Читать книгу Rob - Regina Mars - Страница 5

2. Saufgelage

Оглавление

Sie sprachen über Valentin. Den Weg zur Bar über und auch, als sie längst drinnen standen, von wummernder Musik umgeben, männlichen Schweiß- und Deogeruch in der Nase und Bierflaschen in der Hand. Es war so laut, dass der Boden unter ihren Schuhsohlen vibrierte. Und ziemlich leer. Auf der Tanzfläche befanden sich nur drei magere Studenten und es gab sogar freie Tische. Trotzdem lehnten sie sich an die rotgestrichenen Wände und beobachteten, wie die Tänzer sich verrenkten.

»Er wirft es einfach weg«, murrte Zebulon. Nach dem dritten Bier nuschelte er bereits. Leichtgewicht. »Der Vollidiot. Wie oft verliebt man sich in jemanden, der einen auch liebt? Das ist so unwahrscheinlich, vor allem für jemanden wie Valentin …«

»Valentin ist okay«, murrte Rob. Er musste Zebulon ziemlich nah kommen, um ihn zu verstehen. War nicht so schlimm wie erwartet. Anscheinend hatte der heute keine Räucherstäbchen abgefackelt, nur irgendetwas, das nach Zartbitterschokolade roch. Etwas Dunkles, Herbes, das an Kaminfeuer erinnerte. »Valentin ist total okay, deshalb braucht er keinen Kerl, der ihm vorschreibt, was er zu tun hat.«

»Wer sagt, dass dieser Mitbewohner ihm etwas vorschreibt?« Zebulon sah ihn böse an. »Sag die Wahrheit: Wie oft warst du schon verliebt und wurdest zurückgeliebt? Ich wette, das war nicht so oft, oder? Das ist so ein Glücksfall, es ist eine Schande, dass er das wegwirft …«

»Und wie oft ist dir das passiert, bei deinen Backpacker-Schwanzvergleichen?« Rob nahm einen Schluck Bier, um den bitteren Geschmack in seiner Kehle zu betäuben. Immer, wenn er an Julius dachte, kroch der in seinen Mund.

»Öfter als dir.«

»Das ist nicht schwer.«

Zebulon zögerte sichtlich. Dann nahm er einen Schluck Bier und beobachtete die Tänzer. Die legten sich richtig ins Zeug. Einer von ihnen lächelte Rob zu. Der hätte zurückgelächelt, aber er war zu genervt.

»Was?« Er schubste Zebulon an. »Was ist los? Reißt du dich gerade zusammen?«

»Wovon laberst du, Schmonzetten-Weib?«, knurrte Zebulon. »Und jetzt sag endlich, wie oft.«

»Kein Mal«, gab Rob zu. Obwohl er es einmal gedacht hatte. So sehr daran geglaubt hatte, dass es ihn dumm und unvorsichtig gemacht hatte. »Und du?«

»Einmal.« Zebulon sah zu Boden. »Ich … schätze, dass es so war.«

Rob schwieg. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Tiefschürfende Gespräche über die Vergangenheit waren nicht seine Stärke. Oder Zebulons. Und schon gar nicht, wenn sie sie miteinander führten. »Noch ein Bier?«

»Ja, bitte.« Zebulon seufzte. Irgendetwas war anders. Valentin musste versehentlich etwas wachgerüttelt haben. Etwas Altes, Menschliches, das ab und zu hinter der arroganten Fassade hervorblitzte.

Rob beschloss, nicht darüber nachzudenken. Sie waren hier, um zu trinken und etwas Nettes für die Nacht zu finden. Der dunkelhaarige Student auf der Tanzfläche war ganz süß. Der breite ältere Kerl an dem Ecktisch allerdings auch. Rob hatte keinen festen Typ. Zebulon warf ihm sogar vor, alles mitzunehmen, was ging und vermutlich hatte er recht.

Als er mit den Bieren zurückkehrte, hatte Zebulon sich in den alten Sauertopf zurückverwandelt. »Das hat ja gedauert«, murrte er und nahm das Bier entgegen.

»Gern geschehen, Zebilein«, flötete Rob. »Die nächsten zahlst du, klar?«

»Geizkragen.«

»Pleitekragen«, korrigierte Rob und stieß mit ihm an.

»Oh, richtig.« Wieder sah Zebulon zu Boden.

