Читать книгу In dubio pro libido - Ramona Tizia Just - Страница 5
Let's swing
Оглавление„Und heute kommst du mir nicht mehr davon, meine Liebe! Heute ist Vollmond, und bevor der nicht schlafen geht, tun wir das auch nicht! – Mensch, Ramona, Professor Drecksack vögelt sich unverdrossen die Nille wund, und du vertrocknest mir langsam, aber sicher vor dem Fernseher! Das lass ich nicht zu!“
Ich bat mir indes aus, nur irgendwo hinzugehen, wo in der Regel mit keinen Großkopfigen, keinen Juristen, Medizinern oder Edelphilologen zu rechnen sei.
„Sowieso! Was denkst denn du! Je ausgeprägter der Intellekt, desto schwächlicher die Libido! Ich fass es nicht, du bist ja noch unbedarfter, als ich ohnehin dachte!“
Ein klein wenig beleidigt war ich schon, wie ich auflegte und mich an die Auswahl der Garderobe machte – aber im Prinzip hatte sie ja Recht. Im Nu kamen mir alle meine Sexpartner in den Sinn – lange nachzählen musste ich da wahrlich nicht – ganze vier vor meiner Heirat. Und mit einem davon war es auch nie ernstlich zum Vollzug gekommen. Kein richtiger Sex also – nach Präsident Clinton wenigstens. Trotzdem schön, wie ich so drüber nachdachte. Ein überaus flinkes und geduldiges Zünglein hatte dieser Knabe – aber den heißen Klecks meist schon in der Hose, bevor ich überhaupt ..... Klar, der Gute war so was von blitzgescheit.
„Sag mal, bist du eigentlich noch ganz dicht!“, musste ich mich nun höchstselbst zur sittlich-mentalen Ordnung rufen, konnte mir dennoch nicht verkneifen, mich zu fragen, ob mein angehender Exgemahl vielleicht gar nicht der tolle Liebhaber sei – oder einfach nur viel blöder, als ich immer dachte.
Zusammen mit den letzten Sonnenstrahlen eines so oder so längst denkwürdigen Tages fielen wir in ein relativ schickes Bistro in einer eher schmuddeligen Ecke der Altstadt ein. Unbestreitbar war Heidrun hier mehr als nur bekannt, hatte eine ganze Reihe von Herren- und Damenwangen zu küssen, bevor wir uns an der Bar niederließen.
„Dein Stammlokal?“, flüsterte ich ihr ins Ohr.
„Eins von mehreren, mein Schatz!“
Mit meiner engen Jeans, der bunten Bluse und dem schwarzen Bolerojäckchen hatte ich zwar nicht komplett danebengegriffen, aber ein Großteil der nicht zu übersehenden weiblichen Minderheit trug doch Röcke – vorwiegend kurze – wie meine Begleiterin.
Binnen weniger Minuten waren wir zu viert.
„Hochstapler!“, antwortete der, der sich zu mir gesetzt hatte – ein gewisser Ronny – auf meine Frage, was er denn beruflich so mache.
Dass er dies wohl in der Hauptsache mit seinen Händen machte – Hochstapeln – das verrieten die vielen Schwielen und Kratzer an selbigen sowie die kräftigen Oberarme. Der eben noch unterbundene Anflug von Zorn um seine Augen verdeutlichte mir die allgemeine Verzichtbarkeit solchen Wissens in diesen Kreisen. Ein Bauarbeiter – zweifelsohne. Hätte ich mir, weiß Gott, sparen können, diesen Lapsus, aber – fürwahr – ich war so aufgeregt wie ein Teenager beim ersten Date.
„Ich bin eine Verschickerin, schicke die Leutchen in die Ferien – beim Reisebüro!“, log ich einigermaßen gekonnt und zauberte ihm damit flugs ein breites Lächeln aufs Antlitz. Urlaub mag schließlich jeder.
Wenngleich ich es tagtäglich mit so manchen Pfeifen zu tun hatte, war ich doch über die Maßen erstaunt, wie leicht sich die rhetorisch kultivierte Bemäntelung des Bildungsbürgertums abstreifen ließ. Mit einem lernbegierig-offenen Ohr auf Heidrun und ihren Unterhalter gerichtet, lief es gleich noch besser – wie geschmiert quasi. Alleine deren munter fortschreitende Körperlichkeiten mochte ich mir noch nicht zu Eigen machen.
Mit der gnädig betäubenden Beihilfe einer ganzen Reihe harter Drinks entwickelte sich eine Form von Smalltalk, wie er auch unter mannstollen Jungfriseusen und ewig geilen Rohrlegern nicht hätte frivoler ausfallen können. Und – wiewohl ich mich schon ab und an zwicken musste – es war köstlich! So köstlich, dass irgendwann sogar ein paar meiner verzückten Lachsalven gleichsam manuell auf Ronnys strammen Oberschenkeln ausklangen.
Umso verwunderter dürfte ich aus der Wäsche geschaut haben, wie mich Heidrun plötzlich unterhakte, den Herren betont ladylike unsere Zeche überließ und sie letztlich mit einem lapidaren „Also, bis dann, Jungs!“ versah.
Angemessen arschwackelnd stöckelten wir nach draußen. Gut, um es gleichermaßen zu genießen, war ich doch etwas zu perplex.
„Und jetzt?“, fragte ich dann auch entsprechend ungehalten.
„Lass dich überraschen!“, sang sie, eben noch leidlich, im Stile eines nicht ganz unbekannten holländischen Showmasters.
Die gut zwanzigminütige Fahrt, quer durch die halbe Stadt, fand ihr Ende in einem düsteren Industriegebiet vor einem heruntergekommenen Backsteinbau. Einzig ein starkes Dutzend geparkte Fahrzeuge mochte im Ansatz den Eindruck vermitteln, dass es hier irgendwo menschliches Leben gebe. Eher elektrotechnisch-automatischer Natur war dann das erhellende Geleit über den zuvor bestenfalls zu erahnenden Innenhof. Anordnung und Ausrichtung der reichlich rotlastigen Illuminierung ließ keinen Zweifel aufkommen, welche der zahlreichen Türen anzusteuern sei. Entschlossen drückte Heidrun auf den in dezentem Grün leuchtenden Klingelknopf.
