Читать книгу Sword Art Online Novel - Band 11 - Reki Kawahara - Страница 12

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Underworld.

So lautete der Name dieser Welt. Da er jedoch nicht der Gemeinen Sprache, sondern der Sakralen Sprache entstammte, verstand kaum einer der Bewohner die Bedeutung des Namens.

Im Zentrum von Underworld lag die Menschenwelt, ein kreisrundes Land von 1.500 Kilor Durchmesser, das von dem Grenzgebirge umschlossen wurde. Jenseits davon lag das Reich der Finsternis, in dem Halbwesen wie Goblins und Orks hausten, wie man sich erzählte. Doch kaum jemand hatte es je zu Gesicht bekommen.

Die Menschenwelt war in vier Kaiserreiche geteilt. Über den Norden herrschte das Reich Norlangarth mit seinen üppigen Wiesen, tiefen Wäldern und zahlreichen Seen. Am südlichen Ende des fächerförmigen Landes lag die Hauptstadt Nord-Centoria. Die anderen drei Kaiserreiche hatten einen vollkommen identischen Aufbau, sodass die vier Hauptstädte im Zentrum der Menschenwelt einen Kreis bildeten. Zusammen wurden sie Zentralstadt Centoria genannt.

Inmitten von Centoria erhob sich der weiße Turm der zentralen Axiom-Kirche, die über eine größere Macht als die Kaiserreiche verfügte und mit dem absoluten Gesetz des Tabu-Index und der absoluten Gewalt der Integrationsritter über die Menschenwelt herrschte.

Dieser Turm war die »Central Cathedral«. Dieses majestätische Gebäude, das fast bis zu Solus im Himmel zu reichen schien, war in jedem Sinne das Zentrum der Menschenwelt. Was vermutlich bedeutete, dass es der Mittelpunkt von ganz Underworld war.

Das war die Welt, wie Eugeo sie kannte.

In diesem Frühling waren es bereits zwei Jahre, seit er mit seinem Partner Kirito das kleine Dorf Rulid am nördlichen Rand von Norlangarth verlassen hatte.

In Zakkaria, der größten Stadt in der nördlichen Region, waren sie in die Wachgarnison eingetreten. Im Frühling des letzten Jahres hatten sie mit einem Empfehlungsschreiben des Kommandanten die Zentralstadt erreicht. Sie hatten die Aufnahmeprüfung der Akademie der Schwertkünste von Nord-Centoria bestanden und ein Jahr lang als Novizen hart trainiert. Es war ihnen sogar gelungen, bei der Versetzungsprüfung am Jahresende unter die besten Zwölf zu kommen.

Diese Zwölf wurden als Elite-Kadetten besonders gefördert. Sie hatten ein eigenes Wohnheim mit einer großen Trainingshalle und wurden von der Mehrheit der ausführlichen Akademie-Regeln befreit, um das zweite Jahr konzentriert auf die Teilnahmeerlaubnis am großen, kaiserlichen Kampfkunstturnier hinzuarbeiten.

Der tägliche Theorieunterricht und die Unterweisung in den Schwertkünsten, dazu noch das anschließende, selbstständige Training waren sehr anstrengend. Aber für Eugeo waren diese Tage wie ein wahr gewordener Traum. Wäre er zwei Jahre zuvor nicht diesem seltsamen Jungen namens

Kirito begegnet, würde er wohl immer noch von morgens bis abends im Wald die Holzfälleraxt schwingen, bis er sich irgendwann im hohen Alter zur Ruhe gesetzt hätte. Stattdessen studierte er hier in der Zentralstadt unter den Abkömmlingen der Adelsfamilien die Schwerttechniken und sakralen Künste und kam seinem Ziel Schritt für Schritt näher.

Anders als bei den anderen Studenten war sein Ziel nicht damit vollendet, beim großen Turnier der vier Kaiserreiche, dem höchsten Schwertkunstturnier der Menschenwelt, zu siegen und zu einem ehrenhaften Integrationsritter ernannt zu werden.

Er wollte Ritter werden, um durch das Tor der Central Cathedral treten zu können, die nicht einmal die Adligen ersten Ranges betreten durften. All das für ein Wiedersehen mit seiner Kindheitsfreundin Alice Zuberg, die vor langer Zeit in die Central Cathedral verschleppt worden war.

Als er seinen Traum fast aufgegeben hatte, war es Kirito gewesen, der ihm einen Weg gezeigt hatte, seinen fernen Wunsch zu erreichen. In diesen zwei Jahren hatten sie jede Schwierigkeit mit vereinter Kraft überwunden. Da Kirito seine Erinnerungen verloren hatte, brachte Eugeo ihm die verschiedenen Gebote bei, angefangen mit den Grundgesetzen des Kaiserreichs. Im Gleichschritt wie Brüder oder eher Zwillinge waren sie bis hierher gekommen.

Auch jetzt als Elite-Kadetten wohnten Eugeo und Kirito im selben Zimmer. Allerdings teilten sie sich nur den Wohnbereich, und jeder hatte sein eigenes Schlafzimmer. Die Betten hier waren unvergleichlich größer und weicher als in seinem Elternhaus in Rulid, im luxuriösen Badezimmer konnten sie so viel heißes Wasser benutzen, wie sie wollten, und im Speisesaal wurden üppige Mahlzeiten ausgegeben. Eugeo hatte deswegen immer noch ein schlechtes Gewissen. Kirito dagegen hatte sich im Nu daran gewöhnt.

Doch es gab eines, was ihm genauso schwerfiel wie Eugeo.

Das private Wohnheim war nicht das einzige Sonderrecht der zwölf Elite-Kadetten. Jedem wurde einer der besten Novizen als Page zur Seite gestellt, der sich um ihre Belange kümmerte. Eugeo war selbst im vergangenen Jahr der Page seines unbefangenen Mentors gewesen, und es hatte ihm überhaupt nichts ausgemacht. Im Gegenteil, es hatte ihm sogar Spaß gemacht. Doch jetzt, wo die Rollen vertauscht waren, war es etwas anderes.

Eugeo war Tiese Schtrinen als Page zugewiesen worden, eine Adlige sechsten Ranges, die gerade erst sechzehn geworden war. Auch Kiritos Page Ronie Arabel war ein sechzehnjähriges Mädchen aus einer Adelsfamilie sechsten Ranges. Die beiden Jungen aus der abgelegenen Provinz fühlten sich deswegen sehr unwohl.

Das lag keineswegs daran, dass Eugeo mit Tiese selbst ein Problem gehabt hätte. Das Mädchen mit dem im Norden ungewöhnlichen flammend roten Haar und den rötlichen Augen war immer voller Tatkraft. Sie hatte so viel Ehrgeiz und Fleiß, dass oft eher Eugeo von ihr etwas lernen konnte, obwohl er doch eigentlich ihr Mentor sein sollte. Aber er konnte sich einfach nicht daran gewöhnen, dass ihm ein drei Jahre jüngeres Mitglied einer Adelsfamilie, noch dazu ein Mädchen, als Page diente. Tag für Tag merkte er schüchtern an, dass er sich selbst um dies oder jenes kümmern könne, worauf Tiese jedes Mal erwiderte, dass es ihre Aufgabe als Page sei.

Kirito war in einer sehr ähnlichen Situation. Wenn Ronie kam, um sein Zimmer zu putzen, war er im letzten Monat häufig unter irgendeinem Vorwand verschwunden.

