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Alles eine Frage der Energie!?

In welcher Stimmung befinden Sie sich? Oder anders ausgedrückt: In welcher Energie sind Sie gerade? Sind Sie gut gelaunt und voller Elan oder müde, nachdenklich, vielleicht eher aufgebracht?

Die Batterie in uns

Stellen Sie sich vor, Sie haben eine große Batterie in Ihrem Körper. Ihre Energie ist abhängig von dem Ladezustand dieser Batterie. Aus gutem Grund heißt es im Volksmund oft: Mein Akku ist leer.

Das war einmal anders, in Ihrer Kindheit oder Jugend war Ihre Batterie fast immer voll. Beim Spielen oder Fahrradfahren, beim Herumtoben oder auf Erkundungstouren durch Wiesen und Wälder sprühten Sie nur so vor Energie. Was tun Sie heute, um Ihren Akku wieder aufzuladen?

Nach einer schönen Feier kommen Sie energiegeladen nach Hause, ganz einfach, weil die Stimmung gut war. Das Gleiche geschieht bei einem Konzert. Wenn die Band vor Energie sprüht und Sie sich mitreißen lassen, springt der Funke auf Sie über. Am Ende verlassen Sie die Veranstaltung in positiver Stimmung. Stellen Sie sich vor, dass Sie nach einem anstrengenden Arbeitstag heimkommen und müde sind. Da klingelt das Telefon und Sie sprechen mit einer guten Freundin. Schon während des Gespräches realisieren Sie, dass Sie wacher werden, Ihre Lebensgeister kehren zurück. In all diesen Fällen hat sich Ihre Batterie wieder aufgeladen.


Das Aufladen kann auch über Ihre Gefühle geschehen. Ob Sie verliebt, verärgert oder wütend sind, in intensiven Gefühlszuständen mobilisieren Sie Energie, die Sie nicht in sich vermutet hätten. Selbst Aufmerksamkeit ist pure Energie. Wem schenken Sie Ihre Aufmerksamkeit? Kinder fordern sie vehement ein, genauso wie die ganze Werbeindustrie oder Ihr Arbeitgeber. Da stellt sich doch die Frage, was man mit Ihrer Aufmerksamkeit macht. Warum ist sie allen so wichtig?

In einem Interview beschreibt der Kabarettist Dieter Nuhr, wie ihn die Stille fasziniert, wenn er bei einem Auftritt vor 2.900 Menschen eine Denkpause einlegt. Er sagt, dass das Lachen gar nicht so anders klingt als bei 800 Menschen. Die Stille aber sei bei einem großen Publikum viel intensiver (vgl. Nuhr, Dieter: Interview „Wo treten Sie am liebsten auf?“).

Wenn so viele Personen ihre Aufmerksamkeit auf die Bühne richten und gespannt warten, wie es weitergeht, fließt pure Energie in seine Richtung. Mit dieser Energie wird seine Show noch besser, davon profitiert wiederum sein Publikum. Alle tanken Ihren Akku auf.

! Die Energie in Ihrer Batterie stellt Ihre Lebenskraft dar.

Die Sonne strahlt, wir tun es auch

Wenn wir über Menschen mit Ausstrahlung nachdenken, kommen uns oft Bilder von berühmten Persönlichkeiten und Schauspielern in den Sinn. Betritt einer dieser Menschen die Bühne, kann man diese Präsenz förmlich spüren. Es ist nicht nur deren Persönlichkeit, die strahlt wie eine kleine Sonne. Vielmehr ist dieser Mensch mit einem Feld aus Energie umgeben – genauso wie die Sonne ein Feld aus Wärmestrahlung in ihrem Umkreis erzeugt.


Nun ist es so, dass nicht nur berühmte Menschen eine Ausstrahlung beziehungsweise ein Feld um sich herum haben, sondern alle – auch Sie. Dieses Feld ist nicht sichtbar, dennoch ist es ein Teil von Ihnen. Es ist mal größer und mal kleiner. Sie spüren es, wenn Ihnen jemand zu nahe kommt, der kein Distanzgefühl hat, der Ihnen quasi auf die Pelle rückt. Sie haben es vielleicht schon gespürt, als der Mensch noch weiter entfernt war. Ihr Energiefeld ist nämlich größer als Sie denken.

! Jeder Mensch hat ein eigenes Energiefeld.