Seit einigen Minuten hatten wir schon nichts mehr geredet – und taten es auch jetzt nicht. Der keineswegs unerhebliche Schwips hatte sich inzwischen – bei mir jedenfalls – komplett in Wohlgefallen aufgelöst. Zumindest war er im Moment meiner exorbitanten Aufgeregtheit nicht gewachsen.
Ergo brachte ich dann auch weiterhin keinen Ton heraus, wie sich die Tür öffnete. Eine etwas füllige, und zwar rundum, aber durchaus hübsche Frau, in unserem Alter etwa, nahm uns aufs Freundlichste in Empfang. Sie trug einen mattschwarzen Bikini und fast gefährlich-hochhackige, ferrarirote Pumps, die sie – für meine Begriffe – geradezu meisterlich beherrschte. In Catwalk-Manier schritt sie voran zur Bar, um uns das obligatorische Begrüßungsgetränk zu kredenzen.
Wenn ich mir bis zu dem Zeitpunkt überhaupt irgendetwas Konkretes erwartet haben sollte – keine Ahnung, wohl eher nicht – so wurde mir nun mit einem Mal, einem eingehenden Blick in die Runde, glasklar, wo ich da hingeraten war. Die spärlichst bekleideten, in Teilen gar vollständig nackten Menschen um uns herum bedeuteten mir nun aufs Offenkundigste, dass es sich bei diesem versteckten Etablissement um einen Swingerclub handelte.
Mein Kopf, mein rationales, integres Richterinnen-Ich, sträubte sich noch vehement gegen jegliche allzu positiv daherkommen wollenden Impressionen. Wogegen mein Bauch und diverse benachbarte Regionen sich ungefragt in der allgemeinen hedonistischen Atmosphäre, diesem prickelnd erotischen Ambiente, zu suhlen begannen. Jede noch so fremde Frauenhand auf ihrem zielstrebigen Weg über einen behaarten Männerschenkel, jede Männerpranke auf mehr oder minder weiblich-errogenem Terrain tat nun beflissentlich das Ihre, die Unaufhaltsamkeit meiner eigenen fiebrigen Anwandlungen zu befeuern.
Im Interesse meiner nach wie vor noch vergleichsweise trockenen Sprecheinrichtung – und zur zügigen Eliminierung letzter sittsam wabernder Bedenken – ließ ich mir gernstens nachschenken. Heidrun schob, während ich mich bereits getraute, mit ein paar Nackedeis anzustoßen, zwei Scheine über den Tresen und bekam dafür von besagtem Bikini-Model einen Schlüssel ausgehändigt.
„Dann komm mal mit, mein Mädchen!“
Mit einem Achselzucken empfahl ich mich bei meinen neuen Trinkkumpanen und trabte ihr angestrengt leichtfüßig hinterher. Eine Tür, ein langer, schummriger Gang, noch eine Tür, und wir standen in einem Raum mit zahllosen Spinden, wie man sie von Umkleidekabinen in Frei- oder Hallenbädern kennt.
„Muss ich ...., muss ich mich jetzt etwa – ganz ....?“, fand ich stotternd die Worte wieder.
„Nein, bloß nicht!“, beruhigte sie mich – soweit das überhaupt möglich war. „Wir zeigen doch nicht gleich alles! Wo kommen wir denn da hin! Die Kerle sollen ruhig noch ein klein wenig zu fantasieren haben.“
„Du hast dir natürlich was mit....!“, lamentierte ich augenblicklich los, wie ich sah, dass sie freudstrahlend in ihre Tasche fasste.
„Wofür hältst du mich“, fiel sie mir barsch ins Wort, „für dich hab ich selbstverständlich auch etwas Hübsches dabei, Dummerchen!“
Sogar aussuchen durfte ich – was für eine Freundin! – und entschied mich für die türkisfarbenen Teile – Teilchen, um genau zu sein. Die bordeauxroten hätten mich sicherlich noch bleicher erscheinen lassen, als ich es derzeit ohnehin war.
„.... sollte ich wohl auch mal wieder“, faselte ich vor mich hin, während ich bewunderungsvoll über Heidruns studiogebräunte Brüste strich.
Beim gemeinsamen Kontrollblick in den Spiegel kamen mir erstmals Gedanken hinsichtlich meiner notleidenden Reputation. Was, wenn ich hier einem alten Bekannten begegnete, einem von mir verurteilten Gangster, einem Journalisten oder womöglich doch einem Kollegen – einem Anwalt der Beschuldigtenseite schlimmstenfalls?
„Mein Gott!“, sinnierte ich zwar nur stumm – aber die andere Halbnackte an meiner Seite bemerkte es wohl und verscheuchte meine Bedenken gewohnt flapsig und obendrein mit sanft gen Ausgang lenkender Handgreiflichkeit.
„Aber hallo!“, entwich es einem der verbliebenen Bar-Hocker – fehlte nur noch, dass er Beifall klatschte, wie wir kichernd um die Ecke kamen.
Aber auch die Damen gaben sich recht angetan, huldigten glaubhaft fröhlich mit. Zu neiden schien man sich an diesem Ort jedenfalls nichts und niemanden, wie es aussah. Wir blieben noch eine Weile stehen, ließen unsere Gläser erklingen, bis sie leer waren. Heidrun flüsterte der Bardame, Biggi, der Chefin, wie ich nun wusste, etwas ins Ohr und gab ihr den Schlüssel zurück.
„So, meine Süße, dann will ich dir mal alles zeigen!“
„Man sieht sich!“, traute sich abermals unser hingerissener Freund zu bemerken.
