Читать книгу Mobbing Jäger - Rainer Rau - Страница 7
4. Ein schlagender Richter.
ОглавлениеAls Kowalski sich auch in den nächsten Tagen nicht beruhigte und unter massiven Beschwerden im Bauchbereich klagte, rief seine Putzfrau, die wöchentlich einmal die Wohnung reinigte, den Hausarzt an. Dieser diagnostizierte eine vegetative Störung des Magen-Darmtraktes und verschrieb ihm ein starkes Beruhigungsmittel. Kowalski übertrieb es mit der Dosierung und nahm die doppelte Menge. Zusätzlich schluckte er abends ein starkes Schlafmittel, das ihm der Hausarzt ebenfalls verschrieben hatte. Im Schlaf fantasierte er und sah seine Tochter mit dunklen Gestalten ringen. In seinen Träumen schrie sie nach ihm. Dann wachte er meistens schweißgebadet auf und schlief nicht mehr ein. Dafür war er am Tage müde und abgespannt.
Er war ein reines Nervenbündel.
Nach vier Wochen änderte sich das schlagartig. Er las beim Frühstück in der Zeitung einen Bericht über einen Prozess, in dem eine junge Lehrerin ihren Kollegen angezeigt hatte. Sie war von ihm sexuell belästigt, erniedrigt und vor anderen Menschen verspottet worden. Und das über einen längeren Zeitraum. Obwohl in diesem Fall Zeugen zu ihren Gunsten aussagten, insbesondere eine Freundin der Lehrerin, die mindestens einmal Zeugin eines Übergriffs wurde, ging das Urteil zu Gunsten des Beklagten aus. Er wurde freigesprochen.
Am Ende des Artikels wurde der Richter zitiert.
»… ist es nicht auszuschließen, dass hier von der Freundin der Klägerin ein wahrer Freundschaftsdienst erbracht wurde. Somit kann und wird der Aussage der Freundin keinerlei Glauben geschenkt und so komme ich nach bestem Wissen und Gewissen zu dem Urteil, den Angeklagten von allen ihm zur Last gelegten Vorwürfen freizusprechen.«
So kommentierte der Richter M. Werbusch sein Urteil. Dieses Urteil wurde von den zahlreichen Zuschauern als Skandal empfunden. Es brach ein Tumult im Gerichtssaal aus, worauf der Richter den Saal räumen ließ.
Kowalski schluckte. Sein Magen reagierte aber dieses Mal nicht. Sein Kopf sendete klare Befehle an alle Organe, sich ruhig zu verhalten. Jetzt musste er einen klaren Kopf bewahren. Er musste nachdenken.
Er musste nun handeln. Er wollte handeln.
Dieser Richter handelte nicht nach bestem Wissen und Gewissen. Dieser Richter stand nicht auf Seiten der Opfer. Im Gegenteil. Er ließ die Opfer noch einmal leiden. Und er ließ die Angehörigen leiden. Er hatte die Macht dazu.
Kowalski wurde in diesem Moment zum Jäger. Ihm war bewusst, dass er etwas unternehmen musste um denen zu helfen, die im Moor der Hilflosen unterzugehen drohten.
Er wollte Genugtuung für Mobbingopfer. Er wollte nun keine Gerechtigkeit mehr, er wollte Rache.
Er wurde zum Mobbingjäger.
Die Adresse des Richters stand im Telefonbuch. Kowalski zog seine Schuhe und die Jacke an und als er das Haus verlassen wollte, fragte ihn seine Nachbarin, die gerade die Treppe putzte, wo er denn hinwolle.
»Ich muss wieder unter Leute, Christina. Ich muss mal raus, ein Bierchen trinken.«
»Ja, mach das, Ebby. Das ist gut so.«
Die Nachbarin machte sich seit dem Tod von Kowalskis Frau Sorgen um ihn und da sie ebenfalls alleine lebte, machte sie sich auch etwas Hoffnung, ihm näher zu kommen.
