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Die vielen Gesichter der Sorge

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Der amerikanische Bestsellerautor Dale Carnegie schrieb vor etwa 50 Jahren ein ausgezeichnetes Buch über die Sorge. Millionen von Exemplaren wurden verkauft und von Menschen gelesen, die mit Sorgen nicht fertig werden. Im Vorwort schreibt der Autor:

„Mit wurde klar: Was hier nottat, war ein Lehrbuch zur Überwindung von Sorge und Selbstquälerei. Auch diesmal machte ich mich zunächst auf die Suche und ging in die große New Yorker Volksbibliothek in der Fifth Avenue. Dort stellte ich zu meinem Erstaunen fest, dass der Katalog nur 22 Eintragungen unter dem Stichwort, worry‘ (Sorge) enthält. Dafür waren unter dem Schlagwort, worms‘(, Würmer‘) nicht weniger als 189 Bücher verzeichnet.

Beinahe neunmal so viel Bücher über Würmer wie über die Sorge der Menschen!

Erstaunlich, nicht wahr? Da das sich sorgen nun einmal zu den schwersten Belastungen des Menschen gehört, sollte man doch annehmen, dass jede höhere Schule und Universität im Lande Vorlesungen über das Thema ‚Hört auf, euch zu sorgen!‘ voranstellen müsste.“1

Bis heute hat sich da nicht viel geändert. Christen und Nichtchristen schlagen sich mit tausend Sorgen herum, belasten ihr Gemüt und ihre Gesundheit und werden ihres Lebens nicht froh.

Die Verwandten der Sorge

Die Sorge hat viele nahe Verwandte. Die „Blutsverwandtschaft“ ist am Verhalten ablesbar. Prüfen Sie selbst, wo Sie sich am stärksten angesprochen fühlen:

 Grübeln,

 sich Gedanken machen,

 Befürchtungen hegen,

 phobisch reagieren,

 Katastrophen erwarten,

 Selbstmitleid pflegen,

 depressiv reagieren,

 Kummer produzieren,

 Selbstquälerei,

 Problem sehen,

 den Teufel an die Wand malen,

 sich den Kopf zerbrechen,

 die Zukunft nicht im Griff haben,

 sich auseinanderreißen,

 Ungewissheit nicht ertragen können.

Das sind die wesentlichsten Einstellungs- und Verhaltensmuster, mit denen Menschen sich herumschlagen. Sorgen können die Menschen überfallen – wie aus heiterem Himmel. Sie können aber auch den Menschen quälen, weil er von Hause aus die Verantwortung mitbringt, sich, die Welt und das Leben mit Befürchtungen zu belasten. Viele belasten ihre Seele und ihre Gesundheit und werden ihres Lebens nicht froh. Das Traurigste daran: Wir verschwenden unsere Energien und unsere Lebensfreude an unsinnige Befürchtungen und nähren in unseren Gedanken Horrorszenen, von denen erfahrungsgemäß 80 - 90 % niemals eintreten.

Wenn Sie die Verwandten der Sorge genau anschauen, welche Eigenschaften treffen auf Sie zu?

Welche Einstellungsmuster belasten Sie und Ihre Umgebung? Welche Gesichtspunkte beeinflussen Ihren christlichen Glauben negativ? Was wollen Sie ins Gebet und in Arbeit nehmen?

Spruchweisheiten über Sorgenmenschen

Viele Volksweisheiten der Sprüche kennzeichnen die Sorgenmenschen. Seit Jahrtausenden werden Sorgenmenschen gut beobachtet und treffend charakterisiert. Was sagt man von ihnen? Welche Sprüche oder Aussagen kennzeichnen sie?

 Sorgenmenschen sehen Probleme, wo keine sind;

 Sorgenmenschen machen aus Mücken Elefanten;

 Sorgenmenschen werten alles ab;

 Sorgenmenschen sitzen im Dunkeln und entwickeln Negative;

 Sorgenmenschen sind unheilbare Pessimisten;

 Sorgenmenschen brüten Eier aus, bevor sie gelegt sind;

 sie reißen Bäume aus, wo keine sind;

 sie malen den Teufel an die Wand;

 sie sehen hinter jedem Busch einen Räuber;

 sie glauben, dass das Glas halb leer ist.