Doch heute – am siebzehnten Tag des fünften Monats des Jahres 380 menschlicher Zeitrechnung – kam er mit einer großen Papiertüte wieder hereingeschneit, als Tiese und Ronie gerade mit den Reinigungsarbeiten fertig waren. Die Tüte war gefüllt mit den berühmten Honigpasteten vom traditionsreichen Restaurant »Zum springenden Hirsch«. Kirito nahm lediglich zwei Pasteten für sich und Eugeo heraus und gab den Mädchen den ganzen Rest, damit sie die Pasteten mit ihren Zimmermitbewohnern teilen konnten.

Die Novizen durften an Werktagen nicht ausgehen und konnten daher natürlich auch keine Süßigkeiten auf dem Markt einkaufen. Die beiden waren außer sich vor Freude über das unerwartete Geschenk. Zum ersten Mal sah Eugeo die Mädchen zum Novizen-Wohnheim zurückrennen.

Mit dem Pagen eine Verbindung aufzubauen und ihn auch abseits der Schwertkunst in allen Bereichen anzuleiten, gehörte ebenfalls zu den Pflichten der Mentoren. Vielleicht waren die Honigpasteten ein Teil von Kiritos Bemühungen, seinen Pflichten gerecht zu werden. Dennoch warf Eugeo seinem Partner einen skeptischen Seitenblick zu.

Kirito verspeiste mit unbeteiligter Miene seine Pastete und sagte: »Also, sollen wir vor dem Abendessen noch ein wenig trainieren?«

»Von mir aus gern. Aber morgen ist die Prüfung der höheren sakralen Künste. Außerdem gibt es neben dem schriftlichen Test auch noch den praktischen Teil, bei dem wir Eis-Elemente erzeugen müssen, was dir Schwierigkeiten macht.«

»Uff …« Kirito hatte gerade nach dem hölzernen Übungsschwert greifen wollen, doch Eugeos Hinweis ließ ihn innehalten. Für ein paar Sekunden schien er einen inneren Konflikt auszutragen, dann seufzte er und ließ seine Hand sinken. Leise murmelte er: »Mann, warum muss ich selbst hier noch für Prüfungen lernen …?«

In der Tat hatte Eugeo sich zu seinen Zeiten als Kerber in Rulid nicht vorstellen können, einmal in der Zentralstadt die sakralen Künste zu lernen. Natürlich machte auch ihm das Training mit dem Schwert mehr Spaß, als die komplizierten Mantras auswendig zu lernen. Doch wenn sie durch die theoretische Prüfung fielen, würden sie nicht die Qualifikation für das Kampfkunstturnier erhalten, ganz gleich, wie gut ihre Ergebnisse in den Schwertkünsten waren.

Das sollte auch seinem Partner bewusst sein, ohne dass Eugeo es ihm erklären musste. Kirito fuhr sich durchs Haar, das ebenso schwarz wie seine Uniform war, und sagte mit kraftloser Stimme: »Eugeo. Ich werde mich voll reinhängen und bis zur Nachtruhe büffeln. Es wäre toll, wenn du mir vielleicht mein Essen aus dem Speisesaal bringen könntest.«

»In Ordnung. Weißt du, es wäre einfacher, wenn du den Stoff regelmäßig Stück für Stück lernen würdest.«

»Du hast vollkommen recht. Aber es gibt nun mal auch Leute, die das nicht können …«, erwiderte Kirito seltsam tiefsinnig. Mit schweren Schritten schleppte er sich durch das Wohnzimmer und verschwand durch die Tür an der nördlichen Seite in sein Zimmer.

Anders als das Novizen-Wohnheim, in dem sie bis vor anderthalb Monaten gewohnt hatten, war das Wohnheim der Elite-Kadetten ein kreisförmiges Gebäude. Es hatte drei Stockwerke und eine Öffnung in der Mitte. Korridore verliefen rundherum an der Innenseite. Die Privatzimmer der zwölf Elite-Kadetten reihten sich außen an der Südseite aneinander.

Im Erdgeschoss befanden sich der Speisesaal und das große Bad. Im ersten und zweiten Stockwerk befanden sich jeweils sechs Zimmer für die Studenten. Je zwei Zimmer teilten sich einen Aufenthaltsraum. Eugeos und Kiritos Zimmer lagen im zweiten Stockwerk.

Die Zimmer wurden nach der Rangfolge in der Prüfung am Ende des ersten Jahres vergeben. Der Student mit dem besten Ergebnis erhielt das Zimmer 301 ganz im Osten des zweiten Stockwerks, der Zweitbeste erhielt Zimmer 302 und so weiter, sodass der Student auf dem zwölften Rang Zimmer 206 im ersten Stockwerk bekam. Eugeo hatte Zimmer 305 und Kirito die 306. Also hatten sie unter den 120 Novizen das fünft- beziehungsweise sechsbeste Ergebnis erzielt.

Halb geplant, halb aus Glück war es ihnen gelungen, zwei Zimmer nebeneinander zu bekommen. Natürlich hatten sie eigentlich die ersten beiden Ränge ergattern wollen, da es der einzig sichere Weg war, einen gemeinsamen Wohnraum zu bekommen. Doch in den Prüfungskämpfen gegen die Lehrer war Kirito Vierter geworden und Eugeo Fünfter. Sie waren schon bange gewesen, weil sie dadurch aufgeteilt worden wären. Kirito hatte jedoch beim Vorführen der Formen und der Prüfung der sakralen Künste weitere Punkte verloren, sodass er schlussendlich auf dem sechsten Rang gelandet war.

Somit hatten sie am Ende ihr Ziel erreicht, zusammenliegende Zimmer zu erlangen, aber eine Sorge ganz anderer Art blieb bestehen.

In einem Jahr, genauer gesagt, zehn Monaten würden sie die Akademie tatsächlich mit den zwei besten Ergebnissen abschließen müssen, um sich für das kaiserliche Kampfkunstturnier zu qualifizieren. Bei der Aufnahmeprüfung waren Kirito auf dem siebten und Eugeo auf dem achten Rang gewesen, also hatten sie gewisse Fortschritte gemacht. Aber bei dem Gedanken, dass über ihnen noch vier andere waren, fiel es ihm schwer, optimistisch zu bleiben.

Kirito war da gelassener. Er schien der Ansicht zu sein, dass sie schon gewonnen hatten, als sie Elite-Kadetten geworden waren. Sein Selbstvertrauen war nicht ganz unbegründet, denn die Rangfolge der Kadetten wurde statt der Gesamtpunktzahl in den Prüfungen anhand der vierteljährlichen Prüfungskämpfe festgelegt. In diesen Kämpfen traten sie nicht gegen Lehrpersonen, sondern andere Studenten an. Dabei wurden die üblichen Benotungsstandards außer Acht gelassen, und es reichte, den Gegner zu besiegen.

Sein Partner, der in vielerlei Hinsicht die Normen sprengte, hatte vor zweieinhalb Monaten, als sie noch Novizen gewesen waren, in einem Duell gegen den damaligen Elite-Kadetten ersten Ranges gesiegt. Tatsächlich war es per Schiedsspruch ein Unentschieden gewesen, dennoch war es eindeutig Kiritos Sieg gewesen. Zumal sein Gegner ein extrem starker Schwertkämpfer und ältester Sohn einer Adelsfamilie zweiten Ranges war, die seit Generationen die Ausbilder für den kaiserlichen Ritterorden stellte.

