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Vorwort

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Orchideenparadiese gibt es nicht nur in den Tropen, sondern auch in Deutschland. Die Arbeitskreise Heimischer Orchideen in 13 Bundesländern pflegen sie und stellen die Orchideen auf ihren bildschönen Internetportalen vor. Faszinierende Fotogalerien mit Nahaufnahmen und detaillierte Beschreibungen erleichtern ihre Bestimmung. Jährliche Kartierungen zeigen die Bestandsentwicklung. Als Beispiele seien die BUND-AHO-Arbeitskreise von Thüringen (https://aho-thueringen.de), von Bayern (http://www.aho-bayern.de) und der Arbeitskreis Nordrhein-Westfalen (https://www.aho-nrw.de) genannt.

Das vom AHO-NRW herausgegebene Buch „Die Orchideen Nordrhein-Westfalens“ ist das Standardwerk für alle Orchideenfreunde mit wissenschaftlichem Anspruch. Mitnehmen auf eine Orchideenwanderung kann man das fast 400 DIN-A4-Seiten starke und 2 kg schwere Buch nicht. Es gibt allerdings einen aus dem Buch entwickelten sehr gut gedruckten Flyer, eine kleine Bestimmungshilfe für unterwegs. Als Wanderbegleitbuch empfehlen sich die zahlreichen im Handel erhältlichen Orchideenführer oder für Eifel-Freunde die vom Zweckverband Naturpark Südeifel herausgegebene DIN-A5-Broschüre „Orchideenschutz im Naturpark Südeifel“. Sie wiegt nicht einmal 200 Gramm, ist reich bebildert und enthält Kurzbeschreibungen (Preise und Bezugsquellen im Anhang).

Den engagierten ehrenamtlichen Naturschützern der AHO-Arbeitskreise, des BUND und des NABU blutet das Herz, wenn auf den Hängen und Wiesen ausgegraben oder zertreten wird, was sie mit harter Arbeit zum Blühen gebracht haben. Ihre Empörung und Verbitterung über diese Natur­frevel sind verständlich.

In den Pandemiejahren, als Urlaubsmöglichkeiten in anderen Ländern versperrt waren, ist der Naturtourismus für viele zu einem Ventil geworden. Aber die Natur ist empfindlich. Sie verträgt keinen Massentourismus. Sie ist kein Abenteuerspielplatz, auf dem jeder tun kann, was er will, wie Axel Förster vom AHO-NRW sagt. „Sammeln Sie schöne Eindrücke, aber keine Orchideen“ mahnt die Orchideenbroschüre des Zweckverbandes Naturpark-Südeifel. Das Redaktionsteam wünscht viel Freude und Erfolg bei der Orchideen-Suche, fügt aber hinzu: „Denken Sie jedoch daran, beim Betreten des Orchideen-Biotops keinen Flurschaden anzurichten. Zertreten Sie keine Pflanzen! Ausgraben und Pflücken sind absolut tabu! Dann haben auch nach Ihnen noch andere Naturliebhaber Freude an den schönen Pflanzen!“


Dieses journalistische Büchlein will die Leser für die Schutzbedürftigkeit der Orchideen sensibilisieren und sie anregen, den Naturschönheiten mit Respekt zu begegnen.

Es wäre traurig, wenn Orchideenschützer Standorte verschweigen müssten, um diese Schätze der Natur vor Schäden zu bewahren. Sie sind ohnehin durch Wander- und Orchideenblogs bekannt. Dies wäre eine Notwehrreaktion, aber keine den Konflikt zwischen Naturschützern und Naturnutzern lösende Strategie.

Die Pförtner zu den Orchideenparadiesen sollen die AHO-Mitglieder und die Mitglieder der Naturschutzverbände bleiben. Darüber wird sich mancher Orchideenjäger ärgern, der sich von diesem Buch Tipps auf unbekannte Standorte versprochen hat. Aber mehr als Gebietsbeschreibungen werden Sie in diesem Buch nicht finden. Das Ziel des Buches ist es, Leser für den Schutz der Orchideen zu gewinnen und nicht zu neuen Schädigungen beizutragen.

Nach der repräsentativen Naturbewusstseinsstudie 2019 des Bundesamtes für Naturschutz ärgern sich immer mehr Menschen über den sorglosen Umgang mit der Natur: 2019 waren es 63 Prozent, 2017 erst 47 Prozent. Auch die Aussage, es sei die Pflicht des Menschen, die Natur zu schützen, findet immer mehr Rückhalt: 2019 äußerten dies 75 Prozent deutlich, 2017 waren es nur 63 Prozent, bei der ersten Studie 2009 sogar nur 54 Prozent. 93 Prozent der Befragten stimmen der Aussage voll und ganz oder eher zu, dass Naturschutz notwendig sei, um den Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen.

