Читать книгу Richie am Leben gescheitert - R. J. Simon - Страница 6
3.
ОглавлениеRichie erinnert sich oft mit einer Mischung aus Wehmut, Freude und Wut über sich selbst an diese schöne unbeschwerte, aber leider vergangene Zeit, so, wie jetzt.
Die Wut über sich deshalb, weil er hier 15 Jahre seines Lebens absitzen muss, wenn er das volle Strafmaß ohne Haftverkürzung inhaftiert bliebe. Diese ganze lange Zeit, ohne auch nur ein Mal eine Runde auf seinem Hocker drehen zu können, ohne den Fahrtwind und die pure Kraft des Motors beim beschleunigen spüren zu dürfen. 15 Jahre seines besten Alters! Fünf Jahre wären schon eine ganze Menge, die er sich aber vorstellen könnte und durchhalten würde, aber für ihn geht es um drei Mal fünf Jahre. Eine Zeitspanne, bei welcher Richie unmöglich erscheint, sie durchzustehen. Und das, weil seine unbremsbare, unkontrollierte Art einen nicht wieder gutzumachenden Fehler zur Folge hatte. Wenn er hier wieder herauskommt, wird er wohl ein Mann im so genannten „zweiten Frühling“ sein, aber mit gebrochenem Lebenswillen. Nein! Seinen Willen werden diese Affen ihm nicht brechen! Richie wird dagegen kämpfen. Er beschließt, sich nicht kleinkriegen zu lassen, da können sie mit ihm anstellen, was sie wollen. Er nimmt sich vor, sich nicht zu beugen und vor denen zu kuschen. Er wird immer wieder beweisen, dass er seinen eigenen Kopf hat und diesen auch benutzt. Richie will sich nicht von anderen steuern lassen und tun, was die von ihm erwarten. Mitläufer in einer von Politikern und Chefs diktierten Welt, die sich anmaßen, für alle anderen mitzudenken, wird er nie werden.
Schon seltsam, auf welche Gedankengänge man hier kommt, wenn man gar nichts anderes hat, als seine Gedanken, wird Richie gerade bewusst. Er hat noch nie so viele Überlegungen über die Welt und die Gesellschaft angestellt, wie hier in seiner Einsamkeit.
Der Unruhe und dem geklapper nach, das jetzt auf dem Gang draußen zu hören ist, gibt es anscheinend gleich Essen. Da wird auch schon die Klappe an seiner Tür betätigt und ein Tablett mit dem Essen in seine Zelle hereingeschoben. Und sofort danach rumpelt die Klappe wieder in die Verriegelung. Raubtierfütterung, schießt es Richie in den Sinn.
Das Geschirr besteht heute nur aus einer Schüssel. Als Richie sieht, was der Inhalt der Schüssel ist, muss er lachen. Gemüseeintopf mit Fleischstückchen, wie dieses „Menü“ auf dem Speiseplan genannt wird. Abfallessen, wie die Knackis es bezeichnen, denn wenn man genau schaut, was in der Suppe ist, und noch im Kopf hat, was in der vergangenen Woche auf der Speisekarte stand, weiß man sofort, dass all die Reste hier in dieser Schüssel enthalten sind: Das Fleisch vom Gulasch am Dienstag, Schnitzelteile vom Mittwoch und das jeweilige Gemüse von den Beilagen. Ziemlich oft gibt es diesen Pansch auch, denkt Richie. Und um es mit den Worten von Chris zu sagen: „Ein dickes Lob an die Küche!“
Wenn Richie gegessen hat, stellt er das Tablett mit dem Besteck wieder an die Klappe, wo es in etwa einer Stunde wieder abgeholt wird. Tolles Hotel hier! Dann sitzt er wieder in seinem „Zwinger“ und hat nicht die geringste Beschäftigung oder Unterhaltung. Nicht einmal Musik, so, wie in seiner normalen Zelle, darf Richie hier hören. Einem erwachsenen Mann werden hier Vorschriften gemacht und Verbote erhoben, wie einem kleinen Kind.
Richie kann beinahe unmöglich ohne Musik sein. Die Rhythmen braucht er für sein Blut, sagt er immer. Das Gedröhn von Rockmusik hatte Richie stets und ohne Ausnahme um sich. Auf Rock, der so richtig fetzt, steht er, da fährt er voll drauf ab. Richie hörte die Musik gerne laut und mit viel Bass, so dass der im Bauch zu spüren war. Außer beim Motorradfahren, da brauchte Richie keine Rockmusik. Der Sound der Maschine genügte ihm dann. Der rockte ihn noch besser als ein Livekonzert der härtesten Band. Das war damals in der Freiheit richtig stark!
Was bleibt Richie nun in seiner momentanen Lage, als in seinen Erinnerungen an sein Leben vor dem Knast zu schwelgen und in seiner Einbildung Musik zu hören? Was erlebte Richie nicht alles in seiner Zeit vor der Inhaftierung? Wahrscheinlich mehr als die meisten anderen Männer in seinem Alter. Und die Musik begleitete ihn dabei immer. Ihm fallen nur die markantesten und Aufsehen erregendsten Ereignisse ein. Viel Spaß hatten Richie und seine Freunde immer in ihren gemeinsamen Stunden und sie waren eigentlich ständig zusammen. Es kann sein, dass er die Reihenfolge oder die Jahre etwas durcheinander bringt, denn sich wirklich alles in chronologischem Ablauf zu merken, war unmöglich, weil wirklich jeden Tag etwas Irres geschah. Damals, vor seiner Knastzeit, wenn er auf seinem Feuerstuhl durch die Gegend brauste, vielleicht sogar mit einem Mädchen auf dem Soziusplatz, das waren echt starke Zeiten! Ja, ja, Richie und die Frauen, das war ein ganz eigenes Thema …
Wenn Richie daran denkt, dass das jetzt zwangsläufig alles für lange, lange Zeit vorbei ist, wird ihm übel und er würde sein Elend am liebsten laut aus sich heraus brüllen. Durch eine Art Urschrei seiner ganzen Wut freien Lauf lassen, um sich Luft zu verschaffen. Richie ist oft nach weinen zumute, obwohl er weiß Gott kein Weichling ist, doch in seiner elenden und hilflosen Situation befindet sich Richie so manches Mal am Rande der Verzweiflung. Er ist immer öfter kurz vor dem Durchdrehen. Richie darf gar nicht daran denken, wo er sich befindet, wo er festgehalten wird, wozu er verdammt ist und wie sein Schicksal und die Wirklichkeit aussehen. Heute ist so wie gestern und morgen wird so wie heute sein. Am besten ist es für ihn, wenn er die Welt um sich herum vergisst, sich in Tagträumereien flüchtet und sich an Erlebtes erinnert, um davon zu zehren. Kopfkino halt.