Eugeo hatte zwei Jahre lang von Kirito dessen ureigenen Aincrad-Stil erlernt und inzwischen auch Vertrauen in seine Fähigkeiten mit dem Schwert. Doch er war deswegen noch lange nicht so positiv gestimmt wie sein Partner. Selbst am Vortag der schriftlichen Prüfungen brachte er es nicht über sich, sein tägliches Training auszulassen.

Für gewöhnlich trainierten sie zusammen. Doch da sein Partner sich nun in sein Zimmer zurückgezogen hatte, um in letzter Minute noch zu pauken, nahm Eugeo sein Holzschwert und verließ notgedrungen allein das Zimmer.

Jenseits des kreisrunden Korridors auf der Gebäudeinnenseite lag die Öffnung, die vom Erdgeschoss bis hinauf zur zweiten Etage reichte. Durch das runde Oberlicht darüber war der rote Abendhimmel zu sehen. Solch prächtige Gebäude gab es nicht in Zakkaria, geschweige denn in Rulid. Der blank gebohnerte Parkettboden bestand aus dem hochwertigsten Edelholz, und an den Wänden des gewundenen Korridors hingen Gemälde mit Szenen aus der Geschichte des Kaiserreichs.

Meine Brüder würden mir niemals glauben, wenn ich ihnen erzähle, dass ich in solch einem prächtigen Gebäude wohne und sogar einen eigenen Pagen habe, dachte Eugeo geistesabwesend, während er durch den langen Korridor ging.

Selbst wenn sie Elite-Kadetten waren, war das schon eine ausnehmend gute Behandlung für einfache Studenten. Was für ein luxuriöses Leben mussten da erst die erfahrenen Schwertkämpfer auf den oberen Rängen des großen Turniers der vier Kaiserreiche führen – ganz zu schweigen von den Integrationsrittern der Axiom-Kirche, die mehr Macht hatte als die vier Kaiserfamilien.

»Schluss damit!« Eugeo klopfte sich selbst mit dem Holzschwert auf den Kopf.

Vielleicht lag es daran, dass er sich nach einem Jahr an der Akademie schon ein wenig an das Leben hier gewöhnt hatte, aber manchmal verlor er fast seine Gefühle beim Verlassen seines Dorfes aus den Augen. Er war nicht zu dieser Reise aufgebrochen, um sich als Schwertkämpfer einen Namen zu machen oder Geld und Ruhm zu erlangen.

»Alice …«, flüsterte er, um sich selbst an diesen wichtigen Namen zu erinnern.

Hier zu leben, in den Prüfungskämpfen zu siegen, Integrationsritter zu werden, all das waren nicht seine Ziele, sondern Mittel zum Zweck. Es diente alles dazu, seine blonde Kindheitsfreundin zu befreien, die irgendwo in der Central Cathedral der Axiom-Kirche eingesperrt sein musste.

Über eine Treppe im Norden des Gebäudes stieg Eugeo zum Erdgeschoss hinunter und ging zur angrenzenden Trainingshalle des Wohnheims. Auch das war eines der Sonderrechte der Elite-Kadetten. Zu ihrer Zeit als Novizen hatten sie ihr Holzschwert noch in der überfüllten Haupttrainingshalle oder im Freien schwingen müssen. Jetzt konnten sie nach Herzenslust in einer hellen, geräumigen Halle trainieren, ohne sich über ein Zeitlimit sorgen zu müssen.

Als er die Tür am Ende des kurzen Verbindungsflurs öffnete, roch er schon den frischen Holzgeruch des Parkettbodens, der jedes Jahr im Frühling erneuert wurde. Er blieb stehen und sog den Duft tief ein, dann hielt er plötzlich inne. In der Luft hing der Hauch eines klebrigen Parfüms.

Sobald er durch den kleinen Umkleideraum in die Halle trat, bewahrheiteten sich seine Befürchtungen.

Zwei Studenten in der Mitte der Halle drehten sich zu Eugeo um und zogen eine Grimasse. Einer von ihnen hatte gerade mit dem Holzschwert ausgeholt. Vielleicht war er beim Einüben der Formen gewesen. Der andere hatte die Haltung der Hände und Füße des Ersten korrigiert. Doch jetzt ließen beide mit einer übertriebenen Geste die Arme sinken.

Keine Sorge, ich werde mir von euch schon keine Technik abgucken, dachte Eugeo. Er nickte ihnen flüchtig zu und machte sich auf den Weg in eine abgelegene Ecke der Halle. Er hatte erwartet, dass sie ihn wie immer ignorieren würden. Doch heute trat aus irgendeinem Grund einer von ihnen vor und rief ihm zu: »Nanu, Kadett … Eugeo. Heute mal ganz allein unterwegs?«

Es war der Student, der gerade mit dem Schwert ausgeholt hatte. Er hatte eine kräftige, hochgewachsene Statur und trug eine grellrote Uniform. Sein blondes Haar hing in langen Wellen herab. Ein Lächeln trat in sein perfekt ebenmäßiges Gesicht. Aber seine kleine Kunstpause zwischen »Kadett« und »Eugeo« war ein Seitenhieb auf Eugeos Abstammung aus einer Bauernfamilie, die keinen Familiennamen hatte.

Auf solch eine kleine Stichelei zu reagieren, wäre nur eine Verschwendung von Trainingszeit gewesen, also überging Eugeo die Bemerkung und grüßte zurück. »Guten Abend, Kadett Antinous. Ja, leider ist mein Mitbewohner …«

Doch der andere Student schnitt ihm mit schriller Stimme das Wort ab. »Was für eine Frechheit! Wenn du Raios’ Namen in den Mund nimmst, hast du ihn mit ›Sir Elite-Kadett ersten Ranges‹ anzureden!«

Er hatte seine grauen Haare mit Öl zurückgekämmt und trug eine blassgelbe Uniform. Allmählich doch genervt wandte sich Eugeo ihm zu und verbeugte sich leicht. »Ich bitte vielmals um Verzeihung, Kadett Zizek.«

Sofort trat der Student einen Schritt auf ihn zu und baute sich vor ihm auf. »Du häufst Frechheit auf Frechheit! Mich sprichst du gefälligst mit ›Sir Elite-Kadett zweiten Ranges‹ an! Du trittst die Geschichte und Traditionen unserer ehrwürdigen Akademie mit Füßen …!«

»Lass es gut sein, Humbert«, sagte Raios und klopfte seinem Freund von hinten auf die Schulter. Der verstummte sofort und trat zurück.

Humbert Zizek, der grauhaarige Student, war in der Tat auf dem zweiten Rang der zwölf Elite-Kadetten, die hier im Wohnheim lebten. Der blonde Raios Antinous war der oberste Elite-Kadett und damit der Nachfolger von Volo Levantein, der sich vorletzten Monat einen heftigen Kampf mit Kirito geliefert hatte.

Im Gegensatz zu Volo, der die Aura eines stoischen Kämpfers gehabt hatte, trug Raios die Opulenz des Hochadels zur Schau. Doch ihre Schwertkunst ähnelte sich sehr. Das lag zum einen natürlich daran, dass sie beide den Hoch-Norkia-Stil praktizierten. Es war allerdings schwer zu akzeptieren, dass Raios, mit seinem kultivierten, aber auch boshaften Charakter den gleichen Stil wie Volo ausübte, bei dem alles auf einen entscheidenden, mächtigen Angriff gesetzt wurde.

