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03 Notizen und Notizen?

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Der knappe sprachgeschichtliche Rückblick hat deutlich werden lassen, dass Kultur von Anbeginn an kein Gegenstand, nicht einmal ein Sachverhalt war, sondern ein Konzept, das man, wie im entstehenden Rom, ausbilden, haben und später erweitern konnte, oder, wie im alten Griechenland, auch nicht. Es ist schlicht belanglos, weil das gesellschaftliche Leben, auch die Bereiche, die man für wichtig oder sogar für konstitutiv erachtete, ohne Kultur betrieben werden konnten und wurden.

Kultur von Beginn an als Konzept zu bezeichnen, verweist darauf, dass es Teil der Umgangsprache war und es den mehr oder weniger klugen Sprechern überlassen blieb, damit, wie auch immer, umzugehen. Schließt man theoretische Erwägungen und Regeln aus, bleiben soziale Sanktionen übrig, die maßgeblich für die Formung und den Gebrauch des Konzeptes bzw. der Konzepte waren und sind. Um in die Gesellschaft konzeptionell wirken zu können, müssen Einflussmöglichkeiten vorausgesetzt werden. Diese hatten in Rom nur Mitglieder höherer Schichten.

Ernst Cassirer hatte nicht unrecht zu betonen, dass sich die Menschheit in Bezug auf Kultur primär mit sich selber beschäftigt, daraus aber eine Philosophie der symbolischen Formen zu entwickeln, halte ich aufgrund der gesuchten Sinnhaftigkeit und der geforderten Allgemeinheit, auch unter Berücksichtigung nicht aufeinander reduzierbarer Erlebniswelten innerhalb der Kultur, für wenig ergiebig. Er geht den umgangssprachlichen Konzepten und der betriebenen sozialen Differenzierung auf den Leim.

Wenn es aber konzeptionell grundsätzlich gleichgültig ist, ob und was als Kultur ausgezeichnet wird, lediglich soziale Sanktionen maßgeblich sind, auch innerhalb von modernen Demokratien, dann bleibt kaum anderes übrig, als Kultur historisch zu betrachten, in ihrer geschichtlichen Kontingenz.

Das bedeutet jedoch nicht, Kultur typischerweise mit Mythen beginnen zu lassen: Ob Mythen zur Kultur gehören, ist eine Frage des jeweiligen Konzepts, nicht der historisch erforderlichen Betrachtung. Hier kann es nur um die Geschichte der umgangssprachlichen Konzepte und der darin enthaltenen Willkür gehen.

Wenn es auf die Frage, was Kultur ist, keine Antwort gibt, weil Kultur gar nicht existiert, sondern nur Ansichten und Konzepte darüber, was man jeweils als Kultur bezeichnet, einem Begriff zurechnet, dann muss zu Beginn auch auf die allgemeine Fassung verzichtet werden, mit der alles einbezogen wird, was Menschen hervorgebracht haben. Eine solche Meinung ist ihrerseits ein geschichtliches Produkt, jedoch ein relativ spätes. Inwieweit diese, auf sonderbare Weise biologisch ausgerichtete, artspezifische Fassung tragfähig ist, kann aber durchaus diskutiert werden. Zunächst gilt es jedoch, den sprachgeschichtlichen Beginn von Kultur aufzusuchen

Ich muss jedoch warnen: Mit den essayistischen Notizen betreibe ich keine Wissenschaft, auch keine Philosophie im akademischen Sinn. Ebenfalls habe ich den Begriff Aphorismus vermieden, um möglichen ästhetischen Beschränkungen vorzugreifen Was mir diese gewonnene Autonomie einbringen wird, vermag ich noch nicht zu sagen. Ich hoffe mehr als nur Notizen und Notizen.

Zweifel an der Kultur

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