Als er nun ein Bierchen trinken wollte, glaubte sie doch, es ginge ihm wieder so langsam besser. Sie nahm sich vor, mit ihm mal über gemeinsame Unternehmungen, wie einen Kinobesuch oder ein Essen beim Italiener zu reden. Ihr heimlicher Wunsch war es, mit Kowalski einen gemeinsamen Urlaub im Schwarzwald zu verbringen. Bei dem Gedanken daran wurde ihr sehr warm ums Herz und es kribbelte ihr in den Lenden. Dann schob sie schnell ihre lüsternen Gedanken weg, in denen sie sich ausmalte, mit Kowalski eine intime Beziehung einzugehen und widmete sich wieder ihrer Putztätigkeit.
Kowalski, der davon nichts ahnte, fuhr zu der Adresse von Richter Werbusch und beobachtete das Haus aus einiger Entfernung. Es war abgelegen, in nobler Wohngegend, der man schon von Weitem die teuren Quadratmeterpreise ansah. Hier sah man keine Menschenseele auf der Straße. Leute, die es sich leisten konnten, hier zu wohnen, ließen sich nicht auf der Straße sehen. Man sah sie im Sommer dann und wann, wenn sie in ihren offenen Cabrios zum Golfen fuhren. Es gab sogar einige Firmenbesitzer, die es sich leisten konnten, einen Chauffeur zu beschäftigen.
Als Richter stand auf Werbuschs Gehaltszettel zwar ein ordentlicher Betrag, im Vergleich zu seinen Nachbarn jedoch war er ein »armer Schlucker«. Wohl aus diesem Grund kam kein engerer Kontakt zustande. Man suchte ihn nicht und ging sich aus dem Wege.
Als es zu dämmern begann, schlich sich Kowalski auf die Rückseite des Hauses, die an ein großes Gartengrundstück grenzte und im weiteren Verlauf von einem kleinen Fichtenwald umgeben war. Vom Wohnzimmer aus hatte man einen weiten Blick über den Garten bis zum Waldrand und auf der linken Seite sah man auf die Pferdekoppel des nächsten Nachbarn.
Kowalski suchte hinter einem Baum Deckung und schaute durch das Fenster ins Wohnzimmer. Er sah die Frau des Richters, die sich gerade eine Flasche Wein geöffnet hatte und gierig ein Glas auf Ex austrank.
Der Richter war nicht zu sehen. Nach einer Weile erschien er oben auf der Treppe und kam herunter. Sein Blick war alles andere als nett, als er ihn auf seine Frau und auf die Weinflasche richtete, die doch dafür, dass sie geöffnet wurde, nichts konnte. Das Fenster war gekippt und Kowalski konnte jedes Wort verstehen.
»Während ich mich um unsere Tochter kümmere, säufst du schon am späten Nachmittag. Das ist ekelhaft!«
Sie antwortete ihm nicht und goss sich ein weiteres Glas ein.
»Ich rede mit dir! Du sollst das Saufen lassen!«
Sie trank jedoch wortlos weiter, was ihr eine schallende Ohrfeige einbrachte. Dabei ging das Glas zu Bruch und der Rotwein landete auf den Fliesen.
»Ja, schlag mich doch! Das ist alles, was du kannst.«
»Du könntest dich mal um unsere Tochter kümmern. Aber nein! Alles, was du kannst, ist Saufen.«
»Dann frag dich doch mal, warum das so ist!«
Die kleine Tochter des Richters kam, aufgeschreckt vom Lärm der beiden, die Treppe herunter.
»Mama, was ist passiert?«
»Nichts, mein Schatz. Mir ist nur ein Glas aus der Hand gefallen.«
Martin Werbusch nahm seine Tochter bei der Hand und ging mit ihr wieder nach oben. Kowalski nahm an, dass dort die Schlafzimmer und das Kinderzimmer waren.
Frau Werbusch holte sich ein neues Glas aus der Küche und trank weiter.
Als ihr Mann später wieder das Wohnzimmer betrat, ging der Streit von vorne los. Sie musste erneut Schläge einstecken, die heftiger wurden und nun alle auf ihren Oberkörper gerichtet waren. Der Richter wollte vermeiden, dass die Schläge bei seiner Frau Spuren im Gesicht hinterließen.
Sie ertrug es erstaunlich gelassen. Es war wohl nicht das erste Mal. Durch den Alkohol wurden ihre Schmerzen gedämpft. So wehrte sie sich auch kaum.
