Читать книгу I'm going to tell you a story ... (E-Book) - Regula Fuchs - Страница 4

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Einleitung 1

Wenn wir Kinder im Englischunterricht beobachten und sehen, wie fasziniert sie von Geschichten sind, wie begeistert sie Lieder singen und Spiele spielen und wie viel sie dabei lernen, dann wird uns bewusst, wie wichtig diese Aktivitäten im Unterricht sind. Wenn wir andererseits sehen, wie dieselben Kinder über einer Grammatikübung schwitzen oder verzweifelt versuchen, sich eine große Menge von Wörtern anhand einer Liste einzuprägen, erkennen wir, wie schwierig das Sprachenlernen den Kindern zeitweise erscheinen mag.

Kinder lernen sehr viel, wenn ihnen eine Geschichte in einer Fremdsprache erzählt wird und die Lehrperson dabei mit Gestik, Mimik, Zwischenfragen und der Hilfe von Bildern sicherstellt, dass die Kinder die Geschichte verstehen. Auch noch nach mehreren Wochen erinnern sich die Kinder an eine erstaunliche Anzahl von Wörtern und zum Teil auch an ganze Sätze aus einer sorgfältig ausgewählten und gut erzählten Geschichte. Geschichten wie zum Beispiel «Frog is Frog» von Max Velthuijs und «Giraffes can’t dance» von Giles Andreae faszinieren Kinder, weil sie universell menschliche Anliegen wie Angst, Freundschaft oder auch Selbstakzeptanz aufgreifen und eine Identifikation mit den Hauptfiguren erlauben. Solche Geschichten sind in mehrfacher Hinsicht wertvoll für den Fremdsprachenunterricht, und sie sind deshalb Teil dieses Buches.

Auch Musik ermöglicht es, einer Sprache entspannt zu begegnen. Eine Schwierigkeit beim Lernen einer Fremdsprache sind die fremden Klangmuster beziehungsweise die Aussprache und der Sprachrhythmus. Wenn Kinder fremdsprachige Lieder singen, imitieren sie die fremden Klangmuster, und da Kinder ihre Lieblingslieder gerne immer wieder singen, kennen sie auch bald ganze Teile eines Liedtextes auswendig. Ältere Kinder finden es spannend, die Liedtexte ihrer Idole zu verstehen. Bei der Auseinandersetzung damit lernen sie viel über die Bedeutung von Wörtern und Satzstrukturen; zudem ist es für sie ein Zeichen von persönlicher Wertschätzung, wenn die Lehrperson sich für ihre musikalischen Vorlieben interessiert und diese für sie relevanten Inhalte in den Unterricht miteinbezieht. Dies wird auch in den Kommentaren der Kinder in diesem Buch ersichtlich. Das Gefühl von Wertschätzung wirkt sich wiederum auf die Motivation der Kinder aus.

Spiele wie Memory, Supertrumpf oder auch Snakes and ladders lassen sich mit relativ wenig Aufwand auf den jeweiligen Themen- oder Grammatikbereich des Unterrichts ausrichten. Satzstrukturen und Wörter können so in einer entspannten Atmosphäre angewendet und gefestigt werden. Spiele sind hier nicht einfach als Lückenfüller zu verstehen, sondern sie stellen, wie Haß et al. es formulieren, ein «im Konzept des Englischunterrichts der Primarstufe […] zu integrierendes Angebot mit hohem Motivationsfaktor und Lerneffekt dar» (2006, S. 29).

All die Wörter, Sätze und Klangmuster, welche Kinder in Geschichten, Liedern und Spielen antreffen, und die in diesem Buch vorgestellten Möglichkeiten, sich damit auseinanderzusetzen, unterstützen das Fremdsprachenlernen und bilden eine wichtige Grundlage für die Entwicklung von Fremdsprachenkompetenzen.

Im Englischklassenzimmer sind die Unterschiede zwischen den einzelnen Kindern enorm groß. Es gibt auf der einen Seite Kinder, die zu Hause Englisch sprechen und bereit wären, viel zu lernen, sei das im Hinblick auf die Erweiterung des persönlichen Wortschatzes oder auch auf die Schreibkompetenz. Auf der anderen Seite gibt es Kinder, die sich immer mehr zurückziehen, weil sie sich vom Fremdsprachenunterricht komplett überfordert fühlen. Es ist daher wichtig, den Englischunterricht auf die verschiedenen Bedürfnisse der Kinder auszurichten. Nur schon die Form einer Frage beeinflusst zum Beispiel den Schwierigkeitsgrad einer Antwort: Die Frage «Is she happy or sad?» enthält bereits diejenigen Wörter, welche das Kind für die Antwort benötigt, das Kind hat die Wahl zwischen den beiden Begriffen «happy» und «sad». Eine Frage wie «What do you think is going to happen?» dagegen ist offen, ermöglicht viele verschiedene Antworten und kann von stärkeren Lernerinnen und Lernern beantwortet werden, aber natürlich auch von allen anderen Kindern (mit mehr oder weniger Hilfe der Lehrperson).