Galle stieg in Robs Hals hoch. Der Mistkerl wusste Bescheid. Das hätte ihn nicht wundern sollen. Anscheinend wussten alle Bescheid, selbst die, die Julius nie kennengelernt hatten.

»Kein Mitleid«, zischte er und ärgerte sich über sich selbst. Das war vorbei. Lange vorbei. Es ging ihm wieder gut.

»Mit keinem Mitleid kann ich dienen.« Zebulon rang sich sogar ein halbes Lächeln ab und hob sein Bier. »Prost.«

»Prost.« Vielleicht war das der Grund, aus dem er Zebulon … mochte? Nein, das war das ganz und gar falsche Wort. Aber Zebulon behandelte ihn nicht wie ein rohes Ei. Nicht so mitleidig und verständnisvoll wie seine anderen Freunde. Na, außer Milan. Dem konnte man selten etwas vom Gesicht ablesen. Vermutlich waren dem schlimmere Dinge zugestoßen, als dass sein Ex ihn ausgenommen hatte.

Rob traf eine Entscheidung. »Zebi, ich habe beschlossen, heute zu saufen. Scheiß auf Erotik.«

»Scheiß auf Erotik«, sagte Zebulon aus vollem Herzen. Einen Moment lang herrschte sowas wie Einigkeit zwischen ihnen. Dann begann Zebulon wieder, sich über Valentin zu beschweren, und Rob hörte schicksalsergeben zu. Gut, dass er das Bier hatte. Und das nächste. Und das nächste.

Als Zebulon nur noch in unzusammenhängenden Tiraden schwafelte, hatte die Bar sich geleert. Die Studenten waren verschwunden und Rob hatte die Gelegenheit verpasst, einen von ihnen anzusprechen. Der Typ am Ecktisch war ebenfalls weg. Nur noch er und Zebulon hielten den Barkeeper von seinem Feierabend ab, was der ihnen mit grantigen Blicken verständlich machte.

Seufzend ergab Rob sich in sein Schicksal. Kein Sex heute Abend, nur die Ergüsse seines Backpackerkumpels und der angenehme Bierschwindel. Nicht ideal, aber ein Umstand, mit dem er leben konnte. Morgen war auch noch ein Tag.

»Und genau das ist das Problem unserer Gesellschaft: Niemand hört mehr zu! Niemand nimmt sich mehr die Zeit, auf andere zu achten, auf ihre Bedürfnisse einzugehen und …«

»Zebulon, ich glaube, der Barkeeper hat das Bedürfnis, zu schließen. Und ich habe das Bedürfnis, einen Liter Bier auszupissen und dann nach Hause zu gehen.«

»Ich auch«, grollte Zebulon. »Und dann will ich nur noch vergessen.«

»Was vergessen?«

»Alles.« Zebulon marschierte voraus zu den Herrentoiletten.

Einträchtig nebeneinander stehend füllten sie die Pissoirs, wuschen sich die Hände, trockneten sie an den Hosen ab und verließen die Bar. Kalte Frühlingsluft empfing sie und brachte ihre schweißbedeckten Arme zum Frösteln. In der Bar war es heiß gewesen. Die Straßen waren leer, nur vereinzelt stolperten Partygänger über den Asphalt. Ab und zu rauschte ein Auto vorbei. Abgase und Dönerdüfte schwängerten die Luft. Die Straßenlaternen schienen trüb auf Hundescheiße, Gestrüpp und besprühte Betonpoller. An einem der Poller lehnte eine Oma und sang ein Lied auf Fantasie-Englisch. Rob fühlte sich einsam. Furchtbar einsam. Das Gefühl war mit einem Schlag da, vielleicht, weil er zu viel an Julius gedacht hatte. Irgendetwas stimmte heute Abend nicht.

»Ich habe einen guten Whisky daheim«, sagte er, als wäre es egal.

»Schottischen Whisky?«, fragte Zebulon. »Diesen amerikanischen Fusel trinke ich nicht, wie du weißt.«

»Das weiß ich. Du bist ein offenes Buch, was das betrifft, alter Freund.« Rob seufzte. »Kommst du mit oder nicht?«

Kurzes Zögern. »Jemand muss ja auf dich aufpassen.«

»Auf mich? Warum?«

»Auf dem Weg könnte dich die Idee für eine furchtbare Milliardärs-Entführungs-Romanze anfallen. Das werde ich verhindern.«

Rob hatte ein Notizbuch voll Milliardärs-Entführungs-Ideen, aber das sagte er Zebulon nicht. Ungewohnt harmonisch torkelten sie über das Pflaster. Zebulon gähnte, stolperte und prallte gegen Rob. Wieder fiel dem der Zartbitterduft auf. Er schnupperte an Zebulons straßenköterblonden Strähnen. Im Licht der Straßenlaterne wirkten sie grau.

