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Stellenanzeigen

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Jede Jobsuche beginnt üblicherweise mit einer Stellenanzeige. Und mit der Auswahl eines Jobportals, von denen es so viele wie Sand am Meer gibt. Sie haben also die Qual der Wahl. Ich mache es meistens so, dass ich regelmäßig bei 2-3 größeren, einschließlich beruflichen Social Media-Netzwerken, reinschaue und darüber hinaus noch bei 2-3 kleineren oder spezialisierten Jobbörsen, ggf. auch die Stellenausschreibungen bei Fachmagazinen durchstöbere.

Es hat sich für mich gelohnt, Jobportale eine zeitlang zu vergleichen, damit ich diejenigen identifizieren konnte, die die für mich relevantesten Stellen listete. Natürlich ist das keine Garantie, dass das auch in Zukunft so sein wird. Allerdings spart es mir Zeit und solange ich passende Angebote finde, ist das für mich ausreichend. Ansonsten gibt es noch Meta-Jobsuchmaschinen, die mehrere Jobbörsen für Sie durchforsten. Aber das sind meistens nur kleinere, so dass ich lieber bei der direkten Suche in ausgewählten Portalen geblieben bin. (Immerhin zahlen die Unternehmen locker mehrere hundert Euro für eine einzige Stellenanzeige, bei großen Portalen noch mehr. Wer sich das leisten kann, ist vermutlich ein größeres Unternehmen als diejenigen, die ausschließlich bei der Arbeitsagentur kostenlos inserieren. Aber dazu später mehr.)

Der erste Blickfang, nachdem Sie die Suchmaske mit Stichwort und Ort gefüttert haben, ist der Jobtitel. Man sollte meinen, das sei leicht. Weit gefehlt. Nicht jedes Unternehmen hat die Fähigkeit, interne Jobbezeichnungen für Außenstehende zu „übersetzen“. Einfach als Übersetzungsfehler zu erkennen ist Buchstabensalat, der auf internen Abkürzungen beruht; wobei ich dies wirklich selten gesehen habe. Am häufigsten im Bereich des Öffentlichen Dienstes, z.B. „Referat II/4“. Was den Nachteil mit sich bringt, dass solche Anzeigen in Ihrer Schlagwortsuche gar nicht erst auftauchen.

Schwieriger abzuschätzen, ob ein Job für Sie relevant ist, wird es bei Abstufungen, z.B. Manager III. Wo beginnt die Skala? Bei Stufe drei, ähnlich einer Sportlerehrung, mit Bronze? Dann wären II und I besser bzw. höherwertig. Oder beginnt die Skala umgekehrt bei eins, und Stufe II und III sind erfahrener? (Tipp: Üblicherweise letzteres, wobei Junioren sogar eher unter Stufe I anzusiedeln sind.)

Kaum ersichtlich ist es dagegen anhand des Titels, wenn die Jobbezeichnung und die Jobbeschreibung objektiv nicht zusammen passen. So hatte ich einmal den Fall, dass eine betitelte Assistenten-Stelle mit vollumfänglicher Planungs-, Budget- und Kontrollverantwortung ausgestattet war. Also keinesfalls eine Assistenz, sondern die Leitung eines Standorts. Auf Grund der Organisation des Unternehmens unterstanden jedoch die einzelnen Leiter einem Länderchef, weswegen sie intern als dessen „Assistenten“ geführt wurden. Kein Wunder, dass die Stelle lange unbesetzt blieb… In kleineren oder hierarchisch strenger strukturierten Firmen kommt häufig auch der umgekehrte Fall vor, nämlich dass ein Manager nicht die Befugnisse hat, die „handelsüblich“ sind. Aber das finden Sie vermutlich frühestens in einem Gespräch heraus. Bleiben wir zunächst bei den Anzeigen.

Ist die Hürde der Jobbezeichnung genommen und haben Sie auf die Anzeige geklickt, kommen Sie zur Stellenbeschreibung. Man sagt, ca. 60-70% sollte Ihr Profil mit dem gewünschten übereinstimmen, damit eine Bewerbung aussichtsreich ist. Denn oft, aber das ist nichts Neues, suchen Unternehmen nach der Eier legenden Wollmilchsau.

