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Fußnoten

1. 1 Zu vergleichen ist für die Vatikanischen und Pariser (Nationalbibliothek) Codd. Der „Catalogus Codd. Hagiographicorum Latinorum“ der Bollandisten. Bemerkt sei, daß die Mss. Die Kapiteleinteilung der Editionen nicht kennen. Die Zerlegung der Kapitel in Paragraphen stammt von mir. Die Überschriften der Kapitel stammen von SALLVAS: ich habe sie zu leichterer Orietierung beibehalten, obsschon sie z. T. unvollständig sind. Nur die Überschriften c. 27 u. 28 habe ich ergänzt. - Die Berlmer Handschrift (Staatsbibliothek, Lat. I 23, Meermann, beschrieben von ROSEN) habe ich eingesehen. Sie stammt aus St. Vincentius bei Metz (13. oder 14. Jahrhundert; Schreiber: Jacobus) und war dann im Besitz des Collegium Parisiense Soc. Jesu. Großfolio. Pergament, Sammlung der Vitae Sanctorum für liturgische Zwecke (Unsere Vita fol. 344-355). Textkritische Mitteilungen aus ihr, die nichts Besonderes bietet, zu machen, wäre bei der Fülle der Handschriften zwecklos.

2. Selbst der ursprüngliche Titel der Schrift läßt sich heute nicht mehr genau feststellen; auch ist das Urteil darüber an mehreren Stellen nicht leicht, ob der rohere oder der feinere Ausdruck der ursprünglichere ist. Ferner ist es öfter zweifelhaft, ob bei einer sprachlich oder syntaktisch korrekten Überlieferung neben in Bibelzitaten, wenn die Zeugen auseinandergehen, die Fassung des Autors nicht immer sicher. Hat er die Vulgata gekannt? Höchstwahrscheinlich. Ist er ihr stets gefolgt?

3. Sollte es glücken, die Mehrzahl der Mss. In Familien zusammenzufassen, so werden wahrscheinlich dadurch nur die jüngeren betroffen werden. Die 10 Mss., die WEISKOTTEN genau untersucht hat (A-K), sind voneinander direkt nicht abhängig ( G H J K sind übrigens nicht vollständig). Die auffallendsten Lesarten von C (Vatikan 541) sind als singulär verdächtig. WEISKOTTEN schließt (p. 36) seine Einleitung in bezug auf den von ihm gebotenen Tex mit den Worten: „The purpose of this edition is to present a revision of previous editions in the light of fuller evidence from a larger number of Mss . and to arrive at a text which reproduces as nearly as possible what Possidius wrote, rather than what he should have written. While the result is a text written in a manner somewhat more uncouth, abrupt and awkward than is found in the editions where the text abounds in smooth corrections of erlitors, it is nevertheless evidently the truer text.“

§ 2. Zeit und Verfasser der „Vita“.

Der terminus ad quem ist das Jahr 439. Denn in diesem Jahr wurde Garthago von den Germanen zerstort; aber nach c. 28, 11 war die Stadt noch unversehrt. Nach demselben Zeugnis (dazu 28, 13 und 14) war Hippo bereits von seinen Bewohnern verlassen und verbrannt. Da dafür der Juli 431 feststeht, ist unsere Schrift zwischen 431 und 4391 verfaßt; es findet sich nichts in ihr, was diesem Datum widerspricht. Sie ist also bald nach dem Tode Augustins niedergeschrieben.

Der Verfasser der Schrift, Possidius, ist hinreichend bekannt, so schmal das Quellenmaterial auch ist.2 Herkunft und Jugendzeit bleiben im Dunkel; aber als Augustin sein Kloster in Hippo als Presbyter gründete (390/91), trat Possidius der neuen Gemeinschaft bei, blieb ihr trotz des Wechsels der äußeren Umstande treu und stand als Schüler und Verehrer 40 Jahre lang mit Augustin in der innigsten („farniliaris ac dulcis“ ), niemals getrübten Gemeinschaft.3 Schon im Jahre 397 wurde er Bischof der kleinen Stadt Calama in Numidia proconsularis, nur eine gute Tagereise von Hippo entfernt (südwestlich in der Richtung auf Cirta). Von dort aus konnte er leicht die stetige Verbindung mit Augustin und der klösterlichen Gemeinschaft in Hippo aufrechterhalten. Als die Vandalen das Land überschwemmten, flüchtete Possidius nach Hippo, blieb dort während der ganzen Zeit der Belagerung (14 Monate) und stand an Augustins Sterbelager,4 den er also, selbst schon ein Greis, noch im letzten Lebensjahr täglich gesehen und gesprochen hat.