..... zu träumen gewiss, wie wir zweifelsohne beide dachten und uns im Weggehn verstohlen angrinsten.
So groß oder so klein sie auch waren, die inspizierten Räumlichkeiten, hoch her ging es in einem jeden allemal. Auch ungezählt mochten die vielen hemmungslos Flirtenden und Streichelnden, Knutschenden und Lutschenden und in allen erdenklichen Stellungen Kopulierenden keinesfalls in die wenigen Automobile draußen passen. Da musste doch so mancher Gast – in allgemein weiser Voraussicht oder auch nur der Anonymität wegen – sein eventuell entlarvendes Gefährt hübsch zu Hause gelassen und ein Taxi genommen haben.
Meine Augen wurden immer größer – aber auch andernorts stellten sich peu à peu anatomisch-selbstätige Modifikationen ein, dass es mir bald Angst und Bange wurde. In einem Raum, einem Saal wohl eher, eingerichtet wie ein Indoor-Kinderspielplatz, wurde geschaukelt und gewippt, gefangen, gefesselt und gehangen – gequiekt, gequietscht und in sämtlichen Tonlagen gestöhnt natürlich. Kondome in allen Farben, Formen und Größen wurden freundlich weitergereicht, geworfen mitunter, ausgepackt und heldenhaft unaufgeregt, wie bei einem Wildwest-Feuergefecht, mit allen gängigen Kalibern bestückt.
Kaum mehr zu kennen, glaubte ich mich dann, wie ich mich tatsächlich, allen Ernstes, anfänglich zu widersetzen anschickte, unbewusst, als mich Heidrun weiter zum nächsten Swinger-Highlight zerrte. Ein etwas kleinerer, ganz in Rot, Blutrot gehaltener Raum mit einem einzigen, riesigen Bett fast über die gesamte Fläche. Nur an den Wänden entlang, in einem knappen Meter Abstand zu dieser gigantischen Spielwiese, gepolsterte .... Ruhebänke, meinte ich erst, bis ich erkannte, dass auch darauf – gemütlich im Sitzen – ordentlich gevögelt wurde.
Ein guter Teil von mir – ein ziemlich mittiger, längst auf Betriebstemperatur befindlicher – hätte sich, Platz war noch reichlich, gewisslich gernstens dazugesellt, wenn da nicht .....
„Hey, hallo“, baute sich Heidrun fast ärgerlich vor mir auf und zeigte mir den Scheibenwischer für fortgeschrittene Weggetretene, „Erde an Ramona! Atmen nicht vergessen! Sind wir denn etwa gar zu sehr beeindruckt! Du wolltest doch wohl nicht ernsthaft ....!“
Da hatte sie mich auch schon ein gutes Stück weiterbugsiert. Und wahrlich – ich war wirklich bereits jenseits von Gut oder Böse, außer Rand und Band, out of Control gewissermaßen – gewesen zum Glück. – Logisch! Ausgehungert, wie ich nach einem Vierteljahr ohne Sex zwangsläufig sein musste – und meine autoerotischen Gegenmaßnahmen hatten auch eher den temporären Entzug zu besänftigen gehabt, als mir nachhaltig-lustvollen, bis in alle Fasern befriedigenden Hochgenuss zu generieren.
Dennoch war ich ihr nun dankbar – gut, zumindest einmal nicht böse. Die wusste, da war ich mir sicher, wie in allen anderen Belangen auch, bestens, wie wir auf weniger turbulente Art über kurz oder lang zu unserem allerfeinsten Vergnügen kommen würden.
Ein letztes Séparée rechts und eines links ließen wir nun wohlweislich aus und stürmten geradewegs durch eine leicht beschlagene Glastüre, hinter der die Raumtemperatur abrupt gefühlte zehn Grad zunahm. In einem überdimensionalen, von Plastikpalmen und unzähligen Strandliegen gesäumten Whirlpool hockten, schön verteilt, vier sichtlich matte Pärchen mit ausnehmend rosigen Gesichtern und schienen gerade neue Kräfte zu sammeln. Jedenfalls lagen sie allesamt keusch nebeneinander, nippten zufrieden an ihren Drinks und ließen sich von den leise murmelnden Wasserstrahlen massieren.
Wir grüßten in die Runde, man begrüßte uns – freundlich-familiär, wie gehabt – und wir belegten zwei der Liegen, mit unseren federleichten Reiztextilien zunächst nur. In diesem friedlich-gediegenen Umfeld fiel es mir jetzt auch nicht mehr schwer, mich vollends nackig zu machen. Die Pumps noch, und wir watschelten Hand in Hand ins gar nicht kühle Nass.
„Habt ihr denn nichts zu .....?“, wollte eine wasserstoffblonde Pool-Nixe besorgt, fast empört wissen, fuchtelte mit ihrem halb vollen Longdrinkglas.
„.... ist bestellt! .... kommt gleich!“, erklärte ihr Heidrun – und mir das unnötig mysteriöse Getuschel vorhin mit Biggi.
Zumindest erkärte ich es mir nun so – für den Moment.
Ich kämpfte noch leidenschaftlich und (selbst)gesprächig mit der Einstellung der Düsen, als sie auch schon ankamen, unsere Getränke – und nicht etwa von bediensteter Hand transportiert. Nein! Zu meiner Überraschung stand da, mit einem Sektkübel bewaffnet, Ronny, wie ich aufsah – und daneben mit den Gläsern Heidruns ...., Bekannter, sag ich mal. Mein ohnehin nicht eben normaler Herzschlag erhöhte sich übergangslos um locker zwanzig, dreißig Beats, und ich brachte einmal mehr keinen Piep über die Lippen. Dennoch dürfte mir die Wiedersehnsfreude in dicken Lettern im mächtig durchbluteten Antlitz gestanden haben. Sogar für einen Bautiger gewiss gut lesbar.