Motorrad fahren war ohne Frage sein größtes Hobby. Das fing schon im Mofaalter an. Richie nahm sich in der Regel mehr Zeit für sein geliebtes Zweirad als für seine jeweils aktuelle Freundin. Er liebte sein Moped wirklich. Das Motorrad, so die richtige bezeichnung, war sein Ein und Alles. Richie hegte und pflegte es wie ein rohes Ei. Das sah man dem Gefährt auch jederzeit an. Man konnte auch bei noch so genauem suchen niemals irgendwelchen Schmutz oder unschöne Stellen entdecken. Rost oder gar größere Mängel schon gar nicht. Richie war ständig am Putzen und Polieren oder er reparierte etwas an seinem Hocker. Ging ein Hebel oder sonst ein bewegliches Teil schwer, ölte es Richie sogleich oder lagerte es sogar neu. Hörte er ein Geräusch, das nicht normal war, ging er der Sache ebenfalls sofort auf den Grund. Da Richie schon von seinem Beruf her technisch versiert war und sich natürlich auch mit Motorrädern auskannte, kam es nicht selten vor, dass er seine Maschine bis auf die letzte Schraube zerlegte. So hielt er sein Motorrad immer in einem Topzustand. Es war optisch und technisch stets wie neu aus der Fabrik.
Diese Leidenschaft, die sich nicht nur auf das Fahren des Feuerstuhls beschränkte, verschlang verständlicherweise jede Menge Freizeit, was dazu führte, dass, wenn Richie nicht im Geschäft arbeitete, er entweder durch die Gegend brauste oder in der Garage zu finden war. Dort hatte er sich mit allen denkbaren Werkzeugen, die man benötigte, um anfallende Arbeiten an einem Motorrad durchzuführen, eingerichtet. Das war sein Reich, sein zweites Zuhause. Da blieb dann folglich nur noch selten ausreichend Zeit für eine Freundin. Wahrscheinlich machten die meisten seiner Mädchen auch deswegen mit ihm Schluss, weil sie sich einfach vernachlässigt und hinter das Motorrad zurückgedrängt fühlten. Es gab natürlich auch oft zwischen ihm und der Freundin, wie es Richies Problem war, wegen Kleinigkeiten Streit, die es nicht wert waren, so aufzubrausen, wie er es dann für gewöhnlich tat. Eine schrie er einmal furchtbar an und tobte mit hochrotem Kopf herum, weil diese sich einfach aus Übermut auf die im Hof abgestellte Maschine schwang. Richie fuhr sie wie gestört an, dass sie die schwere Maschine nicht heben könne, falls sie kippte, und was dann alles kaputt gehen könnte. Dass es dem Mädchen auch einen Fuß abquetschen könnte, zog er allerdings dabei nicht in Betracht. Seine Sorge galt allein seinem Hocker.
Heute werden Richie all diese Fehler bewusst.
Mädchen hatte Richie aber dennoch genug und es kam immer wieder eine nach, ohne dass er dafür große Anstrengungen aufbieten musste. Er sah schließlich schon immer gut aus, war groß und gut gebaut und die meisten Bräute flogen sowieso auf schwere Jungs, die mit einer solchen Donnerbüchse angefegt kamen, jedenfalls in den Kreisen, in denen er sich auch bewegte.
Aber seine Beziehungen hielten aus den bekannten Gründen niemals lange. Nachdem die Mädchen andauernd, die eine früher, die andere später, mit ihm Schluss machten, kam Richie zu der Einstellung, dass die Frauen alle nichts für ihn taugten. Seiner damaligen Machoeinstellung nach, die auch daraus resultierte, waren Frauen nur fürs Bett und für den Haushalt gut. Für alles andere waren sie zu dämlich. Diese Auffassung revidierte Richie in den letzten Monaten hier gewaltig. Heute würde er alles dafür geben, zu wissen, da wäre eine Frau, die auf ihn wartete. Jetzt bekam er in voller härte die Konsequenz dieser Einstellung zu spüren. Es gab keine Frau, die noch irgendetwas von ihm wissen wollte oder sich um ihn sorgte.
Weil eben Richie in seinem freien Leben diese Denkweise zu den Frauen aufbaute und weil er „einsah“, dass feste Beziehungen keinen Sinn für ihn machten, fing er irgendwann erst gar keine mehr an. Von Anfang an, wenn er ein Mädchen kennen lernte, macht er ihr klar, dass er nicht oft Zeit hatte. Der Hintergedanke dabei war, dass er sich nie rechtfertigen musste, wenn sie meinte, er würde sich zu wenig um sie kümmern. Er konnte dann mit gutem Gewissen sagen: „Isch hab dir’s vun Ofang o gsachd!“ So richtete es sich Richie bequem ein, so lange sie dabei mitspielte, dass sie sich nur dann sahen, wenn er es wollte und es in seinen Ablauf passte. Dementsprechend blieb ihm die Zeit für sein Hocker und seine Kumpels, die in der Reihenfolge ohnehin vor den Freundinnen kamen.
Lange hielt Richie diese lockeren Beziehungen auch nie aufrecht, wenn nicht schon vorher von ihrer Seite aus die Trennung erfolgte. Richie machte immer bald wieder Schluss, meistens bevor die Frauen das taten, weil sie sich für diese Behandlung zu schade waren. Oder, was auch gelegentlich der Fall war, Richie hatte zwei, einmal sogar drei Freundinnen auf einmal. Das hieß, er hielt sie sich warm, so lange sie ihm mehr oder weniger nachrannten. Erfuhr die eine von der anderen, war sowieso Ende und es gab keine großen Probleme. Aus verletztem Stolz und beleidigtem Ego trennten sie sich dann sofort von ihm und wollten nichts mehr von ihm hören. Sie schimpften dann meist etwas von „Schuft“ und versuchten Richie schnell zu vergessen. Wenn eine trotzdem versuchte, noch eine Szene zu machen, lächelte Richie sie überlegen an, stieg auf seinen Dosen-Jäger und brauste davon. Er ließ sie einfach tobend stehen, egal, wo sich das abspielte, selbst wenn die Szene mitten in der Nacht irgendwo im Hafen stattfand. Ein solches Theater änderte auch nichts an den Tatsachen. Die Frau, mit der er so umsprang, wollte dann auch nichts mehr von ihm wissen. Logisch! Richie war in dieser Hinsicht alles egal und in seiner Handlungsweise brutal. Er war ein richtiges Arschloch, was das betraf. Richie pflegte den ausspruch: „Frauen sind wie Straßenbahnen. Fährt die eine ab, kommt bald die nächste.“
Eines seiner Mädchen setzte er sogar prompt auf einem Autobahnrastplatz aus, womit ihre Beziehung natürlich beendet war. Diese Braut mäkelte stets an Richies Fahrweise herum. Schon wenn er mit angemessener Geschwindigkeit durch die Stadt fuhr, beschwerte sie sich pausenlos über seinen Fahrstil. Dann kam der Tag, an dem er mit ihr über die Autobahn donnerte. Richie verspürte dabei wieder einmal so richtig Lust auf Geschwindigkeit und riss den Hebel ordentlich auf. Er spürte sofort, wie sie sich verkrampfte und sich übertrieben an ihm festklammerte. Um auf sich aufmerksam zu machen, schlug sie immer wieder mit ihrem Helm gegen seinen. Zusätzlich rutschte sie mit ihren würgenden Armen immer tiefer, bis sie ihm mit den Fingern in die Innenseite der Oberschenkel zwicken konnte. Das war eindeutig zu viel, schon alleine wegen der Gefährlichkeit dieser Aktion. Richie hätte durch den Schreck leicht den Lenker verreißen können und sie wären bei dem hohen Tempo unsanft über die Autobahn geschlittert.
