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Der Querufant

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Kaum ist die Tür hinter dem Elefanten zugefallen, atme ich auf.

Hat da gerade ein polizeigesuchter Ausbrecher mein Badezimmer bestuhlt und meinen Kühlschrank geplündert?

Ich öffne den Laptop und rufe den ›Paderborner Postboten‹ auf.

»Der Elefant ist los«, steht da, darunter ein Bild von einer Überwachungskamera. Darauf eine unscharfe Riesenrosine. Ob es meine ist?

Ich erfahre, dass der ausgebrochene Elefant eigentlich ein paar Monate im Heim für schwer erziehbare Rüsseltiere absitzen sollte. Zu denen er verknackt worden war wegen, Moment, »notorischer Obstruktion von Amtsangelegenheiten«.

Was das wieder heißt?

»Die Richter sahen es als erwiesen an«, lese ich, »dass der Elefantgeklagte der Verwaltung im letzten Jahr 3.500 Stunden unnötige Arbeit verursacht hatte, zusätzlich zu den 3.500 Stunden unnötiger Arbeit, die die Verwaltung sich selbst verursacht hatte.«

Ich erfahre, dass der Elefant jedes offizielle Schreiben, das er bekam – Spoiler Alert: Es waren viele – eingeweicht und zu handgeschöpftem Klopapier verarbeitet hatte. Um es der Behörde anschließend als »Spezialwisch für Sesselfurzer und Amtsärsche« zurückzuschicken.

Da steht, dass er im Schlosspark neben den Hundebeutel-Spendern verbotenerweise eigene Spender für Elefanten aufgestellt hatte. Mit 5-kg-Müllsäcken.

Er hatte zeremoniell seinen Personalausweis verbrannt. Auf dem Marktplatz. In einer Grillschale, die er aus einem Aluhut gebastelt hatte.

Er hatte jedem Mitarbeiter des Ordnungsamts »im Namen König Babars« den gefälschten Adelstitel »Comte von Celesteville« verliehen. Und der Stadt dafür 150.000 Euro in Rechnung gestellt.

Er hatte sich in einer braunen Fantasieuniform als »Klolizei« verkleidet, Autofahrer angehalten und sie in seinen Rüssel blasen lassen.

Er hatte dem Rathaus ein Fax geschickt. In Schriftgröße 256.000. Sodass stundenlang nur schwarze Seiten ankamen. Für den ersten Buchstaben, ein F. Als sich der zweite Buchstabe nach weiteren Stunden als ein I herausstellte, hatte das Amt das Faxen dicke und zog das Kabel.

Er schickte dem Rathaus ein Rolle De-Motivationsposter, auf denen Menschen zu sehen waren, die sich einen Tacker an den Hals hielten, mit Brieföffnern fochten oder sich gegenseitig das Gesicht ins Stempelkissen drückten. Unter den Bildern standen demotivierende Sprüche wie »Gott hasst dich bis ins fünfte Glied«, »Buddha sagt: Du sollst jeden Tag leben, als wärst du das Letzte«, »Hinter deinem Rücken nennen sie dich Karlheinze« oder einfach »Versagen«.

Er beantragte Kindergeld für »den Hurensohn von Bürgermeister«, Hartz IV für eine faule Socke (an den Antrag getackert), Rente für die Alte Brauerei und einen Reisepass für einen Wanderhoden.

Er brachte ein »Hitzefrei«-Schild am Rathaus an, das die Verwaltung für einen Tag lahmlegte. Am 18. Dezember.

Der Artikel nennt ihn »einen notorischen Querufant«.

Ich klappe den Rechner zu. Dann ziehe ich Gummistiefel an.

Ich muss nämlich ins Bad.

Die Elefanten-Epen

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