Читать книгу Lones große Reise - Poul Nørgaard - Страница 7
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Оглавление„Ja, wo sollen wir bloß anfangen?“ sagte der Professor, als sie am Nachmittag von Bord gingen und sich in die Stadt begaben. „Ich kenne ein ausgezeichnetes Restaurant, wo man unter anderem echtes dänisches Bier kriegen kann.“
Fräulein Simonsen machte vor Entsetzen einen Luftsprung. „Bier? Ich trinke niemals Bier, und die Mädchen wahrscheinlich auch nicht.“
„Ach so, ja. – Ich dachte nur … Sie sind doch aus Dänemark, und da glaubte ich, Sie hätten vielleicht Lust … Bei der Hitze, nicht wahr?“
„Es würde uns sehr interessieren, wenn Sie uns etwas über die Stadt erzählen würden.“
„Ja, natürlich. – Sehen Sie, von Alexandria kann man sagen, daß es eine Stadt von nicht unwesentlicher Bedeutung ist. Unter anderem besitzt sie einen vorzüglichen Hafen, aus dem jährlich ungeheure Mengen Baumwolle verschifft werden. Außerdem …“
„Ich dachte eigentlich mehr an die Geschichte der Stadt“, warf Fräulein Simonsen ein.
„Ach so. – Ja, nun, um mit dem Anfang zu beginnen, so stammt Alexandria aus alter Zeit. Wahrscheinlich sogar sehr alter Zeit. Angeblich …“
„Angeblich?“ Fräulein Simonsen rückte an ihrem Kneifer und betrachtete ihn sichtlich erstaunt.
„Ja“, fuhr der Professor fort. „Die vorliegenden Angaben sind ja leider recht mangelhaft, aber man meint, die Stadt sei damals, vor unzähligen Jahren, in der grauen Vorzeit, wie man so sagt, ursprünglich Hauptstadt der Phönizier gewesen.“
„Der Phönizier?“ – Fräulein Simonsen wurde sichtlich mehr und mehr verwirrt. „Der Ptolemäer, meinen Sie wohl?“
„Wieso Ptolemäer?“ Der Professor sann nach. „Ja, Sie haben ganz recht, es waren übrigens wohl auch die Ptolemäer. Genau wie heute war Alexandria auch damals stark befestigt und führte ausgedehnte Kriege mit den Römern unter Alexander dem Großen, die sogenannten Punischen Kriege.“
Mit einer beinahe ängstlichen Bewegung zog sich Fräulein Simonsen einen Schritt zurück. „Ich verstehe nicht recht. Alexander der Große war ja König von Mazedonien und lebte lange vor den Punischen Kriegen, die außerdem Karthago galten und nicht Alexandria.“
Der Professor legte tiefsinnig den Zeigefinger an die Stirn. „Hm. Soweit ich mich entsinne, war Alexandria auch in diese Sache verwickelt, ob Sie sich da nicht vielleicht irren?“
„Ich habe zwanzig Jahre lang Unterricht in Geschichte erteilt!“
„Ach, hm. – Und Sie halten es für ausgeschlossen, daß die dänischen Geschichtsschreiber … ich meine, bei der Übersetzung dieser alten Schriften …“
„Das halte ich allerdings für sehr unwahrscheinlich“, schnitt Fräulein Simonsen ihm spitz das Wort ab. „Aber vielleicht wollen der Herr Professor uns lieber das Museum mit den ägyptischen Altertümern zeigen. Darauf habe ich mich so gefreut.“
„Das Museum? Gibt es hier auch ein Mu … – Ach so, ja, natürlich. Ha, ha! Einem Professor wird ja nachgesagt – und vielleicht nicht ganz ohne Grund –, er sei ein wenig zerstreut, nicht wahr? Wenn ich einen Vorschlag machen darf, dann stärken wir uns jetzt erst ein bißchen, sofern ich mir erlauben darf, Sie einzuladen. Na, was meint ihr dazu?“ Er wandte sich an die Mädchen.