In dem Moment, als sie ihm unsanft in die Schenkel zwickte, begann die Einfahrtspur zu einer Autobahnraststätte, in die Richie sofort einbog und das Motorrad bis zum Stillstand hart abbremste. Den weiteren Verlauf machte sie ihm dann recht leicht. Die Räder standen gerade still, als sie von der Sitzbank sprang und ihm irgendwas Unverständliches zuschrie. Richie hielt sich mit dem hysterischen Nervenbündel gar nicht auf, sondern gab einfach Vollgas und brauste davon. Von ihr hörte er nie wieder etwas.
Freunde dagegen hatte Richie immer und für die nahm er sich auch stets Zeit, so, wie für seine Motorradfreunde. Wenn ihn einer seiner Clique mitten in der tiefsten Nacht angerufen hätte, dass er am Ende der Welt festsaß, weil seine Maschine den Geist aufgegeben hatte, wäre Richie ohne zu zögern losgefahren, um ihm zu helfen. Man kann wirklich ohne Übertreibung sagen, dass Richie mehr zu seinen Kumpels hielt, als zu seinen Freundinnen. Die Jungs kamen weit vor den Mädchen. Er ließ ohne Zweifel lieber eine Frau stehen, als einen seiner Kumpels zu versetzen. Wenn Richie mit seinen Freunden unterwegs war, hatten sie immer großen Spaß. Richie und Co. erlebten immer eine Menge. Frauen störten dabei nur. Einmal stellten sie ihre Motorräder, oder waren es noch die Mofas, egal, sie stellten jedenfalls ihre Zweiräder vorm Stadtpark ab, um dort auf einer Bank sitzend zu überlegen, was sie mit dem angefangenen Tag weiter anstellen sollten. Sie waren zu fünft und nicht die komplette Gruppe, daran erinnert sich Richie noch. Dort trieben sie dann einen üblen Spaß mit einem Mann mittleren Alters. Der Auserwählte stand teilnahmslos da und hielt vor seinem offensichtlichen Bierbauch die großen Blätter einer Tageszeitung ausgebreitet.
Es war die Mofazeit, weiß Richie jetzt wieder. Einen solchen Streich spielte man als Halbwüchsiger.
Spaßti, so genannt, weil er immer nur Unsinn und Spaß im Kopf hatte, war es auch dieses Mal, den dieser harmlose Leser auf eine seiner hinterhältigen Ideen brachte. Nur mit dem kurzen Kommentar „Achdung!“ stand Spaßti auf und schlich sich im Bogen von hinten an den Ahnungslosen heran. Den Weg legte er dabei auf seine ganz eigene Weise zurück. Spaßti lief geduckt mit Katzenbuckel, die Hände wie ein aufrecht stehendes Häschen haltend. Dabei hüpfte er, die Knie bis zur Brust hochziehend, wie Comicfiguren es in Zeichentrickfilmen tun, und sprang zwischendurch wie Stan Laurel senkrecht in die Luft. Durch seine hagere Figur war der Anblick dieser Gangart schon alleine zum Totlachen.
Bei seinem Opfer fast angekommen, kramte Spaßti aus seiner Lederjacke ein Feuerzeug hervor und legte die letzten Schritte vorsichtiger zurück. Der Mann war derart in einen Bericht auf der rechten Seite vertieft, dass er nicht bemerkte, wie Spaßti die linke untere Ecke in Brand setzte. Der Leser wurde auch nicht gleich in den nächsten Augenblicken darauf aufmerksam, was dem Übeltäter genug Zeit ließ, sich weit genug zu entfernen. Sodann postierte sich Spaßti ein gutes Stück entfernt, um den weiteren Ablauf der Dinge zu beobachten, genau wie die anderen.
Die gelben Flammen fraßen sich langsam, aber unaufhaltsam höher, dabei in der Front immer breiter werdend. Erst, als sich die Wärme an den Fingern bemerkbar machte, reagierte der Mann, zuerst mit einem kleinen unterdrückten „Huch!“ und die linke Hand ausschüttelnd. Genau in dem Moment erkannte er aber, dass seine Zeitung in Flammen stand. Er ließ diese auch mit der zweiten Hand los und schrie erschrocken: „Ah! Ah!“ Das Tageblatt schwebte dann ganz langsam brennend zu Boden. Der Geschädigte versuchte jetzt auch noch, mit hektischem Hüpfen das Feuer auszutreten, wobei er sich anscheinend die Zehen verbrannte, die nackt aus den Sandalen hervorschauten, wie seine kurzen Aufschreie vermuten ließen.
Die Jungs bogen sich vor lachen und quiekten vor Vergnügen bei dem Anblick, den der Mann in seiner Verzweiflung ihnen bot. Er hüpfte und trampelte in seinem Bestreben, die Blätter zu löschen, mitten in den Flammen herum. Vielleicht tanzte er auch so, weil ihm die Zehen zu heiß wurden? Die Jugendlichen lachten sich schief bei diesem Gedanken und bei dem Bild, das sie zu sehen bekamen. Insgeheim warteten sie noch darauf, dass er sich die Schuhe ankohlen würde, was aber zum Glück dann doch nicht geschah.
Dann endlich war die gesamte Zeitung verbrannt und das Feuer erloschen und die großen schwarzen Ascheflocken wurden vom Wind davongetragen. Nun sah sich der Mann wütend nach dem oder den Brandstiftern um, weil ihm schon klar war, dass sich das Papier nicht von selbst entzündet haben konnte. Natürlich entdeckte er gleich die Gruppe Jugendliche, die sich immer noch kichernd die Bäuche hielten und zu ihm herüberlachten. Ihm war nicht zum Lachen zumute und er wusste sofort, dass sie seine Zeitung auf dem Gewissen hatten. Mit großen aggressiven Schritten und hochrotem Kopf, begleitet von wild wirbelnden Armen ging er auf die Verursacher des Brandes zu. Die blieben selbstverständlich, keine Angst zeigend, lässig stehen. Sie waren ja in der Mehrzahl und fürchteten sich nicht vor ihm in ihrem Halbstarkenalter, sondern grinsten ihm frech entgegen.
Auf halbem Weg stoppte er daraufhin, als er merkte, dass die Jungs keine Anstalten machten, ihm auszuweichen, und sich ihm vielleicht sogar entgegenstellen würden. Er schrie und schimpfte zu ihnen herüber, kam aber nicht mehr näher. Dann wendete er sich ab und stapfte mit zielsicheren Schritten davon, immer weiter vor sich hin maulend. Was er da von sich gab, verstanden sie nicht, aber einer der Helden meinte, dass der wütende Typ vielleicht zur Polizei gehen würde, um sie anzuzeigen. Daraufhin zogen sie es vor, sich schnell aus dem Staub zu machen. Das wollten sie nicht so genau wissen und herausfinden. So, wie sich der Typ aufführte, würde der sicherlich aus einer Mücke einen Elefanten machen. Und mit der Polente wollten sie wegen eines übermütigen Streichs nichts zu tun haben. Das fehlte ihnen gerade noch. Bei denen würden sie gleich als Schwerverbrecher abgestempelt, dachten sie sich. Einmal aufgefallen, würden sie diese Sache ihr Leben lang bei passender Gelegenheit vorgehalten bekommen. Nein, danke!