»Was ist das?«, fragte er. »Kann man das kaufen?«

»Was laberst du, Schnulzenschreiberling?«

»Dein Parfüm? Oder ist das irgendein Räucherstäbchen?«

»Ich schmücke mich nicht mit fremden Düften«, sagte Zebulon hoheitsvoll und stolperte schon wieder. »Pass doch auf.«

»Pass du auf.« Rob schnüffelte noch einmal an Zebulons Kragen. »Willst du mir erzählen, dass du die ganze Zeit schon so riechst?«

»Hör auf, mich zu beschnüffeln.« Zebulons Hand griff Robs Schulter und drückte ihn weg.

»Freu dich doch, dass du mal von einem Alpharüden beschnüffelt wirst, Kleiner.« Rob grinste.

»Kleiner.« Zebulon lachte. »Ich bin größer als du. Und ich habe nicht mal Schuhe an.«

»He, du hast recht.« Rob legte den Arm um Zebulons Nacken und packte ihn. »Und jetzt?«

»Lass das, du Luder!«

»Sag bitte, Kleiner.«

Stattdessen griff Zebulon in Robs Hemd und warf sich nach vorne. Straßenlaternen und Häuserwände rauschten an Rob vorbei, bis sie plötzlich verkehrt herum um ihn aufragten. Hä? Verwirrt setzte er sich auf. »Wie hast du das gemacht?«

»Das war der Wurf des lästigen Hundes. Der erste Wurf, den mein Sendho mir beibrachte.« Zebulons Gesicht nahm einen verklärten Ausdruck an. »Sendho könnte man mit ›Meister‹ übersetzen. Von ihm lernte ich die uralte Kampfkunst Tul-Amarh, die fast in Vergessenheit geraten ist. Nur noch knapp hundert Mönche praktizieren sie in einem entlegenen Kloster …«

»Oh, verdammt, wird das ein Vortrag?«

Es wurde ein Vortrag. Er dauerte, bis sie in Robs Wohnung ankamen, wo der die Schuhe abstreifte und sich in die Küche flüchtete. Dahin, wo der Whisky stand.

»Rette mich, Whisky«, flüsterte Rob. Der besoffene Schotte auf der Flasche zwinkerte ihm liebevoll zu. Der Kühlschrank brummte beruhigend und der Zitronenduft des Allzweckreinigers besänftigte seine Nerven.

»Aber es geht nicht darum, jemandem zu schaden«, schwadronierte Zebulon hinter ihm. »Es geht um so viel mehr. Um den Einklang von Körper und Geist, darum, die unterdrückten Instinkte, die innere Gottheit zu spüren, die uns allen innewohnt.«

»Whisky?«, fragte Rob.

»Ja, bitte.«

»Für so einen Körper-Seele-Biolatschen-Fanatiker trinkst du ganz schön viel.« Rob füllte zwei Gläser.

»Es ist ein Irrglaube, dass Alkohol schadet. Zumindest in gesunden Mengen erweitert er den Geist«, behauptete Zebulon, der eine höchst ungesunde Menge Alkohol intus hatte. Er sah sich um und wirkte irritiert. »Deine Küche ist sauberer als ich dachte.«

»Warst du noch nie hier?«

Anscheinend nicht. Interessiert wanderte Zebulons Blick über die schmalen, weißen Schränke, die blitzende Spüle und den schwarzweiß karierten Boden. Einige der Kacheln waren gesprungen, aber Rob schrubbte sie jeden Sonntag, wenn er den samstäglichen Kater verarbeitet hatte. Vor dem einzigen Fenster stand Olli, Robs Orchidee. Gerade blühte sie weiß und hob sich von der finsteren Nacht hinter der Scheibe ab.

»Du hast sogar Blumen.« Zebulon wirkte ehrlich verwirrt.

»Hab ich im Müll gefunden«, sagte Rob. Dass er der Blume einen Namen gegeben hatte, würde er Zebulon nicht unter die nervige Nase reiben.

»Und gesundgepflegt?« Eine dunkelblonde Augenbraue hob sich.