16 Nationalparks, 104 Naturparks und die Biosphärenrervate in Deutschland bemühen sich nicht nur um die Unversehrtheit der Ökosysteme, sondern auch um die Vermittlung von Naturerfahrung und Naturbildung. Die Naturparks sehen sich als eine zentrale Säule des bundesweiten Schutzgebietssystems der Naturlandschaften.

In ihren Leitzielen heißt es: „Sie vereinen den Erhalt der biologischen Vielfalt mit der Stärkung und Entwicklung ländlicher Regionen und tragen zum Klimaschutz bei.

Sie bieten attraktive Erholungsmöglichkeiten, fördern die Gesundheit der Bevölkerung, unterstützen nachhaltigen Tourismus und Bildung für nachhaltige Entwicklung.“

Ein nachhaltiger Tourismus ist ein die Natur mit ihren Schätzen schützender Tourismus. Geführte Orchideentouren, wie sie von den Naturparkzentren, Tourismusinformationen, Eifelvereins-Ortsgruppen, Naturschutzverbänden und Gemeinden angeboten werden, stärken den Respekt vor der Natur, vermitteln Orchideenwissen und erleichtern die bei Orchideen-Varianten und Orchideen-Hybriden schwierige Bestimmung. Eine für den Schutz nachteilige Nebenwirkung der Pandemie war, dass 2020 und 2021 sehr wenige geführte Touren angeboten und die wenigen, die geplant waren, auch noch abgesagt wurden.

Ich habe Verständnis für die Orchideenfreunde, die aufgrund leidvoller Erfahrungen auf meine Fragen eisern geschwiegen haben. Umsomehr danke ich denen, die mich auf meiner Gratwanderung zwischen Naturschutz und verantwortlicher Naturnutzung mit ihrer Erfahrung und ihren Hinweisen begleitet haben. Die Danksagungen finden Leser im Anhang.

Dies ist wie meine anderen Naturbücher ein multimediales Buch. QR-Codes und Weblinks sowie Stichworte für die Suchroutinen in den Suchmaschinen und von Youtoube führen zu Videos und Hintergrundinformationen. Sie brauchen die QR-Codes nur mit einem QR-Code-Scanner (meistens eine kostenlose APP) einzulesen oder die Stichworte in die Suchmaske der Suchmaschinen einzutragen. Letzteres ist der bessere Weg, wenn Sie ein Video lieber auf dem größeren Bildschirm ihres PC als auf dem Smartphone oder Tablet ansehen wollen.

Wenn Sie das E-Book lesen, brauchen Sie die QR-Codes nur anzuklicken, um Hintergrundinformationen zu erhalten oder die integrierten Videos zu sehen. Dazu müssen Sie aber eine Internetverbindung haben und eine meistens kostenlose Leseapp nutzen. Das Lesen und Betrachten des E-Books macht am PC mehr Freude als auf den kleinen Displays von Smartphones oder Tablets. Es kann sein, dass ein Video nicht mehr bei YouTube oder in einer Mediathek verfügbar ist. Das bedauere ich.

Für alle, die die Eifel nur als Naturlandschaft kennen, verweise ich auf das 1994 begründete, mittlerweile bundesweit bekannte Eifeler Literaturfestival. Die Eifel ist auch eine Kulturlandschaft. Davon zeugt die musikalische Einführung, mit der dieses Buch beginnt. Die Mundartsängerin Sylvia Nels wirbt mit ihren heiteren und nachdenklichen Liedern für eine Landschaft, die das alte Klischee vom Preussischen Sibirien seit langem widerlegt hat.

Dann bitte ich Sie, sich zunächst einige der integrierten Videos anzuschauen. Sie zeigen Orchideen in ihrer betörenden Schönheit. Diesen Schatz gilt es zu bewahren. Sie finden diese per QR-Codes integrierten Videos zu Beginn des Anhangs.

Weite Teile der Eifel wurden Mitte Juli 2021 von einem katastrophalen Hochwasser heimgesucht, viele Menschen starben in den Fluten, Häuser, Straßen und Brücken wurden zerstört, Milliarden-Schäden entstanden. Als dieses Buch redaktionell abgeschlossen wurde, waren die Auswirkungen auf die Orchideengebiete und die dorthin führenden Wege nicht erkennbar. Zu hoffen bleibt, dass die Wasserhölle des Jahres 2021 das Ansehen der schönen Eifeler Naturlandschaften nicht dauerhaft beschädigt hat.

Rainer Nahrendorf, Sommer 2021

Eifel - Das bedrohte Orchideenparadies

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