Ja, sie waren wirklich eine total verrückte Bande, ständig zu allerhand Unfug und Verrücktheiten aufgelegt, wenn diese auch manchmal etwas zu weit gingen. Die unmöglichsten Vorhaben und Ideen entwickelten sich andauernd irgendwo in den dunklen Gehirnwindungen ihrer Köpfe. „Lieber Unsinn als gar nichts im Kopf“, sagte Richie dazu immer. Manchmal waren sie zwar etwas zu ausgelassen und überdreht, aber wer ist das in seiner Jugend nicht? Jeder hat doch schon als Halbstarker Dinge getan, die er erst als Erwachsener Mann als gefährlich einstufte, weil sie zu unüberlegt und verrückt waren. Die einen mehr, die anderen weniger. Richie und seine Freunde gehörten halt zu denen, die von sich sagen konnten, sie hatten mehr erlebt. So verhielt es sich auch mit dem hinterhältigen Spaß, den sie mit dem bedauernswerten Zeitungsleser anstellten. Hinterher fanden es die meisten doch etwas grob, obwohl sie sich trotzdem jedes Mal vor Lachen ausschütteten, wenn sie sich daran erinnerten. Eine leichte Reue setzte ein und der Mann tat ihnen etwas leid, aber so war das eben mit dem jugendlichen Leichtsinn. In dessen Namen geschahen schon wesentlich schlimmere Handlungen. Meistens trafen ihre Späße nur sie selbst untereinander oder Mitmenschen, die es ihrer Meinung nach verdienten, einen Denkzettel zu bekommen. Unbeteiligte oder unschuldige Leute, so, wie in diesem Fall der Leser im Park, waren definitiv die Ausnahme.
Aber als sie damals aus dem Park heraus waren, war die Flucht vor der vielleicht anrückenden Polizei schon wieder vergessen und Richie hatte einen neuen lustigen Einfall. Zu seinen Kumpels sagte er, sie sollten sich im Gebüsch verstecken und abwarten. Er selbst stellte sich mitten auf den Gehweg. Dann kam auch gleich ein Fußgänger und Richie sprach ihn höflich an: „Entschuldigung, können sie mir bitte sagen, wo die andere Straßenseite ist?“ Richie gab sich echte Mühe, diesen Satz hochdeutsch zu formulieren.
Der angesprochene Herr zeigte Richie nur einen Vogel und ging ohne weiteren Kommentar weiter. Seine Freunde lachten schon darüber wie die kleinen Kinder, obwohl das noch gar nicht der eigentliche Gag war, den Richie darbieten wollte.
Den nächsten Passanten redete Richie im Dialekt an: „Tschuldigung, wo issn die anner Stroßeseit?“
Der Mann sah ihn verblüfft bis verständnislos an und meinte: „Natürlich da drüben“, und deutete mit dem Finger über die Straße.
Richie entgegnete daraufhin: „Komisch, die Leit dort driwe schicke misch imma do rüwer!“
Seine Freunde in ihrem Versteck konnten ihr Lachen dann nicht mehr unterdrücken und brüllten laut los. Dem Fußgänger wurde bewusst, dass er auf den Arm genommen wurde. Er ging einen Schritt zur Seite, um an Richie vorbeizukommen, und murmelte im Weitergehen: „Saubande! So etwas soll mir später einmal meine Rente bezahlen!“
Bei einem weiteren Ereignis, das sich in Richies Gedächtnis fest verankerte, ging es um eine ganz und gar tollkühne bis wahnwitzige Wette, die zwei aus der Clique miteinander abschlossen. Die beiden hießen Horst und Peter. Es ging darum, dass sie beide rauchten und sich dieser Sucht mit normalen Mitteln nicht entledigen konnten. So beschlossen sie, dieses Übel mittels einer Wette loszuwerden. Die üblichen Methoden, die es damals gab, hatten sie jeder für sich alle schon durchprobiert und waren kläglich gescheitert. Durch eine Wette versprachen sie sich einen gewissen Druck hinter den Versuch zu bekommen und so würde es ihnen gelingen, durchzuhalten, dachten sie. Für sie beide war das Schlimmste an der Sucht das Geld, das man im wahrsten Sinne des Wortes bei jedem Zug als Rauch in die Luft blies. Ein wenig dachten die zwei auch an die Gesundheit, die darunter ohne Zweifel ebenfalls litt, aber im Vordergrund stand das Geld, das dabei draufging. Denn gesund waren sie ja und wer denkt als junger Mensch schon daran, was später einmal sein wird? Die Aufklärungskampagnen waren damals auch noch nicht so massiv, wie in der heutigen Zeit. Also überlegten sie sich gemeinsam am Wochenende, als sie in ihrer Stammkneipe versammelt waren, eine Strafwette, die als Anreiz galt. Die sollte dann derjenige einlösen, der nach Abschluss der Abmachung innerhalb eines Jahres wieder anfangen würde, zu rauchen.
Alle grübelten darüber nach, was wohl eine adäquate Bestrafung für denjenigen sein könnte. Es war aber gar nicht so einfach, eine passende Strafe zu finden, die möglichst abschreckte. Abwechselnd wurde eine ganze Menge an Vorschlägen gemacht. Zuerst kamen von verschiedenen Anwesenden die üblichen Vorschläge wie ein paar Kisten Bier oder eine Lage Sekt für alle. Das schien aber alles nicht so das Richtige. Nach genauem Betrachten kamen sie überein, dass wenn der Drang nach dem Glimmstängel groß genug würde, dem jeweiligen das Geld, das er als indirekte Auslöse dafür bezahlen musste, völlig gleichgültig war. Es musste also eine Sanktion sein, von der man sich nicht mit Geld freikaufen konnte und die doch durchführbar war.
Einer aus der Gruppe, Rolf, war Nichtraucher. Der konnte somit nicht verstehen, dass es so unheimlich schwer sein sollte, mit dem Rauchen aufzuhören. Er hielt das für übertriebenes Theater und ihm ging das Getue auf die Nerven, so, wie er es auch nicht mehr hören konnte, wenn ein Raucher zu ihm sagte, er sei zu beneiden, weil er nicht qualmte. Die waren doch alle selber schuld! Sie könnten doch einfach die Nikotinstangen links liegen lassen und wären somit auch Nichtraucher, glaubte er. Rolf sagte also, mehr als Gag und um seinen Missmut über dieses Thema zu zeigen, in die sinnende Runde: „Rennt doch von mir aus nackt durch den Waldpark!“
Das war ein lustiger Zwischenruf, über den zunächst jeder lachte. Nach und nach verstummte jedoch das Gelächter und die Erkenntnis setzte sich durch, dass das gar nicht so dumm war. Das war im Prinzip genau so eine Sache, nach der sie die ganze Zeit über suchten und die exakt als Grundlage für die Wette herangezogen werden konnte. Einem nach dem anderen wurde das langsam klar und jeder fand das plötzlich eine gute Idee. Diejenigen, die zweifelten, weil sie das für zu irre und zu gewagt hielten, wurden bei einer anschließenden Abstimmung überstimmt. Deren Befürchtungen wurden von den Befürwortern auch dadurch abgemildert, dass dies sicherlich ein Grund war, sich das Rauchen abzugewöhnen. Sie mussten einsehen, dass wahrscheinlich jeder eher die Qualen des Entzugs auf sich nahm, als splitterfasernackt in der Gegend umherzuflitzen, denn dass die Gruppe auf die Einhaltung und Einlösung der Wette beharren würde, war völlig klar. Gnade durfte keiner erwarten. Außerdem käme es am Schluss auf Horst und Peter an. Wenn sie die Herausforderung annehmen würden, wäre doch alles okay.