Kommen Sie mit anderen Menschen in Kontakt, überlagern sich die Felder. Das ist ganz natürlich, und solange Sie sich einander langsam annähern, ist das in Ordnung. Über Gespräche, gemeinsame Interessen und Unternehmungen lernen Sie sich im Laufe der Zeit kennen. Doch wenn Sie plötzlich mit fremden Menschen in Kontakt treten, ist all dies nicht vorausgegangen. Sie werden von dem, was andere mitbringen, überrascht. Völlig unterschiedliche Energiefelder berühren und überlagern sich. Hier prallen Welten aufeinander, wie es so schön heißt. Stellen Sie sich vor, Sie bekommen zusammen mit drei fremden Menschen einen Garten geschenkt. In dieser Gemeinschaft sollen Sie ohne Absprache, ohne weitere Worte, den Garten bestellen. Das Grundstück wurde nicht gevierteilt, es steht allen offen zur freien Gestaltung zur Verfügung. Die anderen drei und Sie beginnen nun, sich in die Arbeit zu stürzen, jeder nach seinen eigenen Vorstellungen. Wie wird wohl der Garten aussehen? Klingt das Ganze nicht jetzt schon verwirrend und konfus?


Genauso dasselbe geschieht mit den Energiefeldern, die wir ausstrahlen. Wenn sich verschiedene Felder beziehungsweise Interessen überlagern, kann schon mal ein wildes Durcheinander entstehen. Um sich nach einer solchen Begegnung wieder zu sammeln, brauchen Sie buchstäblich Raum für sich, einen Raum, in dem Sie sich wieder auf Ihre eigene Energie besinnen können und nicht mit den Feldern anderer in Kontakt kommen.

Die Energie der Gruppendynamik

Sobald mehrere Personen an einem Ort zusammentreffen, erzeugen diese gemeinsam ein Energiefeld. Um das zu verstehen, gehen wir noch einmal in die Situation eines Meetings hinein: In der Firma ist es üblich, an einem festen Wochentag ein Meeting abzuhalten. Donnerstags um 11 Uhr kommen die Mitarbeiter der Abteilung zusammen, um Informationen auszutauschen, damit alle auf demselben Stand sind. Eigentlich ist das Meeting allen lästig, die „normale“ Arbeit wird unterbrochen, und da sowieso alle zu wenig Zeit haben, müssen die liegengebliebenen Angelegenheiten später erledigt werden. Diejenigen Mitarbeiter, die pünktlich eintreffen, warten auf die Nachzügler. Diese führen noch eben schnell ein Telefonat zu Ende oder holen sich einen Kaffee. Dann stürzen sie in den Besprechungsraum, der zu eng ist und in dem es nicht genügend Stühle für alle gibt. Wie wird wohl die Stimmung in diesem Raum sein? Können Sie die grundlegende Gereiztheit erahnen? Die Leute fühlen sich körperlich unwohl und sind mit ihren Gedanken woanders.

Einige haben sogar Angst, denn als erstes wird der Chef auf die aktuellen Umsatzzahlen eingehen, die hinter den gesteckten Zielen zurückgeblieben sind. Den beiden Verkäufern im Team bricht der Schweiß aus, denn das Verkaufen fällt nun mal in ihren Verantwortungsbereich. Zwar sind die Zahlen auf dem hervorragenden Niveau des Vorjahres, aber es war eine weitere Steigerung um 15 % vorgesehen. Die Leistung, die im letzten Jahr noch toll war, ist jetzt nichts mehr wert, sie haben versagt. So beurteilt es der Chef nach seinem Muster und macht die beiden vor versammelter Mannschaft nieder. Die Schamröte steigt ihnen ins Gesicht, und die anderen Mitarbeiter werden immer kleiner auf ihren Sitzen.

In einer solchen Situation ist die Spannung spürbar. Es herrscht sozusagen „dicke Luft“. Man kann sie nicht sehen und doch fast mit den Händen greifen. Die Fenster sind geschlossen, die Luft ist verbraucht und steht im Raum. Parallel dazu steigt die Temperatur, die Menschen heizen sich gegenseitig auf. Wenn jetzt noch ein falsches Wort fällt, kocht die Stimmung über.

All diese Faktoren schaffen eine unangenehme Atmosphäre im Raum. Sie ist mit unseren normalen fünf Sinnen nicht zu erfassen und doch kann sie jeder wahrnehmen. Als sechster Sinn signalisiert unser Bauchgefühl, dass hier etwas nicht stimmt. Intuitiv reagieren wir auf die negative Stimmung, die alle Meeting-Teilnehmer gemeinsam erzeugt haben.

Wie ist dieses Energiefeld entstanden? Eine große Rolle spielt der enge Raum. Normalerweise halten Menschen körperlichen Abstand voneinander, sofern sie nicht zum engsten Familien- oder Freundeskreis gehören. Unter Kollegen würde man cirka eine Armlänge Distanz wahren. In dem kleinen Meetingraum ist das nicht möglich. Die ungewollte Nähe verursacht Unbehagen, da die Kollegen in die intime Zone eingedrungen sind. Die Energiefelder der einzelnen Personen überlagern sich.