»Ja, schlag mich nur!«
»Das will ich ja gar nicht. Aber wenn du unsere Tochter vernachlässigst, musst du eine Strafe bekommen. Die Kleine bedeutet mir alles. Und für sie tue ich alles! Für sie würde ich jemanden umbringen. Und du kannst nur noch mit dem Glas in der Hand herumlaufen. Ich muss unsere Tochter vor dir schützen. Und bei Gott, das werde ich tun! Sie ist mein größter Schatz. Und ich warne dich. Wenn ihr etwas durch deine Sauferei passieren sollte, bringe ich dich um!«
Kowalski hatte genug gehört und schlich sich wieder aus dem Gartenbereich auf die Straße. Als er im Auto saß, fasste er seine Gedanken zusammen. Der Richter würde für seine Tochter jemanden umbringen. Das hatte er nicht nur so dahingesagt. Das war ernst gemeint! Er liebte sie wirklich über alles. Er würde auch wirklich alles für sie tun. Wirklich alles?
Kowalski redete leise mit sich selbst: »Mal sehen, ob du für deine Tochter jemanden umbringen würdest!«
In Kowalski reifte ein teuflischer Plan.
In den nächsten Tagen studierte er den Tagesablauf der Familie Werbusch.
Der Richter ging morgens um acht Uhr aus dem Haus und kam um 17.00 Uhr wieder.
Seine Frau brachte die sechsjährige Tochter um 7.30 Uhr zur Schule, ging dann einkaufen oder zur Gymnastik, kochte das Mittagessen und holte die Kleine wieder von der Schule ab. Dann genehmigte sie sich einen Drink, der meist aus einem Glas hochprozentigen Schnaps bestand und stieg dann auf Wein um. So wurde das Leben erträglicher.
Aus einem Telefongespräch, das sie mit ihrer Freundin führte, entnahm Kowalski, was er schon vermutet hatte. Martin Werbusch schlug seine Frau regelmäßig. Wenn da nicht ihre Tochter gewesen wäre, hätte sie schon längst die Konsequenzen gezogen und ihn verlassen. Aber er hatte auch gedroht, ihr in diesem Falle die Tochter wegzunehmen. Er saß ja an der Quelle bei Gericht. Da hatte sie keine Chance.
Er konnte sie leicht als notorische Säuferin hinstellen. Und er hatte sogar dafür Beweise. Werbusch hatte seine Frau in einem denkbar schlechten Zustand, sie hatte fast eine Flasche Schnaps getrunken, nachdem er sie wieder einmal nach einem nichtigen Anlass verprügelt hatte, mit der Videokamera aufgenommen. Jeder, der dieses Video sah, musste zwangsläufig der Meinung sein, er habe es mit einer alkoholabhängigen Säuferin zu tun, die ihren Mutterpflichten nicht gerecht werden konnte.
Kowalski war in den letzten Tagen ruhiger und ausgeglichener und seine Nachbarin, Christina Köhler, sah es mit Zufriedenheit.
Vielleicht, so konnte sie sich vorstellen, wäre er zu einer Reise mit ihr nicht abgeneigt. Sie sollte nun allen Mut zusammennehmen und ihn fragen. Heute Abend würde sie ihn zu einem Glas Wein einladen. Sie hoffte, dass ihr die schwarze Reizwäsche, die sie vor Jahren auf einer Dessousparty ihrer Freundin gekauft hatte, noch passte.
Eigentlich hatte sie nie vorgehabt, schwarze Strapse und Netzstrümpfe anzuziehen, aber Christina wollte nicht ohne etwas zu kaufen zu einer solchen Party gehen. Für wen sollte sie sich auch aufreizend anziehen? Sie hatte auch nie vorgehabt, einen Mann in ihr Bett zu bekommen. Bis jetzt nicht. Nun aber konnte sie sich das bei Eberhard Kowalski immer öfter vorstellen. Ihre Gedanken drehten sich im Kreis: »Was ist, wenn mir das Zeug nicht mehr passt? Ach du liebe Zeit, dann muss ich noch heute zu C+A, mir etwas Neues kaufen. Rot würde mir auch gut stehen!«
Als sie später nach der Anprobe und der Erkenntnis, das alles noch passte, das Haus verließ, und ihrem Job, dem sie zweimal in der Woche im Büro eines Versicherungs agenten nachging, war Kowalski auf dem Weg in den Keller. Er suchte im Schrank, in dem die Mittel und die kleinen Geräte für den Garten und die Beete standen, nach einer gewissen Schachtel.