„Ja, ja“, meinte er dann so verständig wie verständnisvoll, „hat dir das elende Miststück also nicht Bescheid gesagt!“, in einer Lautstärke, dass es das Miststück auch wirklich mitbekam und entsprechend süffisant belachen durfte.
Bevor ich mich annähernd fangen, Fassung und Sprache halbwegs wiedererlangen konnte, pflanzte er seine noch wenig aussagekräftige Männlichkeit an meine grüne Seite. Also schwiegen wir – und er gab derweil den Kellner. Die beiden anderen machten indes umgehend dort weiter, wo sie im Bistro aufgehört hatten.
„Ein Bär, ein ausgewachsener! Wie schön! .... sieht man auch viel zu selten heutzutage – leider!“, lobte er überschwänglich, nachdem er meinen Süßwasser-Grizzly jetzt wirklich lange genug angestiert hatte.
„Und beim An-Sehen möchtest du’s wohl auch nicht belassen!“
Schon wünschte ich mir, meine Sprechblockade hätte noch länger angehalten – ewig am besten.
„’tschuldigung, meine ....., äh, .... Liebe! Musst nur stopp sagen, wenn’s dir nicht ....! – Du bist der Chef!“
Weil mir daraufhin einfach nichts Besseres einfallen und ich mich auf meine in diesen Dingen scheinbar untauglich gewordene Eloquenz keinesfalls mehr verlassen wollte, schnappte ich mir eben fix seine freie Hand und – gut war’s. Nahezu zeitgleich schlossen sich meine Augen, ganz von selbst – und kurz drauf schnurrte Frau Richterin bereits wie eine gut gekraulte Miezekatze.
Ohne jedwede unnötige Eile verhätschelte dieser völlig fremde und um einiges jüngere Mann meinen lange nicht gestutzten Pelz nach allen Regeln der Kunst. Und obwohl ich den möglichen Zugriff beizeiten breitbeinig anbot, machte er keine Anstalten, mir allzu forsch an die Muschi zu gehen, bedachte vorerst nur gelegentlich das Umland mit zärtlichsten Streicheleinheiten. Für eine Sekunde geschwind musste ich nachsehen, ob das überhaupt noch dieselben Pratzen waren, die ich in Erinnerung hatte.
Alles Wohlgefühl in mir – wo immer es sich auch einstellte und in einen Nervenstrang passte – machte sich nun auf ins blutvoll eröffnete Reich der Mitte. Im Geiste sah ich es unbändig vor mir pulsen, mein darbendes Lustpförtchen, und verlockend glänzen wie ein schlachtfrisches Wildlachsfilet. Einsweilige Abhilfe war wohl zuzeiten in Sicht, rauschte aber stets nur vorbei, drüber oder mit Karacho drum herum. Wenn der elende Sack mich nur gepflegt verrückt machen wollte, dann hatte er es nun mit Bravour geschafft.
Für was ich eigentlich noch mein Glas in der Hand halte, fragte ich mich – zur notdürftig-verzweifelten und, wie sich schnell zeigte, letztlich eh nicht funktionellen Ablenkung. Da ergoss sich die sündteure Brühe auch schon in schaumig perlenden Rinnsalen über meine Schneewittchenbrüste – und ein sparsamer deutscher Handwerker hechtete flugs heran, um zu retten, was noch davon zu retten war. Selbst den kleinsten Tröpfchen jagte seine raue Zunge geizig hinterher, und ich zwang mit aller Macht so viel bremsend flachen Auslauf wie nur möglich aus dem Wasser.
Als nichts mehr nachkam, nahm er sich dann genüsslich-langsam den anhaftenden Rest, und ich dankte Gott, dass mir fürs an sich übliche Eincremen keine Zeit mehr geblieben war. Meine ohnehin nicht gerade kleinen Nippel erhoben sich so unerschütterlich hart wie lange nicht über ihre prallen Fundamente und lechzten derart gierig nach dem anrückenden Champagner-Feudel, dass es bald weh tat. Wenn sich nicht dieser einsichtig-empathische Finger inzwischen lebhaft meinem äußerlich-genitalen Hoheitsgebiet angenommen hätte – ich weiß nicht – womöglich hätte ich augenblicklich losgebrüllt vor Verlangen.
Nebenan war man viel weiter. Heidrun ritt – gar nicht damenhaft – auf ihrem Hengst, keuchte, grölte und juchzte in furiosem Galopp dem ersten Hochgefühl entgegen – wenn’s denn nicht bereits das zweite oder dritte war. Ich hatte ja bislang nie das Vergnügen gehabt, in der Nähe zu sein, wenn sie kam. Wie konnte ich es also wissen? Alleine, dass ihr Orgasmusschwierigkeiten von jeher völlig fremd waren, damit prahlte sie gerne und häufig – für manche zu häufig – im Kreis der Freundinnen.
Endlich angekommen auf den fast wieder alkoholfreien Gipfeln meines Milchgebirges, gestaltete es sich dann längst nicht so angenehm, wie ich es mir erhofft hatte. Meine Knospen so übererregt steif und drall und schorfig spröde, und er so ungestüm, als müssten die Dinger erst noch ausgiebig ...., da hätte er gefälligst mal früher ....! Und außerdem wollte, musste ich ihn jetzt – seinen drahtigen Lustlappen zunächst einmal – dort haben, wo gemeinhin Nägel mit Köpfen gemacht werden.
Heidrun unterhielt indessen die mittlerweile stark angewachsene Badegesellschaft mit den sopranen Nebenprodukten eines nunmehr unverwechselbar einsetzenden Megaorgasmus. Überhaupt war nichts mehr zu merken von der anfänglich unschuldig-dezenten Poolpartystimmung. Die Einzigen, denen man noch hätte neckisch absprechen können, erkennbar zielführenden, auch nur geringste Wellen schlagenden Sex zu haben, waren Schleckermäulchen Ronny und ich.
