocke wieder ertönt, dürfen wir für 15 Minuten machen, was wir wollen – allerdings nur in den engen Grenzen des Pausenhofs. Und für den Nachmittag gibt es noch die Hausaufgaben. Schließlich kann es nicht sein, dass wir einfach frei über unsere Zeit bestimmen, das können wir ja später im Berufsleben auch nicht.

Als Erwachsene sollen wir eine Ausbildung oder ein Studium absolvieren, dann Geld verdienen, Steuern zahlen und – ganz wichtig – konsumieren. Die Wirtschaft muss ja wachsen, darauf hat man sich verständigt. Und das geht nur, wenn wir alle brav mitmachen, wenn wir immer effizienter werden, das heißt immer mehr Arbeit in immer weniger Zeit leisten. Dann bekommen wir vielleicht auch mal eine Gehaltserhöhung und können uns noch mehr Dinge kaufen, die wir nicht benötigen, nur um die Leere in unserem Inneren zu füllen. Wir können ein größeres Auto kaufen, damit wir nach außen hin etwas darstellen, oder ein neues Haus bauen, denn danach werden die Nachbarn unseren Erfolg beurteilen. Nebenbei gründen wir noch eine Familie, haben vielleicht zwei Kinder und einen Golden Retriever.

In ihrer je eigenen Variante folgen die meisten von uns diesem Lebensmodell. Die gesellschaftliche Norm gibt es uns so vor und bis zu einem bestimmten Punkt stellen wir es nicht in Frage. Doch irgendwann kommt der Moment, in dem wir uns eingestehen, dass wir gescheitert sind. Denn das gegenwärtige Lebensmodell funktioniert für uns nicht mehr. Da gibt es den Familienmenschen, der vor den Scherben seiner Ehe steht. Er hat so viel gearbeitet, dass er und seine Frau sich in den letzten zehn Jahren kaum noch gesehen haben. Dort ist die ehrgeizige Bankerin, die auch mit 40 noch Sachbearbeiterin ist. All ihr Engagement und ihre Überstunden haben sie nicht in eine Führungsposition gebracht.

! Die Stressmühle läuft auf Hochtouren und wir laufen fleißig mit, ohne zu überlegen, wohin wir eigentlich unterwegs sind, wenn wir so emsig einen Fuß vor den anderen setzen. (Vgl. George, Nina: „Das Lavendelzimmer“. München 2013)

Auf diesem skizzierten Weg ist uns oft die Freude abhanden gekommen. Wir sehen keinen Sinn mehr in dem, was wir tun, in dem, was wir uns einst erhofft haben. Doch es scheint keine Alternative zu geben. Wir spüren, dass es falsch läuft, und laufen trotzdem weiter, oft hinein ins Burnout. Die Menschen stecken in einer Endlosschleife. Warum ist es so schwierig, etwas zu verändern?

Zunächst einmal deshalb, weil alle dasselbe tun; wir haben einen Konsens in der Gesellschaft gefunden, wie „das Leben“ auszusehen hat. Dieses Modell wird in den Medien propagiert und gilt als das Maß der Dinge. Es ist quasi überall und entfaltet eine Sogwirkung. Von Natur aus ist der Mensch darauf angelegt, in einer Gemeinschaft zu leben, und hatte in der Geschichte der Evolution damit Erfolg. Der soziale Zusammenhalt hat über Jahrtausende hinweg das Überleben der Spezies Mensch gesichert. Es ist in unseren Genen angelegt, uns in die Gemeinschaft einzufügen, indem wir dem Muster der anderen folgen.

Der erste Schritt hin zur Veränderung ist also, überhaupt auf die Idee zu kommen, von dem gängigen Muster abzuweichen. Für Manuela ist es selbstverständlich, dass sie für jedes Schulfest einen Kuchen backt. Sie muss erst einmal realisieren, dass in diesem Jahr Claudia mal diese Aufgabe übernehmen könnte. – Fangen Sie an, Ihre Gewohnheiten kritisch zu hinterfragen. Damit legen Sie den Grundstein, um aus der Endlosschleife auszusteigen. Müssen Sie wirklich schon wieder Ihre Frühlingsgarderobe erneuern, nur weil in dieser Saison die Farben lachs und smaragdgrün „in“ sind? Die violette Bluse aus dem letzten Jahr steht Ihnen vielleicht sogar besser.