»Das war einfach.« Rob schnaubte. »Meine Nachbarn haben ihn weggeworfen, weil er nicht mehr geblüht hat. Dabei ist es ganz leicht, ihn wieder dazu zu bringen. Man muss nur warten, bis das Substrat ganz trocken ist und ihn dann mit schwarzem Tee gießen …«

»Ihn?«

Mist. »Er heißt Olli.« Rob nippte an seinem Whisky. »Haben deine Pflanzen keine Namen?«

»Natürlich haben sie Namen. Meine Sukkulente heißt ›Freiheit‹ und der Kaktus ›Weite‹.«

»Klingt bekloppt.«

»Für einen Kleingeist wie dich vielleicht.«

»Pff.« Rob genoss den scharfen Geschmack des Whisky. Das Raucharoma breitete sich auf seiner Zunge aus und er bereute es, vorher Bier getrunken zu haben. So einen Whisky sollte man genießen, vor allem, wenn man ihn sich eigentlich nicht leisten konnte. Seine Lektorin hatte ihm die Flasche geschenkt, als sein erstes Buch sich 5000-mal verkauft hatte. »Eine Sukkulente und ein Kaktus, ja? Fehlt dir der grüne Daumen, Zebulon?«

»Ich bin selten da.« Zebulon schwenkte die goldgelbe Flüssigkeit in seinem Glas. »Alles andere würde verdorren. Dabei würde ich wirklich gern …« Er brach ab.

»Was würdest du gern?«

»Nichts.«

»Komm schon, Zebi. Ich hab dir Ollis Namen verraten.«

Zebulon sah ihn nicht an. »Meine Mutter hat mir ein Veilchen geschenkt, aber ich musste es bei ihr lassen. Ich hätte mich nicht darum kümmern können. Und an Haustiere ist gar nicht zu denken.« Er packte das Glas fester. »Aber erzähl mir nicht, dass ich weniger unterwegs sein sollte. Ich liebe es, unterwegs zu sein. Man muss halt die Vor- und Nachteile in Kauf nehmen, die das freie Leben mit sich bringt.«

»Da bin ich ganz bei dir, Zebulon.« Rob lehnte sich neben ihn gegen den Kühlschrank. Der Zartbittergeruch war zurück. Selbst durch das Raucharoma des Whisky, das sonst alles wegbrannte, roch er es. »Hey, ich fühle mich auch ab und zu einsam. Aber es ist besser so. Das weiß ich. Nur, weil es auch ein paar Nachteile hat … Ich meine, jeder Weg hat Steine. Das heißt nicht, dass er nicht der richtige ist.«

Stille. Als er sich Zebulon zuwandte, merkte er, dass der ihn anblickte. Sein Mund stand halb offen, und als er ausatmete, roch Rob den Whisky, der ihm selbst auf der Zunge brannte. Zebulons Augen waren grau. Grau wie alte Schieferdächer. Grau wie das Meer vor einem Sturm, hatte irgendein Verehrer unter eins von Zebulons Instagram-Fotos geschrieben. Wer immer das gewesen war. Rob wusste nicht einmal, ob es ein Mann oder eine Frau gewesen war.

»Was ist, Zebi?« Rob räusperte sich.

»Das war erstaunlich tiefsinnig.« Zebulon zuckte zusammen. »Für ein oberflächliches Romantikluder, meine ich.«

»Danke, Zebi.« Nur, um ihn zu ärgern, beugte Rob sich zu ihm vor. »Aber verlieb dich deshalb nicht in mich, ja? Ich gehöre nicht nur einem Mann.«

»Was laberst du für einen Scheiß?« Zebulon wich keinen Millimeter zurück. Die Schieferaugen wurden größer und größer. »Sind dir deine furchtbaren Schmonzetten zu Kopf gestiegen?«

»Ist dir was zu Kopf gestiegen?« Rob grinste. »Ich glaube, du wirst rot.«

Das war nur so dahergesagt gewesen, aber es stimmte. Erstaunlicherweise färbten Zebulons bärtige Wangen sich einen Hauch dunkler. Klar, der hatte auch genug Bier getrunken.

»Robbel.« Zebulons wütendes Gesicht näherte sich. Whiskyschwangerer Atem schlug in Robs Gesicht. »Hör auf, so einen Bullshit zu labern.«

»Ja, Schatz.« Rob beugte sich vor. Leider beugte Zebulon sich ebenfalls vor und sie stießen zusammen. Nicht mit den Nasen. Mit den Lippen.