Deutlich wird: Sorgenmenschen sind Befürchtertypen. Sie denken nicht leicht, sondern kompliziert. Sie können auch das Leben nicht leicht nehmen. Sie haben einen Blick für den negativen Pol.

 Sie sehen die Dornen statt die Rosen.

 Sie sehen den Schatten statt die Sonne.

 Sie sehen das Unkraut und nicht die Blumen.

Sorgenmenschen finden das Haar in der Suppe. Böse Zungen behaupten, dass der Sorgenmensch so lange seinen Kopf schüttelt, bis tatsächlich ein Haar in die Suppe fällt.

Sorgenmenschen sind unglücklich. Ihnen gelingt es nicht, sich richtig zu freuen, weil sie hinter Glück, Freude und Lachen das Unglück sehen, das boshaft auf der Lauer liegt. In der Tat, Sorgenmenschen scheinen geprägt zu sein, die Welt negativ wahrzunehmen, um nicht enttäuscht zu werden. Sie rechnen von vorne herein mit dem Schlimmsten, damit wehren sie erfolgreich Enttäuschungen und bittere Erfahrungen ab. Allerdings zahlen sie für diese Vorsorge einen hohen Preis.

Sorgenmenschen tragen eine dunkle Brille

Jeder von uns trägt eine Brille, auch wenn er keine wirkliche Brille trägt, durch die er das Leben, die Menschen, die Welt, Gott und den christlichen Glauben betrachtet.

Der eine trägt eine rosa Brille, er sieht alles rosig und problemlos. Er sieht vieles als schön und leuchtend an. Der Mensch mit der rosa Brille verschönt sein Leben in seiner Betrachtung und Deutung.

 Sorgenmenschen haben eine dunkle Brille auf,

 sie sehen alles negativ,

 sie sehen alles schwarz,

 sie sehen alles pessimistisch,

 sie sehen alles ängstlich,

 sie sehen alles mit Befürchtungen.

Im Grunde geht es uns allen so:

 Wir sehen, was wir sehen wollen,

 wir hören, was wir hören wollen,

 wir nehmen wahr, was wir wahrnehmen wollen.

Ein kleines Beispiel aus meiner seelsorgerlichen und beratenden Tätigkeit: Ich habe jahrelang nicht gehört, dass mir Menschen über sexuellen Missbrauch etwas mitgeteilt haben. Sie haben kleine, aber klare Andeutungen gemacht. Ich habe das Thema nicht aufgegriffen. Warum?

 Ich habe es nicht geglaubt,

 ich habe es nicht ernst genommen,

 ich konnte es mir nicht vorstellen,

 ich bin einer Selbsttäuschung aufgesessen,

 ich habe meinen Selbstbetrug erst Jahre später gemerkt.

Solche Vorurteile führen zur verzerrten Wahrnehmung. Auch Sorgenmenschen sind Zeitgenossen mit verzerrter Wahrnehmung. Vermutlich sind sie nicht mit Sorgen, mit Befürchtungen und Selbstquälerei geboren worden. Aber Erziehung, Sozialisation und die Einsicht, wie ich die Welt sehen will, haben die „dunkle Brille“ zum Beurteilungsmaßstab gemacht.

Sorgen und Entscheidungsschwäche

Sorgen haben auch mit Entscheidungsschwäche zu tun. Wer ständig seine eigenen Entscheidungen anzweifelt, wer seine eigenen Urteile immer wieder infrage stellt, gefährdet seine Gesundheit. Sehr viele Menschen reagieren mit starken Selbstzweifeln. Sie grübeln und zergrübeln ihre Planungen und Entscheidungen. Sie produzieren ein starkes Unsicherheitsgefühl.

Ein Motiv kann sein: Sie sind abhängig von anderen Menschen. Sie haben nicht gelernt, selbstständig und selbstvertrauend eigene Entschlüsse zu fassen. Diese Menschen brauchen einen Bestätiger. Diese Abhängigkeit von anderen Menschen hat vielfach auch mit einem niedrigen Selbstwertgefühl und mit Angst und Depressionen zu tun. Der Selbstzweifel gibt ihnen das Gefühl der Hilflosigkeit und des Kontrollverlustes. Wer stark von anderen abhängig ist, hat Angst, sich falsch zu entscheiden. Er fürchtet auch, dass andere seine Wahl nicht gutheißen könnten, und macht sich unnötig das Leben schwer. Wer sich mit Minderwertigkeitsgefühlen, Selbstzweifeln und Entscheidungsschwäche herumschlägt, ist ein Mensch, der sich mit vielen Sorgen belastet und sich das Leben schwer macht. Menschen, die entscheidungsschwach sind, haben große Schwierigkeiten, bei moralischen Fragen einen klaren Standpunkt zu vertreten.

