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Vorwort

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Man kann nicht gleich mit der Leiche beginnen. Wir sind doch hier nicht beim Fernsehen. Da wird immer gleich die Leiche gefunden und die ermittelnden Teams mit klarer hierarchischer Struktur, also Chef/in plus Hilfskraft, sind mit ihrem teuren Premium-Auto – nur Colombo hatte ein Knitterauto, aber fatalerweise auch ein Knittergesicht und einen Knittermantel – schon am Tatort oder wenigstens nicht weit weg.

Wenn man gleich mit der Leiche anfängt, dann führt das nur zu solchen schein-schlauen Fragen wie etwa: wie kam denn die Leiche die Böschung rauf? Wie kam die Leiche hierher? Mit dem Bus? Lauter solche Sachen halt. In Schüleraufsätzen steht dann entsprechendes Gedankengut: die Leiche kletterte die Böschung rauf und verstarb dort. Das muss doch echt nicht sein.

Konsumenten von Fernsehkrimis sind da mittlerweile aber geprägt oder gar verwöhnt. Man erwartet im Krimi sofort was Spektakuläres – also mindestens eine Leiche – oder aber es bricht gähnende Langeweile aus. Der Vater geht dann Bier holen und die Mutter blättert in der Programmzeitung oder zappt durch – irgendwo muss es doch was Spannendes geben – Greueltaten, Monster, Massaker – irgendwo läuft bestimmt was. „Hauptsach, du hast a Action und a guete Woffn”, sagt der ehemalige Senator dazu.

So läuft das hier aber nicht. Hier ist noch keiner auch nur in der Nähe des Tatortes. Das braucht alles seine Zeit. Das ist jetzt Pech. Aber so ist das nun mal im richtigen Leben. Die Beteiligten müssen erst mal gelebt haben und anreisen. Dumm, aber notwendig. Danach kann überhaupt erst jemand dort umgebracht werden und dann beginnen die Ermittlungen. So geht das.

Wenn aber das Opfer noch nicht in der Nähe des Tatortes ist und auch einer der beiden Hauptermittler sich noch rund 1’000 km entfernt in der Schweiz aufhält, dort zuhause sitzt und seine Urlaubs-Reiseroute plant – „auf dieser Route fallen Mautgebühren an” – dann braucht es einfach Geduld.

Erst müssen sich die Beteiligten auf den Weg zur Insel Poel machen und dann noch was: wer kennt überhaupt den schweizer Kommissar Jelato und seinen schwarzen Freund, den Kommissar Gerome aus Wismar? Die beiden Freunde müssen sich zuerst mal nach langer Zeit wieder treffen und das ist doch nicht so einfach. Dafür braucht es einen Riesen-Zufall. Verabredet sind sie jedenfalls nicht.

Für Eilige und solche, denen die Kommissare schon bekannt sind: die Leiche gibt es im Unter-Kapitel „Tatort und erste Ermittlungen”. Sie können also die Anreise und das Wiedersehen überspringen und sind ohne schuldhafte Verzögerung praktisch noch vor den Ermittlern am Tatort.

In der heutigen Zeit, wo man auf einer CD seines Lieblings-Künstlers nur noch die 2 Lieder hört, die einem speziell gefallen, wäre das auch nur normal. Man hat einfach keine Lust, alle Titel zu hören. Sie müssen also kein schlechtes Gewissen dabei haben. Sie konsumieren dann halt ein Fast-Book, in Anlehnung an Fast-Food = fast ein Essen, hier entsprechend: fast ein Buch.

Es bleibt Ihnen dann aber vieles verborgen, zum Beispiel die Lösung der Frage nach der optimalen Lochgrösse in Salzstreuern und warum der Meeres-Spiegel trotz Klimaerwärmung eigentlich fallen müsste.

Alle anderen Leser lernen unser Akteure einfach besser kennen – und verstehen. Denn manchmal ist das schon grenzwertig, wie sich die beiden Freunde zueinander verhalten. Ihr Umgang miteinander ist robust. Die unterschiedliche Hautfarbe spielt dabei eine tragende Rolle, aber eben, nur für Aussenstehende, eben für diejenigen, die mit der Leiche anfangen und nicht mit dem Leben. Denn die beiden verbindet vor allem eines – ein tiefes Verständnis und echte Freundschaft.

Nebenbei noch bemerkt: Interpunktion und Orthographie dieses Buches sind frei erfunden. Eine Übereinstimmung mit aktuellen oder ehemaligen Regeln der Rechtschreibung wäre rein zufällig und ist nicht beabsichtigt.

Sollten Sie Kommafehler entdecken, so dürfen Sie diese behalten. Falls ein Komma fehlt, dürfen Sie gerne hier eines entnehmen und einsetzen:

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(Schere und Klebstoff verwenden).

Die konsequente Vermeidung des sogenannten scharfen S lehnt sich an die progressive schweizerische Schreibweise an, in der das scharfe S schon lange unerwünscht ist. Ab 1974 wurde das scharfe S systematisch verfolgt und galt dann endlich als ausgerottet. 2006 wurde es amtlich für tot erklärt. Zu Ehren der Schweiz wurde dies hier berücksichtigt.

Wellenwasser

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