Er fand sie ganz hinten auf der Ablage. Dort stand sie schon seit einigen Jahren.
Nun hoffte er, dass der Inhalt noch brauchbar war. Er studierte das Etikett. Das Mittel hieß Stratagem. Auf der Schachtel stand weiter: Wirkstoff: Flocoumafen. Unter einem Totenkopfsymbol war zu lesen: Sehr giftig für Wasserorganismen. Schädlich für die Umwelt, vor allem für Tiere. Anreicherung in der Nahrungskette des Menschen. Nicht unbedacht in der Umwelt freisetzen. Achtung Kontaktgift! Unbedingt Handschuhe benutzen!
Kowalski sah kein Verfallsdatum auf der Schachtel und las den Beipackzettel.
Der Stoff kann oral, über eine Inhalation oder über die Haut (Kontaktgift!) aufgenommen werden. Bereits bei einer Temperatur von 20 °C kommt es sehr schnell zu einer toxischen Kontamination der Luft. Eine Intoxikation zeigt sich durch Übelkeit, Erbrechen, Schwindel, Müdigkeit und Kreislaufstörungen bis hin zum Schock. Bereits bei einem kurzen Kontakt kann es zu Wirkungen und Schädigungen des Blutes kommen. Es gibt nur sehr wenige Erkenntnisse über die Wirkung am Menschen. Aus diesem Grund sollte sehr sorgfältig mit dem Stoff umgegangen werden. Dosierung für Ratten und Mäuse: 20 Gramm in 1 Liter Wasser aufgelöst.
Kowalski staunte. Solche Symptome bei Hautkontakt! Das war ein starkes Mittel. Es müsste dann schon tödlich sein, wenn man es schluckte. Es war seit vielen Jahren nicht mehr frei verkäufl ich.
Kowalski hatte es schon vor Jahren bei einem Besuch der Tulpenschau in Holland in einem niederländischen Gartencenter unter der Ladentheke erstanden, nachdem er sich bei dem Verkäufer über die mangelnde Wirkung anderer Mittel beschwert hatte.
Der Verkäufer gab ihm noch genaue Verhaltensmaßregeln.
»Gehen Sie äußerst vorsichtig damit um! Sie brauchen nur wenig für die Schädlinge zu nehmen. Und tragen Sie auf jeden Fall Handschuhe.«
Er zog sich Handschuhe über und schüttete den gesamten Inhalt der kleinen blauen Kügelchen in eine Wasserflasche. Diese war nun gut zur Hälfte gefüllt. Den Rest füllte er mit Wasser auf und schüttelte die Flasche kräftig. Die Kugeln lösten sich auf und das Wasser nahm eine blaue Färbung an.
Er verstaute die Flasche im Kofferraum seines Wagens. Dann rief er am Gericht an und erfuhr durch geschicktes Erfragen die Durchwahlnummer zum Büro des Richters. Diese notierte er sich.
Im Badezimmer entnahm er dem Medikamentenschrank die Schachtel mit seinen starken Schlaftabletten und steckte sie ein. Dann fuhr er zur Wohnung des Richters. Den Wagen parkte er in einer Seitenstraße.
Die Terrassentür, die sich auf der Rückseite des Hauses befand, wie er schon Tage vorher bemerkt hatte, war nur gekippt. Er griff hindurch und konnte die Tür öffnen. Er trat in das Wohnzimmer ein.
Es war 10 Uhr morgens und Frau Werbusch kam voraussichtlich erst in einer Stunde nach Hause. Trotzdem beeilte er sich. Eine geöffnete Flasche Wein stand noch vom Vorabend in der Küche und war gut halb voll. Kowalski schüttete die Schlaftabletten hinein und schüttelte die Flasche.
Er nahm eine kleine Saftflasche, die sich im Kühlschrank befand, heraus und füllte auch dort etwas von dem Schlafmittel hinein. Diese Flasche steckte er in seine Jacke. Dann ging er auf die Terrasse hinaus und zog die Tür hinter sich zu.