Die zwei Wettkandidaten erklärten sich nach anfänglichem Zögern mit dem Angebot einverstanden. Da sie ja davon überzeugt waren, durchzuhalten und nie wieder zu rauchen, gab es kein Risiko für sie. Peter und Horst reichten sich, wie bei Wetten üblich, mit gemischten Gefühlen und unechtem Grinsen die Hände.
„Alla hopp“, meinte Rolf und durfte mit Durchschlagen der Hände die Wette besiegeln. Damit besaß die Wette Gültigkeit und die rauchfreie Zeit begann ab sofort.
Der Abend war dann natürlich geprägt von Sticheleien und gewissen Hetzereien. In unregelmäßigen Abständen wurden Horst oder Peter von verschiedenen Freunden immer wieder Zigaretten angeboten. Die antworteten jedoch meistens mit stolzem Lachen: „Nä, danke, isch rach nimmer.“
Die tollsten Überredungskünste wurden angewandt, denn jeder wollte den Clou der Wette eingelöst sehen. In ihrer Fantasie erlebten sie schon das verrückte Ereignis, das diese Wette eventuell zur Folge haben würde. Sie schmückten den Abend über immer wieder aus, wie es aussehen musste, wenn einer von den beiden nackt durch den Wald lief. Die tollsten Geschichten wurden dazu erfunden und ihrem Ideenreichtum ließen sie dabei freien Lauf. Auch wurde noch das genaue Datum und die Uhrzeit notiert, so dass sie beim Einhalten der Jahresfrist keine Schwierigkeiten durch falsche Erinnerungen bekommen könnten und Streitigkeiten deswegen im Vorfeld schon vermieden wurden.
Drei Wochen später war die Spannung für alle dann vorbei. Der Großteil der Clique saß schon in der Kneipe, in der sie sich nach Feierabend gewöhnlich trafen. Da kam von draußen einer herein an ihren tisch, grinste wie ein Breitmaulfrosch und verlangte eine Zigarette. Es war Peter!
Die Anwesenden sahen sich verwirrt an und wussten im ersten Moment nicht, was sie sagen sollten. Sie überlegten kurz, ob er das nun im Spaß oder Ernst sagte. Sie fragten Peter, ob er das wirklich wolle und ob er klar bei Verstand sei, um zu wissen, was er da gerade im Begriff war, zu tun. Peter beantwortete die beiden Fragen mit einem klaren Ja und begründete es damit, dass er diese Kur nicht überleben würde. Er hatte sich diesen Schritt genau überlegt, und zwar die ganze Nacht, weil er wegen des Entzugs eh nicht schlafen konnte. Dabei kam er schließlich zu dem Entschluss, dass er es nicht durchstehen würde. Warum sich dann noch länger quälen? Peter wäre besser nicht auf die Wette eingegangen, wusste er dann. Jetzt müsse er eben, weil er die Entzugsfolter nicht durchhalten könne, zu seinem Wort stehen und nackt durch den Wald laufen, bestätigte er mit Unwohlsein in der Stimme. Es war ihm völlig bewusst, dass er sich davor nicht drücken konnte, wenn er wieder zu rauchen begann. Hoffungen, dass ihm seine Wettschuld erlassen werden würde, brauchte er sich keine machen.
Diese Nachricht bedeutete für alle ein willkommenes Freudenfest – außer für Peter natürlich. Endlich war mal wieder richtig was los! Stimmung!
Fast schon zeremoniell bekam Peter von Rolf eine Zigarette überreicht. Mit zittrigen Fingern und unter dem Beifall der um ihn Drängenden, die das Geschehen mit Pfiffen und „He-he-he-he“-Rufen begleiteten, entzündete Peter seine offiziell „erste“ Zigarette und zog den Rauch gierig ein.
Jedes Mal an diesem Abend, wenn einer der Nachzügler bei der Gruppe eintraf, gab es ein großes Hallo beim Erzählen der Neuigkeit. Es war auch gleich am selben Abend, als der Zeitpunkt sowie die genaue Route der Flitztour abgesprochen und festgehalten wurden. Als Termin vereinbarten sie gemeinsam das nächste Wochenende. Da wurde keine Zeit verloren. Sonntag um 12 Uhr. High noon! Wenn so richtig viele Spaziergänger unterwegs waren, sollte der arme Peter wie Gott ihn schuf durch den Wald über einen Teil des Trimm-dich-Pfades in einem Vorort rennen.
„Un es entschuldigt nur de Tod“, wurde er gleich von Spaßti auf die Ernsthaftigkeit hingewiesen. Peter sollte wissen, dass er sich nicht davor drücken konnte. Weil das Unternehmen aber strafbar war und weil sie verhindern wollten, dass Peter sich am Anfang der Strecke vielleicht in die Büsche schlug, um das Ziel im Unterholz zu erreichen, mussten sie sich noch Vorsichtsmaßnahmen einfallen lassen. Er sollte ja nicht auch noch mit dem Gesetz in Konflikt kommen.
Die Lösung des Problems fanden sie schnell. Sie beschlossen, dass, bevor Peter seinen Sündengang antrat, sich der Rest der „Veranstalter“ als Fußgänger auf der Strecke verteilte. Durch diese Maßnahme hatten sie seinen Lauf unter Kontrolle und konnten notfalls als Blocker gegen eventuelle Verfolger eingreifen und auch rechtzeitig warnen. Ebenso wurde je ein Teil der Motorräder am Anfang und am Ziel abgestellt, so dass im Ernstfall jeweils der kürzeste Weg zu den Maschinen gewählt werden konnte, um zu flüchten. Es sollte sich ja nur um einen Ulk und eine kleine Strafe für Peter handeln und ohne Folgen durch die Justiz über die Bühne gehen. Um dem zusätzlich vorzubeugen, wurde Peter erlaubt, seinen Motorradhelm aufzusetzen. So konnte ihn auch niemand erkennen und anzeigen oder eine Personenbeschreibung zum Identifizieren abgeben. Die sichtbaren Merkmale seien sicherlich nicht so eindeutig, um ihn zu identifizieren, sagte Richie mit frechem Grinsen.
Am Sonntag darauf war kurz vor 12 Uhr im Wald der Teufel los. Sie trafen sich alle an der verabredeten Stelle und es fehlte keiner. Dieses Spektakel wollte jeder miterleben. Aus Vorfreude über das bevorstehende Event und die Vorstellung, wie es ablaufen würde, lachten sie schon auf dem Parkplatz ausgelassen und aufgedreht bei den Vorbereitungen, nur nicht Peter.
Nachdem die Aufpasser im Abstand von ein bis zwei Minuten losgegangen waren und sich auf der Strecke verteilt hatten, zog sich Peter hinter einem großen Baum splitternackt aus. Die beiden, die am Start geblieben waren, überwachten das und nahmen seine Kleider an sich. Peter hüpfte dann ohne weitere Verzögerung aus dem Gestrüpp auf den Weg und rannte mit einem lauten „Attacke!“ los. Er flitzte tatsächlich die gesamte vorgeschriebene Strecke ohne Pause und ohne jeglichen Ausbruchsversuch durch. Peter rannte wie verrückt.
