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2.02 Wollen Architekten gut planen können? Können sie wollen?

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Wollen Architekten gut planen können? Natürlich wollen sie gut planen können! Was für eine Frage? Jeder Architekt erzürnt zu Recht wegen dieser Frage. Gott sei Dank, sollte man hinzufügen. Und doch ist das mit dem Wollen so eine Sache. Schopenhauer erklärte einst, dass der Wille der Herr sei, und der Verstand sei sein Knecht. Von den eigentlichen Entscheidungen und geheimen Beschlüssen des Willens bleibt der Verstand ausgeschlossen, er hat keine Ahnung von dem, was längst ohne ihn abläuft.83 Architekten wollen gute Architektur, guten Städtebau. Doch Bauherren wollen vor allem eine gute Rendite. Architekt Günther Behnisch: „[…] und wenn gebaut wird, dann sind das meist nur noch Renditeobjekte. So sehen die Gebäude dann eben auch aus. Die Architektur kann nicht in Ordnung bringen, was die Realität versaut.“84 Architekt Meinhard von Gerkan: „Bei dem, was sich moderner Städtebau nennt, klaffen Anspruch und Wirklichkeit fast immer auseinander. Im Regelfall regiert das Kapital, und das setzt nur auf Rendite.“85

Rendite ist das Verhältnis von Gewinn zu Kosten. Für einen höheren Gewinn müssen die Kosten runter. Wie war das beim eigenen Hausbau? Hatte nicht der weit entfernte Bauunternehmer günstiger angeboten als der regional ansässige? Was war mit dem Gerüstbauer? Lagen da nicht mehrere Tausend Euro zwischen dem günstigsten und dem zweitgünstigsten Angebot? War nicht der Fliesenleger aus dem Osten wesentlich billiger als die Firma am Ort? Fenster, Türen, Heizung, Klima, Lüftung? Und die Architektur? Man will nicht zu viel Geld ausgeben. an will nicht zu viel zahlen. Das ist verständlich. Deshalb untermauert der Verstand die Entscheidung, die der Wille schon längst getroffen hat.

Der Wille unterliegt ständig äußeren Einflüssen. Mal sind es politische, mal gesellschaftliche, sehr oft Kostengesichtspunkte. Kosten steuern vor allem das Handeln. Das führt dazu, dass nicht nur für die Berufsgruppe der Architekten das gilt, was Stephan Braunfels schreibt: „Die EU-weite Öffnung des Arbeitsmarktes für Architekten und die Lockerung der Honorarbestimmungen hat dazu geführt, daß wir Architekten innerhalb der EU weniger in einem Qualitätswettbewerb und immer mehr in einem Preiswettbewerb stehen.“86 Widerspricht dieses kostenlastige Denken nicht dem Gedanken der Nachhaltigkeit? Planen ist eine Daueraufgabe. Sie endet nicht mit Fertigstellung des Neubaus. Im Gegenteil werden Gebäude im Laufe ihres Bestandes fortwährend umgebaut, erweitert, angepasst. Besonders die Denkmalpflege dient den Zielen der Nachhaltigkeit87, was nichts anderes bedeutet, als dass es um den dauerhaften Erhalt des Denkmals geht.

Nachhaltig gutes Planen im Bestand beginnt mit aktuellen Bestandsdaten, das heißt mit dauerhaft gepflegten Bestandsdaten. Das kostet Geld. Bestandsdaten erstmalig erfassen, kostet viel Geld! Allerdings kann man die Kosten der Ersterfassung auch als Gegenwert für unterlassene Bestandsdatenpflege sehen. Hätte man aktuelle Bestandspläne des Altbaus, brauchte man sich über eine Bestandsaufnahme keine Gedanken zu machen. Da dies nur in seltenen Fällen zutrifft, steht zuerst einmal ein grundlegendes Bauaufmaß an. Nun könnte man meinen, dass wenigstens ab diesem Moment die Nachhaltigkeit beginnt. Doch weit gefehlt!