Die meisten Mitarbeiter sind ohnehin schon gestresst, als sie den Raum betreten. Ihre Anspannung steigt weiter, als der Chef aus seiner Machtstellung heraus die beiden Verkäufer herunterputzt. In einer solchen Situation ist es sehr schwierig, dass Sie in Ihrer eigenen Stimmung bleiben. Selbst wenn Sie mit guter Laune in das Meeting gegangen sind, wird sich nach und nach Ihr Energielevel an das der anderen Kollegen anpassen.

Auch das selbständige Denken fällt nicht mehr so leicht. Eigentlich hatten Sie eine gute Idee, die Sie heute vorstellen wollten. Aber nachdem der Vorgesetzte seine Aggression an seinen Mitarbeiter ausgelassen hat, fühlen Sie sich klein. Sie trauen sich nicht mehr, aus dem Schutz der Gruppe herauszutreten und Ihren Vorschlag vorzubringen. Denn damit machen Sie sich angreifbar. Vielleicht war Ihre Idee ja doch gar nicht so gut. Ihre eigenen Gedanken verschwimmen und die Gruppendynamik hat die Überhand gewonnen.

Ist das vielleicht der eigentliche Sinn des wöchentlichen Meetings? Sicher werden alle Mitarbeiter auf denselben Stand gebracht. Aber es geht nur vordergründig um den Informationsaustausch. Auf einer tieferen Ebene findet eine Machtdemonstration statt. Der Chef hat seinen Standpunkt klar gemacht und die einzelnen Personen auf den Kurs der Firma eingestimmt. Nicht umsonst spricht man von der Corporate Identity, der Firmenidentität, der sich das Individuum unterordnet.

! Gruppen erzeugen ein eigenes Energiefeld.

Energieraub – der perfekte Coup

Mit dem Akku in uns reagieren wir wie ein batteriebetriebenes Gerät. Verbrauchen wir viel Energie, kommen wir in unseren „roten Bereich“ und laufen auf Reserve. Dann ist es Zeit, sich aufzuladen. Wenn wir auf Dauer mehr Energie verbrauchen als uns guttut, müssen wir immer mehr und immer länger an unserer Ladestation auftanken.

Der Energieverbrauch ist mit unserem Verhalten und unseren Tätigkeiten verbunden. Wenn Sie das Gefühl haben, Sie verbrauchen zu viel Energie, ist es sinnvoll, sich in einer Alltagswoche einmal selbst zu beobachten. Womit laden Sie Ihre Energie auf und was kostet Energie? – Ihre Batterie können Sie ganz allein füllen oder dafür in Kontakt mit anderen Menschen treten. Ein schönes Telefonat mit einer Freundin hilft zum Beispiel beiden Gesprächspartnern. Sie laden auf angenehme Art und Weise Ihren Akku auf.

In dem Meeting aus dem vorigen Kapitel geschieht etwas anderes. Ein Vorgesetzter nutzt seine Position aus und demotiviert seine Mitarbeiter unangemessen. Vermutlich geht es ihm danach besser, er hat seine Batterie dadurch wieder aufgeladen, dass er seinen Mitarbeitern Energie weggenommen hat. Hier hat ein Energieraub stattgefunden. Für viele Menschen ist das die einzige Möglichkeit, ihre Batterien aufzuladen.

Es ist wichtig, seinen eigenen Energieverbrauch beziehungsweise Energieverlust kennenzulernen. Denn Energieräuber lauern überall. Sie sind mitten unter uns, oft da, wo wir es nicht erwarten. Unauffällig zapfen sie uns an und entladen unseren Akku.

Das ist mit einer vor Kraft strotzenden Lokomotive vergleichbar. Sie hat zu Beginn nur zwei Wagons im Schlepptau und zieht elegant auf den Gleisen entlang, doch nach und nach werden ganz nebenbei weitere Wagons angehängt. Die kraftvolle Lokomotive zieht Trittbrettfahrer und Menschen an, die sich am liebsten huckepack tragen lassen. Schon bald sieht die Lokomotive nicht mehr so elegant aus. Ihre Kraft hat trotz regelmäßiger Ladezeit nachgelassen. Frustriert denkt sie an ihren früheren Elan zurück und bemerkt nicht, dass sie mittlerweile 20 Wagons zieht. Sie möchte noch bessere Batterien haben, um mehr Energie speichern zu können. Doch die offensichtliche Lösung erkennt sie nicht: Wie wäre es, den einen oder anderen Wagon abzukoppeln!

Energieräuber tarnen sich, doch sie hinterlassen Spuren. Treten diese Spuren geballt auf, lässt sich ein Muster erkennen. Denn auch sie tun immer das Gleiche.

! Überlegen Sie: Bei welchen Menschen fühlen Sie sich wohl und wer verursacht bei Ihnen Unbehagen? Wer oder was raubt Ihnen Energie? Was tut Ihnen gut und was nicht?


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