Читать книгу Federn lassen - Regina Dürig - Страница 8
ОглавлениеHalbe Portion
Du sitzt
am Mittagstisch
deines Großvaters bei dem
es normalerweise immer
Pommes gibt in einer
flachen Metallschale
aus dem Restaurant
im Erdgeschoss
aber heute gibt
es Kartoffelgratin mach
nicht so ein Gesicht
sagt dein Vater
das sind auch Kartoffeln
und schöpft dir eine
Kelle auf deinen Teller
der säuerliche Geruch
der Sahne steigt
dir in die Nase du
wirst es nicht runterkriegen
aber du willst keine
Probleme machen nicht
der Grund für Stille sein
für Wut weil du schwach
bist hörst du auf im Essen
rumzustochern sagt dein Vater
so gedämpft er kann
ich kann was anderes holen
sagt dein Großvater die isst
was auf den Tisch kommt sagt
dein Vater mit einem
Blick der dich so lange packt
wie du brauchst um eine
Kartoffelscheibe zu finden
an der möglichst wenig
saurer Käseschleim
klebt und sie dir
in den Mund zu stecken
und runterzuschlucken
und der Geruch
drückt dir den Hals zu
und den Bauch
du entscheidest dass
Geschwindigkeit die
einzige Lösung ist und
isst so viel du kannst
ohne zu atmen damit
du so wenig wie möglich
schmeckst na also der Blick
wendet sich anderem zu
während du versuchst
das Würgen das in dir
hochkriecht leise
zu halten du willst
aufstehen aber ein
Handdruck hält dich
fest du bleibst sitzen
bis wir fertig sind
du weißt nicht
wie du atmen sollst
wie sitzen dir wird
schwindelig vom sauren
Geruch und der Säure
innen und du könntest
selbst dann nichts
sagen wenn du kein
Kind wärst weil jetzt
das Kartoffelgratin
aus deinem Bauch
deinem Hals deinem
Mund auf den kleinen
Teller kleckert
die Tischdecke
das Holz
und ein großer Arm
zieht dich weg vom
Tisch dein Stuhl
fällt dabei um durch den
Flur bis
vors Klo aber
innendrin ist alles
schon leer