Erster Kompromiss: Reduktion auf den Zweck

Die Honorarordnung für Architekten und Ingenieure führt mehrere Leistungsphasen auf, denen sich der Architekt bei einem Bauvorhaben widmen kann. In der Praxis zeigt sich oft eine Zweiteilung dergestalt, dass sich einige Architekten auf den Entwurfsprozess konzentrieren. Andere Architekten sind Spezialisten in der Ausführungsplanung. Die erstgenannten legen Wert auf kreatives Entwerfen, die zweitgenannten auf eine effiziente und kostengünstige Umsetzung.88

Nachhaltigkeit im Sinne von dauerhaft minimierten Kosten der Bauunterhaltung hat hier keinen Platz! Die erste Spezialistengruppe kommt oft mit einem Architektenaufmaß aus, die zweite glaubt oftmals, damit auszukommen. Die Gefahr für den Bauherrn: Erst während der Ausführungsphase stellt sich heraus, inwieweit das Architektenaufmaß den Belastungen des Bauens im Bestand standhält. Die entstehenden Mehrkosten trägt der Bauherr. Beauftragt die zweite Gruppe zusätzlich ein exaktes Bauaufmaß, hat der Bauherr mit dem Architektenaufmaß zu viel bezahlt.

Will die erste Gruppe ein exaktes Bauaufmaß beauftragen, bedarf es großer Anstrengung, den Bauherrn von der Nachhaltigkeit eines Bauaufmaßes zu überzeugen. Der Nutzen eines Bauaufmaßes ist leider nicht direkt greifbar. Es liefert keinen erkennbaren Baufortschritt. Meist bleibt es dann bei einem Überzeugungsversuch. Der Dumme ist wieder der Bauherr. Und bei öffentlichen Bauherren sind es leider wir, die Steuerzahler.

Zweiter Kompromiss: Reduktion der Qualität

Das Ergebnis eines Bauaufmaßes ist ein Wirtschaftsgut, das unter anderem nach Lieferzeit und Kosten bewertet wird. Aus dieser Situation heraus entstehen Einwände von Bauherren, Projektsteuerern, Projektleitern: keine Zeit, kein Geld, das hat noch niemand gebraucht! Der Architekt soll sehen, wie er klar kommt. Es gibt noch alte Pläne: Die sehen doch gut aus!

Gleich zu Beginn des Projektes wird gespart, gespart an den Grundlagen. Man will zu Beginn kein Geld in die Hand nehmen, weil man vielleicht nicht kann, nicht darf. „Das Baubudget wird aus politischen Gründen kaum je noch ausreichend kalkuliert. Aus Furcht vor der öffentlichen Meinung oder den genehmigenden Behörden nennen Politiker Summen, die bis um die Hälfte niedriger liegen, als diese Bauvorhaben im vergleichbaren Ausland kosten würden. Die Dumpingpreise können von vielen Baufirmen kaum aufgefangen werden. Der provozierte Pfusch am Bau wird in der Regel durch einen Preisabschlag abgegolten.“89

Peter Zumthor: „Viele Leute von der Bauverwaltung hatten mir gesagt, man müsse erst einmal mit dem Bauen anfangen, das fehlende Geld würde dann später schon genehmigt werden. Ich war naiv, das gebe ich zu.“90

Aus Zeitgründen werden oftmals die vorhandenen Archivpläne herangezogen. Wenn dann die Entwurfsphase als umsetzungswürdig betrachtet wird, soll ein Vermessungsingenieur den Bestand erfassen. Nicht nur einmal habe ich es erlebt, dass ein erregter Architekt ungläubig den Bestandsplan anstarrt und feststellt: Mein Entwurf passt ja gar nicht in den Bestand!?

Je nachdem wie weit der Entwurf bereits in die Planungsphase übergegangen ist, wird nun nicht die Planung auf Basis der nun gesicherten Bestandskenntnis neu entwickelt. Vielmehr wird die bereits vorliegende Planung nur an den gravierenden Stellen überarbeitet; der Rest wird im laufenden Ausführungsbetrieb angepasst. Am Ende schließt die Architektenleistung mit der dokumentierten Ausführungsplanung, also genau mit den Plänen, die zu Beginn des Projekts aus dem Archiv gezogen wurden und in die die Planung eingearbeitet wurde. Die neuen, durch Aufmaß gesicherten Bestandspläne verschwinden in der Versenkung.