Richie weiß noch, wie sie sich allesamt wunderten, welche Kondition man in solchen Ausnahmefällen entwickeln konnte und welche Reserven in einem schlummerten, wenn man sie wirklich nötig brauchte. Peter war schließlich kein Sportler und sie hatten alle geglaubt, dass er mindestens ein Mal verschnaufen müsste, um die Distanz zu laufen. Dazu hätte er selbstverständlich wieder ins Gebüsch gedurft und wäre von seinen Freunden gedeckt worden. Nach der Pause hätte er seinen Weg dann vom gleichen Punkt aus fortsetzen müssen. So waren die Regeln. Peter schaffte es aber zum Erstaunen aller ohne Unterbrechung.
Ausgelaugt, schnaubend und mit hochrotem Kopf, den man leuchten sah, als er den Helm abnahm, erreichte er sein Ziel. Dort stürzte Peter sofort wieder in die Büsche, wo er von zwei seiner Kumpels neue Klamotten erhielt, die er geschützt anziehen konnte, bevor er wieder als normal gekleideter Jugendlicher auf der Bildfläche erschien. Die Wette war eingelöst und die Gruppe um eine Sensation in ihren Erinnerungen reicher.
„Jetzt erschd ämol än Glimmstängel“, waren Peters erste Worte nachdem er wieder Luft bekam. Aber diese Belohnung musste er noch verschieben.
Die Frage, ob der rote Kopf von der Anstrengung oder vom Schamgefühl kam, konnte nicht geklärt werden. Wahrscheinlich war es von jedem ein bisschen. Ansonsten lief alles besser als erwartet, ohne Schwierigkeiten oder störende Zwischenfälle. Die Organisation war perfekt und die Dauer der Aktion war zu kurz, als dass die alarmierte Polizei hätte rechtzeitig zur Stelle sein können, um einzugreifen. Die Bikes standen am Ziel bereit und so fuhren sie, als Peter wieder bekleidet aus dem Gebüsch kam, sofort weg, raus aus dem Wald.
Später dann in ihrer Kneipe wurde das Erlebte natürlich ausführlich erörtert und bis ins Detail durchgegangen. Den meisten standen Tränen in den Augen vor lachen, als sie sich gegenseitig die Reaktionen der Spaziergänger schilderten und dazwischen immer wieder das Bild vom nackten rennenden Peter beschrieben. Aber Peter galt an diesem Tag auch als der Held.
Viele – überwiegend ältere – Passanten zeigten sich furchtbar empört. Denen blieb fast die Luft zum Atmen weg vor übertriebener Entrüstung, als Peter auf sie zu oder an ihnen vorbei lief. Keiner der Clique wollte allerdings wissen, was die früher so alles im Wald getrieben hatten. Andere haben nur geschmunzelt oder einfach nur „Huch!“ gerufen, um dann kopfschüttelnd über den Nackedei ihren Weg fortzusetzen. Wieder andere konnten es nicht fassen, so etwas zu sehen, und stammelten irgendwelche unverständliche Worte. Hingesehen haben sie aber alle oder sogar mit dem Finger auf Peter gezeigt.
Nur einer war ganz locker. Peter erzählte von einem Jogger, die im Waldpark massenhaft vertreten sind, der dieselbe Route nahm wie er und deswegen sogar ein Stück neben ihm her rannte. Der Dauerläufer grüßte Peter ganz normal mit „Hi!“ und fragte ihn, ob er das öfter mache. Peter gab ihm keine Antwort. Zum Abschied habe der Typ nur noch gesagt: „Das ist cool“, er sei dann jedoch abgebogen, um seinen eigenen Weg zu nehmen.
Für Peter war das wahrscheinlich die allerletzte Wette, die er jemals annahm. So etwas sollte ihm nie wieder passieren. Horst lachte natürlich auch fleißig mit und stänkerte mit den anderen. Insgeheim hoffte aber jeder, dass auch er noch während des Jahres schwach werden würde, um ihnen ebenfalls ein solches Spektakel zu bescheren. Aber das abschreckende Beispiel von Peter gab ihm die Kraft, die er brauchte, um durch die Entzugsqualen an das angestrebte Ziel zu gelangen. Horst hielt es tapfer durch, ohne Rückfällig zu werden, und rauchte nach Richies Wissen bis heute nicht.
Des Öfteren traf sich ein Teil der Clique auch bei Specki, denn immer nur in der Kneipe herumzuhängen, war auch nicht das Wahre.
Specki hieß mit richtigem Namen Walter. Da er aber etwas sehr rund um die Taille war, verpassten sie ihm kurzerhand diesen Spitznamen. Walter – alias Specki – war ein gutmütiger, leichtgläubiger, treuer Freund, wie die meisten dickleibigen Menschen, der auch Spaß verstand und nichts gegen den Spitznamen einzuwenden hatte. Er stand zu seiner Figur. Wegen seiner Gutgläubigkeit war Specki natürlich oft Zielperson für heimtückische Scherze. Es war zu einfach, Specki hinters Licht zu führen, wenn man es geschickt verpackte.
So etwas reizt nun mal die hämische Natur des Menschen. Richie fallen gerade zwei Beispiele dazu ein.
Das erste Mal war noch zur Schulzeit, als sie zu viert bei Specki zu Hause waren. Bei Specki war eigentlich auch schon in der Vergangenheit immer Treffpunkt, weil sie dort oft ungestört waren und seine Eltern nichts dagegen hatten. Die Eltern waren auch dieses Mal nicht da und die fünf Jungs waren alleine und ohne Aufsicht in der Wohnung. Wie das so ist als Junge, prahlte Specki mit dem Neun-Millimeter-Revolver seines Vaters und holte ihn auch bald, um ihn seinen Freunden zu zeigen. Der Vater war im Schützenverein und besaß die Waffe legal. Jeder bestaunte das Schießeisen, das man sonst nur aus Filmen im Fernsehen kannte. Specki prahlte dann, dass er seinem Vater auch noch eine Patrone stehlen konnte, die normalerweise gut unter Verschluss seien.
Auch die ging durch alle Hände und wurde genau inspiziert. Urplötzlich kam einer auf die Idee, dass man damit einmal richtiges „Russisches Roulett“ spielen könnte. Der Einfall kam von Richie, der den anderen sogleich im Geheimen ein Zeichen gab, dass sie mitmachen sollten bei dem, was nun folgte, weil er Specki hereinlegen wollte. Also zeigten sich alle gleich hellauf begeistert und wollten das gefährliche Spiel. Nur Specki lehnte es ab. Er wurde aber selbstverständlich überstimmt und beugte sich dem Gruppenzwang, der auf ihm lastete.
Richie klappte also den Revolver auf und steckte für alle gut sichtbar die Patrone in eine der Kammern. Specki überwachte das mit seinen gemischten Gefühlen am genauesten. Wiederum durch ein für Specki unsichtbares Zeichen bedeutete Richie dann Heiko, einem der Freunde, dass er Specki ablenken sollte. Richie wusste, dass Heiko dazu genau der richtige war. Der beherrschte so was wie kein zweiter. Und es gelang hervorragend, wie abgesprochen. Die ganz kurze Unaufmerksamkeit von Specki nutzte Richie dann, um die Patrone wieder aus der Trommel zu nehmen.