 Sie wollen nicht anecken,

 sie wollen nicht auffallen,

 sie wollen nicht gegen den Strom schwimmen.

Oft werden sie als Mitläufer, als konturlos und profillos eingestuft. Sie leiden auch darunter, dass sie anderen Menschen ein schwammiges Selbstwertgefühl vermitteln. Die Ursachen dieser Entscheidungsschwäche liegen vermutlich in der Kindheit. Die Kinder wurden in ihren Wertungen, in ihrem Beurteilen und in ihren Entscheidungen nicht ernst genommen. Sie gewannen kein Selbstvertrauen und keine Selbstsicherheit. Ihre Meinungen wurden belächelt, als unvernünftig angesehen oder infrage gestellt. Wie sollen Kinder und spätere Erwachsene zu starken, selbstbewussten und entscheidungsstarken Menschen heranwachsen?

Sorge und Zweifel

Sorgenmenschen sind häufig Zweifler. Sie glauben nicht an sich und ihre Fähigkeiten. Mit ihren Zweifeln torpedieren sie allen Wagemut und jede Risikobereitschaft. Ihre Sorgen sehen umschrieben so aus:

 Sie trauen sich nichts zu,

 sie quälen sich mit Befürchtungen und Misstrauen,

 sie bringen sich durch Zweifel in eine erhöhte innere Spannung,

 sie packen nichts an, weil sie von Befürchtungen überflutet werden,

 sie erwarten Pleiten und Niederlagen,

 sie misstrauen sich, den anderen und Gott.

Ein Musterbeispiel im Jüngerkreis Jesu ist Thomas. Ich erlaube mir nur zwei Beispiele aus dem Neuen Testament zu berichten. Als Jesus seinen Jüngern mitteilt, dass Lazarus, ein guter Freund, gestorben sei, wollten sie sich gemeinsam auf den Weg nach Bethlehem machen. Jesus gab zu bekennen: „Lazarus ist tot, doch euretwegen bin ich froh, dass ich noch nicht bei ihm war. Auf diese Weise werdet ihr lernen, mir zu vertrauen. Und jetzt wollen wir zu ihm gehen.“ Wörtlich fährt Johannes fort: „Thomas, der auch Zwilling genannt wird, sagte zu den anderen Jüngern: ,Lasst uns mitgehen und mit ihm sterben. ‘“(Johannes 11, 14 - 16) Der ganze Pessimismus und der komprimierte Zweifel des Thomas kommen hier zur Sprache.

 Wie muss es in ihm ausgesehen haben?

 Wie wenig scheint er dem verheißenen Messias zu vertrauen?

 Wie sind seine Todesgedanken zu erklären?

Ein zweites Beispiel charakterisiert den Thomas nach der Auferstehung. Wieder ist es Johannes, der in seinem Evangelium den Thomas beschreibt:

„Als Jesus kam, war Thomas, genannt der Zwilling, einer der zwölf Jünger, nicht dabei gewesen. Später erzählten ihm die anderen: ‚Wir haben den Herrn gesehen!‘ Thomas sagte zu ihnen:, Ich werde es so lange nicht glauben, bis ich die Spuren von den Nägeln an seinen Händen gesehen habe. Ich will erst mit meinem Finger die Spuren von den Nägeln fühlen und meine Hand in seine Seitenwunde legen.‘“ (Johannes 20, 24 ff.)

Eine Woche später erscheint der auferstandene Jesus wieder seinen Jüngern, und Thomas ist dabei. Die Türen sind abgeschlossen. Jesus kommt, tritt in ihre Mitte und sagt: „Ich bringe euch Frieden!“ Dann wandte er sich an Thomas: „Leg deine Finger hierher, und sieh dir meine Hände an! Streck deine Hand aus, und lege sie in meine Seitenwunde. Hör auf zu zweifeln, und glaube, dass ich es bin!“ (Johannes 20, 26 ff)

Jesus geht auf den Zweifler ein. Er kennt seine Pappenheimer. Er weiß, dass wir alle mit Schwächen, Unsicherheiten und Eigenarten der Persönlichkeit zu tun haben. Er weiß, dass mit Sorgen Zweifel, Ängste und Pessimismus verbunden sind. Die Sorgen des Zweiflers: Er will das Hundertprozentige. Er sucht die vollkommene Gewissheit. Er will das Utopische, das Nonplusultra. Wer solchen Extremen nachläuft, wird sich mit Sorgen vollpacken.

