Читать книгу Ausnahmezustand (E-Book) - Prof. Dr. Aymo Brunetti - Страница 5

Einleitung

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EINLEITUNG

«12 der 13 wichtigsten amerikanischen Finanzinstitute waren ernsthaft bedroht, die nächste Woche nicht zu überleben.» Diese Aussage stammt nicht von einem zuspitzenden Journalisten oder einem dramatisierenden Sachbuchautor, sondern vom ehemaligen Chef der US-Notenbank Ben Bernanke. Es fällt schwer, sich einen weniger aufgeregten Menschen vorzustellen als diesen Wirtschaftswissenschafter von Weltruf. Wenn ein solch kühler Analytiker der offiziellen Untersuchungskommission der amerikanischen Regierung zur Finanzkrise eine derartige Aussage zu Protokoll gibt, zeigt das die Dramatik der Ereignisse im Herbst 2008. Und Bernanke beließ es nicht dabei. Er bestand zudem darauf, dass seiner Einschätzung nach dieser finanzielle Crash schlimmer gewesen war als derjenige, der die Große Depression der 1930er-Jahre ausgelöst hatte. Als Ökonom kann man keinen dramatischeren Vergleich ziehen. Die Große Depression war die weit­est­reichende globale Wirtschaftskrise der letzten 100 Jahre. Nicht wenige sehen in den politischen Nachwirkungen dieser wirtschaftlichen Katastrophe einen wesentlichen Auslöser für den – 10 Jahre nach dem Beginn der Depression ausgebrochenen – Zweiten Weltkrieg.

Es ist also kaum übertrieben, die Große Finanzkrise als ein wirtschaftliches Jahrhundertereignis zu bezeichnen. Und es überrascht deshalb nicht, dass sie auch 10 Jahre nach ihrem Höhepunkt nach wie vor sehr präsent ist, wenn auch zum Glück anders als nach der Großen Depression der 1930er-Jahre. In den allermeisten Ländern ist es nämlich nicht zu einer wirtschaftlichen Katastrophe gekommen. Zwar löste das Erdbeben auf den Finanzmärkten teils ausgeprägte Rezessionen aus, aber diese waren meist deutlich kürzer und weniger tief als 80 Jahre zuvor. Und dennoch: die heutige wirtschaftliche Situation ist stark von den Nachwirkungen der Finanzkrise und vor allem den letztlich erfolgreichen wirtschaftspolitischen Maßnahmen zur Krisenbekämpfung gezeichnet. Vergleichen wir das mit der Situation in den Jahrzehnten vor 2008, leben wir in verschiedener Hinsicht nach wie vor in einem wirtschaftlichen Ausnahmezustand. Den Hintergründen und Facetten dieser speziellen Situation nachzugehen ist das Ziel des vorliegenden Buches.

Das Buch hat drei Teile, die chronologisch geordnet sind.

→ TEIL I bildet die Grundlage und schildert die Essenz der dramatischen Ereignisse vor 10 Jahren. Auf Basis eines ganz einfachen Konzeptes werden die Hintergründe, der Verlauf und die letztlich erfolgreiche Bekämpfung der Großen Finanzkrise erläutert. Ziel ist es, dem eiligen Leser – ohne dass er dafür Vorwissen benötigen würde – auf möglichst knappem Raum verständlich zu machen, was geschah und vor allem welche Mechanismen für die Jahrhundertkrise verantwortlich waren.

→ TEIL II erläutert auf dieser Basis, welche Auswirkungen die Krise im Verlaufe der letzten 10 Jahre auf die makroökonomische Entwicklung gehabt hat. Wir beginnen mit den Effekten auf die Gesamtwirtschaft, betrachten dann das natürlich besonders betroffene Bankensystem und analysieren danach der Reihe nach die zum Teil sehr weitgehenden Veränderungen in der Geldpolitik, der Verschuldungssituation, der Eurozone und der Zinsentwicklung.

→ TEIL III betrachtet die heutige Situation und analysiert, wie gut wir in verschiedener Hinsicht auf zukünftige Entwicklungen vorbereitet sind. Wir starten mit einer Einschätzung, wieweit es gelungen ist, das globale Finanzsystem auf eine stabilere Grundlage zu stellen. Dann analysieren wir, ob in gesamtwirtschaftlicher Hinsicht und in Hinsicht auf die makroökonomische Wirtschaftspolitik (Geldpolitik und Staatsverschuldung) inzwischen Normalität eingekehrt ist. Und schließlich erläutern wir die Hintergründe der nach wie vor speziellen Situation in der Eurozone und analysieren, wie weit notwendige institutionelle Anpassungen inzwischen gediehen sind.

Ausnahmezustand (E-Book)

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