Manchmal fühle ich mich regelrecht erschlagen von den Anforderungen und Aufgaben, die in der Anzeige aufgeführt werden. Das kann bedeuten, dass das Unternehmen selbst nicht weiß, was es will. Am deutlichsten wird es, wenn das Unternehmen mehrere, sehr ähnliche Stellen ausgeschrieben hat. Das kann im weiteren Verlauf zu einem Problem werden, auf das Sie aber leider wenig bis keinen Einfluss haben. Insbesondere bei neu geschaffenen Positionen im Unternehmen ist die inhaltliche Ausrichtung der Stelle häufig unklar. Eine Strategie ist daher, die Position möglichst breit auszuschreiben – sowohl inhaltlich als auch von den Jobbezeichnungen her, um dann anhand der Bewerber und deren Expertise die Ausrichtung festzulegen. Sie müssten schon wissen, wo im Unternehmen die Knackpunkte sind, um sich und Ihre Pläne für die Ausgestaltung der Rolle so zu inszenieren, dass Sie unsichere Personaler und Vorgesetzte überzeugen.

Jedenfalls sind die Aufgaben manchmal stichpunktartig umrissen, manchmal ausführlich geschildert. Eine Gewichtung ist oft schwierig zu erkennen. Machen Sie sich bewusst, dass die Ausschreibung nicht allumfassend oder ganz akkurat ist. Sie dient dazu, Ihnen eine Idee der Position zu geben. Und in der Psychologie weiß man längst, dass man die Grenzen einer formellen Rolle mit seiner Persönlichkeit über- oder unterschreiten kann. Wenn Ihnen eine spezielle Aufgabe viel bedeutet, fragen Sie spätestens im Gespräch nach deren Stellenwert. Manchmal sind die Aufgaben ohnehin nicht in Stein gemeißelt, sondern können in einem gewissen Rahmen auf den neuen Mitarbeiter zugeschnitten werden. Also haben Sie keine Scheu, über Ihre Vorstellungen zu sprechen, wenn Sie sich welche leisten möchten. Das verhindert, dass Sie später enttäuscht sind.

Interessant ist neben Aufgaben und Profil auch die Tonalität der Anzeige. Inzwischen gehen Unternehmen dazu über, hier bereits die Adressaten zu duzen oder die Anzeige auf englisch zu schalten. Das kann ich verstehen, wenn man gerne englische Muttersprachler anziehen möchte. Wobei mir dann schleierhaft ist, warum man in Deutschland in Jobbörsen inseriert, die zu 99% auf deutsch gehalten sind. Ich habe den Eindruck, manche Konzern sind hier zu bequem, die Anzeigen übersetzen zu lassen oder haben für ihre deutschen Beschäftigten gar keinen deutschsprachigen Personaler. Bei kleinen Firmen kann ich das noch gelten lassen, bei größeren bekommt es einen komischen Beigeschmack.

Ich war selbst schon in einer Firma, in der die Personalabteilung in keinem der deutschen Standorte vertreten war, geschweige denn überhaupt ein Ansprechpartner. (Außer dem Chef, der natürlich erstens viele andere Dinge um die Ohren hat, zweitens kein Spezialist in Personalfragen ist, und man drittens bei machen Fragen vielleicht nicht gleich den Weg über den Vorgesetzten gehen möchte.) Es war damals sehr schwierig, bestimmte Sachverhalte der deutschen Arbeitnehmerrechte verständlich zu machen bzw. durchzusetzen. Und dabei spreche ich noch gar nicht von Betriebsrat o.ä. Es waren teils nur Kleinigkeiten, die für andere Länder schwer begreiflich waren. Das machte es mühsam. Seither lege ich Wert auf eine deutsche Personalabteilung, und die sollte auch in der Lage sein, eine Stellenanzeige auf deutsch zu formulieren. Für mich gehört es inzwischen zu den ersten Kriterien, nach denen ich Unternehmen auswähle. Das heißt, wenn ich gerade in der Lage bin, mir diesen Luxus zu erlauben. Aber auch dazu später mehr.

Bei duzenden Texten handelt es sich entweder um Stellen für junge Menschen, d.h. Berufseinsteiger, Praktikanten, Studenten. Oder das Unternehmen möchte besonders cool, kollegial, frisch rüberkommen. Dennoch trügt meistens der Schein. Mehrfach ist es mir passiert, dass ich in ähnlicher Tonalität antwortete, nur um eine Mail mit der Anrede „sehr geehrte Frau“ zu erhalten. Sei es, weil die Firma keine Zeit und Muße hatte, die Standardtexte ihrer Recruiting-Software anzupassen, oder weil sie doch nicht so cool sind, wie sie gerne glauben machen möchten. In beiden Fällen nicht optimal. Seitdem bin ich jedenfalls äußerst zurückhaltend, was Abweichungen von der förmlichen Norm angeht, und bin damit, soweit ich es beurteilen kann, auch bei vermeintlich coolen Unternehmen gut gefahren. Wenn die Duz-Kultur tatsächlich so ausgeprägt ist, wird es spätestens beim ersten Kontakt geklärt.

