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Vorgeschichte in der Schweiz

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Vorgeschichte in der Schweiz

Im April 2011 heirate ich, im Alter von 27 Jahren, in kleinem Kreise, meinen vermeidlichen Traummann. Der anfängliche Rosenkavalier, entpuppte sich aber schon nach wenigen Monaten als unaufmerksamer Ehemann. Wir lebten in einer kleinen Gemeinde im Kanton Zürich in einem Mehrfamilienhaus. Immer öfters klopfte bei uns der Vermieter, weil sich die Nachbarn über meinen Mann beschwerten. Hauptgrund hierfür lag darin, dass er fortwährend in der Wohnung rauchte. Alle anderen Bewohner, inklusive mir, waren Nichtraucher. Unzähligen Versuche, ihn zur Suchtbefriedigung nach draußen zu schicken, blieben Erfolglos... und die Beschwerden prasselten beinahe täglich auf mich ein. Doch das Rauchen stellte bei weitem nicht das einzige Problem dar. So weigerte er sich zum Beispiel auch, als Einziger, die gemeinsame Grünfläche einmal im Monat zu mähen, beziehungsweise im Winter den kurzen Weg zur Straße vom Schnee zu befreien. Um Streit zu vermeiden, übernahm ich diese Aufgaben. Zu allem Überfluss quartierte er irgendwann auch spontan einen Teil seiner Familie bei uns ein, selbstverständlich ohne Rücksprache mit dem Vermieter. So lebten wir über Wochen mit 16 Personen, darunter Frauen, Männer und Kinder, in unserer bescheidenen 2 Zimmerwohnung. Natürlich stand bald wieder der Vermieter auf der Matte. Ich versuchte zu beschwichtigen und versprach, dass die Familie bald ausziehen werde. Ein anderes Mal, mitten im Winter, kam er mit seiner Familie mit ‘einem Einkaufswagen nach Hause. Selbstverständlich ließ er ihn vor der Haustüre stehen und dachte nicht daran ihn zurückzubringen. Erneut tauchte unser genervter Vermieter auf. Die Familie meinte nur, mein Mann würde sich schon kümmern. Wutentbrannt schnappte ich mir den Wagen und schob ihn etwa eine halbe Stunde zum entsprechenden Geschäft zurück. Endlich verließ uns seine Familie wieder und ich atmete auf. Doch für mich verbesserte sich kaum was. Mein Mann verbrachte kaum noch Zeit zu Hause. Es begann mit Ausreden. Er kam nur noch jeden zweiten Tag vorbei, dann nur noch einmal die Woche und zuletzt einmal im Monat. Selbst wenn er sich mit in der Wohnung befand, existierte ich nur, um ihm bei irgendwas zu helfen. Ansonsten ignorierte er mich komplett und ließ sich durch nichts von seinem Handy ablenken. Ich fühlte mich wie ein Besen, den man in die Ecke stellt und nur rausholt, wenn man wischen will.

Jedes Mal, wenn ich Theater machte und mit Scheidung drohte, besserte sich sein Verhalten für kurze Zeit. Er brachte dann sogar ab und an ein Geschenk und versprach mir das Blaue vom Himmel. Irgendwann konnte ich diesen gutaussehenden, jungen Mann nicht mehr sehen. Sein Verhalten ließ ihn in meinen Augen auch optisch hässlich werden. Am 29.4.2016 reichte es mir endgültig. Ich verlangte die Scheidung, via WhatsApp Nachricht, da er ja nie auftauchte. Es folgten wortreiche Entschuldigungen und Versprechungen, doch selbst da hielt er es nicht für nötig daheim aufzutauchen. Ich beharrte auf meiner Entscheidung, was mir einige Schwierigkeiten einbrachte. Da ich mich während unserer Ehe, auch auf seinen Wunsch, ausschließlich um den Haushalt kümmerte, stand ich nun komplett mittellos da. Mein Mann gab mir auch während der Ehe nie freiwillig Geld, obwohl er sehr gut verdiente, doch da konnte ich wenigstens, in bescheidenster Form, noch das Nötigste einkaufen. Außerdem erhielt ich die Kündigung, weil mein Mann die Miete schon seit Monaten nicht mehr bezahlte. Geknickt und voller Scham, meldete ich mich beim Sozialamt. Doch Hilfe gab es vorerst keine, es hieß nur, dass mein Mann nach wie vor unterhaltspflichtig sei. Ohne Internet, mit einem Fuß schon in der Obdachlosigkeit, nach jahrelanger Arbeitslosigkeit und erheblichen Schulden bei der Krankenkasse. Da mein Mann sich weigerte, diese zu bezahlen, suchte ich verzweifelt eine neue Wohnung und eine Anstellung.

Das Ende vom Lied, mein Mann stimmte dann doch noch der Scheidung zu, doch ich landete im Heilarmeeheim. Gott sei Dank nicht lange. Nach zwei Wochen bezog ich ein kleines Studio.

Fazit dieser Ehe? Fast 5 Jahre Stress, Unzufriedenheit, Depression und eigentlich alles verloren, was ich besaß, plus Schulden dazu gewonnen. Viele werden nun sagen, ich sei selber Schuld gewesen und dass mag sogar stimmen, doch die rosarote Brille der Liebe, ist manchmal einfach nur sehr schwer abzubekommen.

Stress... ein entscheidender Faktor für verschiedenste Krankheiten... auch ein Mitschuldiger für meine spätere Diagnose?