Als Eugeo einmal mit Kirito darüber gesprochen hatte, hatte der gemeint, dass das Schwertkönnen der adligen Studenten zur Hälfte auf ihrem gewaltigen Selbstwertgefühl beruhe, das sie sich von klein auf angeeignet hatten. Raios’ Hingabe für die Schwertkunst und die Härte seines Trainings konnten sich zwar nicht mit Volos messen, aber sein Selbstwertgefühl übertraf das seines Vorgängers bei Weitem. Deswegen hatte Raios’ Schwertkunst laut Kirito diese unangenehme, aufdringliche Schwere.

»Aber bedeutet Selbstbewusstsein nicht das Gleiche wie Stolz? Wenn sie so viel Stolz haben, warum lassen sie sich dann zu diesen albernen Schikanen herab?«, widersprach Eugeo, dem es nicht einleuchten wollte.

Kirito dachte kurz darüber nach und antwortete: »Stolz muss man sich selbst gegenüber immer wieder beweisen. Aber das gilt nicht für das Selbstwertgefühl. Ich glaube, Raios und die anderen bilden ihr Selbstwertgefühl über den Vergleich zu anderen. Deswegen versuchen sie uns bei jeder Gelegenheit herabzusetzen, weil wir nicht aus Centoria, geschweige denn adlig sind. Anders können sie sich ihr Selbstwertgefühl nicht bewahren.«

Für Eugeo war das schwer zu begreifen, aber wenn es so war, würde es sie nur in ihrem Selbstwertgefühl bestärken, wenn er sich ihnen gegenüber demütig verhielt.

Er war durchaus versucht, sich genauso provokativ und verächtlich zu verhalten wie sie. Aber im Gegensatz zu seinem Partner beherrschte Eugeo nicht die Kunst, immer haarscharf an der Grenze zur Regelüberschreitung zu balancieren. Zudem widerstrebte es ihm, unnötig Zwietracht zu säen.

Obwohl er sich für seinen folgsamen Charakter schämte, verbeugte er sich entschuldigend vor ihnen und setzte seinen Weg in die Ecke der Trainingshalle fort.

Als er über die unlackierten Holzdielen ging, die gerade erst im Wald nahe der Zentralstadt geschlagen worden und noch ganz frisch waren, verflog sein beklommenes Gefühl allmählich. Bei all den Steingebäuden in der Zentralstadt war dieser Ort mit seinem frischen Holzduft eine willkommene Abwechslung.

Raios und die anderen haben vielleicht von klein auf von einem Privatlehrer die Schwertkunst erlernt, aber ich habe dafür sieben Jahre lang im Wald von Rulid jeden Tag zweitausendmal auf die Gigas Cedar geschlagen. Es mag mir zwar an Selbstvertrauen fehlen, aber auch ich habe meinen Stolz … auch wenn ich kein Schwert, sondern eine Axt geschwungen habe.

Er blieb vor den Stämmen stehen, die zu Übungszwecken an der westlichen Wand aufgestellt waren. Auch sie wurden regelmäßig zusammen mit dem Boden ausgewechselt, und die Seiten hatten noch kaum Kerben.

Er packte sein Holzschwert aus Platineiche mit beiden Händen, nahm die Grundstellung ein und beruhigte seine Atmung. Er hob das Schwert über seinen Kopf und schwang es dann mit einem kurzen Kampfschrei hinab. »Ha!«

Das Schwert traf mit einem schweren Aufprall auf die rechte Seite des Stamms, der bis in seinen Kern erschüttert wurde.

Er spürte den angenehmen Widerstand in seinen Händen und trat wieder einen Schritt zurück. Dieses Mal schlug er von links zu. Dann von rechts, dann wieder von links. Nach zehn Wiederholungen verschwand alles außer ihm selbst, dem Schwert und dem Stamm aus seinem Bewusstsein.

Eugeos allabendliches Training bestand nur aus vierhundert Überkopfhieben von beiden Seiten. Er übte nicht wie Raios und Humbert gerade die komplizierten Formen, die sie im Unterricht erlernten. Sein Partner und Lehrer Kirito hatte ihm erklärt, dass das nicht nötig sei.

In dieser Welt sei es entscheidend, was man in sein Schwert legte, hatte er Eugeo erklärt, als er ihn in der Schwertkunst unterrichtet hatte. »Die Geheimtechniken des Norkia-,

Baltio- und unseres Aincrad-Stils sind sehr mächtig. Wenn man erst mal den Dreh heraushat, wie die Techniken zu aktivieren sind, bewegt sich das Schwert fast wie von selbst. Das Problem ist das, was danach kommt. In Zukunft werden die Kämpfe zunehmen, in denen Geheimtechnik mit Geheimtechnik aufeinanderprallt, wie in meinem Duell gegen Volo. In dem Fall entscheidet das Gewicht des Schwertes über den Ausgang des Kampfes.«

Gewicht.

Eugeo begriff, dass damit nicht einfach das physische Gewicht des Schwertes gemeint war.

Volo Levantein, der sich mit Kirito duelliert hatte, legte all seinen Stolz und seine Verantwortung als Nachkomme einer Familie von Ausbildern der Ritterorden in sein Schwert. Für Golgorosso Balto, dem Eugeo ein Jahr lang als Page gedient hatte, war es sein Vertrauen in seinen gestählten Körper. Für Kiritos Mentor Sortiliena Serlut war es ihre vollendete Geschicklichkeit mit dem Schwert. Und Raios und Humbert bildeten das »Gewicht« ihres Schwertes aus dem Selbstwertgefühl als Angehörige des hohen Adels.

Was soll ich dann in mein Schwert legen?

Als Eugeo diese Frage gestellt hatte, hatte Kirito mit seinem typischen Grinsen geantwortet, dass er das selber herausfinden müsse. Doch dann war er offenbar zu dem Schluss gekommen, dass er es dabei nicht bewenden lassen konnte. Also hatte er hinzugefügt, dass Eugeo es beim bloßen Einstudieren der Formen nicht finden würde.

So hatte Eugeo während ihrer Reise nach Centoria und auch nach der Aufnahme an der Akademie Tag für Tag eifrig seine Schwerthiebe geübt. Er war weder ein Adliger noch ein Schwertkämpfer. Alles, was er hatte, war seine langjährige Erfahrung simpler Axtschwünge im Wald südlich von Rulid.

Nein, eigentlich gab es da noch etwas: seinen Wunsch, Alice zurückzuholen, die von der Axiom-Kirche verschleppt worden war. Auch während er jetzt sein Holzschwert schwang, verschwand das Gesicht des blonden Mädchens nie aus seinem Herzen. Wahrscheinlich war es auch damals so gewesen, als er im heimatlichen Wald die Gigas Cedar bearbeitet hatte.

Dieser Tag im Sommer lag nun schon acht Jahre zurück.

Damals hatte Eugeo nur zusehen können, wie Alice von dem Integrationsritter namens Deusolbert Synthesis Seven abgeführt wurde. In seinen Händen hatte er die Drachenknochenaxt gehalten, die selbst Eisen zerschnitt, und doch hatte er sie nicht erheben können. Gleich neben ihm war jemand gewesen … ein Junge in seinem Alter, der ihn verzweifelt angefleht hatte, etwas zu unternehmen.