Erstaunt blickten sie sich an. Rob sah ein Blinzeln. Sah dunkle Wimpern. Und fing an, zu lachen.

»Zebi! Das war unser erster Kuss!« Er wusste auch nicht, was so komisch war, aber er hielt sich den Bauch und kicherte wie ein verhaltensauffälliger Delfin. Es schüttelte ihn so durch, dass er in die Knie ging. »Unser erster Kuss, Zebi! War das nicht romantisch?«

»Das war widerlich, du … du …« Zebulon atmete tief ein. »Hör auf zu lachen!«

»Nö, ist zu lustig.«

»Fresse, du Luder!«

»Zwing mich, du Jutesack!«

Zebulon schmetterte das Whiskyglas auf die Arbeitsplatte und fiel ihn an. Das war das Letzte, womit Rob gerechnet hätte, deshalb ging er zu Boden wie eine gefällte Eiche. Sein eigenes Glas kullerte über die Fliesen. Zebulon landete auf ihm, rutschte ab und knallte mit der Stirn gegen Robs.

»Autsch«, murrte Rob. »Wenn das die Alternative ist, dann küss mich lieber nochmal.«

»Ich hab dich nicht geküsst, du Schundschreiberling.« Zebulon rieb sich die Stirn unter den zotteligen Fransen. Er lag immer noch auf Rob. Wie viel hatten sie eigentlich getrunken?

»Hab ich mir deine romantischen Liebesschwüre dann auch nur eingebildet? Und dein ekstatisches Stöhnen?« Er grinste so breit, dass Zebulons Gesichtsausdruck begann, dem einer frigiden Zitrone zu ähneln.

»Ekstatisches Stöhnen.« Ein ganz und gar un-ekstatisches Grunzen. »Wenn ich dich richtig küssen würde, dann würdest du stöhnen, das verspreche ich dir.«

»Ach ja?« Auf einmal war Rob hochinteressiert. Und hochbelustigt.

»Ja.« Zebulon machte immer noch keine Anstalten, von ihm runterzugehen. Wie ein Liebespaar lagen sie auf dem schwarzweißen Küchenboden, die Beine ineinander verschlungen, Zebulons Ellenbogen links und rechts von Robs Schläfen. Zebulon gab sich sichtlich Mühe, Robs Unterleib nicht mit seinem zu berühren. Fühlte sich ansonsten ganz angenehm an.

»Wieso? Hast du irgendwann einen Trommel-Tantrakurs gemacht?«

»Habe ich, du ignoranter Lurch.« Zebulon strich seine Haare zurück, kam ins Wanken und knallte auf Rob. Schwer. Aber immer erfreulicher. Zum ersten Mal fragte Rob sich, ob Zebulons Körper besser aussehen würde, wenn er nackt wäre.

»Zebi?«

»Hm?«

»Lass uns was ausprobieren.« Rob legte beide Hände an Zebulons Wangen. Die kurzen Barthaare kitzelten die Stellen zwischen seinen Fingern. Die grauen Augen weiteten sich. »Noch ist Zeit zu protestieren.«

»Ich protestiere nicht,« knurrte Zebulon. »Was ist dein Plan?«

»Ich habe keinen«, sagte Rob und küsste ihn.

Kein Plan war ein genialer Plan. Oder wenigstens ein verdammt geiler. Zebulons Mund schmeckte nach Zartbitterschokolade und Whisky. Süße und Rauch vermischten sich in der heißen Höhle. Eine nasse Zunge glitt hervor und stieß gegen Robs. Lippen drängten gegen seine und Zebulons Unterleib rieb über seine Jeans. Man konnte über den alten Jutesack sagen, was man wollte, aber er zögerte nicht. Er wusste, was er tat. Und er war zielstrebig. Schon kribbelten heiße Schauer durch Robs Körper.

Seine Zunge tanzte mit Zebulons, so geschickt, als hätten sie es geübt. Wenn sie sich zurückzog, jagte Robs nach ihr, wenn der spielerisch auswich, setzte Zebulon nach. Ein heiseres Stöhnen drang in Robs Mund und vibrierte bis in seinen Bauch. Als sie sich trennten, ging ihr Atem schwer und gehetzt.

»Rob«, sagte Zebulon.