„O ja, gern, vielen Dank“, antwortete Lone, die ihre sprachlichen Hemmungen allmählich überwunden hatte. Auch hatte der Professor sie durch die anerkennende Bemerkung ermuntert, es erstaune ihn, ein Mädchen in ihrem Alter so gut Englisch sprechen zu hören. „Ich habe Durst gekriegt, und Kirsten wäre über etwas Trinkbares wohl auch nicht böse.“
Während sie durch die Straßen gingen, unterhielt er sich denn auch hauptsächlich mit Lone, worüber sie gar nicht besonders begeistert war, denn es gab soviel zu sehen. Die einzelnen Stadtviertel waren sehr verschiedenartig, und in den Straßen herrschte buntes Leben. Zu Fuß und mit allen möglichen Verkehrsmitteln, vom modernen Luxusauto angefangen bis zum Kamel und Eselskarren, bewegten sich elegante Europäer, Griechen, Italiener, Armenier, Araber und Neger zwischen der eigentlichen Bevölkerung der Stadt. Aber alles das schien den Professor nicht weiter zu interessieren. Unermüdlich fragte er Lone nach den Verhältnissen in Dänemark aus, fragte, wohin sie und ihre Freundin reisten, wen sie besuchen wollten und alles mögliche andere.
Unter dem Sonnenschirm eines kleinen Restaurants an der Straße, wo man Kuchen, kalte, durstlöschende Getränke und arabischen Kaffee bekommen konnte, nahmen sie eine Erfrischung zu sich.
Fräulein Simonsen mischte sich nicht in das Gespräch. Sie saß etwas zurückgezogen da und beobachtete heimlich den Professor mit forschenden Blicken.
Als sie sich erhoben, um weiterzugehen, benutzte sie die Gelegenheit und zog Lone zur Seite. „Seid nur nicht zu offenherzig“, warnte sie Lone geheimnisvoll, und obwohl der Professor sicher kein Wort Dänisch verstand, fügte sie flüsternd hinzu: „Es ist etwas Verdächtiges an ihm.“
Der Professor war offensichtlich nicht so sehr darauf versessen, das Museum zu besuchen. „Sie haben sicher Verständnis dafür, daß man es leid werden kann, sich immer und ewig mit diesen Dingen zu beschäftigen“, entschuldigte er sich. „Geschäft für sich und Vergnügen für sich! Sagt man so nicht auch in Dänemark? Außerdem bin ich etwas müde.“
Nachdem sie sich durch den mohammedanischen Stadtteil gekämpft hatten, gingen sie daher zum Schiff zurück, wo Fräulein Simonsen sofort den Kapitän aufsuchte.
„Es ist etwas Verdächtiges an dieser Person“, schloß sie ihren Bericht voller Überzeugung. „Entweder ist er ein Schwindler, oder er muß ein wenig übergeschnappt sein.“
Kapitän Larsen lächelte nachsichtig. „Ob Ihnen die Phantasie da nicht einen kleinen Streich spielt, Fräulein Simonsen? Seien Sie nur beruhigt, wenn die Reederei für den Professor bürgt, dann brauchen wir auch keine Bedenken zu hegen. Diese gelehrten Leute benehmen sich oft sehr seltsam, das ist doch bekannt.“
„Gelehrt?“ Fräulein Simonsen schnaubte verächtlich. „Ein Mittelschüler weiß in Ägyptens Geschichte besser Bescheid als er.“
Der Kapitän zuckte die Schultern. „Der Mann ist Professor für Ägyptologie.“
„Das beunruhigt mich ja eben“, ereiferte sich Fräulein Simonsen. „Falls er …“ Sie stockte jäh und betrachtete den lächelnden Kapitän einen Augenblick streng. „Ach so! Sie sind der Meinung, ich hätte von ägyptischer Geschichte keine Ahnung?“ Und als der Kapitän nicht antwortete, fügte sie spitz hinzu: „Ja, dann erübrigt es sich wohl, mehr zu sagen.“ In der Tür drehte sie sich um. „Vergessen Sie nicht: ich habe Sie gewarnt.“