Читать книгу Terra Tinfoil - Pierre du Lac - Страница 3
ОглавлениеThe flat earth society has members all around the globe.
Die Gesellschaft der Flacherdler besitzt Mitglieder rund um den Globus
Humor muss sein, auch bei der Arbeit. Das war immer mein Kredo. Wäre Magellan damals tatsächlich vom Rand gefallen, ich hätte eine Comedy-Serie daraus gemacht. Das können Sie mir glauben.
Angesichts dessen und des niedrigen Niveaus müsste es mir eigentlich schwer fallen, dieser Menschheit irgend etwas Wertvolles zurückzulassen, bevor ich verschwinde. Andererseits will ich hier nicht unerledigt abtreten, und somit greife ich zum letzten Strohhalm in der Hoffnung, dass da draußen noch irgend jemand sitzt, der in der Lage ist, eine wirklich gute Verschwörung auf die Rolle zu bekommen: Ein Handbuch. Mit meiner gesammelten Expertise.
Also beherzigen Sie gefälligst meinen Rat und lesen Sie dieses Buch sorgfältig. Es sollte Ihnen nicht schwer fallen, danach etwas Sinnvolles auf die Reihe zu bringen. Lassen Sie mich also nicht abtreten mit einem schlechten Gefühl. Ich bitte Sie inständig.
A propos Abtreten - Sie sollten mich nun nach diesen Zeilen soweit kennen, dass mein Tod nur vorgetäuscht sein wird. Auf eine Weise, gegen die selbst Elvis und Kennedy wie natürliche Todesursachen aussehen. Damit das klar ist.
Verschwörung
Wenn Sie mich jetzt fragen: "Was ist eigentlich eine Verschwörung?", dann muss ich erstaunt kontern mit "Ihr Ernst?"
Sie kaufen sich ein Handbuch über Verschwörungen, ohne zu wissen, was das ist?
Ich meine, wer kauft sich heute eine Waschmaschine, nimmt das Handbuch in die Hand, um dann herauszufinden, was Ihr Lavamat eigentlich so Grundlegendes tut?
OK, ich sehe schon, es geht um die Grundlagen. Von mir aus. Um es klar zu sagen: Eine Waschmaschine wäscht nicht. Nichts. Gar nichts. Sie entfernt keinen Schmutz aus irgend etwas. Wenn Sie diesen Gedanken erst einmal haben sacken lassen, werden Sie erkennen, was eine Verschwörung ist.
Eine Waschmaschine hat nur einen Zweck, nämlich durch das Schleudern bestimmte Frequenzen im Haus zu aktivieren, die Sie wiederum dazu bringen, bestimmte Dinge zu tun. Zum Beispiel an saubere Wäsche zu glauben. Ursprünglich wurden Nanosender in die Kleidungsstücke hinein gewaschen, die dasselbe tun sollten, nur vertrugen diese keinen Schweiß. Aber so geht es auch.
Sie glauben, ich erfinde das alles nur? Da haben Sie Pech gehabt. Warum gibt es keine Dinosaurier mehr? Weil es mir gelungen ist, ihnen einzureden, Sie seien ausgestorben. Daraufhin fielen Sie in tiefe Depression und verpassten ihren Platz auf Noahs Arche.
Einen Plan B gab es auch: Falls es fehlschlägt und es doch ein Paar Dinos bis zur Arche schaffte, hätte ich dafür gesorgt, dass es sich um ein schwules Paar gehandelt hätte. In einer Welt nach der Sintflut hatten meine Kunden keinen Bedarf für Saurier. Redundante Biologie von gestern.
Bild 1: Originalskizze der Saurier-Verschwörung von damals
Das war vor etwa 6000 Jahren und falls Ihnen das unwahrscheinlich vorkommt, fragen Sie einen Kreationisten1 Ihres Vertrauens.
Das war damals übrigens eine ähnliche Technik, wie heute, aber ohne Waschmaschine. Das ging mit der Erddrehung, war aber kompliziert. Zu kompliziert für 7 Mrd. Menschen heute. Mit Waschmaschinen ist es einfacher.
Das ist eine Verschwörung. Eine richtig gute sogar noch. Niemand weiß davon und wenn Ihnen dieses Handbuch etwas wert ist, bewahren Sie Stillschweigen. Das mit der Selbstvernichtung des Buches ist nämlich nicht ganz vom Tisch.
Sie halten diese Theorie für aberwitzig? Natürlich ist sie das. Zwischen Ihnen und der vermeintlichen Verschwörung befindet sich ein ziemlich großes Potential an intellektuellem Niveau.
Dazu gibt es einen geradezu phantastischen Merksatz:
Um etwas als aberwitzig erkennen zu können, muss dieses dämlicher sein, als man selbst.
Die Grenze des Irrsinns definiert dabei den Punkt auf der Skala, auf den wir intellektuell sinken müssten, um eine absurde Theorie als real zu betrachten. Solange wir uns also oberhalb befinden, sagen wir uns schlicht: Alles Quatsch.
Bild 2: Die Akzeptanz einer Verschwörung erhöhen, indem der Proband gezielt auf ein niedrigeres Akzeptanz-Niveau geschubst wird.
Wer eine Verschwörung sieht, erkennt und an sie glaubt, befindet sich niveaumäßig in einem schmalen Graubereich leicht ober- und unterhalb der Grenze des Irrsinns.
Innerhalb dieses Dunning-Kruger-Bandes (zu den beiden Herren kommen wir noch) irrlichtert der Betreffende nach oben und unten, verlässt es aber nicht mehr.