Sorgen und Befürchtungen

Wer sich mit Sorgen herumschlägt, schlägt sich häufig auch mit Befürchtungen herum. Nicht der Sorgenmensch, der von echten einleuchtenden Sorgen heimgesucht wird, ist gemeint, sondern der Mensch, der Befürchtungen hegt und sich mit diffusen Ängsten das Leben schwer macht. Was kennzeichnet den Befürchtertyp?

 Er hört das Gras wachsen.

 Er sieht hinter jedem Busch einen Räuber.

 Er sieht Gefahren, über die der gesunde Mensch lächelt. Der Befürchtertyp ist ein ängstlicher Mensch. Er geht allen Risiken aus dem Weg und wagt nichts. Mit seinen Befürchtungen macht er alle Projekte zunichte.

Als Kind hat der Mensch mit Befürchtungen übertriebene Maßregeln gehört:

 „Fahr vorsichtig!“

 „Bleibe auf dem Bürgersteig!“

 „Das ist zu gefährlich!“

 „Das wirst du bereuen.“

 „Das geht bestimmt schief.“

Solche Kinder werden verunsichert, in ihrem Selbstvertrauen erschüttert und mutlos gemacht. Sie trauen sich nichts zu. Sie glauben nicht an sich und gehen problembeladen und sorgenvoll durch die Welt. Viele treten auf der Stelle und warten, dass jemand für sie entscheidet. Sie wollen mitgenommen und mitgerissen werden. Von ihnen selbst kommen keine Vorschläge.

Bei einem amerikanischen Arzt fand ich das schöne Wort: „Durchs gleiche Gitter schauen zwei Männer in die Ferne – der eine sieht Morast, der andere sieht die Sterne.“

So ist es: Zwei Menschen reagieren grundverschieden auf Tatsachen, auf das Gefängnis, auf Stress und Angst. Der eine schaut auf die Tiefe, in den Dreck, in das Elend, der andere schaut auf zu den Sternen, in den Himmel, vielleicht sogar auf Gott. Der Arzt kommentiert:

„Den einen trieben die Gitterstäbe zur Verzweiflung, den anderen begeisterten die Sterne. Der bedrückte Gefangene entwickelte Stresssymptome und öffnete sich vielen gefährlichen, vielleicht sogar tödlichen Krankheiten. Eine Untersuchung seines Blutes hätte überdurchschnittliche Mengen schädlicher chemischer Stoffe ergeben. Diese Substanzen werden von Drüsen erzeugt, angeregt durch seelische Reaktionen, durch Bedrücktsein, durch Bitterkeit, Zorn, Hass und Furcht.“22

Krankheiten entstehen nicht immer in erster Linie durch schädliche Substanzen, sie entstehen durch falsches Denken. Wir können feststellen:

 Wer Bitterkeit denkt, wird bitter;

 wer Angst gedanklich fördert, wird ängstlich;

 wer negative Befürchtungen hat, wird Negatives heraufbeschwören.

Sorgen und Einsamkeit

Bei uns gibt es Millionen von Menschen, die alleinstehend sind. Sie werden Singles genannt. Und ihre Zahl wächst. Sie sind aus verschiedenen Gründen Singles. In den meisten Fällen beruht ihre Situation nicht auf einem freiwilligen Entschluss. Viele erleben ihr Singledasein als frustrierend. In Deutschland werden über 12 Millionen Singles gezählt. Zwei Probleme werden immer wieder genannt:

 Angst vor Nähe,

 Bindungsunfähigkeit.

Die Sorgen dieser Menschen kreisen um bestimmte Probleme:

 Sie wollen nicht vereinnahmt werden.

 Sie wollen nicht manipuliert und gesteuert werden.

 Sie wollen frei bleiben und haben Angst, in bestimmte Rollenmuster gedrängt zu werden.