Wenn Sie dann tatsächlich sichtbare Veränderungen wagen, werden Sie schnell feststellen, dass Sie auf Widerstand stoßen. Der mag harmlos ausfallen, wenn Sie nur eine Bluse in der „falschen“ Farbe tragen. Werden die Veränderungen jedoch größer, erleben Sie, dass das gesellschaftliche Muster vehement verteidigt wird. Kommt ein Mitglied der Gemeinschaft auf die Idee, sich anders zu verhalten, wird er oder sie im besten Fall kritisch beäugt.

Martin, ein Familienvater, will nicht mehr 40 Stunden pro Woche arbeiten. Er möchte lieber Zeit mit seinen Kindern verbringen anstatt sie ersatzweise mit teuren Geschenken zu überhäufen. Bei seinem Abteilungsleiter stößt er auf Ungläubigkeit: „Sie wollen Teilzeit arbeiten? Aber Sie sind doch ein Mann!“ Für künftige Beförderungen hat er sich so disqualifiziert. Einige seiner alten Freunde belächeln Martin, er sei ja auf dem besten Wege, Hausmann zu werden. Nach ihrem Maßstab ist das nichts wert, und außerdem führt Martin ihnen vor Augen, dass sie selbst viel zu wenig Zeit mit ihrer Familie verbringen und dass auch ihre eigene Karriere nicht so gelaufen ist, wie sie sich das zu Beginn ihres Studiums erhofft hatten. Bevor sie hingehen und ihr eigenes Leben unter die Lupe nehmen, zeigen sie lieber mit dem Finger auf den Außenseiter, das ist einfacher.

Im Extremfall werden Menschen sogar angefeindet oder aus der Gemeinschaft ausgeschlossen, wenn sie sich nicht anpassen. Ein Hartz-IV-Empfänger wird gern zum Schmarotzer abgestempelt, obwohl er sich vielleicht ehrenamtlich in der Sterbebegleitung engagiert und in diesem Job mehr für die Gesellschaft tut als der Versicherungsvertreter von nebenan.

! Wenn Ihr Umfeld ein Interesse daran hat, dass alles so bleibt wie es ist, fällt es sehr schwer, sich selbst weiterzuentwickeln.

100 Jahre sind genug – warum wir neue Lebensmodelle brauchen

Das eine große Muster, nach dem unsere Gesellschaft sich ausrichtet, stammt aus vergangenen Kriegs- und Nachkriegszeiten, es zieht sich durch die gesamte moderne Geschichte. Die letzte Epoche dieser Art begann in Europa vor cirka 100 Jahren mit dem Ersten Weltkrieg und zog sich bis Mitte der 1950er Jahre durch. Bis heute haben die Weltkriege einen unmittelbaren Bezug zu unserem eigenen Leben. Auch wenn wir selbst nicht direkt daran beteiligt waren, haben Familienangehörige der vorigen Generationen ihre schlechten Erfahrungen und daraus resultierende Verhaltensweisen an uns weitergegeben. Auf diese Weise spüren wir die Auswirkungen der Kriegswirren noch heute, die Erinnerung daran hat sich tief in unser kollektives Bewusstsein eingegraben.

Wenn Sie heute zwischen 40 und 50 Jahre alt sind, sind Ihre Eltern, um 1940 herum geboren. Deren Eltern wiederum sind alt genug, um den Zweiten Weltkrieg in der Blüte ihres Lebens unmittelbar miterlebt zu haben. Diese Zeit war geprägt vom Mangel an Nahrungsmitteln, Obdach und Kleidung. Die Menschen hatten Angst um ihr Leben, das Misstrauen regierte. Die Regierung wollte das Volk kontrollieren, gleichschalten und für die eigenen Zwecke missbrauchen. Anders zu sein, war gefährlich, es gab keinen Spielraum für individuelle Freiheit.

