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Оглавление§ 1. WEISKOTTEN's Monographie ,,Augustini Vita scripta a Possidio“.
WEISKOTTEN bietet zum erstenmal einen zuverlässig hergestellten Text. Die zahlreichen Ausgaben vor ihm — einschließlich der relativ besten, der Benediktiner-Ausgabe (Paris 1679- 1700) und der Ausgabe von SALINAS — sind berichtigte Abdrucke bzw. leichte Verbesserungen des Löwener Textes von 1564. Die Benediktiner haben fünf Handschriften herbeigezogen, aber nur flüchtig und planlos benutzt. Dasselbe gilt von SALINAS, der ebenfalls etwa ein halbes Dutzend Handschriften (es. sind andere als die der Benediktiner) benutzt, aber den Text der Benediktiner nur wenig verändert hat. Daß die „Verbesserungen“ dort und hier auch Berichtigungen darstellen, die sich nicht sowohl auf die Manuskripte stützen, als vielmehr den Text glatter und verständlicher machen wollen, ist in jenem Zeitalter, das strenge Textkritik nur selten gekannt hat, nicht überraschend. Hier hat W EISKOTTEN's Arbeit eingesetzt. Von den vielleicht 200 oder mehr Handschriften der „ Vita“, die noch existieren, hat WEISKOTTEN 105 markiert und zeitlich bestimmt, nämlich 61 französische und belgische (unter ihnen 13 Brüsseler und 31 Pariser), 19 italienische (unter ihnen 12 römische und 5 Mailänder), 16 deutsche und österreichische (unter ihnen 4 Münchener, 2 Wiener und I Berliner), 5 englische (unter ihnen 3 Londoner) und 4 schweizerische (2 in St. Gallen)1 Genau untersucht hat er 10 der besten von ihnen (5 französische und 5 italienische), die 5 Handschriften der Benediktiner hinzugezogen und außerdem noch 17 französische Handschriften konsultiert. So hat er für seine Ausgabe eine tragbare Grundlage geschaffen, deren beste Quadern die Handschrift von Chartres 112 saec. IX/X (A) und der Vatikanische Codex Reginae Sueciae 1025 saec. XI (B) sind. lm Apparat erscheinen diese 32Handschriften mit ihren Sigeln, dazu noch eine Handschrift Q aus den Acta Sanctorum der Bollandisten (mit beachtenswerten Lesarten). Was die Art der Abwägung und Entscheidung in bezug auf die Varianten betrifft, so handelt es sich a priori um eine schwierige Aufgabe, denn die „Heiligenleben“ sind bekanntlich im Altertum, im Mittelalter und im Beginn der Neuzeit mit großer Willkür behandelt worden, und oft sind die Abschriften durch die Interessen der Verständlichkeit, Erbaulichkeit usw. bestimmte eigenmächtige Rezensionen. Hier jedoch sche1nt es anders zu stehen. Nach den bisher geprüften Handschriften ist der Text in sachlicher Hinsicht kaum geändert worden; die Varianten beziehen sich fast ausschließlich auf die Grammatik, den Stil und sonstige Kleinigkeiten. Hier freilich sind Probleme genug vorhanden. Die Unsicherheit, in der auch WE1SKOTTEN häufiger steckengeblieben ist, zeigt sich u. a. darin, daß er an einigen Stellen nicht nach dem von ihm festgestellten Text, sondern nach einer im Apparat verzeichneten Variante übersetzt hat.2 Ob die Wi·ener, die in ihrer Ausgabe der lateinischen Kirchenväter den Possidius bringen müssen, weiterkommen werden, ist abzuwarten (sachlichen Änderungen von Belang sehe ich nicht entgegen); sicher bezeichnet WEISKOTTEN's Ausgabe einen Fortschritt.3 Ich habe mich, nicht imstande den Wienern vorzugreifen, an den hier gebotenen Text meiner Übersetzung gehalten, jedoch stillschweigend an einigen Stellen Varianten bevorzugt, die im Apparat stehen. Zu den mageren historischen Abschnitten der „Vita“ im engeren Sinn (Erzählungen von Personen, Aktionen, Synoden im Zusammenhang mit Augustin usw.) hat schon SALINAS die dazugehörigen Mitteilungen aus den Büchern, Briefen und Predigten Augustins und aus den Konzilsakten wesentlich vollständig vermerkt und WEISKOTTEN hat das zum Abschluß gebracht. Deshalb und da das Material bei Augustin ungleich umfassender ist und Possidius für diese Partien nur eine bescheidene Nebenquelle bildet, die zu Ergänzungen gar nicht auffordert, werde ich darauf verzichten, diese Nachweise zu wiederholen. Sie beziehen sich vor allem auf die Kapitel 1. 2. 6. 9. 10. 12. 14. 1 6. 17. 18. 20. 22—25. Außerdem hat WEISKOTTEN in seinem Kommentar (p. 147 168) eine Reihe guter sprachlicher und historischer Bemerkungen mitgeteilt und in der „Einleitung“ die einschlagenden literarischen Hauptfragen erörtert. Zu dem letzten und m. E. wichtigsten Problem ist er aber nicht vorgedrungen.