Das leuchtet ein. Aber diese Menschen zahlen dafür einen hohen Preis. Wie ein roter Faden ziehen sich durch Aussprachen im Seelsorgebereich die Probleme der Einsamkeit und des Alleinseins. Da sind die freien Abende, mit denen sie nichts anfangen können. Da sind die langen Wochenenden, die trostlos dahinschleichen können. Viele vergraben sich in Selbstmitleid und werden Gefangene ihres negativen Denkens. Dann gibt es viele verbitterte und missmutige junge Singles.

Die Psychologin Brigitte Kuchielke und ihre Mitforscher stellten fest, wer sich einsam, traurig und überfordert fühlt oder sozial ausgeschlossen ist, der leidet. Das kann sich drastisch auf den Körper und auf die kognitiven Fähigkeiten auswirken.

„Menschen jenseits der fünfzig, die sich abends vor dem Einschlafen einsam fühlen, zeigen am Morgen danach erhöhte Werte des Stresshormons Cortisol. Jeden Abend sowie direkt nach dem Aufwachen und eine halbe Stunde später nahmen die 156 Teilnehmer Speichelproben, aus denen sich der Cortisolspiegel ermitteln ließ. Die Probanden führten außerdem Tagebuch über ihre Gedanken und Gefühle. Die statistische Analyse offenbarte ein auffälliges Wechselspiel von negativen Gefühlen und Cortisol. Die Tageserlebnisse beeinflussen die Menge des Stresshormons. Und der Cortisolspiegel wiederum beeinflusst das Erleben: Wer gestresst ist, den nehmen unangenehme Alltagserlebnisse stärker mit.“3

Sorgenmenschen, die mit Einsamkeit und sozialer Ausgrenzung oder sozialer Zurückweisung zu tun haben, sind belasteter und schädigen eindeutig ihren Organismus.

Sorge und Glück

Die Erforschung von Glück ist heute ein fester Bestandteil von Untersuchungen. Was sind die Kennzeichen von „subjektivem Wohlbefinden“? Was sind die Eigenschaften von sorglosen Menschen? Eindeutig:

 Es gibt unterschiedliche Wege zum Wohlbefinden.

 Es gibt unterschiedliche Wege, im weitesten Sinne sorglos zu leben.

Die Forschung hat drei glückstiftende Lebensstile herausgefunden, so jedenfalls beschreibt der Chefredakteur der Zeitschrift „Psychologie heute“ die Situation.

„, Den Hedonismus‘: Glück als Genuss angenehmer, lustbetonter Dinge bei gleichzeitiger Vermeidung lustfeindlicher Fakten.

Das, sinnerfüllte Leben‘, in dem man vor allem nach tieferem Lebenssinn strebt und danach, die eigenen Tugenden und Charakterstärken in den Dienst einer höheren Sache zu stellen.

Das, aktive Leben‘, in dem die Vervollkommnung der eigenen Fähigkeiten und Interessen im Vordergrund steht, zum Beispiel das Engagement im Beruf.“4

Für uns Christen spielt der „Sinn des Lebens“ eine entscheidende Rolle.

 Wer sein Leben aus Gottes Hand nimmt,

 wer von Herzen für alles in Liebe dankbar sein kann,

 wer neugierig und hoffnungsstark an alle Probleme herangeht,

 wer mit der Welt und Gottes Führung übereinstimmt, der ist im weitesten Sinne ein glücklicher, zufriedener und relativ sorgloser Mensch.

Die Forscher haben noch einen Botenstoff im Gehirn entdeckt, der für das Wohlbefinden eines Menschen entscheidend verantwortlich ist. Heiko Ernst beschreibt das Ganze so:

„Glück, so sieht es Nettle, beruht nicht auf Begehren oder Genießen allein, es braucht einen dritten chemischen Stoff im Gehirn, nämlich Serotonin. Dieser Botenstoff, der auch als Bestandteil antidepressiver Medikamente verwendet wird, ist verantwortlich für die Balance zwischen negativen und positiven Gefühlen. Er kann Sorgen, Furcht oder Panik eindämmen und friedlich, gelassen und sozial stimmen. So beeinflusst Serotonin unsere Kontaktfreudigkeit und Kooperationsbereitschaft, beides Verhaltensweisen, mit denen wir unser ‚soziales Kapital‘ vermehren können und so längerfristig unser Glück festigen.“5

Die Produktion von Serotonin hängt aber auch mit unserer Lebenseinstellung zusammen. Wer positiv denkt, wer einen ausgeglichenen und relativ sorgenfreien Lebensstil hat, produziert mehr Serotonin, produziert mehr zufrieden machende Botenstoffe. Darum haben wir Menschen es auch in der Hand, wie zufrieden, sorglos, gelassen und glücklich wir sind.