Ich beschloss, es zwei glückstrahlend gen Himmel fahrenden Weibern gleichzutun, die gegenüber auf dem Beckenrand saßen und sich wonniglich ihre glatzköpfigen Schnecken schlecken ließen. Von ein paar ungelenken Ausrutschern verunziert, gelang es mir, mich fluchtartig unter Ronnys nurmehr fruchtlos im sensorischen Off vergeudeten Zungenschlägen weg hochzustrampeln. Nichtsdestotrotz strahlte er sofort wie ein Kind – angesichts des herrlichen Panoramas, das sich ihm bot. Kurz faselte er noch etwas entschuldigend anmutendes von wegen Erst-mal-langsam-angehen-lassen-Wollen usw. – aber dann fegte seine quirlige Wortschleuder durch Königin Muschis hochgradig versabberte Lobby, dass mir Hören und Sehen verging. Binnen weniger Sekunden beteiligte ich mich mit besten Chancen an einem Wettstreit, wie weit sich so ein weibliches Mundwerk wohl extremstenfalls aufreißen lasse, mit den beiden gleicherweise verwöhnten Grazien.
Nun war ich ja – wie bereits erwähnt – gewiss nicht unerfahren in Sachen Cunnilingus, aber was dieser Kerl für eine Power entwickelte in diesem vergleichsweise unscheinbaren Muskel – da war alles, was ich bis dato kannte – Pillepalle.
Es mochte natürlich gut sein, dass mein Zeitgefühl komplett den Geist aufgegeben hatte – wie so manches andere auch – aber zwei Minuten des lingualen Sturmlaufs werden es kaum gewesen sein, als mich eine ungeheuere Explosion erschütterte. Ach, was sag ich – ein nicht enden wollendes Trommelfeuer erfasste mein erweitertes Lustzentrum. Mir war, als entlüden sich da der Reihe nach sämtliche versäumten Orgasmen seit dem Eintritt meiner unfreiwilligen GV-Abstinez. Okay, Ronny leistete dabei wahrlich allerfeinste Untertage-Arbeit – und er stellte sie auch nicht ein, bevor der letzte Akt dieses gewaltigen Naturschauspiels verklungen war. Und – umso erstaunlicher – hatte er doch bei alledem nicht den kleinsten seiner stattlichen Griffel zu Hilfe genommen.
Noch ehe ich das Ganze auch nur im Ansatz zu realisieren, geschweige denn einzuordnen vermocht hätte – wahrscheinlich unbewusst getrieben von überkommener, archaisch-weiblicher Dankbarkeit – kniete ich jetzt vor ihm und schrubbte ein Gemächt von rundum passabler Ansehnlichkeit. Nun ja, ein Zwergen-Schniedelchen hatte ich mir auch nicht erwartet – und der Riesenhammer, den der Gute bei seiner Statur durchaus hätte haben können, der war’s zum Glück nicht.
Ich war in jeglicher Hinsicht beruhigt. Fast in jeder! Dummerweise kam mir eben noch in den Kopf, dass bei meinem Alten – wenn er denn je einen ähnlichen Härtegrad erreicht hatte – stets mit einem zeitnahen Abklecksen zu rechnen war. Oral mehr noch als vaginal. Und in diesem frühen Stadium schon gustatorische Bekanntschaft zu machen mit Ronnys Kraftbrühe – nein, danach war mir beileibe nicht zumute.
Demzufolge nahm ich mich also unauffällig-sukzessive etwas zurück, favorisierte fortan mehr die zärtlich-verspielte denn die kehlig-gefräßige Variante – zumal sich mein blitzblank gewienertes Lustspielgehäuse bereits gierigst zurückzumelden erdreistete. Nur .....
„Wie sag ich’s dem Kinde?“, rauschte es mir – sinngemäß halt – in Endlosschleife durch meine Grübelkammer.
Wer dem Elend dann ein löbliches Ende setzte, und so langsam hätte ich ja auch mal damit rechnen können, war – na, wer wohl? – Ronny natürlich. Als wäre es das letzte Riegelchen meiner Lieblingsschokolade, wedelte er urplötzlich, mit einem dicken Fragezeichen im virtuosen Dackelblick, mit einem Kondompäckchen vor meiner verdutzten Nase herum. Ich brauchte nur noch zu nicken – und das tat ich mit reichlicher Verve.
Zu meiner Schande muss ich gestehen – Asche auf mein juristisch-argwöhnisches Haupt! – wurde mir tatsächlich erst in diesem Moment klar, dass mir meine beste und älteste Freundin wohl in vollster Absicht einen ganz besonders liebenswerten Gespielen auserwählt hatte. Bei der nächsten Gelegenheit hauchte ich ihr ein angemessen aussagekräftiges Küsschen zu.
Meinem doch recht banal bekundeten Einverständnis etwas freudiger Ausdruck zu verleihen, krabbelte ich ziemlich närrisch aus dem Becken und zog den Armen an seiner so praktisch-robusten Deichsel fröhlich hinter mir her zu der Liege mit meinen Sachen. So hatte ich die Lacher allesamt auf meiner Seite, und – meiner latenten Abneigung, unter Wasser zu ficken, war gänzlich unbemerkt Genüge getan.
„Ich lass mir doch nicht die flutschig-feine Tunke aus der Muschel spülen, dass es am Ende nurmehr unerquicklich rubbelt und quietscht!“, kommentierte ich es exklusiv für mein wasserscheues Rammel-Ich
Nicht etwa, dass ich mit meinen Ressourcen schon hätte sparsam haushalten müssen, aber – nein, für U-Boot-Sex hatte ich noch nie viel übrig. Zudem fand ich es von jeher weitaus köstlicher, auf dem gemeinsam erkämpften Schweiß aneinander zu glitschen – und wenn es mitunter auch mal nur ein Becken und zwei Arschbacken waren. Und die dreißig Grad, die es hier drin mit Sicherheit hatte, sollten, weiß Gott, gut sein für eine ordentliche Rutschpartie. Mit diesem meinem märchenhaft ehernen "Knüppel aus dem Sack" fraglos ein Kinderspiel, mich in überquellende Transpiration zu versetzen. Vorausgesetzt, der lasse sich lange genug bei der Stange halten. Aber daran – und ich zweifelte ja auch nicht wirklich – dürfte Tricky-Heidrun wohl ebenfalls hinlänglich gedacht haben.