»Zebulon«, sagte Rob. Er hob die Hüften und rieb gegen den Schritt der weiten Leinenhose. Er spürte ihn. Verdammt, nach all der Zeit, die sie sich kannten und stritten, spürte er Zebulons harten Schwanz. Der Ausdruck, mit dem sein Kollege ihn ansah, war ihm ganz und gar unbekannt.

»Mehr?«, fragte Rob und bekam ein Nicken als Antwort. Er wand sich unter Zebulon hervor, packte dessen Hand und schleifte ihn hinter sich her ins Schlafzimmer.

Er machte sich nicht die Mühe, eine Lampe anzuschalten. Das Mondlicht, das durch die Gardinen schien, reichte. Er warf sich auf sein Bett, wurde von weichen Decken und Waschmittelgeruch umfangen, dann landete Zebulon auf ihm und packte seine Haare. Er zog Rob hoch, in einen Kuss, der dem letzten in nichts nachstand. Nein, der war sogar noch geiler. Robs Unterleib fühlte sich an wie eine startende Rakete. Lachend griff er Zebulon und warf ihn herum. Der sah zu ihm auf. Keuchend. Die Augen schimmerten im Dunkel. Ja, hätte Zebulon ihm erzählt, dass sein Meister ihm beigebracht hätte, nachts sehen zu können, hätte Rob ihm geglaubt.

Minuten vergingen mit wildem Zerren, Küssen und Beißen. Rob schob Zebulons Pullover hoch und leckte über seinen flachen Bauch. Salz brannte auf seiner Zunge, Härchen kitzelten seine Nasenspitze. Zebulon bäumte sich auf und stöhnte. Ohrenbetäubend.

»Wow«, murmelte Rob. »Du bist laut, Reiseschlampe.«

»Seine Gefühle zu unterdrücken ist ja wohl der Höhepunkt der Piefigkeit und …« Der Rest ging in einem weiteren Stöhnen unter, als Rob in seinen Nippel biss. »Ja!«

Rob schob den Pulli weiter, bis er ihn Zebulon vom Leib gezerrt hatte. Er hatte Probleme mit dem Verschluss der Leinenhose. Aber das Zelt, das sich darunter gebildet hatte, ermunterte ihn, weiterzumachen, und schließlich hatte er den Seemannsknoten gelöst. Ein schlanker Schwanz sprang ihm entgegen. Nicht allzu lang, aber sehr, sehr ansehnlich. Fröhlich pfeifend packte Rob ihn und ließ seine Zunge über die Spitze tanzen.

»Ah!« Zebulon zuckte, warf den Kopf zurück und stöhnte. »Nicht so schnell, du Schmonzettenschreiber …«

»Warum? Bist du plötzlich schüchtern, Jutesack?«

»Nein. Ich verachte die, die das Mahl der Liebe hinunterschlingen wie einen Fastfood-Burger für 2,99.« Zebulon sah auf und sein Gesichtsausdruck war beeindruckend. Halb lüstern, halb vorwurfsvoll.

»Was?«

Zebulon seufzte. »Ausziehen. Umdrehen.«

»Wow, DAS klingt danach, das Mahl der Liebe zu genießen. Einen winzigen Bissen nach dem nächsten.« Rob verdrehte die Augen und leistete dem Befehl trotzdem Folge. Vollkommen nackt sank er in die Matratze, den Bauch voran. Zebulon zog ihn wieder hoch. Er hielt Rob von hinten, kratzte mit den Fingernägeln über seine Brust und schlug die Zähne in seinen Nacken. Rob brüllte. Überrascht und …

»Das ist geil«, flüsterte er. »Respekt, du Strandlatsche. Wenn du das auf deinen Reisen gelernt hast, haben die sich doch gelohnt.«

Zebulon antwortete nicht. Dabei war er sonst nicht aufzuhalten, wenn man das Wort »Reise« nur aussprach. Stattdessen malträtierte er Robs Oberkörper weiter mit den Fingernägeln, bis der von roten Striemen überzogen war und Rob sich vor Geilheit wand.

»Ist gut, du hast gewonnen«, keuchte er. »Wie zelebrieren wir das Dreigängemenü der Liebe weiter?«

»So.« Zebulons Rechte glitt tiefer und packte Robs Schwanz. Zwei gezielte Bewegungen und Rob ließ sich wohlig stöhnend zurücksinken.

