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Wasserwirsch

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Und es war einmal vor langer, langer Zeit ein Goldfisch namens Goldfisch, der wohl einer der ganz wenigen gewesen, wenn nicht sogar der einzigste, der jemals mit annähernd zweihundert Stundenkilometern über die Landstraßen gechoppert war, ein hochzivilisierter Bursche, der sich ohne weiteres auch einen Winter hindurch einfrieren lassen konnte, um im Frühling wieder muntere weite Kreise in seiner glasklaren Welt zu ziehen, immer auf der Suche nach nahrhaften Flocken und Fortpflanzungsgelegenheiten. Dabei nahm er wahrlich große Risiken auf sich, besonders auf den langen Wegen in die tropischen Zonen.


So erreichte er eines schönen Tages den Rand einer ausgedehnten Salzwüste, wo er hoffte vielleicht einigen pikanten Heringsdamen oder rolligen Möpsen begegnen zu können. Barsch fuhr man ihn plötzlich in einem verträumten Augenblick und überraschend von der Seite an. Eine Gruppe kross gebackener Fischstäbchen, die als Hüter der Schwelle den wüsten Streifen entlang patrouillierten stellte ihn zackig zur Rede, was er denn hier zu suchen habe und er solle sich doch gefälligst sofort aus dem Staub machen, bevor sie ihm noch die Gräten brechen müßten. Goldfisch aber ließ sich davon nicht im Geringsten einschüchtern und antwortete frech, sie sollten nunmal nicht so vorwitzig sein und zusehen, daß sie schnellstwendend Land gewännen, bevor er sich aufregte und sie nach Bremen oder Hamburg schicken oder gar kielholen würde. Sichtlich beeindruckt zogen die Panierten sich daraufhin zurück und ihrer Wege.


Dieser Zwischenfall hatte ihn nun doch an seiner naturgegeben Neugierde gekitzelt und er beschloß, in dieser Sache bis auf den Grund zu tauchen, kieme da was wolle. Den kürzesten Weg wählend folgte er der frisch aufgewühlten Strömung entgegen und gelangte bald zu einer Oase, die sich geradezu märchenhaft ins Landschaftsbild schmiegte. Überflüssig zu erwähnen, daß es sich dabei nicht um eine dieser gefürchteten Luft- und Wasserspiegelungen handelte, da Goldfisch zu der Sorte der ausgeschlafeneren Goldfische gehörte, die vor Halluzinationen sicher gefeit sind. Hier war er richtig, das spürte er mit jeder Schuppe seines noch jugendlichen Wesens und er brannte darauf, die Schönheiten dieses Paradieses schnellstmöglich aus der Nähe zu beäugeln.


Und er begegnete solch flunderbaren Wesen wie Helga der Scholle, die ihn mit ihrer Seezunge nächtelang in packende Plattpapiererzählungen einzuwickeln verstand. Dann kamen Rosy die flotte Sprotte, Elli Pirelli die schnelle Forelle, Lissy die Qualle mit der Schnalle und Sandy das Haiei und Emma Dilemma die Quappe mit der Riesenklappe mit ihrem Kumpel Karl dem Kraken aus Krakau. Er lernte auch Eugen, den Sandfloh kennen, der von sich glaubte Hecht im Karpfenteich zu sein und im Laufe der Zeit sein allerbester Freund wurde, weil er sich immer ganz nah an sein Ohr setzte. Da war Michel Muräne der Däne mit Migräne aus dem fernen Gähnestark, der immer mal einen trockenen Scherz auf Lager hatte, wenn es darum ging die Gesellschaft bei guter Laune zu halten. Ein ganz merkwürdiger Kerl war Udo der Knurrhahn, der immer schlechte Manieren vortäuschte, der aber eigentlich nur von Geburt an schwer erziehbar gewesen war.


Abend für Abend versammelten sich die Oasenbewohner um ein esprithaltiges Lagerfeuer unter dem weiten Sternenhimmel und lauschten den zeitlos spannenden Erzählungen eine lange Weile. Ab und an kam Huxley Barrel der alte Finnwal mit seiner Freundin Suse Tran vorbeigedöst, brachte Geschenke für alle und erzählte ihnen die allerneusten Angleranekdoten aus den entlegensten Winkeln der Erde. Das waren dann oft die Highlights des Jahres, vor allem weil er immer einige Fässer voll frisch gekochten Grogs aus dem Norden dabei hatte.


Kurzum, er fühlte sich hier so wohl von der Vorder- bis zur Schwanzflosse,

daß er vor lauter Glück eine gigantische Luftblase losließ.


Doch weil er jetzt gestorben ist,

drum lebt er nun auch nimmer.

Das Wetter war halt damals

nicht so besonders gut gewesen

im Paradies für Rückwärtsschwimmer.


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