So lag ich denn – nach abermaliger Comedy-Einlage, einer vierhändig astrein verhudelten Pariser-Anprobe – in diesen starken und doch so friedfertigen Armen – glückstrunken strahlend und so sattsam ausgefüllt wie nie zuvor. Selbst meine egoistischsten positionellen Wünsche durfte ich ad libitum .....; nur andeuten musste ich sie – und Ronnys Kräfte ließen noch die verstiegensten davon unfallfrei gelingen. Gleichsam schlafwandlerisch holte ich mir jeden zuträglichen Stimulus in Tempo, Tiefe und Neigung – und mein sanfter Hüne war mir klaglos zu Diensten. Wenn ich es nur süßlich verfügte, hob er mich leichterdings hoch und navigierte seinen Torpedo anstandslos quer durch die saftige Furche und massierte meine heischende Perle aufs Erbaulichste. Und ich saß immerhin aufrecht auf ihm – Chest to Chest – gut, für den Moment halt auf seinen Händen. So, dachte ich mir, vermochten andere, eher Schwachbrüstige, höchstens ihre Beate-Uhse-Gummipuppen zu handlen.
An eben diesem immens wichtigen Punkt möchte ich nun unbedingt anmerken, dass – so wie ich mich kenne, und ich kenne mich bestens – alles, was danach mein Sexleben bestimmte und noch bestimmt, alleine aus diesem so himmlischen wie unverbindlichen Akt heraus erwachsen ist. Wäre das nämlich in die Hose gegangen, komplett zum Kotzen gewesen oder auch nur im Ansatz ungedeihlich verstrichen – keine zehn Pferde hätten mich mehr dazu gebracht, nochmals woanders nach sexueller Erfüllung zu suchen als auf meinem gewohnten, bürgerlich-konventionellen Parkett. Heidrun hatte ich diesbezüglich nicht eingeweiht, aber – dass ihr auch dies einleuchtete – wer will es noch bezweifeln?
Apropos Heidrun – Sternzeichen Löwe übrigens – die hatte bereits ein zweites Mal gut gebrüllt, gönnte ihrem Liebsten ein Päuschen und half indes aufopferungsvoll knetend auf der Nachbarschaft aus – bei der gemeinschaftlichen Regeneration eines matten Erschlafften.
Dass es bei all der beschriebenen Genialität gleichfalls bei mir nicht mehr allzu lange dauern würde, das leuchtete nun wiederum mir aufs Hellste ein. Weshalb ich auch mimisch, gestisch, selbst verbal keinen Hehl draus machte, um – in aller Bescheidenheit – diesem göttlichen Traumfick vielleicht die verdiente Krone, das i-Tüpfelchen, aufzusetzen und gemeinsam das hohe Lied aphrodisischer Gunst anzustimmen.
So einfach gestrickt mein zugeteilter Partner auch sein mochte – in diesen Dingen war sein Wissen, im besten Sinne, geradezu akademisch. Bald aristokratisch-erhaben seine ehrversessene Attitüde, in der er mich betanzte – taktvoll, alles andere als selbstisch und dennoch männlich-bestimmend. Nahezu nichts hatte ich noch beizusteuern auf unserem illustren Pas de deux ins Paradies, glitt nurmehr in schwereloser Verzückung über sein wuchtig-splendides Zepter – ganz so, wie sein herkulisches Geschick es trefflichst vorgab.
Verglichen mit Heidruns operesken Hardcore-Stöhnorgien ein softes Ballädchen, was meinem justiziellen Staatsorgan entwich – ohnehin ein Duett, ein harmonisch-gefühlstrotzendes und überlanges obendrein. Ein einziger Wermutstropfen plumpste – eben so merklich – auf meine reichlich überkandidelte, weil so unvergleichlich geschmeichelte Frauenseele. Mit einsetzender Entspannung und Rückkehr der neurologisch-gewöhnlichen, ungehypten Sensibilität begann ich mich doch tatsächlich an dieser wenngleich hauchdünnen, für mich aber gänzlich ungewohnten Gefühlsbarriere mit den vielen lustigen Namen zu stören. – Eigentlich ja eher eine Männerdomäne, dieses schürzende und in vielerlei Hinsicht schützende Teil zu verdammen. – Und obwohl ich diesbezüglich schon so manchen Vortrag gehalten hatte – speziell meinen Töchtern – hätte ich ihn liebend gern verspürt, Ronnys zweifellos meteoritisch-fulminanten Impact – fachfraulich bewertet und umgehend verglichen mit dem gewiss nicht konkurrenzfähigen Spritzerchen des Professors.
Durchaus wahrscheinlich, dass ich es mir bei abgeflauter Begeisterung nochmals anders überlegen würde – aber im hochgradig surrealen Hier und Jetzt nahm ich mir doch ernstlich vor, schon bald einmal ohne .....
„Aber heute noch nicht, mein Lieber!“, blubberte es so ungewollt wie vernehmlich aus mir heraus in unser bis dahin versonnenes Schweigen.
„Was denn, meine Liebe?“, gab er er das seine auch gleich auf.
„Achchch .....“, verschaffte ich mir die Sekunden, die ich für die Ausflucht brauchte, „ .... nur, dass ich dir heute noch nicht sagen mag, dass ..... Okay, meinetwegen! ....., nun ja, ..... was für ein toller Kerl du bist!“
„Wer’s glaubt, wird selig!“, vermutete er richtig – und doch auch wieder nicht.