Statt den Baubestand gründlich zu vermessen, versucht man, das Bauaufmaß durch andere Mittel zu ersetzen. In den letzten dreißig Jahren gab es viele Ideen. Alle hatten das Ziel, möglichst gleichwertige Ergebnisse wie ein Bauaufmaß zu schaffen, ob durch „kreatives Vektorisieren“, wie der Werbespruch einer Firma aus den 1990ern lautete, womit vor allem diese Firma kreativ an Aufträge kam, oder durch „Nachzeichnen alter Pläne“, egal ob in Südamerika, China oder Indien.

Im geodätischen Institut der Universität Bonn hielt vor vielen Jahren ein Architekturreferent einen Vortrag über das höchst präzise Verfahren, alte Bauzeichnungen so in Lage und Breite zu entzerren, dass alle Zwischenmaße auf Millimeter abgreifbar wären. Er trug das Ergebnis so selbstsicher vor, dass kein Zweifel angebracht erschien. Und doch rumorte es im Plenum. Selbst die Studenten wussten instinktiv, dass sehr wohl Zweifel angebracht waren: Das höchst präzise Abgreifen war rein auf dem Papier und damit nur theoretisch; es hatte nichts mit der Realität zu tun. Das war das eigentlich Kuriose: Die Realität, die doch eigentlich der Gegenstand seines Handelns war, schien keine Rolle zu spielen. Es kam ihm nicht in den Sinn, dass das Verfahren zwar in sich geschlossen und möglicherweise mathematisch schön war, aber nichts mit der Wirklichkeit zu tun hatte.

Hädler weist darauf hin, „dass die Erwartung, aus Altplanbeständen ließen sich durch Scannen und Nachbearbeiten zuverlässige Planungsgrundlagen erstellen, in den Bereich der Legende gehört.“91 Das Rheinische Amt für Denkmalpflege bemerkt zudem, dass selbst frühere Aufmaße gegenüber modernen Aufmaßen schlechter waren. Schlechtere Aufmaße können jedoch durchaus präzise gezeichnet sein. Das heißt aber nicht, dass sie auch zuverlässig sind.

Auch wenn die Sachverhalte mitunter komplex erscheinen: Alles kann darauf zurückgeführt werden, ob Verfahren, Vorstellungen, Werkzeuge sich auf die reale Welt beziehen oder ob ihre Anwendung in einem von der Realität losgelösten Raum besonderer Weltanschauung lebt. Während der Verstand die Richtigkeit der Aussage anerkennt, ein Bauaufmaß liefere gute Planungsgrundlagen, streift der Wille verschiedene Aspekte menschlicher und gesellschaftlicher Erscheinungsformen der Ablehnung. Der Verstand sagt: „Na klar! Wir müssen eine ordentliche Bestandsaufnahme durchführen.“Der Wille hat sich längst für den Kompromiss entschieden. Wir reduzieren die Qualität. Die Qualität wird reduziert, das Risiko veralteter Planunterlagen in Kauf genommen. Aus Kostengründen.

Dritter Kompromiss: Reduktion der Quantität

Irgendwann erkennt jeder: Gleichwertigkeit gibt es nicht. Allen vorhandenen Unterlagen haftet jener Zweifel an, der Gift ist für erfolgreiches, das heißt unter anderem auch wirtschaftliches, also kostengünstiges Planen im Bestand. Den Schaden bei einem Planungsmisserfolg trägt der Eigentümer der Unterlagen, in der Regel also der Bauherr oder bei öffentlichen Bauten wieder einmal wir Steuerzahler. Nach dieser Erkenntnis haben andere Gedanken zur Art der Bestandsaufnahme keinen Spielraum. Nur das Bauaufmaß schafft qualitativ zweifelsfreie Grundlagen für das Planen im Bestand.