Als Specki wieder zu Richie sah, klappte der gerade den Revolver zu und drehte die Trommel, so dass man nicht wissen konnte, wo die vermeintliche Kugel saß. Richie hielt den Revolver in die Runde und fragte, wer beginnen wolle. Sein Plan ging auf und Specki meldete sich, um es gleich hinter sich zu bekommen. So war es gut und Richie musste nichts mehr manipulieren, damit der Ablauf so folgte, wie er es sich wünschte.
Specki nahm die Waffe an sich und eröffnete die Mutprobe. Mit etwas zittrigen Fingern, aber ohne echte Angst hielt er sich die Waffe nach Spielfilmmanier an die Schläfe und drückte mit zusammengekniffenen Augen ab. Er war sich wohl in dem Moment noch gar nicht so bewusst, was da geschah. Es erklang nur ein metallisches Klacken. Mehr passierte nicht und Specki atmete auf. Die Waffe gab er an den Nächsten weiter. Einer nach dem anderen setzte sich dann ebenso den Lauf an die Schläfe und drückte ohne Sorge ab, weil ja alle außer Specki wussten, dass nichts geschehen konnte. Dabei spielte aber jeder oskarreif Anspannung und Angst mit darauffolgender Erleichterung, so dass Specki nichts bemerkte. Das üble Spiel ging genau auf. Es war nach Ende der ersten Runde jeder ein Mal an der Reihe gewesen. Es hatte fünf Mal geklickt. Somit ging es wieder von vorne mit dem Ersten los – und das war Specki. Zuerst griff er entschlossen nach dem Revolver, den ihm Richie entgegenhielt, doch dann stutzte er und bekam große Augen. Specki begriff, was nun kommen musste. Es war fünf Mal nichts geschehen. Also waren fünf leere Kammern hintereinander gewesen. Der Revolver hatte aber sechs Schuss und so würde nun zwangsläufig die geladene Kammer kommen und Specki war an der Reihe!
„Nä, des geht nät!“
„Doch!“, bestanden seine Freunde auf den weiteren korrekten Ablauf.
Sie legten ihm dar, dass es jeden hätte treffen können. Es sei für alle das gleiche Risiko gewesen, doch keiner hätte sich verweigert. Und nun sei halt er wieder dran!
Specki wehrte sich. Er sei noch zu jung und wolle nicht sterben. Das Leben sei doch so schön, verfiel er in philosophische Aussagen, und sie könnten doch noch so viel mit ihm erleben. Er stotterte bei der Anstrengung, nach weiteren Argumenten zu suchen. Sie sagten ihm aber, dass er es machen müsse, es seien eben die Regeln und es ginge um seine Ehre. Ansonsten würden sie ihn festhalten und einer von ihnen würde das dann übernehmen. Er wäre an der Reihe. Basta!
Mit zittrigen Fingern und nun offensichtlicher echter Angst, die sich durch einen roten Kopf mit dicken Schweißperlen auf der Stirn zeigte, nahm Specki den Revolver entgegen. „Ihr seid Mörder!“
Richie fragte ihn mit ernster Miene noch nach seinem letzten Wunsch und ob er seinen Eltern etwas ausrichten solle, aber Specki schüttelte nur hysterisch den Kopf. Langsam führte er den Revolver an die Kopfseite und zitterte umso stärker, je näher er seiner Schläfe kam. Dann presste er die Lippen so fest aufeinander, dass sie ganz weiß wurden, drückte die flatternden Lider zu und zog den Abzug doch tatsächlich durch.
Natürlich klackte es wieder nur ohne weitere Folgen und Specki verstand die Welt nicht mehr. Er saß verstört da, als hätte er ein Ufo gesehen.
Sie erklärten ihm, als er ganz schüchtern fragte: „Bin isch jetzt tot?“, dass er noch auf der guten alten Erde sei und nicht im Himmel. Seine Mimik wechselte ständig zwischen unglaublicher Erleichterung, Erstaunen und Wut, als sie ihm alles erklärten. Specki war total fertig mit den Nerven und im ersten Moment sehr sauer. Aber nicht lange. Specki verzieh schnell und lachte dann mit ihnen gemeinsam über den Gag.
Das zweite Mal, dass sie Specki so richtig auf den Arm nahmen, war schon viel später. Das war bereits in der Lehrzeit oder sie standen schon im Berufsleben und hatten ihre Motorräder.
Ein Teil der Jungs war bei Specki versammelt, der schon als Lehrling eine eigene Bude besaß, als dieser Gag entstand. Specki hatte ihnen von einer unmöglichen Frau berichtet, die unter ihm wohnte. Diese ältere „Dame“ war demnach eine richtig neugierige Klatschtante, die das Haus überwachte. Wenn jemand durch das Treppenhaus ging, stand sie mit Sicherheit hinter der Tür und linste durch den Spion, um zu sehen, wer da kam oder ging. Ebenso wusste sie auch immer sämtliche Neuigkeiten aus dem Haus als Erste und war über alle Vorkommnisse bestens informiert. Specki sagte, das sehe man durch den Spion, ob da jemand dahinter lauerte, denn normalerweise sehe man das helle Licht aus der Wohnung durchscheinen und wenn es plötzlich dunkel würde, lugte eben jemand hindurch. Specki beobachtete dass das immer geschah, wenn man die Treppe hoch- oder herunterkam. Er selbst gewöhnte sich an, immer höflich zu grüßen, wenn er die Türe passierte, und freundlich mit dem Kopf zu nicken. Manches Mal sagte Specki auch nur: „Isch bin’s!“ Das Gesicht, das die Neugierige dann hinter der Tür machte, hätte Specki gerne gesehen.
Auf sein Verhalten sprach sie ihn bis dahin aber nie an oder ließ sonst in irgendeiner Form eine Andeutung ihm gegenüber fallen. Das wäre ja schließlich auch ein Schuldbekenntnis gewesen.
Ständig beschwerte sich dieser Agent in eigener Sache über zu laute Musik, Kinderlärm oder sonstige Geräusche der Mitmieter – niemals allerdings bei dem Nachbarn persönlich, der den Lärm verursachte, sondern immer nur bei anderen. Sie stellte das so hin, als wollte sie sagen: „Das war wieder ein Krach, aber ich will ja nichts sagen, das kann ja mal vorkommen.“
Das seltsame an der Sache war, dass nur sie alleine diese Lärmbelästigungen hörte. Sonst hatte noch kein anderer in dem Haus die Geräusche gehört, über die sie sich ständig beschwerte. Walter konnte sich ebenso wenig wie die übrigen Hausbewohner erklären, wie man in diesem alter Ohren wie ein Luchs haben konnte. Die Mitbewohner amüsierten sich köstlich untereinander über ihre seltsame Hausälteste. Das ganze ging sogar so weit, wie man sich unter den Mitbewohnern erzählte, dass diese Frau des Nachts beziehungsweise abends durch das Treppenhaus schlich, um an den Wohnungstüren zu lauschen. Dabei wurde sie schon von verschiedenen Mietern erwischt, schüttelte aber jedes Mal prompt eine sensationelle Ausrede dafür aus dem Ärmel.
Mit diesen Eigenschaften und der Ausdauer wäre sie sicherlich beim CIA bestens untergebracht, überlegten die Freunde. Die Jungs waren sich sodann auch einig: Der musste man eins auswischen!