Richtig … wer war dieser Junge nur gewesen? Alice war Eugeos einzige Freundin gewesen, die ihn so beim Namen gerufen hatte. Trotzdem hatte er immer noch ein leises Echo dieser Jungenstimme im Ohr.

Während er im Hinterkopf seine Schwerthiebe mitzählte, tauchte er immer tiefer in seine Erinnerungen, bis plötzlich eine hämische Stimme hinter ihm ertönte und ihn aus seiner Konzentration riss.

»Du liebe Zeit, Eugeo hat immer reichlich seltsame Trainingsmethoden, nicht wahr?«

Das Holzschwert verfehlte sein Ziel, und ein unangenehmer Rückstoß ließ seine Hände kribbeln, wie bei einem verpatzten Hieb mit der Axt zu seiner Zeit als Kerber.

Die Bemerkung war ganz bewusst so laut geäußert worden, dass Eugeo sie deutlich hören konnte, obwohl er in seiner Ecke der großen Trainingshalle ein gutes Stück von Raios und Humbert entfernt war. Eigentlich sollten ihn die Sticheleien der beiden inzwischen nur noch langweilen. Doch leider verunsicherten sie ihn immer noch. Ignorier sie einfach, schärfte er sich ein und schwang weiter sein Schwert.

»Er macht jeden Abend nichts anderes. Da fragt man sich schon, welchen Sinn diese Stockhiebe ohne jede Form oder Technik haben, oder, Humbert?«

»Allerdings, Raios!«

Er hörte sie vernehmbar spotten und dann höhnisch lachen. Eugeo zeigte keine Reaktion, aber in Gedanken konterte er: Wenn Kirito nicht da ist, spuckst du immer ganz schön große Töne, Raios.

Aus irgendeinem Grund hatten Raios und Humbert in den letzten zwei Monaten mit ihren Provokationen aufgehört, wenn Eugeo und Kirito zusammen waren. Umso mehr schikanierten sie Eugeo, wenn er allein war. Der Grund war weniger, dass sie dachten, mit Eugeo sei leicht fertigzuwerden, sondern dass ihnen Kirito unheimlich war.

Am Ende ihrer Zeit als Novizen schien etwas zwischen ihnen und Kirito vorgefallen zu sein. Als er aber seinen Freund danach gefragt hatte, hatte der nur geantwortet, dass es eine kleine Auseinandersetzung gegeben hätte. Raios konnte er natürlich nicht danach fragen. Es schien etwas damit zu tun zu haben, dass Kirito seiner Mentorin nach der Abschlusszeremonie im letzten Monat einen Topf voller seltener blauer Blumen geschenkt hatte. Bei dem Anblick waren Raios und Humbert seltsam blass geworden. Eugeo hatte jedoch keine Ahnung, was das zu bedeuten hatte.

Jedenfalls war er nicht unglücklich darüber, dass er von ihren Schikanen verschont blieb, solange er mit Kirito zusammen war. Doch nun, da er Elite-Kadett war, konnte er sich nicht mehr ewig im Schatten seines Partners verstecken.

In ein paar Wochen, Mitte des sechsten Monats, würden bereits die ersten Prüfungskämpfe des Jahres stattfinden. Obwohl die finale Rangfolge erst unmittelbar vor dem Abschluss festgelegt wurde, waren seine Aussichten düster, wenn er gleich im ersten direkten Duell eine herbe Niederlage gegen Raios und Humbert einstecken müsste. Sortiliena, die ein Jahr lang auf dem zweiten Rang gewesen war, hatte im letzten Wettkampf den bis dahin obersten Elite-Kadetten Volo Levantein besiegt und damit einen Umsturz der Rangfolge bewirkt. Doch so etwas geschah quasi nie, wie ihm Golgorosso so voller Begeisterung erklärt hatte, als sei es seine eigene Leistung gewesen.

Wie Volo waren auch die diesjährigen Elite-Kadetten ersten und zweiten Ranges, Raios und Humbert, von Kindesbeinen an im Hoch-Norkia-Stil unterrichtet worden. Ihre Persönlichkeiten waren zwar alles andere als respektabel, aber ihre Schwertkunst übertraf die der anderen Studenten adliger Abstammung deutlich. Es war nicht einmal mehr ein Monat bis zu den ersten Wettkämpfen, und Eugeo hatte immer noch nicht herausgefunden, was er in sein Schwert legen sollte, um es mit ihrer Kraft aufnehmen zu können.

Na, zumindest habe ich nicht weniger Schwünge mit dem Schwert gemacht als ihr, überlegte er, als er seinen vierhundertsten Hieb beendete und sich langsam aufrichtete.

Er zog ein kleines Handtuch aus seinem Gürtel und wischte damit zuerst das Holzschwert sorgfältig ab. Dann trocknete er sich den Schweiß von Stirn und Nacken, wobei er einen flüchtigen Blick über die Schulter warf. Raios und Humbert nahmen immer noch die Mitte der Trainingshalle in Beschlag und beurteilten sich gegenseitig bei der Ausführung der Formen.

Er wandte sich wieder nach vorn und atmete einmal durch. In diesem Moment schlug die Glocke der Zeitverkündung im Turm des Hauptgebäudes die sechste Stunde. Es war die gleiche Melodie wie die der Kirchenglocken in seiner Heimat. Im Gegensatz zum Novizen-Wohnheim mit seinen vielen Regeln wurde die Tagesplanung im Elite-Kadetten-Wohnheim zu großen Teilen dem Ermessen der Studenten überlassen. Zwischen sechs und acht Uhr konnten sie jederzeit zu Abend essen. Er hätte also noch etwas länger trainieren können. Aber da sein Partner gerade fleißig für die Prüfungen lernte, musste er ihm das Abendessen aufs Zimmer bringen.

Kirito hat gar nicht gesagt, was er essen möchte. Wenn es diese sauer eingelegte Klumpmelone gibt, die er nicht mag, bring ich ihm einen ganzen Teller voll davon mit.

Er steckte sein Handtuch und das Holzschwert in seinen Gürtel und machte sich auf den Weg zum Ausgang. Da hörte er Raios mit erhobenem Schwert sagen: »Nanu, Kadett Eugeo schlägt nur auf den Baumstamm ein, ohne die Formen zu trainieren.«

Sofort stieg Humbert darauf ein. »Wie man hört, hat Eugeo in irgendeinem Kaff Bäume gefällt. Womöglich kennt er nichts anderes als Techniken gegen Baumstämme?«

»Ach du meine Güte! In dem Fall sollten wir ihn wohl zumindest in einer Form unterweisen, wenn wir schon unter demselben Dach trainieren, was?«

»Oh, dein Edelmut ist fürwahr ein Musterbeispiel des Adels!«

Bei diesem offensichtlich einstudierten Wortwechsel musste Eugeo mit aller Macht ein Stöhnen unterdrücken und ging einfach weiter. Doch dann sprach ihn Humbert direkt an, und er blieb notgedrungen stehen.