Akzeptiert man das, verfällt man leicht auf einen anderen Gedanken: Wenn schon qualitativ angemessen, dann reduziert auf das, was unbedingt notwendig ist: Reduktion in der Quantität. Wieder hat sich der Kosten-Spar-Wille gegen den Nachhaltigkeits-Qualitäts-Verstand durchgesetzt. Planungsprojekte umfassen oft nicht den Baukörper gesamt, sondern nur einen Teil, zum Beispiel energetische Sanierung des Daches, der Fassade. Warum soll das ganze Gebäude vermessen werden, wenn nur ein Teil betroffen ist? Dieser Gedanke leuchtet ein. Die Vorgehensweise ist pragmatisch. Sie beachtet die Erkenntnis, dass belastbare Ergebnisse wichtig sind, aber sie besitzt auch den ausnehmenden Charme, die Kosten gering zu halten. Die Strategie lautet: Teilaufmaß, projektbezogen. Hier mal das, dort mal jenes. Nur das erfassen, was man gerade braucht. Nicht mehr.

Seit einigen Jahren steht bei öffentlichen Bauherren die energetische Sanierung an oberster Stelle der Tagesordnung. Das betrifft vor allem die Fassaden. Der Bund bezuschusst die Aktion. – Wie viele Teilbestandspläne mögen wohl entstehen und bereits entstanden sein? Kaum ein öffentlicher Bauherr denkt an nachhaltiges Handeln, indem er die Gelegenheit nutzt und mit der energetischen Sanierung auch seine Planunterlagen erneuert. Der Verstand mag Ja sagen, der Wille hat sich längst dagegen entschieden.

Die Reduktion der Quantität führt konsequenterweise dazu, die Bestandsaufnahme gleich vom Handwerker durchführen zu lassen, der für das Gewerk verantwortlich zeichnet. Er wird genau das messen, was er für seine Leistung braucht. Leider auch nicht mehr. Denn in der Regel ist die Firma kein Aufmaßspezialist, der ein Bauwerk neutral betrachtet und objektiv dokumentiert, sodass die Bestandspläne für jedwedes Gewerk brauchbar wären. Das Aufmaßergebnis des Handwerkers stellt lediglich ein Arbeitsergebnis für ihn selber dar. Das Aufmaß ist auf das Gewerk beschränkt. Oftmals werden die Pläne dem Bauherrn auch gar nicht überreicht. Wozu auch? Er bezahlt ja die Leistung des Handwerkers, nicht eine Aufmaßleistung.

Alle Spar-Kompromisse führen letztlich zu multiplen Datenbeständen:

- hinsichtlich ihrer Verwendbarkeit: Statt belastbare Grundlagen für eine Ausführungsplanung zu schaffen, begnügt man sich mit einem Architektenaufmaß.

- hinsichtlich der Zuverlässigkeit: Statt eines exakten Bauaufmaßes nimmt man die Fehlermöglichkeit alter Planbestände in Kauf.

- hinsichtlich ihres Umfanges: Statt das Bauwerk in Gänze zu erfassen, beschränkt sich das Bauaufmaß auf einzelne Bauteile.

Nicht, dass Sparen an sich schädlich wäre. Aber Sparen ohne Konzept ist Unsinn! Es sind ausschließlich kurzfristige Nutzenaspekte, also unser extremes Kosten-Nutzen-Denken, das zu multiplen Datenbeständen führt. Sie bilden Stückwerk, ohne Einbettung in einen Zusammenhang, voneinander unabhängig, isoliert und dann wieder aneinandergrenzend, bisweilen überlappend, doch selten zusammenpassend. Mit dem Ergebnis, dass Datenbestände nur einseitig verwendbar sind. Gerade mal für den reduzierten Bedarf. Und oft gehen sie danach wieder verloren oder bleiben nur lückenhaft erhalten. Eine Nachhaltigkeit im Sinne von auf Dauer geringeren Kosten in der Bestandsdatenpflege kommt nicht zustande. Kaum je besteht ein Konzept für eine objektive, qualitativ und quantitativ zusammenwachsende Gesamtbetrachtung. Und damit auch kein Konzept für nachhaltig gutes Planen.