Später in der Nachkriegszeit gab es einiges aufzuholen. Die Wirtschaft blühte, man konnte sich etwas gönnen und den zuvor herrschenden Mangel ausgleichen. Es gab das Versprechen, dass der technische Fortschritt und das Wirtschaftswachstum uns alle in den Wohlstand führen würden. Das hat eine Zeit lang funktioniert, und weil es funktioniert hat, haben wir die bewährten Verhaltensweisen von unseren Großeltern und Eltern übernommen.

Wenn wir heute aber immer noch die gleichen Verhaltensmuster an den Tag legen, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ihre Berechtigung hatten, so stoßen wir auf eine Diskrepanz, da unsere Welt inzwischen ganz anders aussieht. Wir leben nicht mehr im Mangel, sondern kämpfen in vielen Lebensbereichen mit dem Überfluss. Der Vater verwahrte seinerzeit noch jede rostige Schraube und jedes Holzbrett, um daraus später vielleicht noch etwas zu bauen. „Man kann das sicher noch einmal gebrauchen“, ist ein Standardsatz, den Sie bestimmt schon gehört haben. Natürlich machte das in der Nachkriegszeit Sinn. Es gab ja oft nicht die Dinge zu kaufen, die gerade benötigt wurden, oder es war schlichtweg kein Geld im Haus. Heute können wir einfach in den Baumarkt gehen, wo es alles zu erschwinglichen Preisen gibt. Es besteht keine Notwendigkeit mehr, den ganzen Keller mit Material vollzustopfen, um aus dem ganzen Pool irgendwann vielleicht eine einzelne Eisenstange zu verarbeiten.

Vielmehr stehen wir vor der Aufgabe, aus dem gewaltigen Überangebot sämtlicher Dinge eine kluge Auswahl für uns zu treffen. Wie oft standen Sie schon im Supermarkt vor dem Nudelregal und haben versucht, unter 40 Sorten die richtige zu finden?

Genauso geht es uns mit all den Informationen, die täglich auf uns einströmen. Im Krieg mussten sich die Menschen um das einzige Transistorradio im Dorf versammeln, um die lebensnotwendige Information zu bekommen, wie weit die feindlichen Truppen schon vorgerückt sind. Informationen waren knapp und schwer einholbar. Heute prasseln dagegen in einem Jahr so viele Informationen auf uns ein, wie vor dem Zeitalter der Industrialisierung insgesamt in zweihundert Jahren verbreitet wurden. Aus einer Vielfalt an Medien erreichen uns Botschaften und Nachrichten aus aller Welt, die oft mit unserem eigenen Leben gar nichts zu tun haben. Hier gilt es, klug zu filtern. Statt immer mehr Besitztümer und Informationen anzuhäufen, müssen wir aussortieren. Alles andere führt zu Erschöpfung.

Unsere Wünsche und Herausforderungen sind heute ganz andere als in den Generationen vor uns. Trotzdem funktionieren wir noch so, wie es uns antrainiert wurde, nämlich nach den unbewussten Verhaltensmustern von vor 100 Jahren, und damit geht es uns nicht gut. Es ist an der Zeit, dass die jüngeren Generationen erforschen, was sie brauchen, und es äußern.

! Es macht keinen Sinn, die Bedürfnisse einer längst vergangenen Zeit zu bedienen.

Wir müssen dringend etwas ändern: Statt immer wieder in alten, längst überholten Themen herumzurühren, müssen wir uns dem zuwenden, was wir (er-)schaffen wollen. Es gilt, das Muster aufzubrechen, das von der Familie bis hin zur Gesellschaft alles durchdringt.

Dafür müssen Sie zunächst das alte Muster erkennen, wenn es Ihnen begegnet. Das mag anfangs schwer sein, denn Sie sind damit aufgewachsen und es ist zu einem Teil von Ihnen geworden. Viele Verhaltensweisen scheinen Ihnen so selbstverständlich, dass Sie sie nicht einmal bemerken, geschweige denn hinterfragen. Kurzum: Sie sehen den Wald vor lauter Bäumen nicht.