»Was sagst du dazu, Eugeo? Wirst du Raios’ großzügiges Angebot annehmen und dich unterweisen lassen? Solch eine Gelegenheit wird sich dir kein zweites Mal bieten.«

Nun konnte er nicht mehr so tun, als hätte er sie nicht gehört, und gehen. Es wäre unhöflich gewesen, sie bewusst zu ignorieren, nachdem sie ihn angesprochen hatten. Es war Sitte, dass das Recht der Elite-Kadetten, Disziplinarstrafen durchzuführen, nur auf Novizen und Kadetten angewandt wurde. Da Eugeo genau wie sie ein Elite-Kadett war, sollte er von irgendwelchen Strafen verschont bleiben. Allerdings war diese Sitte keine festgelegte Regel, und bei diesen beiden war es durchaus denkbar, dass sie ihm eine Strafe für unhöfliches Verhalten auferlegen würden.

Also wollte er dankend ablehnen und die Trainingshalle verlassen. Doch dann überlegte er es sich anders.

Vielleicht war es tatsächlich eine günstige Gelegenheit.

Raios und Humbert waren die Elite-Kadetten ersten und zweiten Ranges – mit anderen Worten, der stärkste und zweitstärkste Schwertkämpfer unter den Studenten der Akademie. Auch Kirito mahnte hin und wieder, dass die beiden nicht zu unterschätzen waren, und Eugeo hatte keineswegs die Absicht, ihre Fähigkeiten auf die leichte Schulter zu nehmen.

Andererseits konnte sich Eugeo nicht ganz damit abfinden, dass ihre Stärke ihrem Selbstwertgefühl entsprang. Wie sie sich etwas auf ihren hohen Stand einbildeten, alle Studenten aus Adelsfamilien niedrigeren Ranges oder dem einfachen Volk verachteten und verspotteten … Wie konnte es sein, dass solch eine Gesinnung ihnen Stärke verlieh? Würde es denn nicht seine Haltung von Respekt und Liebe gegenüber den Menschen beschmutzen, die er in seiner Kindheit von seinen Eltern, Schwester Azalia, Dorfvorsteher Gasupht und seiner Freundin Alice gelernt hatte, wenn er das akzeptierte?

Obwohl sie ihm auch jetzt gerade unverhohlen verächtliche Blicke zuwarfen, wollte sich Eugeo ein Mindestmaß an Achtung ihnen gegenüber bewahren – wenngleich er es nicht über sich brachte, sie zu mögen. Aber seine Bemühungen wären vergebens, wenn diese Einstellung sie nur weiter in ihrem Selbstwertgefühl bestärken und ihnen damit mehr Kraft verleihen würde.

Trotzdem wollte er es ihnen auf keinen Fall gleichtun und eine Lebensweise voller Verachtung für andere wählen. Aber bis zu den Prüfungskämpfen im nächsten Monat wollte er unbedingt wissen, was für eine Kraft sie aus ihrem Selbstwertgefühl schöpften. Jetzt, wo sie ihm von sich aus eine Unterweisung vorgeschlagen hatten, war vielleicht die Gelegenheit dazu.

Als er zu diesem Schluss gekommen war, fiel ihm auf, dass es nach einer von Kiritos Ideen klang. Dann sagte er: »Du hast recht, solch eine Gelegenheit kommt vielleicht tatsächlich nie wieder. Darf ich dich also beim Wort nehmen und um eine Unterweisung bitten?«

Raios und Humbert zogen die Augenbrauen hoch. Offenbar hatten sie diese Reaktion nicht erwartet. Doch sofort verzogen sich ihre Münder zu einem Grinsen.

Humbert breitete die Arme aus und rief mit schriller Stimme: »Ha ha, aber natürlich. Dann zeig uns doch gleich mal deine Formen. Mal sehen, beginnen wir doch mit etwas Einfachem wie der dritten Form der wilden Flammen …«

»Nein, Sir Elite-Kadett zweiten Ranges Zizek.« Eugeo hob seine rechte Hand und wählte seine Worte mit Bedacht. »Wo ihr mir schon so freundlich eine Unterweisung anbietet, würde ich statt einer Beurteilung meiner Formen gern eine direkte Anleitung durch dein edles Schwert erhalten.«

»Wie bitte …?« Das höhnische Grinsen schwand aus Humberts Gesicht. Stattdessen lagen in ihm nun der Argwohn darüber, was Eugeo damit bezweckte, und die Grausamkeit eines Raubtiers, das mit seiner Beute spielte. »Eine direkte Anleitung, sagst du …? Heißt das, du willst von meinem Schwert getroffen werden, Kadett Eugeo?«

»Ich würde natürlich einen kontaktlosen Kampf vorziehen. Aber da ich derjenige bin, der um eine Unterweisung bittet, wäre es ungehörig, weitere Forderungen zu stellen.«

»Ho ho, verstehe, verstehe. Dann wirst du sicher mit der Ersttreffer-Regel einverstanden sein.«

Humberts ordentlich zurückgekämmtes Haar schien sich ein wenig zu sträuben. Seine ohnehin schmalen Augen verengten sich zu Schlitzen und betrachteten Eugeo mit blutrünstigem Blick. Seine sadistische Vorfreude hatte sich gegen seinen Zweifel an Eugeos allzu demütigem Verhalten durchgesetzt. »Als der Elite-Kadett zweiten Ranges und Adliger vierten Ranges ist es gewissermaßen meine Pflicht, einer

Bitte nach Unterweisung nachzukommen. Also gut. Ich werde dir meine Schwertkunst demonstrieren.«

Kaum hatte Humbert das gesagt, da zog er auch schon sein Übungsschwert in einer übertriebenen Geste von seinem Gürtel. Es war wie Eugeos Schwert aus Platineiche gefertigt, aber in die Seitenflächen der Klinge war ein feines Muster graviert.

Raios schien etwas zu ihm sagen zu wollen, doch dann schloss er den Mund wieder, als hätte er es sich anders überlegt. Ohne Eile trat er drei Schritte zurück. Als Humbert ihm einen Blick zuwarf, nickte Raios ihm mit einem leichten Lächeln zu.

Die Zustimmung seines Partners beflügelte Humbert noch mehr. Er richtete seine Schwertspitze genau auf Eugeo, der immer noch mit hängenden Armen aufrecht dastand, und schrie: »Also, beginnen wir! Du sollst die Essenz des Hoch-Norkia-Stils am eigenen Leib erfahren!«

Er machte einen Ausfallschritt und hob das Schwert in seiner rechten Hand über die Schulter. Es war die Stellung der Geheimtechnik »Donnerblitz-Hieb« des Norkia-Stils. Entgegen seiner vorigen Aussage setzte er nicht den mächtigen »Himmelsbergspalter« des Hoch-Norkia-Stils ein. Sicherlich nicht, weil er um Eugeos Wohlergehen besorgt war, sondern weil ihm die Technik für dieses Duell zu schade war.

Aber auch der »Donnerblitz-Hieb« war als Technik nicht zu unterschätzen. Selbst bei einem Holzschwert ohne Schneide würde seine Lebensspanne bei einem direkten Treffer auf den Kopf halbiert werden, und er würde das Bewusstsein verlieren. Natürlich war es ein schwerwiegender Verstoß gegen den Tabu-Index, die Lebensspanne eines anderen zu verringern. In einem einvernehmlichen Duell war jedoch ein einziger Treffer erlaubt. Und zweifellos legte es Humbert genau darauf an.

Sein fein gearbeitetes Übungsschwert leuchtete blau auf. Mit einer dem zweiten Elite-Kadetten gebührenden Geschwindigkeit aktivierte er die Geheimtechnik. Doch Eugeo konnte die Bahn des Schwertes deutlich vorhersehen. Schließlich war der »Donnerblitz-Hieb« identisch mit »Vertical«, einer der vielen Geheimtechniken des Aincrad-Stils.