Eine weitere Möglichkeit, den Unterricht auf alle Kinder im Schulzimmer auszurichten, sind offene Unterrichtssettings, wie zum Beispiel Werkstattangebote. Diese können in Ergänzung zum lehrerzentrierten Unterricht eingesetzt werden. Die hier vorgestellten Formate von Werkstattaufgaben basieren auf dem Lehrplan der Deutschschweizer Kantone, dem Lehrplan 21, und können mit wenig Aufwand auf jedes Lehrmittel angepasst und auf die verschiedenen Niveaus, Interessen und das Lerntempo der Kinder ausgerichtet werden, wie die Beispiele zeigen. Die vorgestellten Werkstätten lassen sich auch gut mit den Lehrplänen aus anderen Ländern kombinieren.

In diesem Buch stellen zehn Lehrpersonen Aktivitäten vor, die sich in ihrem Englischunterricht bewährt haben. Auch die Kinder kommen mit ausgesuchten Zitaten zu Wort. Die Anleitungen können eins zu eins umgesetzt werden und sollen zum Ausprobieren anregen. Zudem folgt am Schluss jedes Kapitels eine Kurzzusammenfassung mit dem Titel «In a nutshell», die den Transfer von den vorgestellten Beispielen zu selbst ausgewählten weiteren Geschichten, Liedern, Spielen und Werkstattangeboten erleichtern soll. Alle Unterrichtsvorschläge können eigenständig oder aber auch in Verbindung mit dem jeweiligen Lehrmittel eingesetzt werden.

Im Kapitel «Storytime» beschreiben Simone Hübscher, Christine Better, Corina Ryf, Isabelle Koller, Salome Bryant Gysi und Monika Zimmermann, wie sie in ihren Englischklassen die Geschichten «Frog is Frog», «Froggy gets dressed», «One snowy night», «Giraffes can’t dance», «The snail and the whale» und «Meerkat mail» erzählt und verarbeitet haben. Auch Easy Reader wie zum Beispiel «The coldest place on earth» können ab der 6. Klassenstufe gut eingesetzt werden.

Im Kapitel «Songs from the charts» zeigen Irene Steiner und Cornelia Boog, wie aktuelle Lieder aus den Charts in den Englischunterricht integriert werden können. Irene Steiner hat mit ihrer 4./5. Klasse den Song «Somewhere only we know» als Einstieg zum Schreiben von eigenen Texten genutzt. Das Lied «Scars to your beautiful» ist der aktuelle Lieblingssong eines der Kinder in Cornelia Boogs 4. Klasse, und sie zeigt, wie sie dieses von der Sprache her sehr schwierige Lied in ihrem Unterricht eingesetzt hat.

Die Kinder der 5. Klassen von Vivienne Giessmann und Monika Zimmermann haben ihre eigenen Spiele für den Englischunterricht hergestellt. Im Kapitel «Spiele selbst herstellen» schildern Kinder und Lehrpersonen ihre Eindrücke.

Die 4. Klasse von Isabelle Koller hat Geschichten zu den Tierbildern von Franz Marc geschrieben. Die Aufgabe im Kapitel «Kunst im Englischunterricht» ist auch Teil der Werkstattbeispiele in diesem Buch und wurde hier einfach im Rahmen des üblichen Unterrichts bearbeitet. Sie basiert auf einer Aufgabe aus dem Lehrmittel «Young world», die Aufgabenstellung wurde aber verändert und auf verschiedenen Ebenen differenziert. Das Feedback der Kinder macht deutlich, wie hilfreich diese zusätzliche Unterstützung für sie ist.

Im Kapitel «Werkstattunterricht» zeigt Irene Steiner, wie sie mithilfe einer Werkstatt ihren Unterricht auf verschiedenen Ebenen differenziert und so für alle Kinder motivierend gestaltet. Irene Steiner hat die Werkstatt in Zusammenarbeit mit der Autorin und Herausgeberin dieses Buches erstellt. Grundlage waren die Kompetenzbeschreibungen des Lehrplans 21 und bestimmte Teile der Lehrmittel «Explorers» und «Young world». Die Werkstatt vertieft und erweitert Inhalte, welche die Kinder einige Wochen oder sogar Monate zuvor in der ganzen Klasse bearbeitet haben. Werkstattunterricht kann natürlich auch schon in der 2. Klasse eingesetzt werden, wie in der Rückmeldung von Gabriella Carnevale ersichtlich wird.

Kinder lernen eine Fremdsprache einerseits teilweise unbewusst, zum Beispiel durch das Hören von Geschichten und Liedern oder durch das Herstellen und den Einsatz von Spielen, andererseits sollte der individuelle Lernweg und Lernerfolg aber auch für die Kinder immer wieder sichtbar gemacht werden. Im letzten Kapitel des Buches mit dem Titel «A positive approach» werden dazu einige mögliche Vorgehensweisen beschrieben.

Im Anhang des Buches befinden sich drei Beispiele für Werkstattunterricht: eine Werkstatt zu «Explorers» für die 5. Klasse, eine Werkstatt zu «Young world» für die 4. Klasse und eine Werkstatt zu «First choice» oder «Young world» für die 3. Klasse. Auch Geschichten können Teil des Werkstattunterrichts sein, sei dies in gemeinsamen Einstiegs- oder Ausstiegsphasen oder bei den einzelnen Aufträgen, wie die Beispiele «Sally is saved» und «Sally in London» zeigen.