Es scheint, als sei uns der Verständnisrahmen abhanden gekommen. Viele wissen nicht die Bedeutung von Bestandsdaten einzuordnen. Viele erkennen nicht, dass Bestandsdaten die Wirklichkeit repräsentieren. Für viele sind es einfach nur schöne Bilder. „Unsere Vorstände wollen den Grundriss bunt haben!“, sagte mir jüngst ein Vertreter einer größeren Immobiliengruppe. „Wir haben verlernt zu beurteilen, was wahr oder falsch, gut oder schlecht, wichtig oder nebensächlich […] ist.“92 Die Aussage des Fernsehmoderators Peter Hahne scheint auch in der Beurteilung von Bestandsdaten zuzutreffen.

Zwischen Wollen und Handeln klafft eine Lücke, verursacht durch unser Kosten-Nutzen-Denken. Dieses Denken entspricht unserer abendländischen Kultur, unserer wissenschaftlichen Ausrichtung. Mit der Folge, dass diese Geisteshaltung zu multiplen Datenbeständen führt. Wir wollen das Gesamtbild nicht kennen. Weil wir nicht können. Geld und Zeit bestimmen unser Wollen. Uns genügen Fragmente, Unvollständiges, Halbwahrheiten statt Gewissheiten. Hat Schopenhauer also Recht, wenn er sagt, der Wille sei der Herr, und der Verstand sei sein Knecht? Ganz so einfach ist es – Gott sei Dank – dann doch nicht.

Benjamin Libet war amerikanischer Physiologe. Anfang der 1980er Jahre erlangte er Bekanntheit durch seine Feststellung, dass zwischen der Entscheidung zu handeln und dem Moment, wo man glaubt zu handeln, eine halbe Sekunde liegt. Wird dann die Handlung tatsächlich ausgeführt, sind weitere 0,2 Sekunden verstrichen. Libet schlussfolgerte, dass es zwar keinen freien Willen gibt, aber so etwas wie einen freien Unwillen, denn man habe immer noch die Chance, eine Aktion abzubrechen und damit das Schlimmste zu verhüten. Das ist tröstlich. Man stelle sich vor, niemand wäre für seinen Willen verantwortlich und könnte daher auch nicht zur Verantwortung gezogen werden. Er könnte sich auf Schopenhauer berufen und erklären, dass er gar nicht wusste, was er tat.93

Ein Bauherr oder Architekt, dessen Wille längst beschlossen hat, den billigsten Kompromiss zu wählen, um nicht zu viel Geld auszugeben, könnte sich im letzten Moment die Sache überlegen. Der Verstand könnte ihm den Hinweis geben, dass er mit seiner Handlung keine Nachhaltigkeit erreicht. Und sein Verstand könnte im letzten Moment Halt rufen!

Wenn wir als Bauherr oder Architekt Nachhaltigkeit erreichen wollten, müssten wir anerkennen, dass die Kosten multipler Datenbestände auf Dauer höher liegen. Wir müssten zugeben, dass uns ein Konzept der Zusammenführung multipler Datenbestände fehlt. Wenn wir das Bauaufmaß als Wahrheitssuche begriffen, könnten wir hoffen, dass auch das Denken, die Einstellung zur Notwendigkeit von Bauaufmaßen sich wandelt, der Wille zum Bauaufmaß kein lästiger, sondern ein sinnvoller Wille ist. Dafür muss der Verstand gegenüber dem Willen Argumente liefern. Aber keine Scheinargumente! Gefragt ist Wissen. Besser noch: Gewissheit.

Wenn wir Gewissheit in Bestandsplanungen haben wollen, dann sollten wir die Bedeutung von exakten Bestandsdaten verstehen und die Folgen qualitativ und quantitativ nichtstimmiger Bestandsdaten ernst nehmen. Wir müssen Verantwortung übernehmen als Bauherr, besonders als öffentlicher Bauherr und Architekt und eine gute Gesinnung haben als Dienstleister. Wie sagte einst Bertrand Russel: „Bei lebhaften Hoffnungen und Befürchtungen ist Ungewissheit qualvoll: sie muss jedoch ertragen werden, wenn wir ohne die Unterstützung tröstlicher Märchen leben wollen.“94 Schauen wir uns deshalb an, wie das geht: Vermessen.

Die Vermessung von Architektur

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