Читать книгу Männerschlampen - Pippa Grüning - Страница 6
ОглавлениеAkquise-Phase 1
Wo und wie fängt man am besten mit der Suche nach einem attraktiven und vor allem kompatiblen Männchen an? Ich schaue auf die Uhr. Es ist Freitagabend, 19:00 Uhr. Das Telefon schweigt, warum auch immer. Ohje, ich glaube ich habe zugenommen! Mein Gesicht sah auch mal frischer aus. In diesem Zustand kann ich auf gar keinen Fall ausgehen. Alleine ist Ausgehen außerdem peinlich und ich will auf gar keinen Fall raus in die Kälte. Spätestens ab 21:00 Uhr bin ich immer so müde, dass ich lieber auf der Couch rumliege und Bridget Jones schaue, als in dunklen Bars mit eleganter Haltung am Tresen zu posieren in der Hoffnung, dass irgendjemand mich anspricht. Ich spreche jedenfalls keinen fremden Mann an, und sieht er noch so gut aus. So etwas ist doch viel zu peinlich und penetrant. Plötzlich ist er da! Der Moment, an dem ich feststelle, dass kein Weg mehr daran vorbeiführen wird. Ich melde mich bei einer Singlebörse an. In der NEON-Studie der Ausgabe vom Oktober 2014 steht schwarz auf weiß, dass die Mehrheit der 18 bis 35 Jährigen gegen digitales Flirten ist. Sie schließen es einfach von Vorneherein aus, im Internet oder mit dem Handy nach einem Partner zu suchen. Schade eigentlich! Kein Wunder, wenn viele Leute sich fragen, wieso es so schwierig ist, jemanden kennenzulernen. Ich vertrete mit meiner Online-Sucherei quasi eine Minderheit und schwimme gegen den Strom. Dass es mal soweit mit mir kommen wird, hätte ich nie gedacht! Von klein auf hatte ich immer meine ganz klaren Vorstellungen, wie es mal sein wird und vor allem wie romantisch es in der Welt der erwachsenen Ladies ist. Einer Welt, in der die Männer Schlange stehen und man sich quasi seinen Traumprinzen aussuchen darf. Genauso hat es mir Barbie immer suggeriert. Sie hätte mich mal besser vorwarnen sollen, denn leider ist es meistens umgekehrt. Mit zunehmendem Alter bekomme ich das Gefühl, dass die Schlange vorm Traumprinzen immer länger wird und vor allem, dass ich diejenige bin, die immer ganz hinten ansteht. Okay, okay, ich schiebe mein Selbstmitleid jetzt mal beiseite und verspreche ganz fest, dass ich an mein Projekt „Ich suche meinen Traummann“ glaube. Irgendwann war damals im Studium die Rede von Self-Fulfilling-Prophecy. Man muss nur an etwas glauben, und irgendwann wird es Realität. Meine Vorfreude wächst. Ich google das Wort „Single“ und entscheide mich für die erste Singleseite der Liste. Meine Neugier und Ungeduld wächst mit jeder Sekunde. Ich will endlich einen Mann finden, der mir gefällt!
Klingt doch alles ganz einfach und ist ja auch fast wie in einem Online-Shop. Nur, dass man den Artikel „Mann“ auch irgendwie überzeugen muss, dass er „eingekauft“ werden möchte. Und schon geht's los. Ich melde mich an. Die ersten Fragen erscheinen mehr als lästig. Man muss sich einen Namen ausdenken. Heiße Ludmilla ist zu „porno“ aber ich finde es irgendwie witzig. Mal sehen: Welchen Namen finden Männer gut? Ich entscheide mich für Sandra 28. Ist doch ein vielversprechender Name, quasi ein Lockangebot für meine Zielgruppe der gleichaltrigen Jungs. Man muss ja nicht gleich verraten, dass man eine 33 Jährige, und damit fast gleichaltrige Zeitgenossin ist, die gerne in weiten Jogginghosen auf der Couch Schnulzenfilme schaut und schon nach dem ersten Filmkuss in Tränen ausbricht. Der erste Schritt ist getan. Der Name steht fest und mein neues Alter auch. Nun geht’s zum Feintuning meines Profils. Sportarten, Musikgeschmack, Hobbies. Oh nein! Ich habe gar kein Hobby und von Musik kenne ich auch nur die Top Ten und gelte somit als extrem langweilig. Sport finde ich auch total doof. Ich beginne zahlreiche Sportarten anzugeben, denn es soll angeblich für Männer interessanter machen, wenn man sportlich ist. Musikgeschmack und Kinderwunsch lasse ich offen. Gerade letzteres Thema verjagt wirklich jeden in einem Ballungsgebiet ansässigen Mann. Am besten man hebt sich das mal für Zeiten von männlicher Umnebelung auf, wie beispielsweise nach einem exzessiven Barbesuch, aber generell und aus eigener Erfahrung weiß ich, dass man es nur ansprechen sollte, wenn man ihn ganz schnell und sicher loswerden möchte. Selbst der unsportlichste Typ ist danach fähig eine beachtliche Strecke in kürzester Zeit zu bewältigen.
Liebe Mädels, bitte prägt euch das sehr gut ein und beißt euch lieber auf die Zunge, sobald das Wort „Baby“ oder „Kind“ in euren Gedanken den Weg zum Mund bahnt. Leider ist es mir meistens nicht gelungen, da ich zu langsam war. Dadurch endeten meine Abende meistens alleine auf meiner Couch, aber immerhin mit meinem Fernseher. Denn schließlich hatte ich nicht die Absicht meine Eroberung zu verjagen, sondern wollte ihn in meine Zukunftspläne einweihen. Schließlich wird man doch permanent in irgendwelchen Vorstellungsgesprächen und im Job gezwungen mitzuteilen, wo man sich in den nächsten fünf Jahren sieht. Darüber hinaus war ich fest davon überzeugt, dass mein Date sich unsterblich in mich verliebt hat, nachdem ich ihm meinen unwiderstehlichen Augenaufschlag präsentiert habe und auch die nicht-beim-ersten-Date-ins-Bettgeh-Regel eingehalten habe. Ist doch in der heutigen Zeit etwas Besonderes. Dachte ich. Oder etwa doch nicht?