Sorgen und Bluthochdruck

Bluthochdruck ist ein häufiges Leiden. Oft werden keine organischen Ursachen festgestellt. Seit langem ist bekannt, dass es sich um eine Krankheit handelt, in der die Persönlichkeit des Kranken eine große Rolle spielt. Bluthochdruck ist eine Reaktion auf Störungen der Erlebnisverarbeitung. Die sogenannte „essentielle Hypertonie“ ist an spezifisch menschliche Konfliktsituationen gebunden. Seelische Spannungen setzen sich in Bluthochdruck um.

Die Forscher nehmen an, dass Fehleinstellungen des vegetativen Nervensystems und eine Fehlfunktion hormoneller Drüsen den Kreislauf „unter Druck setzen“. Der Blutdruck, der normalerweise systolisch gleich Lebensalter plus 100 betragen darf, diastolisch nicht über 90 steigen soll, erreicht stark überhöhte Werte. Es können sich einstellen:

 Kopfschmerzen,

 Atemnot,

 Herzklopfen,

 die linke Herzkammer erweitert sich, die Gefäße verkalken,

 Müdigkeit,

 Nervosität,

 Sklerose der großen und kleinen Arterien.

Die Lebensstildeutung in Seelsorge, Therapie und Beratung ergibt, dass die Ratsuchenden häufig ängstliche oder aggressive Gefühle in sich tragen. Die Umwelt wird häufig als feindlich erlebt. Dieses Gefühl erzeugt eine ständige Angespanntheit. Diese Angespanntheit scheint die kleinen arteriellen Gefäße spezifisch zu verengen. Professor Josef Rattner schreibt:

„Fast alle essentiell Hochdruckkranken, die tiefenpsychologisch untersucht wurden, standen in schweren Konflikten mit ihrer familiären oder beruflichen Umwelt und trugen unbewusst ihre menschlichen Komplikationen in ihrem Körpergeschehen aus; daher können sie selten durch medikamentöse Beeinflussung geheilt werden und bedürfen hauptsächlich der Psychotherapie, durch die sie instandgesetzt werden, ihre Lebensschwierigkeiten bewusst und verantwortlich zu bewältigen.“6

Ratsuchende müssen ihren Lebensstil umstellen. Das heißt:

 Sie müssen ihre Gehetztheit aufgeben,

 sie müssen lernen, sich ausgiebig zu entspannen,

 sie müssen ein inneres Gleichgewicht finden und ihre feindseligen Gefühle abbauen.

Besonders Christen sind gefährdet, die gelernt haben, ihre Aggressionen, ihren Ärger und ihre Wut zu unterdrücken. Und diese unterdrückten Wut- und Aggressionsgefühle sind es, die den Blutdruck in die Höhe treiben. Die Freundlichkeit vieler Christen ist leider gespielt. Sie wollen friedlich und freundlich erscheinen, weil Liebe das Markenzeichen der Christen ist, aber sie verstecken und unterdrücken ihre negativen Gefühle. Es ist unglaublich, wie schon vor einigen tausend Jahren das Alte Testament diese Zusammenhänge durchschaut hat. In Psalm 32 heißt es (beispielsweise):

„Herr, erst wollte ich meine Schuld verschweigen, doch dann wurde ich so krank, dass ich von früh bis spät nur stöhnen konnte. Ich spürte deine Hand bei Tag und Nacht; sie drückte mich zu Boden, ließ meine Lebenskraft entschwinden wie in der schlimmsten Sommerdürre.“ (Psalm 32, 3 ff)

Mit erstaunlicher Klarheit werden psychosomatische Zusammenhänge geschildert. Schon vor einigen tausend Jahren hatten die Schreiber der Bibel Einblicke in das, was wir heute Psychosomatik nennen. Die Menschen gehen heute zum Arzt und sagen:

 „Mein Blutdruck macht mir Sorgen!“

 „Ich habe große Sorge, Herr Doktor, mein Blutdruck ist viel zu hoch!“

Welche Probleme verstecken sich hinter den Sorgen?