Doch es gibt zahlreiche Spuren, die auf das alte oder neue Muster hinweisen. Nachdem Sie dieses Buch gelesen haben, werden Sie sie finden und zu deuten wissen. Die Spuren verdichten sich zu Wegweisern und Sie können sich frei entscheiden:

! Folgen Sie dem ausgetretenen Pfad zurück in die alte Welt oder gehen Sie in eine neue Richtung?

Wenn Sie in einer Situation erkennen: „Hier herrscht das alte Muster“, brauchen Sie keine Energie mehr darauf zu verschwenden. Es macht dann Sinn, die Dinge einfach sein zu lassen. Ein Beispiel: Wer das Buch „Simplify your life“ (vgl. Küstenmacher, Werner Tiki: „Simplify your life“. Frankfurt 2001) gelesen hat, kann sich vielleicht an den Tipp erinnern, seinen Schreibtisch aufzuräumen. Denn: Eine klare Umgebung schafft klare Gedanken. Aus unserer Sicht ist das ein zeitgemäßer und sinnvoller Ansatz. Wenn Ihr Chef aber in dem alten Muster steckt, wird er, sobald er Ihren Schreibtisch sieht, nicht denken: „Was habe ich für einen gut organisierten Mitarbeiter.“ Stattdessen sagt er sich vielleicht: „Oh, der hat ja nichts zu tun“, und wird Sie mit neuen Aufträgen überhäufen, die Sie verzweifelt versuchen, wieder gut zu ordnen, um die Übersicht zu behalten. Und da hätten wir sie wieder, die Endlosschleife. In einem solchen Konflikt aus alt und neu werden Sie sich totlaufen. Sie verlieren eine Menge Energie und Ihr Einsatz führt zu nichts.

Aber keine Sorge: Es gibt Hoffnung, denn in vielen Bereichen kann man schon neue Verhaltensweisen wirken sehen. Wenn einzelne Personen den Anfang machen und eigene Lebensmodelle entwerfen, können andere ihrem Beispiel folgen. Mit einer ständig wachsenden Anzahl von Menschen, die anders denken, wird sich die Gesellschaft wandeln. Um diesen Wandel einzuleiten, genügen schon 5% der Bevölkerung, vorausgesetzt, dass in allen Gesellschaftsschichten und Berufsgruppen Alternativen zum herkömmlichen Muster vorgelebt werden(Welzer, Harald: „Selbst denken: Eine Anleitung zum Widerstand“. Frankfurt 2013).

! Wir alle haben die Macht, etwas zu verändern. Allerdings müssen wir dort anfangen, wo es am unbequemsten ist: bei uns selbst.

Immer mehr Menschen entscheiden sich dafür, Dinge anders anzupacken. Probieren Sie es selbst aus und schauen Sie, was passiert. Stellen Sie sich beispielsweise vor, Sie bekommen in einem Meeting auf einmal Unterstützung für Ihre Gedanken. Sie stellen fest, dass Ihre vermeintlichen Außenseiter-Ideen wohlwollend aufgenommen werden. Andere lassen sich davon inspirieren und trauen sich, ihre eigenen Ansätze laut zu formulieren. Auf diese Weise befruchten sich die Teilnehmer gegenseitig mit ihren Ideen und Neues kann entstehen. – Welch ein Unterschied zu den Meetings im alten Stil, in denen es hauptsächlich darum geht, sich zu profilieren und möglichst schnell eine Meinung in den Raum zu werfen, sei sie auch noch so undurchdacht. Statt erbittertem Konkurrenzkampf entsteht nun eine Win-Win-Situation, von der alle profitieren und in der sich alle wohlfühlen dürfen.

Das ist nur ein Beispiel für neue Verhaltensweisen, die aufkommen, wenn Sie sich trauen, Ihrem eigenen Weg zu folgen, dem Weg des Herzens. Auch wenn es Ihnen am Anfang schwer fällt, am Ende wird es sich auszahlen. Sie brauchen mit Ihren Ansichten nicht mehr hinter dem Berg zu halten, verändern Sie Ihr Muster. Legen Sie das auf den Tisch, was Sie wollen und denken.

Leben als Freigeist

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