Teil eins seines Planes war erfüllt. Nun versteckte er sich in dem kleinen Schuppen, der dem Richter als Unterbringung für Gartengeräte diente. Er wartete ab.
Frau Werbusch ließ auf sich warten. Kowalskis Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt. Sie kam erst gegen 13 Uhr nach Hause. Ihre Tochter hatte sie von der Schule abgeholt. Sie bereitete das Mittagessen zu. Dabei goss sie sich einen großen Brandy ein und trank in kleinen Zügen das Glas leer. Sie deckte den Tisch und rief ihre Tochter, die im Kinderzimmer mit ihren Puppen gespielt hatte, zum Essen herunter. Frau Werbusch trank zum Essen den Rotwein mit dem Schlafmittel, so wie Kowalski es gehofft hatte.
Noch bevor sie ihren Teller leer gegessen hatte, überkam sie eine große Müdigkeit.
»Schätzchen, Mama ist sehr müde und muss sich mal einen Augenblick hinlegen. Du kannst ja etwas im Garten spielen.«
Sie legte sich auf das für viel Geld renovierte Biedermeiersofa im Wohnzimmer nieder. Ihre Tochter holte sich noch einen Ball aus ihrem Zimmer und ging dann in den Garten. Da schlief Susanne Werbusch schon tief.
Kowalski wartete noch einen Augenblick. Er wollte sicher gehen, dass Frau Werbusch auch wirklich schlief.
Dann ging er ums Haus herum, vergewisserte sich, dass ihn niemand beobachtete und rief nach der Kleinen.
Als sie ihn sah, war sie erstaunt und gleichzeitig neugierig.
»Wer bist denn du?«
»Ach, ich wollte eigentlich zu deiner Mama, die schläft aber jetzt, glaube ich. Sie hat was gewonnen. Ich mache eine Umfrage. Es geht um Getränke. Weißt du, wenn sie mir sagen kann, wie dieser Saft schmeckt, ob der süß oder sauer ist, gewinnt sie eine Playstation. Na ja. Nun muss ich wieder gehen. Sie schläft ja leider.«
Kowalski drehte sich um und tat so, als ob er das Grundstück verlassen wollte. Dann drehte er sich nochmals um.
Die Kleine sah traurig zu Boden.
»Oder kannst du das etwa auch?«
Sofort erhellte sich ihr Gesicht.
»Klar kann ich das. Das ist doch derselbe Saft, den wir auch haben. Der ist süß. Und sooo lecker. Habe ich nun die Playstation gewonnen?«
»Nein, so geht das nicht. Du musst diese Flasche schon probieren. Das ist ein neuer Saft.«
Er öffnete den Verschluss und hielt ihr die Flasche hin.
Sie zögerte, dann griff sie danach und trank einen ordentlichen Schluck.
»So. Schmeckt süß. Sag ich doch. Was ist jetzt mit der Playstation? Krieg ich die nun?«
»Ja, muss ich aus dem Auto holen. Aber die kriegst du nur, wenn du die Flasche ausgetrunken hast.«
»Gib her. Ich habe sowieso großen Durst.«
Sie trank die Flasche leer.
Kowalski spielte mit dem Ball. Das Mädchen wurde neugierig und lief ihm hinterher. Dann fragte er das Mädchen, was in dem Schuppen sei.
»Ach, nur was für den Garten.«
»Ein Versteck? Wollen wir Verstecken spielen?«
»Oh ja! Das macht Spaß.«
»Gut. Dann gehe ich mal deine Playstation holen, und du versteckst dich in der Zeit.«
Kowalski drehte der Kleinen den Rücken zu und ging auf die Straße. Aus den Augenwinkeln sah er sie in den Schuppen gehen. Sein Plan war aufgegangen.
Nun wollte er warten, bis das Schlafmittel bei dem Mädchen wirkte. Nach fünfzehn Minuten schaute er im Schuppen nach.
Sie lag auf einem Torfballen und schlief. Er deckte sie mit einer Gärtnerschürze, die innen an der Tür hing, zu und schloss die Tür. Dann ging er durch die Terrassentür ins Haus. Frau Werbusch lag noch schlafend auf dem Sofa. Er nahm ihren Arm, hob ihn an und ließ ihn los, worauf er runterfiel.
Tiefschlaf!
Nun war es an der Zeit, den Richter anzurufen.