Daß ihn Augustin hochgeschätzt hat, ergibt sich nicht nur aus der langjährigen ununterbrochenen Verbindung, sondern auch daraus, daß Augustin es war, durch dessen Ermittlung Possidius wahrscheinlich den Bischofsstuhl erhalten hat, 5 ferner durch einen Brief Augustins an ihn 6 und durch ein paar Erwähnungen an anderen Stellen. Hier ist Ep. 101 (an den Bischof Memorius) am wichtigsten, weil der in bezug auf Possidius von Augustin gebrauchte Ausdruck „ in quo nostram non parvam praesentiam reperies“ in klassischer Kürze das wahre Verhältnis zwischen beiden charakterisiert7: Augustin sah in Possidius einen besonders willkommenen Schüler, weil er sich darauf verlassen konnte, daß dieser Schüler keinen höheren Ehrgeiz hatte, als im Sinne des Meisters zu wirken. Aber eben deshalb ist es nicht richtig, wie es geschieht, Possidius den durch Seelenfreundschaft mit Augustin Vertrauten oder den Lieblingsschüler zu nennen. Dieser Titel ist Alypius und vielleicht noch einem anderen vorzubehalten; Possidius war für ihn nicht selbständig und bedeutend genug.

Possidius erhebt in der „Vita“ auch gar nicht den Anspruch, der Seelenfreund Augustins zu sein, sondern begnügt sich damit, in unhedingter Verehrung zu ihm aufzuschauen. Unter den zahlreichen Prädikaten, die er ihm gibt,8 sind die wichtigsten das absolute „magister noster“ und das gewichtige und fein gewählte „praecipuum dominici corporis membrum“ (c. 17, 2 und 18, 6). Das letztere macht es deutlich, daß Possidius ein richtiges Verständnis der Bedeutung Augustins gewonnen hat: Er ist ihm nicht nur „praecipuum membrum“ der Kirche von Afrika, sondern er ist als solches der ganzen katholischen Kirche geschenkt. Ob es um 435 bereits viele gegeben hat, die so geurteilt haben? Diese Stellung Augustins sah Possidius aber als eine dauernde an; denn (31, 7) „in seinen Predigten finden ihn die Gläubigen fort und fort als lebendigen“.

Die kirchlichen Aktionen zu erzählen, an denen Possidius beteiligt gewesen ist, erübrigt sich, da er nie Führer war und die Nachrichten für seine Biographie Augustins nichts austragen9. Sein Todesjahr ist unbekannt, auch der Ort. Daß er schwer unter dem Vandaleneinfall zu leiden gehabt hat und exiliert worden ist, berichtet Prosper.10 Diesc Verfolgungen haben ihm im 17. Jahrhundert die Würde eines Heiligen eingetragen. Der 17. Mai als Heiligentag scheint willkürlich gewählt zu sein.

Wichtig ist es, den Bildungsgrad des Possidius zu bestimmen. Die „Vita“ ist nicht in Vulgäirdlialekt geschrieben, sondern, wie die Werke Augustins, im Latein der Literaten. Possidius ist augenscheinlich durch die Rhetorenschule gegangen, aber — mit sehr viel geringerem Erfolg als Augustin. Das folgt nicht schon aus der übrigens nicht großen Anzahl von vulgären neugehildeten Wörtern bzw. aus der Aufnahme Plautinischer 11 — das ist vielmehr für die literarische Sprache der Zeit überhaupt charakteristisch —, auch nicht aus den sog. grammatischen und syntaktischen „Verstößen“ — man kann aus der „Vita“, die Beobachtungen von RÖNSCH „Itala und Vulgata“ zahlreich belegen; aber diese Beobachtungen gelten nicht nur den im Vulgärdialekt geschriebenen Schriften12 —, wohl aber aus der Unfähigkeit, Perioden korrekt zu bilden. Immer wieder versucht er es, und immer wieder scheitert er. Gleich die „Vorrede“ bietet ein abschreckendes Beispiel, und diese Beispiele wiederholen sich, werden aber im Lauf der Erzählungen seltener. Zum schlichten Bericht reicht das schriftstellerische Können des Possidius vollkommen aus, ja man liest ihn hier mit wirklicher Befriedigung und an einigen Stellen sogar mit Bewunderung der kraftvollen Einfachheit13. Um so ärgerlicher ist es, daß er Augustin auch in der schriftstellerischen Rhetorik zu folgen versucht. Dazu kommt, daß zu dieser auch eine pathetische Anlage gehört, und diese fehlte dem Possidius vollkommen. Wohl besitzt er einen gewissen Sinn für Größe, aber er ist eine nüchterne Natur ohne Schwung. So läßt sich schriftstellerisch auf dem Boden derselben Schulung kaum ein größerer Gegensatz denken als der zwischen dem glänzenden Schriftsteller Augustin und diesem glanzlosen Schüler; aber wie ich schon auf der ersten Seite dieser Abhandlung bemerkt habe — das Werk des Schülers gewinnt durch wiederholte Lektüre.