Natürlich war mein Bedarf an Männern erstmal gedeckt. Doch das änderte sich schneller als gedacht, als er auftauchte. Mich überzeugte nicht sein Äußeres, sondern vielmehr seine Art, sein Charme, der Humor und die gemeinsamen Ziele für die Zukunft. Im Februar 2017 heiratete ich erneut, in kleinem Kreise. Es war alles anders. Ich vertraute meinem Mann von Anfang an zu 100 %, verhielt mich ihm gegenüber nicht mit meiner typischen Schüchternheit und konterte direkt wortgewandt seinen speziellen Humor. Er zog zu mir in mein bescheidenes Studio.

Das Dorf lag in der Nähe einer Stadt. So kam man schnell überall hin, konnte aber die Ruhe und den Charme des Landlebens genießen. Der nahe gelegene Wald lud zu ausgiebigen Spaziergängen in der freien Natur ein. So verbrachten mein Mann und ich, vor allem im Sommer und Frühling, viel Zeit an der frischen Luft. Die Harmonie in unserem Leben wurde ausschließlich durch das Migrationsamt getrübt. Trotz zahlreicher Gegenbeweise warf man uns eine Scheinehe vor, ohne aber von Amts wegen etwas zur Überprüfung dieses Vorwurfes zu unternehmen. Das normale Prozedere beinhaltet zum Beispiel eine Wohnungskontrolle und eine polizeiliche Befragung, doch nichts davon wurde angeordnet. Je länger diese ungewisse Situation anhielt, umso unerträglicher wurde sie und unser Stresspegel stieg stetig. Das Problem erreichte seinen Höhepunkt, als mein Mann seinen kranken Vater in seiner Heimat besuchte und ihm die Rückreise in die Schweiz verweigert wurde.

Monatelang kämpfte ich, mit unserem Anwalt, alleine gegen diese Entscheidung. Doch keine Chance, die Behörden blieben knallhart. Ausgelaugt und verzweifelt besuchte ich meinen Mann. Schon bei meinem vorherigen Aufenthalt verliebte mich in das Land und natürlich auch in seine reizende Familie. Ich tankte neue Kraft und genoss meine Ferien. Doch der Abschied fiel umso schwerer. Nichts, aber auch gar nichts zog mich zurück in die Schweiz, schon gar nicht alleine, aber nach einem Monat saß ich im Flugzeug Richtung Heimat.

Die Trennung von meinem Mann und das Theater mit dem Migrationsamt, erhöhten den Stresspegel ins Unermessliche.

Stress, wie bereits erwähnt ein nicht zu verachtender Faktor für Krankheiten, auch für Krebs.

Im Frühling 2018 suchte ich schließlich aufgrund eines anhaltenden Ziehens im Unterbauch meine Gynäkologin auf. Dabei erörterte ich auch unseren unerfüllten Kinderwunsch, so wie die Tatsache, dass ich in der Vergangenheit zwar einmal von meinem Exmann schwanger war, das Kind allerdings anfangs dritter Monat verlor, eine sehr schmerzhafte und traurige Erfahrung für mich. Die Frauenärztin, eine sehr nette und freundliche Person, nahm sich Zeit und klärte mich über mögliche Ursachen auf. Es folgte ein vaginaler Ultraschall, auf dem etwas komisch erschien. Nachdem ich eine mögliche Frühschwangerschaft definitiv verneinen konnte, diagnostizierte meine Gynäkologin Gynäkologin eine Zyste an der Gebärmutter. Auf meine Nachfrage, ob dies ein Grund für eine ausbleibende Schwangerschaft sein konnte, erklärte sie mir, dass dies zwar nicht ausgeschlossen, aber doch sehr unwahrscheinlich, sei. Ich bekam ein Medikament, dass eine starke Blutung auslösen sollte, zum Ausschwemmen der Zyste. Obwohl ich ansonsten tunlichst die Finger von Tabletten lasse, nahm ich diese nun brav, gemäß ärztlicher Verordnung, ein. Den darauffolgenden Kontrolltermin musste ich erstmal absagen, da die Blutung erst an dem Morgen einsetzte. Endlich wieder in der Praxis folgte ein kurzes Gespräch und ein weiterer vaginaler Ultraschall. Die Zyste war zwar um einiges geschrumpft, jedoch nicht komplett verschwunden. Die Ärztin sah darin aber kein Problem und entließ mich mit der Gewissheit, gesund und gebärfähig zu sein... Löste sich die Zyste damals wirklich auf? War es wirklich eine Zyste? Oder der Anfang der Schockdiagnose? Ich weiß es nicht.

Psychisch war ich inzwischen ein komplettes Frack. Depressionen und Wutanfälle gehörten zu meinem finsteren Alltag. Manchmal schrie ich meinen Mann am Telefon wegen Nichts an, schaltete das Handy aus, weinte, schmiss mit Sachen. Kompletter Kontrollverlust, welcher eines Tages darin mündete, dass ich mich in einem Anfall von Selbsthass würgte und mir anschließend den Hals und das Dekolleté zerkratzte. Entsetzt über mich selber rief ich bei einem Psychiater in der Nähe an und bekam einen Notfalltermin. Er diagnostizierte eine posttraumatische Belastungsstörung mit Schlafstörungen. Die folgenden regelmäßigen Gespräche änderten zwar nichts, aber ich fühlte mich danach jeweils etwas besser. Obschon ich die Antidepressiva nicht nahm, stabilisierte ich mich langsam wieder auf niedrigem Niveau.

Depressionen... vielleicht auch ein Grund, für die später auftretende überdeutliche Warnung meines Körpers (Krebs)?

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