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7. Das athenische Seereich in der Zeit des Perikles a) Die Lehren des Krieges und die so genannte Friedenspolitik des Perikles

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Der 1. Peloponnesische Krieg hinterließ auf die Athener einen nachhaltigen Eindruck. Innerhalb von 15 Jahren hatten sie einen beispiellosen Machtaufstieg erlebt, die Seeherrschaft im östlichen Mittelmeer und die Hegemonie in Mittelgriechenland errungen. Doch nach den Niederlagen bei Koroneia und im Nildelta war binnen weniger Jahre das Erreichte verloren oder in Frage gestellt, am Ende marschierte ein spartanisches Heer bis fast vor die Tore der Stadt.

Neuorientierung der athenischen Politik – Friedenspolitik des Perikles?

Perikles zog aus dieser Entwicklung seine Lehren: Athen hatte seine Kräfte nach Westen und Osten überdehnt. Alle militärischen oder diplomatischen Erfolge halfen zudem wenig, wenn unzufriedene Bündner wie Eretria oder Chalkis Athens Stellung innerhalb des Seebundes gefährdeten. Es galt demnach zunächst die Kontrolle über die Bündner zu verstärken und die maritime Hegemonie im ägäischen Raum zu konsolidieren, anstatt die Kräfte mit weitausgreifenden Plänen zu vergeuden. Das Ende der Kämpfe mit Persien 449/8 und der Frieden mit Sparta bildeten hierfür den nötigen Rahmen, denn die Konsolidierung im Innern benötigte ein entspanntes Verhältnis zu den alten Gegnern. Viele Forscher haben deshalb diese Phase der perikleischen Politik als Friedenspolitik bezeichnet, sie findet ihr wichtigstes Zeugnis in einem Bericht Plutarchs (Perikles 17), wonach Perikles alle Griechen Kleinasiens und Europas zu einem Friedenskongress |20|nach Athen eingeladen habe, auf dem auch über die Sicherheit der Meere und eine Friedensordnung für ganz Griechenland beraten werden sollte. Wenn dieser Vorgang historisch ist – er wird von keiner anderen Quelle erwähnt – so haben ihn die Spartaner schnell als einen Versuch der Athener entlarvt, aus der Not – einer dringend benötigten Atempause – eine propagandistisch zu verwertende Tugend zu machen und sich als Vollstrecker einer panhellenischen Ordnung aufzuspielen; Sparta sagte kurzerhand seine Teilnahme ab.

Tatsächlich beinhaltet der Begriff Friedenspolitik nur einen Aspekt einer Politik, die stabile Verhältnisse nach außen benötigte, um die Stellung Athens in der Ägäis zu stärken. Perikles konnte noch im letzten Kriegsjahr die abgefallenen Städte Chalkis und Eretria auf Euböa mit Gewalt zur Aufgabe zwingen und in der Folgezeit die Hegemonie seiner Heimatstadt innerhalb des Bundes ausbauen. Solange dieser Prozess jedoch nicht abgeschlossen war, galt es den Griechen zu suggerieren, dass mit den Maßnahmen innerhalb des Bundes keine aggressiven Ambitionen nach außen verbunden waren. Stärke gegenüber den Bündnern und demonstrative Bekundung des Friedenswillens nach außen bedingten einander: Es war eine kalkulierte Doppelstrategie, die den Hintergrund für verschiedene Veränderungen innerhalb des Seebundes bildete.

Athen und Sparta

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