Die Palette der Ideen war außerordentlich vielfältig. Einer meinte, man müsse per Nachnahme bei einem Sex-Versand einiges auf ihren Namen bestellen. Das eintreffende Paket würde sie bestimmt annehmen, auch wenn sie sich nicht mehr daran erinnern konnte, etwas bestellt zu haben. Diese Art von Paketen sind ja bekanntlich neutral und unauffällig, damit die Seriosität gewahrt bleibt. Ihre Neugierde würde jedoch siegen, wenn der Paketbote vor ihr stünde. Und mit dem Inhalt des Paketes wäre ihre Freizeit dann vielleicht sogar ausgefüllt und ausgelastet und sie bräuchte nicht mehr aus Langeweile spionieren.
Eine andere Idee war, dass man in einer lokalen Zeitung eine Annonce zur Partnersuche im Namen ihres Mannes aufgeben könne, was sicherlich zu einem herrlichen Ehestreit führen würde, womit sie dann auch erst einmal eine Weile beschäftigt wäre.
Specki hatte sich natürlich auch schon so seine Gedanken gemacht und einen Einfall. Er las einmal, dass man Flöhe oder Läuse züchten könne beziehungsweise dass die sich bilden würden, wenn man in Stroh oder Heu pinkelte. Er wollte ihr davon eine Schachtel voll zuschicken. Auch damit wäre sie dann einige Zeit beschäftigt.
Ein weiterer sehr makaberer Vorschlag war, dass man bei einem Beerdigungsinstitut anrufen könne, um den Namen der Frau anzugeben, so dass sie kamen, um sie abzuholen. Das wäre wohl ein harter Schock für sie, wenn da ein Leichenwagen vor der Tür stehen würde, um sie zu bestatten.
Einer der Gruppe, Stups, nutzte die Gelegenheit, die sich beim Zusammensein und gemeinsamen Grübeln über den passenden Streich bot, um Specki selbst eins auszuwischen. Stups, so genannt, weil er der Kleinste von allen war, schlug in seinem Charakter in Richtung Spaßti. Er war nur gerissener und schelmischer und nicht so sarkastisch in den Ausführungen wie dieser.
Durch ein Blinzeln zeigte er den anderen an, dass er nun Specki an der Nase herumführen wollte. Er erklärte Specki, dass er da etwas wüsste, womit man sicherlich in Bezug auf die Nachbarin etwas anfangen könne. Er wäre sich nur noch nicht sicher, wie man das gegen sie einsetzen könne. Vielleicht fiele ja ihm etwas dazu ein. Stups sagte: „Ich erkläre dir erst einmal, was ich meine.“
Nachdem er Specki gefragt hatte, ob er Eier im Haus habe, brachte der ihm auch gleich einen Zehnerkarton, in dem nur eines fehlte. Stups erläuterte dann mit todernster Miene den um ihn Sitzenden, was für eine unglaubliche Entdeckung er angeblich gemacht hatte. Er wies auf die besondere Form der Eier hin und behauptete, dass sie auf Grund dieser ovalen Gestalt, wenn man sie richtig werfen würde, wie ein Bumerang zurück zum Ausgangspunkt kämen.
Gutgläubig, wie Walter war, schluckte er die Geschichte sofort, als auch die anderen meinten, dass das sehr gut möglich sein könne. Die Eier hätten ja wirklich eine ganz spezifische Form.
Specki hatte auch gleich eine Idee, was mit dieser Erkenntnis anzufangen sei. Sofort versuchte er, sich weit aus dem Fenster lehnend, herauszufinden, ob ein Fenster der Nachbarin unter ihm offen stand, denn mit dieser Comeback-Methode könnte man ein Ei zu ihr in die Wohnung katapultieren und sie würde denken, es wäre von der Straße aus nach oben geworfen worden.
Er fand eines!
Stups erklärte ihm, er müsse das Ei ein wenig schräg nach oben und mit sehr viel Drall aus dem Fenster werfen, dann käme es wiederum schräg nach unten zurück und würde somit in der Wohnung landen. Werfen müsse er mit viel Kraft, so dass sich ein Luftpolster um das Ei bildete, das dann den Schub umkehren könne. Vor allem natürlich auch deswegen, dass das Ei nicht mangels Schwung kurz vor dem Ziel absackte.
Specki nahm also mit Feuereifer eines der Eier zwischen Daumen und Zeigefinger und wollte es mit aller ihm zur Verfügung stehenden Gewalt hinauswerfen, doch in seiner Übermotivation zerdrückte er das Ei bereits beim Ausholen und der schleimige Inhalt floss ihm über die Hand. Das gab ein großes Gelächter, in das auch Specki mit einstimmte. Er wischte sich die Hand sauber und startete sofort einen neuen Versuch. Specki stellte sich ans Fenster, nahm Maß und donnerte das nächste Ei mit aller Wucht und mit Drall schräg nach oben hinaus. Gespannt sah er der Flugbahn nach und wartete auf die Umkehr.
Da die Geschichte natürlich erfunden war, klatschte das rohe Ei folglich an die gegenüberliegende Wand, wo es dann in zähen Bahnen herunterlief. Walter hielt das für einen Fehlwurf. Er war sich sicher, etwas falsch gemacht zu haben, und seine Freunde ermutigten ihn zu einem erneuten Versuch. Also feuerte er noch ein weiteres Ei aus dem Fenster. Dann noch eines, noch eines und noch eines. Specki warf nach und nach den gesamten Inhalt der Schachtel, von seinen Freunden angefeuert, mit Wucht aus dem Fenster hinaus. Alle neun Eier schlugen an der gegenüberliegenden Wand auf und nicht, wie von Specki erhofft, in der Wohnung der Spionin unter ihm. Die Hausfront auf der anderen Straßenseite sowie der Gehweg davor sahen dementsprechend übel verschmutzt aus. Zu ihrem Glück war die Straße nicht sehr belebt und es sah auch niemand, wer diese maßlose Sauerei verursachte.
Specki wurde von seinen Kumpels getröstet, dass diese Wurftechnik eben einiges an Übung erforderte und dass der Regen die Spuren seiner misslungenen Versuche bald wegspülen würde. Dabei ergänzten sich sich vortrefflich.
Über sein missglücktes Unternehmen war Specki sehr enttäuscht, aber weil er die Idee im Grunde für genial hielt, versprach er, noch einmal Eier kaufen zu gehen, mit denen er dann irgendwo im Wald den Wurf üben wollte. Die anderen lachten später, als Specki nicht dabei war, herzhaft über den gelungenen Scherz und bogen sich bei der Vorstellung, wie er im Wald Eier in die Luft schmiss.
„Die Ääne gehe halt zum Pilze sammle in de Wald, unser Specki um Eier zu schmeisse“, kicherte Stups.
Ungefähr eine Woche später erzählte er ihnen, dass er den Trick des Wurfes einfach nicht herausbekäme. Aber die Eier mussten zu dem Hausdrachen in die Wohnung! Also wollte er es bei Nacht direkt von der Straße aus erledigen. Natürlich spornten seine Freunde ihn an und so mancher half auch tatkräftig mit, indem er selbst Eier warf. Dabei hatten die Lümmel wieder einmal eine Menge Glück und wurden nicht erwischt.