Читать книгу Pizarro - Reimar Paul - Страница 7

Оглавление

Intro

Schlawiner und Schlitzohr, Frohnatur und Fußballgott, Latin Lover und lebende Legende: Die Attribute, mit denen Fans und Mitspieler, Vereinsobere und Medien Claudio Pizarro schon bedacht haben, sind fast so zahlreich wie seine Tore und Tricks auf dem Rasen.

„Pizza“, wie er seit seiner ersten Saison bei Werder Bremen genannt wird, ist zweifellos einer der bekanntesten und beliebtesten Ausländer, die je in der Bundesliga gekickt haben. Der bekannteste und beliebteste Peruaner in Deutschland ist er ohnehin.

Von Pizarros längst nicht auf die Bundesrepublik begrenzter Popularität zeugen die rund 10,3 Millionen Einträge bei Google – es sind mehr als bei Franz Beckenbauer und 13-mal so viele wie bei Rudi Völler. Fast 800.000 Leute folgen „Pizza“ auf Twitter. Abertausende Liebeserklärungen und Ehrerbietungen kursieren in den sogenannten sozialen Netzwerken. Mehrere Zeitungen veröffentlichten schon hymnenähnliche sportliche Nachrufe auf den Stürmer, die dann doch nicht gedruckt wurden, weil „Pizza“ einfach nicht aufhören wollte, Fußball zu spielen.

Ich wurde 1999 Pizarro-Fan. Werder Bremen, mein Verein, lag damals fußballerisch und finanziell am Boden. Nach den glorreichen Rehhagel-Jahren hatte der Klub in kurzer Zeit vier Trainer verschlissen, das Vereinspräsidium war geschlossen zurückgetreten. Eine neue Führung um den Vorstandsvorsitzenden Jürgen Born, Manager Klaus Allofs und Trainer Thomas Schaaf probierte einen Neuanfang.

„Pizza“ war Allofs’ erste Verpflichtung. Er brachte Farbe und Flair in die graumäusige Werder-Mannschaft, er verzückte mit seiner Technik und seinem Torriecher. Zwar stand in Bremen mit dem Brasilianer Ailton bereits ein weiterer Südamerikaner im Kader, doch der blühte erst richtig auf, als auch Pizarro dort aufschlug. Zwei Jahre lang wirbelte das Duo „Pizza/Toni“ gemeinsam an der Weser, lieferte Tore und Spektakel – und außerhalb des Platzes die eine oder andere Anekdote. Zurück an die Ligaspitze führten die beiden den Verein aber nicht.

Der Wechsel zum FC Bayern München war für den ehrgeizigen und erfolgshungrigen Pizarro deshalb folgerichtig. Bei mir und vielen anderen mischte sich viel Wehmut mit ein wenig Verständnis, als er 2001 in den Süden zog. Dass „Pizza“ in der Folge viermal zu Werder zurückkehren und auch als 40-Jähriger an der Weser noch auf hohem Niveau kicken würde, konnte damals niemand ahnen.

Die Idee, Claudios Geschichte und Geschichten aufzuschreiben, entstand im Sommer 2016 – also ein Jahr, nachdem er zum bislang vorletzten Mal von Werder verpflichtet worden war. Wir trafen uns in einem Café im Bremer Ostertorviertel, plauderten über dieses und jenes. Ich hatte ihm Biografien seiner früheren Münchner Mitspieler Thomas Müller und Manuel Neuer mitgebracht, die kurz zuvor im Verlag Die Werkstatt erschienen waren.

Auf das Vorhaben, auch ihn in einem Buch zu portraitieren, reagierte „Pizza“ zurückhaltend. Er fühle sich noch zu jung dafür, sagte er. Vielleicht werde später in Peru eine Biografie erscheinen. Deshalb wolle er erst einmal abwarten. Hinhaltend äußerte sich in der Folge auch Pizarros Berater und Agent Carlos Delgado, den ich telefonisch und per E-mail kontaktierte.

Auch weil Pizarro 2016/17 eine vergleichsweise schwache Saison spielte und oft verletzt war, verfolgten wir das Buchprojekt eine Zeit lang nicht weiter. Wir begruben das Vorhaben aber nicht. Und als Claudio 2018 ein weiteres Mal bei Werder unterschrieb, beschlossen wir, die Sache doch zu realisieren. Wir ahnten da noch nicht, dass er einen weiteren Fußball-Frühling erleben, weitere Rekorde aufstellen und mit seinen spektakulären Toren etwa im DFB-Pokal-Achtelfinale bei Borussia Dortmund und in der Bundesliga bei Hertha BSC seine Popularität noch einmal steigern würde. Und erst recht nicht, dass er im Sommer 2019 seine einzigartige sportliche Karriere noch einmal verlängern würde.

Göttingen/Bremen, September 2019. Reimar Paul

Pizarro

Подняться наверх