In der „Vita“, obschon sie nur wenige Zitate (abgesehen von den Bibelzitaten) enthält, lassen sich Spuren der Lektüre Ciceros14 erkennen. Das Schema der antiken Biographik liegt ihr zugrunde, aber eine direkte Abhängigkeit von Sueton oder von anderen profanen Biographen laßt sich nicht erweisen.15 Dagegen bezieht er sich in der Praefatio auf kirchliche Biographen (v. 2). Gemeint sind gewiß die Heiligengeschichten (Hieronymus) und die Biographien des Paulinus (Ambrosius) und Pontius (Cyprian). Von Cyprians Werken ist De mortalitate l9 (Cap. 27), von denen des Ambrosius De offic. benutzt (Cap. 24, 13); aber als Quellen für die Schrift des Possidius kommen auch diese beide großen Väter nicht in Betracht. Die Schrift hat neben dem persônlichen Vorbild „Ambrosius“, das im Hintergrund steht, überhaupt keine Quellen außer den Werken Augustins und den Afrikanischen Synodalbeschlüssen und -akten sowie päpstlichen Schreiben (c. 8, 5 wird auch ein Beschluß von Nicäa herangezogen); denn sie ruht ganz und gar (nach der kurzen Einleitung über Augustins Leben bis zur Rückkehr nach Afrika) auf eigenen Erlebnissen und Beobachtungen. Das gibt ihr den einzigartigen hohen Wert.16

Wie aber ist näher das Verhältnis zu Augustins Werken und zum Augustinismus festzustellen? Erstlich, Possidius hat einen vortrefflichen „Indiculus“ der Werke Augustins überliefert und seiner „Vita“ beigegeben, den wir zun Glück noch besitzen.17 Mit den „Retractationes“ Augustins18 zusammen bildet er die Grundlage unserer kritischen Kenntnis der Opp. Augustini. Quelle dieses Registers war die Bibliothek in Hippo (s. darüber unten); zweitens, Possidius lebte und webte in den Werken Augustins, von denen er auch mehrere anführt, vor allem aber in den Konfessionen. Diese waren ihm so vertraut, daß er sowohl am Anfang seiner Schrift als auch sonst (wenn auch weniger häufig) willkürlich oder unwillkürlich Sätzchen und Wendungen auch an solchen Stellen aus ihnen einflicht, die sachlich mit den Konfessionen gar nichts zu tun haben, d. h. er muß sie teilweise wörtlich im Gedächtnis gehabt haben, oder sie meldeten sich von selbst bei ihm; drittens, Possidius trägt in der „Vita“ keine Theologie vor und erörtert materiell nicht eine einzige theologische Frage; er hatte also gar keinen Anlaß, sich als Augustin-Schüler darzustellen, aber in zahlreichen Wendungen — ich möchte sagen: in der religiösen Diktion — zeigt er, daß er es ist. Hier kommen die vielen Stellen in Betracht, an denen er die „gratia dei“ oder ein Synonymum einflicht („accepisse“, „donatum“ und viele andere Augustinische Stichworte)18; viertens, die vollkommene innere Abhängigkeit von dem Menschen Augustin ergibt sich daraus, daß dem Possidius der Mönch und Prediger und Seelsorger im täglichen Verkehr noch wertvoller und lieber ist als der Schriftsteller. ,Jenes (der Mönch) zeigt sich darin, daß er in seiner eigenen Lebensführung und an seinem Bischofsitz Calama Augustin und sein Kloster kopiert hat und dazu in der „Vita“ die Mönchsschöpfung als Augustins eigentliche Großtat feiert; dieses (der Prediger und konversierende Seelsorger) erklärt er (c. 31, 10) mit dürren Worten: „Sed ego arbitror plus (als aus den Büchern) ex eo proficere potuisse, qui eum et loquentem in ecclesia praesentem audire et videre potuerunt et eius praesertim inter homines conversationem non ignoraverunt.19 Für Possidius, den Bischof, den Mönch und den Menschen, gibt es neben den heiligen Schriften und dem „pro utilitate et felicitate ecclesiae divinitus condonatus Augustinus“ (c. 31, 1), cui dominos et hic palmam dedit et apud se iustitiae coronam servavit“ (c. 3 1, 1 ), nichts Gleichwertiges. Man begreift diesen Biographen nur, wenn man sich dieser Beobachtung versichert hat.

Das Leben des Augustinus

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