Das ist die eigentliche Frage. Die Sorgen sind lediglich Umschreibungen für tiefer liegende Schwierigkeiten und problematische Einstellungsmuster.

 Sorgen sind eine Form des Lebensstiles,

 Sorgen sind eine Frage meiner Überzeugungen,

 Sorgen sind eine Frage meiner Lebenseinstellung.

Noch einmal der Arzt und Psychotherapeut Professor Dr. Rattner über die eigentlichen Ursachen im Hinblick auf Bluthochdruck:

„Übertriebene Gewissenhaftigkeit, Jähzorn, ruheloser Ehrgeiz, unglückliche Ehesituation, Neid, Hass, Eifersucht und so weiter können über das vegetative Nervensystem den Blutdruck in die Höhe schnellen lassen. Das Typische im Leben des hiervon betroffenen Menschen ist jedoch fast immer der heftige, zugleich aber auch unterdrückte feindselige Affekt, mit dem sie auf ihre menschliche Umgebung reagieren.“7

Eine rein medikamentöse Behandlung ist offensichtlich fragwürdig. Aber viele Menschen wählen den einfachen Weg. Sie wollen nicht an sich arbeiten. Sie schlucken Tabletten und lassen alles beim Alten.

Christen, die ihr Leben vor dem lebendigen Gott verantworten, sind aufgerufen, ihren Lebensstil zu überprüfen. Welche Lebensgewohnheiten treiben den Blutdruck in die Höhe? Welche Fehler und Sünden überspielen wir?

Fragen zur Selbstprüfung:

 Neigen Sie zur übertriebenen Gewissenhaftigkeit? Was wollen Sie damit bezwecken? Wollen Sie besser, moralischer und frömmer als andere Christen sein?

 Neigen Sie zum Jähzorn? Unterdrücken Sie Ärger, Wut und Aggressionen?

 Sind Sie vom Ehrgeiz getrieben? Glauben Sie, dass Ehrgeiz im Zwischenmenschlichen und im Arbeitsleben ein gottgefälliges Einstellungsmuster ist?

 Leiden Sie an Ehekonflikten? Tragen Sie nach? Sind Sie im Tiefsten mit dem Partner unzufrieden?

 Sind Sie eifersüchtig und bringen sich unbemerkt in Spannung?

 Sind Sie unzufrieden mit dem Leben, mit der Arbeit, mit der Ehe, mit der Familie?

 Sind Sie bereit, ein Motiv in Arbeit und ins Gebet zu nehmen?

Was wir befürchten, tritt ein

Schon im Alten Testament hat Hiob die Gefahr der Befürchtungen in unserem Leben erkannt. Bei ihm heißt es: „Denn was ich fürchte, das kommt über mich, wovor ich schaudere, das trifft mich.“ (Hiob 3, 25) Die Gute Nachricht übersetzt es so:

„Hab ich vor etwas Angst, so trifft es mich. Wovor ich zittere, das kommt bestimmt.“

Was wir ständig befürchten, schafft in uns Bedingungen, die eine Verwirklichung fördern und anziehen. In der Psychologie sprechen wir von der „sich selbst erfüllenden Prophezeiung“. Was wir prophezeien, das trifft ein. Womit wir uns penetrant beschäftigen, das nimmt von uns Besitz. Wir denken so, als wäre das Unglück schon eingetreten.

Wir gehen in die Befürchtung hinein, als könnten wir nicht anders. Das zu Befürchtende zieht uns hypnotisch an. Wir sind mit unseren Gedanken und mit unserer Fantasie so mit der Befürchtung beschäftigt, dass wir mit unserer gesamten Existenz auf die Befürchtung zugehen.

Es ist schon so: Wer sich mit Sorgen und Befürchtungen beschäftigt, wird von Sorgen und Befürchtungen heimgesucht. Wer sich mit Jesus beschäftigt, mit Mut machenden Aussagen und mit seinen Verheißungen, der beschäftigt sich mit Zuversicht, mit Hoffnung und mit Vertrauen.

„Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht, Christus.“

 Mit ihm werde ich mit allen Befürchtungen fertig.

 Mit ihm werde ich mit allen Sorgen fertig.

 Mit ihm kann ich alle Mauern überspringen.

Endlich sorgenfrei!

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