Selbstverständlich gibt es auch den umgekehrten Fall, in dem ich in Rückmeldungen von Firmen einfach ungefragt geduzt wurde, ohne dass in der Anzeige etwas darauf hingedeutet hätte. Ich kann das Klischee bestätigen, dass es sich hier um Agenturen oder Start-ups handelt; zumindest war es bei mir immer eins von beiden. Ich persönlich finde es nett, wenigstens gefragt zu werden, anstandshalber. Und wer es an dieser Stelle bereits mit dem Anstand nicht so genau nimmt… Nun, das passt nicht zu mir. Ob es für Sie in Ordnung wäre, müssen Sie entscheiden.

Wenn ich eine Anzeige gefunden habe, die mich anspricht, informiere ich mich als nächstes über das Unternehmen. Denn, und das ist mein Eindruck, auch wenn es die Arbeitgeber nicht glauben wollen: 80% der inserierenden Unternehmen lernen wir erst durch die Ausschreibung kennen – selbst wenn die Firma Marktführer ihrer Sparte ist (und das behaupten sie alle), haben wir noch nie zuvor von ihr gehört. Egal, was wir vielleicht im Anschreiben erzählen.

Eine Anlaufstelle ist natürlich die Website, außerdem sämtliche Social Media-Kanäle des Unternehmens. Sieht es seriös aus, ist es ordentlich gepflegt, wie ist der Umgangston? Mein Kriterium an dieser Stelle ist die Datenschutzerklärung auf der Website. Es gibt kein Unternehmen, das nicht in irgendeiner Form seine Besucher analysiert. Dazu müssen Unternehmen eigentlich einen Passus in ihre Datenschutzerklärung einfügen. Bzw., zuerst sollte überhaupt eine solche Erklärung vorhanden sein (zur Not auch im Impressum), theoretisch aber mit zwei bis drei Klicks erreichbar. Sie glauben gar nicht, wie viele diese gesetzliche Pflicht nicht umsetzen. Entweder, weil sie es nicht wissen, oder, weil es sie nicht schert. Im schlimmsten Fall, weil sie es bewusst nicht wollen. Sie können sich ausrechnen, welche Art von Führung Sie dort erwarten dürfen. (Denn eine Website ist als Außenauftritt üblicherweise zumindest in der Nähe der Geschäftsführung angesiedelt.) Ich möchte dort sicher nicht mehr arbeiten.

Vergessen Sie übrigens Bewertungsportale, wenn Sie sich über einen potenziellen Arbeitgeber informieren möchten. Arbeitgeber wissen längst, dass es vorteilhaft ist, dort mit guten Bewertungen vertreten zu sein. Entsprechend werden alle Hebel in Bewegung gesetzt: von selbst geschrieben Einträgen über „betreutes Ausfüllen“ im Mitarbeitergespräch und „Bitte“ an die Praktikanten (natürlich bevor sie ihr Zeugnis erhalten) bis hin zu Beschwerden bei den Portalen über „Verleumdungen“) reichen die Mittel der Unternehmen. Vergessen Sie auch die vermeintliche Neutralität dieser Portale. Firmen zahlen dafür, dass sie sich mit einem Profil auf diesen Portalen präsentieren dürfen. Würden Sie sich nicht auch eher Ihren Kunden verbunden fühlen, die schließlich Ihr Gehalt (mit-) zahlen, als anonymen Nutzern?

Abgesehen davon sind die Portale verpflichtet, auf Beschwerden zu reagieren und substanzlose Verleumdungen (die schließlich auch ein Konkurrent hätte schreiben können) zu löschen. Die Lösung kann dann z.B. so aussehen, dass eine schlechte Bewertung gelöscht wird, wenn der Verfasser nicht nachweist, dass er tatsächlich für die bewertete Firma gearbeitet hat. Aber mal ehrlich: würden Sie sich die Mühe machen, einem Bewertungsportal Ihren Arbeitsvertrag als Beweis zu schicken, nachdem Sie sich bereits mit der Bewertung abreagiert hatten? Zumal Sie vermuten könnten, dass die Firma es vielleicht sowieso nicht dabei belässt? Sie dürfen also davon ausgehen, dass die Firmen in den Bewertungsportalen immer wesentlich besser dastehen, als es hinter der Fassade aussieht.