Niemals. Zumeist driftet er von oben hinein und verbleibt dann auf diesem Niveau, ohne jemals wieder aus dem Band aufzusteigen. Je voller das Band, desto wohler fühlt man sich darin. Hier gibt es Zuspruch und allgemeines Schulterklopfen.
Dazu muss man Folgendes anmerken: Niemand wird gelobt für Normalität. Es gibt keine Anerkennung dafür, innerhalb der Norm zu leben.
Menschen, die sich intellektuell bereits unterhalb der Grenze befinden, empfinden dies nicht mehr als irreal, vielmehr wird die Irrealität als Realität empfunden. Die Sichtweise kehrt sich komplett ins Gegenteil. Und das hält, weil man sich innerhalb des Bandes, in dem man sich aufhält, auf Gleichgesinnte trifft, die Einem diese Bestätigung vermitteln. Die der Meinung sind, überdurchschnittlich zu sein, zu agieren. Das Elitäre hervorheben und damit dem Kollektiv den Rücken stärken.
Menschen, wie ich, sitzen derweil weit oberhalb und haben Spaß. Wollen Sie wissen, woran?
Vielleicht erinnern Sie sich noch an Ihre Besuche im Schwimmbad als Teenager mit den Freunden. Was machte immer die meiste Freude? Reihenweise Leute vom Beckenrand ins Wasser schubsen. Je mehr, desto besser. Und wenn jemand auf dem 3m-Brett stand und sich gerade mental auf den Sturz in den Abgrund vorbereitete - ein kleiner Stoß und er war unterwegs.
Das ist das, was ich auf professionelle Art mache. Und zwar mit Freude. Menschen in das Dunning-Kruger-Band schubsen. Manchmal genügt ein kleiner Stoß vom Beckenrand, aber Hand aufs Herz - wenn ich es schaffe, jemanden vom 50m-Brett zu schubsen und er erst mal drin ist - so sieht ein perfekter Tag aus.
Um auf die ursprüngliche Frage zurück zu kommen - was ist eine Verschwörung? - gibt es auch hierfür einen Merksatz:
In einer idealen Verschwörung geht die Anzahl der Verschwörer gegen 0 und die Anzahl der Gläubigen gegen Unendlich.
Für die mathematisch Interessierten definiert sich der Verschwörungsfaktor als Quotient von Gläubigen und Verschwörern, der die Effektivität einer Verschwörung ergibt:
Und damit sehen wir, mathematisch eindrucksvoll bewiesen, dass mit einer Verschwörung der vollste Erfolg erreichbar ist, wenn es sie gar nicht gibt, aber Viele daran glauben.
Die Irrsinnsgrenze ist dabei der kleinste gemeinsame Nenner an intellektuellem Niveau für eine aberwitzige Geschichte. Das ist für einige halbwegs gebildete und intelligente Menschen ein enorm tiefer Fall, sollten sie sich dieser These anschließen und von oben in das bereits derart tiefer gelegte Dunning-Kruger-Band fallen.
Womit wir wieder bei der Tragik des Verschwörer-Jobs wären- die Latte ist heute derart tief aufs Gras genagelt und trotzdem laufen immer noch genug Menschen aufrecht darunter durch. Man muss sich überhaupt keine Mühe mehr geben, die Menschen glauben einfach alles.
Wir haben also gerade eine wichtige Erkenntnisse über Verschwörungen gelernt: Sie müssen nicht real sein. Es müssen nur genug Leute daran glauben. Das hat den unschätzbaren Vorteil, dass es von den realen Aktivitäten ablenkt.
Nehmen wir einmal die angeblich vorgetäuschte Mondlandung als Beispiel.
An der Mondlandung waren 100.000 Menschen beteiligt und es gab nie den Einen davon, der mit konkreten Details aufwarten konnte?
Seit Jahrzehnten kämpfen sich die Theoretiker durch Massen von Aufnahmen, um etwas zu beweisen und werden in Sekundenbruchteilen widerlegt. Weil sie nie die eine Klofrau gefunden haben, die das Drehbuch im März 1967 auf der NASA-Toilette fand und mit nach Hause nahm. Dann hätten sie erkennen müssen, dass die Amerikaner nur deshalb auf dem Mond waren, weil der Regisseur darauf bestand, es nicht in einem Studio zu drehen, sondern am Originalschauplatz. Damit es realer wird. Zugegeben, es hat einige Überredungskünste und mehrere Flaschen Whiskey gebraucht, diesen B-Movie Director zu dieser Erkenntnis zu bewegen, aber mal ehrlich - es hat sich gelohnt. Sieht doch alles gleich viel authentischer aus.
Die eigentliche Verschwörung dahinter war so banal, wie simpel: Kennedy hatte eine Affäre mit der sowjetischen Botschaftssekretärin. Herum gekriegt hat er sie mit der Geschichte über die angebliche Mondexpedition. Sie steckte es ihren Leuten, die fingen an, zu arbeiten, um vor den Amerikanern auf dem Mond zu sein, die eigentlich keine Lust darauf hatten.
Wäre ihnen das gelungen, wäre das kleine Techtelmechtel aufgeflogen und dann wäre bei Kennedys zu Hause der dritte Weltkrieg ausgebrochen. Also mussten die Amerikaner zuerst auf den Mond. Ende der Geschichte.
Wussten Sie alles nicht? Da sehen Sie, wie effektiv man arbeiten kann. Ehrlich, was ist das für eine miese Verschwörung, wenn jeder davon weiß? Keine. Genau.