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Vorwort

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Wie fange ich einen Ratgeber an? Am besten bei mir und was mich dazu qualifiziert, ihn zu schreiben.

Ich bin Mitte Dreißig, habe studiert und war viele Jahre ein Muster-Arbeitnehmer. Kein Überflieger, aber mit Herzblut bei der Sache. Unbezahlte Überstunden, kein Problem. Ich war jung und idealistisch. Plante so gut vorausschauend, wie es eben geht: in einem Unternehmen aufsteigen, dann an Wechsel denken; wo muss ich hin, um mich weiter zu entwickeln? Was brauche ich dafür? Wenn es mal schlecht lief, durchbeißen. Bloß nicht kündigen, ohne was Neues zu haben. Ein paar Jahre bleiben – bloß nicht zu kurz hintereinander wechseln – sonst sieht es im Lebenslauf komisch aus. Befristete Verträge? Nun, wenn es die einzige Chance ist, den nächsten Schritt zu gehen, okay. Immer schauen, dass alles Sinn ergibt. Lebenslauf vor persönlichen Bedürfnissen, sonst landet man auf der Straße. Das hatte ich gelernt und daran hielt ich mich.

So gut es ging, muss ich dazu sagen. Wo fing die Misere an? Nun, ich habe geheiratet. Als Frau heute nach wie vor ein Problem. Denn ab diesem Zeitpunkt erwarten die Arbeitgeber, dass Sie schwanger werden. Dass heutzutage viele Unverheiratete in ihrer Beziehung Kinder bekommen, ist zwar normal, aber dennoch ist vermeintlich nichts ein deutlicheres Zeichen für den Beginn der Familienplanung als eine Hochzeit. Immer noch. Und es ist immer noch überwiegend die Frau, die zu Hause bei den Kindern bleibt. Insbesondere, wenn kein Kita-Platz zu finden ist. Das will kein Arbeitgeber aushalten müssen, wenn er es vermeiden kann. Selbstverständlich ist das reine Spekulation, aber es ist schon seltsam, wenn die Firma Ihnen als Hochzeitsgeschenk die Kündigung überreicht. Klar, es ging ihnen wirtschaftlich nicht so gut, aber sobald ich draußen war, gab es neue Aufträge. Ein Schelm, wer Böses denkt.

Ab da viel es mir sehr schwer, wieder Fuß zu fassen in der Arbeitswelt, wie sie mir von meiner älteren Verwandtschaft beschrieben wurde. (Wohlwissend, dass diese schöne Arbeitswelt mit festen Arbeitsplätzen, geregelten Arbeitszeiten zu anständigen Konditionen und geradlinigen Karrieren für viele Mitmenschen längst nicht mehr der Realität entspricht.) Denn was für meinen ehemaligen Arbeitgeber galt, galt natürlich auch für die meisten anderen. In drei Jahren habe ich dann fast 500 Bewerbungen geschrieben, etliche Gespräche geführt und Einblick in Start-ups, mittelständische Unternehmen sowie internationale Konzerne gehabt.

Dabei habe ich wertvolle Erfahrungen sammelt, die ich gerne mit Ihnen teile. Insofern ist dies nicht „noch so ein“ Bewerbungsratgeber, sondern auch eine sarkastische, subjektive Analyse des deutschen Arbeitsmarkts bzw. der Bereiche, die ich von ihm gesehen habe. Inklusive eines Bündels an grotesken, teils surreal anmutenden Geschichten, die meine Einstellung erodiert haben. Heute denke ich über viele Dinge anders.

Aber machen Sie sich Ihr eigenes Bild. Ich versuche, hier eine Bestandsaufnahme dessen zu machen, was ich erlebt habe. Wieviel davon überspitzt und pointiert ist, überlasse ich Ihren Mutmaßungen. Ich möchte dazu nur soviel sagen: Jede Geschichte hat ihren wahren Kern, aber selbstverständlich erzähle ich Ihnen diese durch meine subjektive Brille. Deshalb erhebe ich keinen Anspruch auf objektive Wahrheit. Gut möglich, dass Sie zu anderen Schlussfolgerungen kommen als ich. Ich wollte es mir nur einmal von der Seele schreiben.

Außerdem: sämtliche Bezeichnungen richten sich an alle Geschlechter. Ich habe aber zugunsten der Lesbarkeit auf Aufzählungen verzichtet.

Bewerben ist nichts für Anfänger

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