»Huaaah!« Humbert stieß einen schrillen Kampfschrei aus. Sein Schwert schoss vor.

Doch inzwischen hatte sich auch Eugeo in Bewegung gesetzt. Er hatte sein Holzschwert von der linken Hüfte gezogen und innerhalb eines Atemzugs selbst eine Geheimtechnik aktiviert. Er parierte das von oben auf ihn zu schnellende Schwert mit einem schrägen Hieb von unten, der Technik »Slant« des Aincrad-Stils.

Eigenartigerweise waren die Techniken, die Kirito ihm beigebracht hatte, allesamt nicht in der Gemeinen Sprache, sondern der Sakralen Sprache benannt. Vermutlich lag es daran, dass Kirito als »Vectors Findelkind« alle Erinnerungen an die Zeit, bevor er in Rulid aufgetaucht war, verloren hatte. Es war ein großes Glück, dass er nicht auch noch die Schwertkunst selbst vergessen hatte.

»Slant« war wie der »Donnerblitz-Hieb« ein einfacher Angriff. Die Besonderheit dieser Technik war, dass der Hieb entweder von oben rechts nach unten links oder von unten links nach oben rechts ausgeführt werden konnte. In letzterem Fall stimmte die Bewegung mit dem Ziehen des Schwertes von der Hüfte überein, wodurch die Zeit für die Aktivierung der Technik stark verkürzt werden konnte.

In der Regel war es unmöglich, rechtzeitig mit einer Geheimtechnik zu kontern, wenn der Duellgegner bereits eine Technik gestartet hatte. Man musste daher so weit wie möglich nach hinten oder zur Seite springen, um auszuweichen –

und auch das glückte nur selten. Doch Eugeo verzögerte den Start des »Slant« so, dass sein Schwert mit einer türkisen Spur durch die Luft schnellte und mit Humberts »Donnerblitz-Hieb« kollidierte. Es gab ein Krachen und einen Lichtblitz, die man von Holzschwertern nicht erwartet hätte.

»Woah …!«, entfuhr es Humbert. Aber die flüchtige Überraschung in seinem Gesicht wandelte sich jäh in Zorn, und er drückte das Schwert mit aller Macht nieder. Das blaue und türkise Leuchten um die zwei widerstreitenden Schwerter war noch nicht erloschen. Sobald eines von beiden auch nur wenige Cen zurückgedrängt würde, würde im gleichen Augenblick die Geheimtechnik abgebrochen und das Schwert sofort zurückgeschleudert werden. Eugeo stemmte beide Füße fest auf den Boden und versuchte, sein Schwert durchzuziehen.

Ein dumpfes Knarren ertönte, und Humberts Schwert gab ein wenig nach. Das blaue Licht des »Donnerblitz-Hiebs« flackerte leicht und signalisierte den anstehenden Abbruch der Technik.

Ich wusste es. In einem simplen Kräftemessen bin ich ihm überlegen!

Obwohl Eugeo das schon erwartet hatte, bestärkte die Bestätigung ihn noch in seiner Überzeugung. Zwar konnte er es auf keinen Fall mit der bis in die Finger- und Zehenspitzen perfektionierten Körperhaltung der Adligen aufnehmen, aber seine Muskelkraft stand der ihren in nichts nach. Schließlich hatte er diese in der Heimat Tag für Tag mit zweitausend Schwüngen der schweren Axt trainiert. Selbst Golgorosso, der sehr stolz auf seine stählernen Muskeln war, hatte Eugeos Körperbau mit den Worten gelobt, er sei »zwar

schmal, aber fabelhaft trainiert«.

Manche der Schüler aus adligen Familien, die den Hoch-Norkia-Stil pflegten, schmähten den Baltio-Stil des bürgerlichen Golgorosso als Bauern-Schwertkunst. Doch wenn man nicht in einer Vorführung, in denen sie um die Eleganz der Formen wetteiferten, sondern einem Duell antrat, war auch die Muskelkraft eine vortreffliche Waffe. Und mit dem anpassungsfähigen Aincrad-Stil, den ihn Kirito gelehrt hatte, konnte er aus jeder Lage in den Nahkampf mit gekreuzten Schwertern übergehen.

Selbst wenn ich noch nicht gefunden habe, was ich in mein Schwert legen sollte, kann ich es mit meiner verfeinerten Technik und Stärke mit jedem Adligen aufnehmen!, dachte Eugeo zuversichtlich und wollte mit aller Kraft das gegnerische Schwert zurückdrängen.

Doch in diesem Moment verzerrte sich Humberts Gesicht hinter den verschränkten Schwertern zu einer grässlichen Grimasse. Seine Augen sprühten vor Zorn, als er mit zorniger Stimme zwischen zusammengebissenen Zähnen hervorstieß: »Werde bloß nicht … übermütig!«

Zeitgleich nahm das schon fast erloschene blaue Licht einen schwärzlichen Farbton an und leuchtete wieder auf.

Jetzt war es Eugeos Holzschwert, das bedenklich knarrte. Das Gewicht, das auf seinem rechten Arm lastete, verdoppelte sich. Ein scharfer Schmerz schoss ihm durch Handgelenk und Schulter. Die zwei Cen, die er Humberts Schwert gerade zurückgedrängt hatte, waren im Nu zunichtegemacht, bis die beiden Schwerter wieder in ihrer Ausgangsposition verschränkt waren.

Was ist das für eine Kraft?!

Eugeo konnte der erneuten Attacke gerade noch standhalten und riss überrascht die Augen auf. Humbert kam immer nur in die Trainingshalle, um die Schönheit seiner Formen zu prüfen, ohne je einen Tropfen Schweiß zu vergießen. Er konnte unmöglich über solch eine Kraft verfügen. Wenn es also keine physische Kraft war … musste es wohl die Kraft sein, die er aus seinem Selbstwertgefühl schöpfte, ganz wie Kirito gesagt hatte. Diese Gesinnung, sich selbst zu achten und auf andere hinabzusehen, war unvereinbar mit Eugeos Wertvorstellungen. Doch offenbar verlieh genau diese Einstellung Humberts Schwert eine Macht, mit der er Eugeos tägliches Training übertrumpfen konnte.

Eugeo konnte es nicht verstehen. Er wollte einfach nicht glauben, dass die Göttin der Schöpfung Stacia die Existenz solch eines Prinzips zulassen würde.

Während er noch das Geschehen vor seinen Augen zu leugnen versuchte, sträubten sich plötzlich Humberts Haare, und er zischte: »Dachtest du wirklich, du könntest mich mit solch einer heimtückischen Attacke schlagen?«

»Heim…tückisch?«

»Allerdings! Vorzugeben, sich treffen zu lassen, um dann solch eine Technik ohne Form und Stil einzusetzen – wenn das nicht heimtückisch ist, was dann?«

»Nein! Das ist Bestandteil meines Schwertstils … des Aincrad-Stils!«, rief Eugeo unwillkürlich. Der Hoch-Norkia-Stil legte größten Wert auf die Kraft und Schönheit der Techniken, während der Aincrad-Stil eine praktische Schwertkunst war, die vor allem darauf ausgelegt war, einen Treffer zu landen. Daher erforderte der Stil Geheimtechniken, die besonders schnell anzuwenden waren, und verfügte außerdem über Kombo-Techniken, die es in keinem anderen Stil gab.