»Weiter, diesen Gang mag ich.« Er schmiegte den Hinterkopf an Zebulons Schulter und gab sich hin. Den geschickten Fingern, die genau wussten, wie hart sie ihn packen mussten. Die auffordernd vor seiner Nase erschienen, damit er sie ableckte, um ihn dann in doppelter Intensität weiter zu wichsen. Nass und heiß. Er verkrampfte unter dem schneller werdenden Pumpen. Als er fast soweit war, hielt Zebulon ihm wieder die Finger vor die Nase. Verärgert, dass der auf ihm spielte wie auf einer Geige, leckte Rob über die Finger, züngelte durch die Zwischenräume, packte das Handgelenk und stülpte die Lippen über den Zeigefinger. Er spürte den Ruck, der durch Zebulons Körper ging. Dessen Schwanz bewegte sich zwischen seinen Arschbacken und tropfte auf sein Steißbein.

»Das reicht als Vorspeise, meinst du nicht?« Rob ließ Zebulons Hände los und beugte sich vor. Er packte das Kissen mit beiden Händen und sah sich um. »Im Nachttisch. Frag bitte nicht, ob die Kondome Fair Trade sind.«

Zebulon fragte nicht. Geschickt streifte er den Gummi über und packte das Gleitgel. Er hatte eine Technik. Eine, die Rob unkontrolliert sabbern ließ, als er Zebulons Finger in sich spürte und gleichzeitig die Innenfläche der anderen Hand um seinen Schwanz. Ja, er hatte keine Ahnung mehr, was hinter ihm geschah, nur, dass es sich so geil anfühlte, dass er glaubte, zu schmelzen. Da waren Finger in ihm, an ihm, mindestens hundert und sie kreisten und drückten und pressten, bis er seinen Kopf ins Kissen drückte und jammerte, dass er endlich gefickt werden wollte. Spätestens jetzt hätte er mit einer höhnischen Bemerkung gerechnet, aber er hörte nur hektisches Keuchen. Endlich spürte er den Druck, das Dehnen, mit dem Zebulon sich Einlass verschaffte. Ihn ausfüllte. Rob stöhnte in das Kissen.

»Guh«, sagte er und meinte »gut«, aber das konnte Zebulon sich vermutlich denken. Er hätte echt gern gesehen, wie der dreinschaute, aber er konnte das Gesicht nicht vom Kissen lösen. Und dann bewegte der Kolben in ihm sich und er fühlte nur noch. Und stöhnte, grollte und schrie. Seine Rechte fand den Weg zwischen die Schenkel, er packte seinen prallen Schwanz und rieb. Und jaulte. Und dachte sich, dass das nicht sein konnte, dass der Kerl hinter ihm, der die Krallen in seine Hüften schlug und ihn durchnahm, dessen Schweiß auf seinem Rücken platzte … Zebulon war.

»Jetzt«, brüllte Zebulon und die Finger an Robs Haut verkrampften sich.

Robs ganzer Unterleib spannte sich an und entlud sich. Erlösung schwemmte ihn hinweg. Undeutlich nahm er einen Wirbel aus Stöhnen, dem nassen Kissen, seinen triefenden, heißen Händen wahr. Und dem fetten Rohr, das in ihm wuchs und dem heiseren Schrei hinter ihm. Er jaulte auf, ein letztes Mal. Dann ebbte der Sturm ab, und ließ ihn satt, befriedigt und verdammt müde zurück. Mit einem nassen Geräusch zog Zebulon sich aus ihm zurück und Rob sank auf die Matratze.

»Wirf es in den Mülleimer«, murmelte er, die Nase im Kissen vergraben. »Nicht auf den Boden, der ist frisch geputzt.«

Er hörte ein sanftes Schmatzen. Klang, als hätte Zebulon getroffen. Dann schlangen sich warme Arme um ihn und er roch wieder das Zartbitteraroma, vermischt mit frischem Schweiß.

»Guuut«, schnurrte Zebulon gegen seinen Hals. Sein Bart kitzelte Robs Haut.

»Ja, gut. Gut-gut.« Er lachte leise. Seine Lider waren so schwer, dass es keinen Sinn mehr machte, sie aufzuhalten.

Ein weiteres Schnurren, das in ein Schnarchen überging. Zebulon löffelte ihn, ein Bein zwischen Robs geschoben. Wäre Rob wach gewesen, wäre ihm die Situation sehr seltsam vorgekommen. Aber so legte er die Hand auf die warme, die seinen Bauch hielt und dämmerte weg.

Rob

Подняться наверх