Viele Lehrpersonen erklären, dass sie eigentlich gerne Geschichten, aktuelle Lieder und Spiele im Unterricht einsetzen oder den Kindern Gelegenheit geben möchten, mit einer Werkstatt zu lernen, dass ihnen aber im Englischunterricht leider die Zeit dazu fehle, weil sie ja die Seiten im Lehrmittel abdecken müssten. Gleichzeitig ist es uns allen aber auch klar, dass nicht jede Seite des Kursbuches, jede Grammatikstruktur oder alle Wörter, die von der Lehrperson erklärt und von den Kindern geübt werden, auch in den Köpfen der Kinder hängen bleiben. Kinder finden manchmal ganz andere Wörter und Sätze oder Inhalte wichtiger als diejenigen, die wir Erwachsenen für sie auswählen.

Emotionen spielen eine wichtige Rolle im Lernprozess, und deshalb möchte dieses Buch dazu ermutigen, den Englischunterricht auf der Primarstufe so altersgerecht und so motivierend wie möglich zu gestalten und dadurch den Lernprozess der Kinder optimal zu unterstützen; auch wenn das bedeutet, den Inhalt des Lehrmittels ab und zu zugunsten einer Geschichte, eines aktuellen Popsongs oder eines Spiels etwas zu kürzen und so die Interessen und Anliegen der Kinder einzubeziehen oder zur Vertiefung und Differenzierung zwischendurch eine offenere Unterrichtsform wie zum Beispiel eine Werkstatt zu wählen.

In diesem Buch werden drei unterschiedliche Perspektiven auf den Englischunterricht der Primarstufe aufgezeigt: diejenige der Fachdidaktikerin, diejenige der Lehrpersonen, aber auch diejenige der Kinder. Die Fachdidaktik Englisch steht in Bezug zu vielen anderen Wissenschaften wie zum Beispiel Sprachwissenschaft, Literaturwissenschaft, Kulturwissenschaft oder auch Entwicklungspsychologie, und sie steht in Bezug zu bildungspolitischen Konstellationen (vgl. auch Thaler 2014, S. 28). In den aktuellen Diskussionen geht manchmal vergessen, dass es, wie Criblez es ausdrückt, «keine Aufgaben [gibt], die das Erreichen von Lernzielen oder den Aufbau von Kompetenzen per se schon garantieren» (2016, S. 37). Es hängt vielmehr von der Unterrichtssituation, den Lehrpersonen, aber auch von den Schülerinnen und Schülern ab, inwiefern dies geschieht, und deshalb sollen in diesem Buch auch die Lehrpersonen und die Kinder zu Wort kommen.

Wenn wir hin und wieder unseren Unterricht durch die Augen der Kinder betrachten – oder wie Hattie es ausdrückt, «when teachers see learning through the eyes of the student» (2009, S. 238) – und wir dadurch erkennen, wie wir die Freude am Fremdsprachenlernen bei den Kindern aufrechterhalten können, dann haben wir bereits ein wichtiges Ziel erreicht. Die Texte der Kinder in diesem Buch zeigen deutlich, wie viel Spaß es ihnen macht, mit Geschichten, aktuellen Liedern, Spielen, Kunstwerken und in einem offenen Unterrichtssetting wie Werkstattunterricht zu arbeiten, und es wird auch deutlich, wie viel sie dabei lernen – und so spricht nichts dagegen, eine der folgenden Ideen gleich nächste Woche im eigenen Unterricht auszuprobieren.

Dank

An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei allen Kindern für die schönen Zeichnungen und Geschichten und die wertvollen Rückmeldungen bedanken und natürlich auch bei den Eltern, die damit einverstanden waren, diese zu veröffentlichen. Auch der Pädagogischen Hochschule Zürich und dem hep verlag, die mich in meinem Projekt unterstützt haben, danke ich herzlich. Allen Lehrpersonen und Studierenden in meinen Kursen möchte ich für ihre wertvollen Kommentare zu meinen Ideen danken. Jonathan Potten und Christine und Ken Brown waren so freundlich, den englischen Teil des Buches gegenzulesen – herzlichen Dank dafür –, alle verbleibenden Fehler sind meine eigenen. Jonathan hat zudem die Geschichte «Sally is saved» speziell für die Werkstatt in diesem Buch geschrieben.

Mein größter Dank gilt meinen Kolleginnen Christine Better, Cornelia Boog, Salome Bryant Gysi, Gabriella Carnevale, Simone Hübscher, Isabelle Koller, Vivienne Giessmann, Corina Ryf, Irene Steiner und Monika Zimmermann. Sie sind immer wieder bereit, meine Ideen mit ihren Klassen auszuprobieren. Irene Steiner hat mich zudem bei der Entwicklung des Werkstattteils in diesem Buch maßgeblich unterstützt. Ohne euch hätte dieses Buch nicht entstehen können.

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