Zum Glück sorgte Heidrun im Pool für Ablenkung. Sichtlich stolz auf ihre erotisierenden Handarbeitskünste, half sie einem frisch eingekleideten, brettharten Soldaten der Liebe höchstpersönlich in den wartenden Schützengraben. Zur allgemeinen Belustigung gab sie gar noch die Frequenz vor, indem sie eine geraume Weile gegen das Gesäß des Wiederbelebten bockte. Die Latte ihres Stechers hatte sich unterdessen ganz von alleine regeneriert und lugte einsatzbereit gut eine Hand breit aus dem Wasser.
„Nun denn!“, kam sie auch schon angeplanscht, hielt ihm erst ein frisches Lümmeltütchen und dann ihren milchkaffeebraunes Hinterteil hin.
Im gleichen Moment fing einer wieder zu zucken an. Einer, der – wenn überhaupt – nur ganz minimal abgenommen hatte. Sein Besitzer schaute mich nur unschuldig an.
„Aber nicht mehr so“, bat ich mir aus und schwang mich ächzend von diesem Ausbund an Standhaftigkeit, „ich krieg sonst einen Krampf!“
Eigentlich war auch das gelogen, zumindest aber weit hergeholt und lange nicht vorgekommen. In Wirklichkeit hatten da eine Reihe von baulichen Extras, die ich anfänglich für reine Dekoration hielt, meine Aufmerksamkeit erregt. Feinst polierte Edelstahlgeländer, wo es absolut nichts abzutrennen oder zu beschranken gab – zudem nicht durchgängig und in verschiedensten Höhen und Ausführungen. Erst die allem Anschein nach rutschfesten Matten davor, ließen mir nun ein Lichtlein aufgehen und meinen Arsch mitsamt seiner neugierigen Eignerin eiligst in Bewegung setzen.
Bis Ronny angetrabt kam, hatte ich mir bereits etwas Passendes ausgeguckt und empfing ihn – optimal in Position gebaumelt – zum rückwärtigen Antreten. Wiewohl mir auch das recht gewesen wäre, drang er nicht sofort wieder in mich ein, sondern küsste allerliebst meinen durchgebogenen Rücken. Seine Zunge zählte betulich meine Wirbel durch bis zum Steiß.
„Alle noch da!“, flachste er, bevor er sich – etwas verhaltener, möglicherweise mit einem Zurückpfeifen rechnend – in die Kurve legte. Entsprechend zögerlich umkreiste er mein Hinterpförtchen, übersprang es mitunter hektisch, um nach einem kurzen, verbürgt legitimen Muschibesuch verschämt wieder zurückzuschleichen.
Ich gab keinen Laut von mir, obschon ich es mächtig genoss, dieses schüchterne Soll-ich-darf-ich-ja-oder-nein-Spielchen – oder eben genau deswegen. Außerdem sagte es mir ganz unmissverständlich, dass ich ihm wichtig war – dass er mich keinesfalls verschrecken oder überrumpeln wollte. Beim nächsten Herantasten dann, zuckte ich ihm unvermittelt die zwei Zentimeter entgegen, die er nach wie vor scheute. Darüber hinaus bekundete ich jetzt auch dezent akustisch meinen Gefallen am gepflegten Rosetten-Lutschen.
Vom analen Verkehr hingegen hielt ich tatsächlich nicht sonderlich viel. Jedenfalls nicht von der Sorte, die ich einzig kannte. Allzu häufig – bis ich es mir schließlich ganz verbat – hatte den sich mein Herr Gelehrter ungefragt genommen. Ohne Rücksicht auf Verluste, meist in höchster Erregung – nach längeren Studienreisen – aber zuzeiten auch im Suff. Dass es für mich – oder für alle Frauen vielleicht? – weder Sinn noch Laune machte, von jetzt auf gleich einen Schwanz in ganzer Länge ins Rektum gerammt zu bekommen, war diesem Egoisten partout nicht einzutrichtern gewesen. Und so erquicklich dran geschleckt hätte der nie und nimmer. Gerade mal halbwegs ordentlich draufgerotzt vorher – und ab die Post!
Auf gut Deutsch – inwieweit sich ein solches Geschlabber, geduldig praktiziert, auf die allgemeine Appetenz auswirken kann – ich hatte ja nicht den Hauch einer Ahnung gehabt. Allenfalls ein animalisches, virile Wildheit suggerierendes Beiwerk, hatte ich immer gedacht – und wurde eben gerade aufs Ersprießlichste eines Besseren belehrt. Mein ganzer, überdies noch manuell verzärtelter Mittelbau wurde im Nu zur blitzerfüllten Gewitterfront. Meine unerbittlich pulsende Vulva geriet vollends zum Schleuderkurs. Ich triefte unweigerlich wie der sprichwörtliche Kieslaster. Mein drall und prall geschwollenes Lustknöpfchen flehte fast hörbar um Beistand – wurd nur still, wenn Ronny mal kurz vorbeischlitterte – und ich traute mich nicht, eine Hand loszulassen.
„Herr, erbarme dich!“, entfuhr es mir wunderlicherweise.
Und sie nützen anscheinend doch – Stoßgebete! Jedenfalls erbarmte sich einer – vielleicht kein Herr, aber ein echter Kerl. Mit gen null tendierendem Widerstand spießte er mich unentrinnbar auf – und bestenfalls um eine Sekunde zeitversetzt düste ein erlässlich gewordenes Händchen mitleidig zum quengelnden Sorgenkind.
Über Ursache und Wirkung hätte sich bald, sehr bald, trefflichst streiten lassen. Indes – keinen kümmerte es noch. Mit Pauken und Trompeten war man nochmals vereint zu monumentalen Verdiensten um die Liebe unter wildfremden Menschen gekommen. Gut – spätestens jetzt waren wir uns gar nicht mehr so fremd.
Selig vor Glück verpackten wir unsere teuren Preziosen in schneeweiße Badetücher vom großen Stapel und entschwebten Hand in Hand ins noble Reich von "Veuve Clicquot" und "Rémy Martin".