Ein deutlich besserer Indikator ist hier die Häufigkeit der Ausschreibung derselben Stelle. (Dies ist, soweit ich das sehe, aber auch der einzige Vorteil, über einen langen Zeitraum regelmäßig Anzeigen zu scannen.) Denn im Gegensatz zu „Dauerbrennern“ in den Stellenanzeigen, die ich nur als Werbung abstempele, fällt doch auf, wenn ein bestimmtes Unternehmen jedes halbe Jahr bis Jahr dieselbe Position ausschreibt. Quasi immer zum Ende der Probezeit bzw. des ersten Vertragsjahres. In diesem Fall werde ich misstrauisch. Natürlich ist mir bewusst, dass nicht viele monate- oder jahrelang vor einem Wechsel die Jobbörsen prüfen, um Arbeitgeber mit hoher Fluktuation auf der gesuchten Position zu identifizieren. Aber wer kann – oder, wie ich, musste – sollte darauf achten.

Etwas anderes sind die erwähnten Dauerbrenner. Manche Firmen nutzen Stellenanzeigen quasi als Werbeflächen. Sozusagen, damit Sie den Namen einmal gehört haben. Nicht immer schalten die Unternehmen dabei aber Anzeigen, die im Voraus für ein Jahr gebucht werden. Es kann daher gut sein, dass Sie eine Bewerbung verschicken und der perfekte Kandidat wären, nur ist die Stelle tatsächlich gar nicht zu besetzen. Rechnen Sie mit ca. 15% Werbe-Anzeigen.

Dennoch dauert es auch bei den ernst gemeinten Ausschreibungen hin und wieder lange, bis diese aus den Stellenbörsen verschwinden, zum Teil aus den oben genannten Hürden. Es ist für Sie als Außenstehenden daher nicht möglich, zu unterscheiden, was hinter eine Anzeige steckt. Daher habe ich mich immer beworben, wenn mich die Stelle interessiert hat. Weniger als eine Absage kann es nicht werden.

Ich habe mir einmal den Spaß gemacht, nach einer Absage bei einem Unternehmen, das dieselbe Position (inzwischen jahrelang!) ausschrieb, nachzufragen, ob ich nicht die Arbeit machen könne, bis der perfekte Kandidat gefunden sei. Die Antwort: zum einen habe man dermaßen viele Bewerber, dass sich der Prozess auf Grund der Fülle ziehe. (Ja, ok, aber warum sollte man dann noch Geld für die weitere Schaltung der Anzeige zahlen, zumal durch die sich anhäufenden Bewerbungen überflüssiger Aufwand entsteht???) Zum anderen sei man an einer langfristigen Lösung interessiert, weshalb es nach außen durchaus einen zähen Eindruck machen könne.

Ob das wirklich ernst gemeint ist? Sollte dem so sein, steht der deutsche Perfektionismus der Produktivität im Weg. Oder liegt es daran, dass es hierzulande immer noch dramatisch ist, in der Probezeit doch herauszufinden, dass man nicht zusammen passt? Spoiler: Was bei den Stellenanzeigen beginnt, setzt sich in den Gesprächen fort…

Ich weiß, Einarbeitungszeit kostet Geld. Nicht gemachte Arbeit bzw. Aufgaben, die liegenbleiben, allerdings auch. Vielleicht können sich Firmen ein solches Verhalten aber leisten, weil es immer Kollegen gibt, die sich, gutmütig und zum Wohle der Firma, für zusätzliche Arbeit einspannen lassen. Ich habe Menschen gesehen, die nach monatelanger Arbeit für drei kurz vor dem Burn-out standen. Logischerweise. Wurde es ihnen gedankt? Nein. Firma hat Geld gespart, prima. Auf dieser Seite der Rechnung stehen nur die Lohnsausgaben, nicht die Gewinne, die man durch bessere Kundenbetreuung o.ä. mit mehr – und dadurch aufmerksameren – Beschäftigten hätte zusätzlich erwirtschaften können. Aber zu diesem Thema kommen wir noch.

Ist jedenfalls eine Anzeige ansprechend und können Sie sich mit dem Unternehmen anfreunden, ist der nächste Schritt die Bewerbung.

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