Das Prinzip des Aincrad-Stils zeigte sich in der Lebensweise von Kirito, des einzigen Überlieferers. Ohne sich zur Schau zu stellen, ohne zu prahlen, strebte er auf sein Ziel zu. Er gab nie auf, wenn er auf ein Hindernis traf, sondern versuchte sich noch ein zweites und ein drittes Mal daran. Wäre Kirito nicht an seiner Seite gewesen, hätte Eugeo wohl nie Zakkaria, geschweige denn Centoria erreicht.

Deswegen protestierte Eugeo auch so heftig, als Humbert den Aincrad-Stil so durch den Schmutz zog. Doch seine emotionale Erschütterung griff auch auf seinen Körper über, sodass sein Schwert ein wenig zurückgedrängt wurde. Nun war es das türkise Licht um Eugeos Holzschwert, das unbeständig flackerte. Breitbeinig und mit zurückgebeugtem Oberkörper stand er da und versuchte angestrengt, dagegenzuhalten.

Humbert grinste. Seine Stimme klang wie Fingernägel auf einer Tafel, als er höhnte: »In deiner erbärmlichen Lage zeigt sich die Armseligkeit deines Stils. Du hast wohl gedacht, du könntest mit etwas Glück im nächsten Wettkampf meinen oder Raios’ Rang einnehmen … Aber daraus wird nichts. Wenn ich jetzt deine rechte Schulter zerschmettere, wirst du so bald kein Schwert mehr schwingen.«

»Ugh …!« Eugeo hielt mit zusammengebissenen Zähnen dagegen, doch Humberts Schwert lastete immer schwerer auf ihm. Selbst wenn eine Schwerttechnik zurückgeschlagen wurde, konnte sie noch recht lange fortgesetzt werden, sofern man den Hieb auf der ursprünglichen Bahn weiterführte. Aber Eugeos Schwert wurde durch Humberts »Donnerblitz-Hieb« von oben niedergedrückt, sodass es bereits allmählich von seiner Bahn abwich. Wenn sein Schwert noch einen Cen, nein, nur fünf Mil weiter zurückgedrängt würde, würde der »Slant« abgebrochen werden und seine rechte Schulter wie angekündigt einen schmerzhaften Treffer erleiden.

Natürlich verfügte die Akademie über eine erstklassige Krankenstation, die mit einer großen Menge von Medikamenten ausgestattet war. Außerdem war dort immer ein Heiler anwesend, der in speziellen sakralen Künsten ausgebildet war. Allerdings war die Wirkung von Medizin und Heilkünsten begrenzt. Schwere Verletzungen wie etwa Knochenbrüche konnten ohne den Einsatz von gefährlichen sakralen Künsten, also zum Beispiel der direkten Übertragung von Lebenskraft, nicht sofort geheilt werden. Wenn er jetzt solch eine Verletzung erleiden sollte, würde er womöglich nicht an den Prüfungswettkämpfen im nächsten Monat teilnehmen können …

Wie idiotisch! Ein Schwertkämpfer hat doch keine Angst vor Verletzungen!

Eugeo schüttelte die Furcht ab, die sich in sein Herz schleichen wollte, und versuchte, sein Bewusstsein allein auf sein Schwert zu richten.

Er war auf Humberts Provokation eingegangen, obwohl er auch einfach hätte gehen können. Er selbst hatte ein Duell gefordert. Sich jetzt von den Worten seines Gegners verunsichern zu lassen und eine Niederlage zu fürchten, war absolut erbärmlich. Wenn er erst sein Schwert gezogen hatte, konnte er nur alle Technik und Kraft aufbieten. Der Rest würde kommen, wie er kommen musste. Das war der Geist des Aincrad-Stils.

Außerdem habe ich noch nicht alles gegeben.

Er konzentrierte sich nicht mehr auf den sadistisch grinsenden Humbert, sondern voll und ganz auf das Schwert in seiner rechten Hand. Er spürte die Härte und Schwere des Eichenholzes, wie es sich bog und knarrte. Selbst die minimalen Vibrationen des erlöschenden »Slant« konnte er spüren.

Du musst eins werden mit deinem Schwert, sagte sein bester Freund und Lehrer Kirito immer. Diesen Status hatte Eugeo zwar noch nicht erreicht, aber dank seiner täglichen Übungsschläge hatte er manchmal – wenn auch nur äußerst selten –

das Gefühl, die Stimme des Schwertes zu hören. Als würde ihm das Schwert zuraunen: Nicht so, mach die Bewegung so.

Auch jetzt schien es ihm, als würde er das Flüstern des Schwertes hören.

Wenn er den Angriff von oben nur von unten abzufangen versuchte, würde er zwangsläufig überwältigt werden. Er musste zu einer anderen Technik wechseln.

»Uoh!« Eugeo stieß einen Kampfschrei aus, was unge-wöhnlich für ihn war. Er drehte sein Handgelenk und parierte Humberts Schwert mit der rechten Seite seiner Klinge. Sofort wurde der »Slant« abgebrochen. Mit einem unheimlichen blau-schwarzen Leuchten näherte sich der »Donnerblitz-Hieb« seiner rechten Schulter.

Eugeo widersetzte sich dem Schwung nicht, sondern ließ den gegnerischen Angriff an seinem Holzschwert abgleiten und hielt es dann über seine Schulter. Auf der Stelle startete die Geheimtechnik »Vertical« des Aincrad-Stils.

Humberts Schwert erfasste den rechten Ärmel seines Trainingsanzugs und riss den indigoblauen Stoff mehrere Cen auf.

Doch da schlug Eugeos bläulich strahlendes Schwert die Waffe seines Gegners heftig zurück.

»Wuah!« Überrascht riss Humbert die Augen auf. Einen Gegenangriff hatte er offenbar nicht erwartet. Auch Raios und Humbert mussten von den Kombo-Angriffen im Aincrad-Stil gewusst haben. Aber vermutlich hatten sie nicht erwartet, dass man damit mehrere Geheimtechniken verbinden konnte. Eugeo selbst hatte zuvor keine Ahnung gehabt, dass so etwas überhaupt möglich war. Sein Körper hatte sich im Kampf einfach wie von selbst bewegt.

Humberts Schwert wich augenblicklich über fünfzehn Cen zurück. Das Licht des »Donnerblitz-Hiebs« erlosch abrupt. Er verlor die Balance, und seine Füße hoben vom Boden ab.

Doch das musste man wohl Glück nennen. Wäre er fest stehen geblieben, hätte Eugeos Schwert seine linke Schulter getroffen. Humberts Körper wurde von der Kraft des »Vertical« in die Luft gerissen und mehr als drei Mer nach hinten geschleudert.

Wäre er einfach zu Boden gefallen, wäre das Duell ein glatter Sieg für Eugeo gewesen. Aber er landete zwar laut polternd auf den Füßen, weigerte sich jedoch mit seinem typischen Starrsinn, zu fallen. Seinen Körper weit zurückgebeugt, behielt er gerade noch das Gleichgewicht.

Eugeo wusste, dass er einen Treffer erzielen konnte, wenn er jetzt nachsetzen würde. Doch noch bevor er sich aus seiner Position mit dem gesenkten Schwert wieder in Bewegung setzen konnte, dröhnte eine laute Stimme durch die Trainingshalle.

Sword Art Online Novel - Band 11

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