Ohne die humorige Dimension auch nur ein Stück weit aufzugeben, erlangte unsere Konversation nun übergangslos eine Vertrautheit, wie sie mir nach so kurzer Zeit der Bekanntschaft noch nie beschieden war. Ich hatte nicht einmal das längst automatisierte Bedürfnis, Ronny auf eventuelle kriminelle Energie abzuklopfen. Keiner Fliege könnte der etwas zuleide tun – mein Wort drauf! In fast greifbarer Einhelligkeit strahlten wir aus, was – zumindest in dieser Nacht – noch zwischen uns passte. Nämlich nichts!
Aber was mich am meisten beeindruckte, dass er – ohnehin äußerst zurückhaltend beim Alkohol – jetzt gar auf Kaffee und Mineralwasser umstieg. Gernstens ließ ich mich anstecken – zumal auch ich früher nie viel getrunken hatte. Erst die letzten Monate, aus hinlänglich bekannten Gründen, etwas mehr. Nicht mehr zu bremsen hingegen waren in dieser Hinsicht Partyqueen Heidrun und ihr Lover, die ein halbes Stündchen später bei der Tränke eintrudelten.
Irgendwann beschloss man, mit 3:1 Stimmen, unser epochales Gastspiel mit den vorgeblich obligaten rituellen Waschungen ausklingen zu lassen. Die feiersüchtige Gegenstimme orderte noch ein "Piccolo to go" und marschierte trotzig vorneweg.
Wie alles in diesem Haus – mit Ausnahme des Schankraums – waren auch die sanitären Einrichtungen in ihrer Anlage und Bestimmung gänzlich dem luxuriösen, nicht alltäglichen Zusammen-Kommen der Besucher verpflichtet. Bei den meisten Gerätschaften erschloss sich mir auf die Schnelle nicht, wie sie denn zu handhaben wären. Wir, Ronny und ich, entschieden uns für eine Duschzelle mit ergonomisch designter Schaukel. Höchst ergötzlich, wie sich herausstellte. Nur soviel – ohne abermals ins Detail zu entschwärmen – meine angenehmste Endreinigung von fremder Hand seit ich keine Windeln mehr trage.
Wo sich der Vollmond inzwischen rumzutreiben beliebte, interessierte nicht einmal mehr die delirante Esoterikerin. Die war im Taxi auf meinem wohlig-übertemperierten Schoß friedlich eingedöst und beim Aussteigen nicht mehr akzeptabel in die Gänge zu bekommen. Weshalb ich ihr bereitwillig über die letzten Meter half – und bei allem, was sie ansonsten nicht mehr auf die Reihe kriegte.
Ausgezogen, abgeschminkt und in ein Negligé gesteckt, war dann wenigstens wieder eine halbwegs brauchbare Unterhaltung möglich.
„Wie machst du das eigentlich, wenn du alleine auf Tour bist?“, wollte ich wissen.
„Da muss ich es ja auch nicht extra begießen, mal wieder so ein treudoofes Heimchen auf den Geschmack gebracht zu haben.“
„So denkst du also über mich!“, tat ich gehörig aufgebracht.
„Jetzt ja nicht mehr!“, kicherte sie sacht los und steigerte sich relativ zackig in ein ausgewachsen unerwachsenes Gelächter hinein, dem ich mich nicht lange enthalten konnte.
Haarklein bekam ich nacherzählt, welch tolles Bild ich doch abgegeben und mich fast wie eine alte Häsin bewegt hätte im schwülen Refugium der freizügig-frivolen Alles-kann-nichts-muss-Fraktion.
„Ich hatte doch einfach nur Sex – guten Sex“, wiegelte ich ab, „und nur mit einem einzigen Mann – ganz normal also!“
„Ja, schon – aber mit massig Publikum, das ebenfalls Sex hatte! Da ist’s eben gleich was ganz was anderes!“, konterte sie und wurde prompt psychologisch – und obendrein philosophisch, wie so oft jenseits von eins Komma fünf Promille.
Alsbald wieder bierernst, dozierte sie über Konformitätsdruck, Gruppendynamik und visuelle Stimulation, zitierte C.G. Jung, Friedrich Nietzsche und allerlei andere Seelenforscher – dass mir ordentlich schwindelig und sie immer nüchterner wurde. Unaufhaltsam und ungerührt von meinen ironischen Achs und Ochs ereiferte sie sich minutenlang in ihrer größtenteils unverständlichen Fachterminologie, um urplötzlich wieder auf trivialsprachlichem Terrain aufzuschlagen.
„Nein, im Ernst, ich brauch diesen tierisch versauten Rudelbums eigentlich auch nicht wirklich – aber dieser unablässig durch die Hallen wabernde Duft nach zügellosem Sex, nach Sperma, Pussysaft und frischem Lustschweiß – das törnt einen schon anständig an! Und die Kerle erst! .... kriegen einen Harten nach dem anderen! Nicht wie zu Hause im klinisch reinen, weichgespülten und immer gut gelüfteten Bettchen! – Und wenn dort mal ernsthaft nix mehr zu gehen droht ....“, sprach sie, übers ganze Gesicht dreckig grinsend, „.... dann schaust du einfach ’ne Weile den anderen Wutzen zu, und dann ...., aber hallo!“
Zum Glück wollte sie wenig später ins Bett – gebracht werden – und ich bezog das wohl bekannte Gästezimmer. Viel Zeit blieb mir nicht, bevor ich einschlief, das Erlebte noch einmal Revue passieren zu lassen. Dass unser Abschied von den beiden Männern für meinen Geschmack etwas zu unverbindlich, fast lieblos ausgefallen war, betrübte mich am Ende doch ein bisschen. Andererseits – Ronnys Nummer stand in fetten Ziffern auf meinem blassen Unterbauch – knapp über der vom Aussterben bedrohten Pelztier-Spezies.