Читать книгу Sword Art Online Novel - Band 11 - Reki Kawahara - Страница 15

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Eugeo war darauf gefasst gewesen, dass irgendeine Art von Retourkutsche kommen würde. Doch selbst Tage nach dem spontanen Duell blieb es immer noch still um Raios und Humbert.

Wenn er im Wohnheim oder dem Hauptgebäude an ihnen vorbeilief, warf Humbert ihm zwar giftige Blicke zu, machte aber keine bissigen Bemerkungen oder dergleichen. Sicherheitshalber hatte Eugeo Kirito von der Begebenheit in der Trainingshalle erzählt und ihn gewarnt, auf der Hut zu sein. Aber auch ihn hatten sie offenbar nicht behelligt.

»Irgendwie seltsam … Ich war mir sicher, sie sind nicht der Typ, der ein Unentschieden im Duell einfach so hinnimmt. Was Raios sagte, klang auch danach, dass sie sich rächen würden …«, überlegte Eugeo und lehnte sich auf dem altmodischen, stoffbezogenen Sofa zurück.

Ihm gegenüber nahm Kirito einen Schluck aus seiner Porzellantasse und sagte: »Ich glaube nicht, dass sie plötzlich einen Sinneswandel hatten. Aber wenn man’s recht bedenkt, würde es für sie auch ziemlich schwierig werden, uns hier im Wohnheim ihre üblichen Streiche zu spielen.«

Genüsslich nahm er einen Schluck von seinem Kofil-Tee ohne Milch.

Es war halb zehn abends. Eine ereignisreiche Woche lag hinter ihnen, und morgen war endlich Ruhetag. Sie hatten ihr tägliches Training hinter sich gebracht, hatten gegessen und gebadet. Um diese Zeit lagen sie unter der Woche schon in ihren Betten und schliefen tief und fest. Doch sie hatten es sich zur Gewohnheit gemacht, an diesem einen Abend in der Woche im Wohnzimmer bei einer Tasse Tee zusammenzusitzen und sich zu unterhalten.

Auch Eugeo griff nach seiner Tasse und nippte an der heißen, schwarzen Flüssigkeit. Unwillkürlich verzog er das Gesicht. Sein Partner liebte diesen gemahlenen Tee aus dem südlichen Kaiserreich. Wenn er an der Reihe war, den Tee zuzubereiten, wählte er immer diese Sorte. Aber für Eugeos Geschmack war der Tee pur etwas zu bitter. Aus einem kleinen Krug goss er reichlich Milch in seine Tasse und rührte mit einem kleinen Löffel um. Als er Kirito einen auffordernden Blick zuwarf, stellte der ihm eine unerwartete Frage.

»Na ja … Was hast du denn in der Schule in Rulid für Streiche gespielt, als du noch ein Kind warst?«

Eugeo trank einen Schluck Kofil-Tee, der nun gar nicht mehr bitter, sondern angenehm aromatisch war. Dann zuckte er mit den Schultern und antwortete: »Meist war ich derjenige, dem Streiche gespielt wurden. Du erinnerst dich doch bestimmt noch an den Wachkommandanten Jink, der mich auf dem Fest vor unserem Aufbruch zum Duell herausgefordert hat? Er hat mich ständig geärgert … Hat meine Schuhe versteckt, Juckkäfer in meinen Brotbeutel gesteckt und mich dafür aufgezogen, dass ich Zeit mit Alice verbracht habe.«

»Ha ha ha, Kinder machen in allen Welten denselben Quatsch, was? Aber er hat dich nie verprügelt oder so, nicht wahr?«

»Natürlich nicht«, erwiderte Eugeo und machte große Augen. »So etwas hätte er niemals tun können. Schließ-lich …«

»… ist es laut Tabu-Index streng verboten, genau. ›Die Lebensspanne eines anderen darf nicht vorsätzlich verkürzt werden, sofern nicht einer der in den anderen Paragrafen angeführten Gründe vorliegt.‹ …. Aber, Moment mal. Deine Schuhe zu verstecken, war kein Problem? Diebstahl ist doch auch ein schwerwiegendes Tabu, oder nicht?«

»Stehlen bedeutet, sich den Besitz eines anderen ohne Erlaubnis anzueignen. Wenn man etwas bei sich trägt oder in seinem Zuhause verwahrt, dauert es 24 Stunden, bis die Anzeige des Besitzers im Stacia-Fenster von einem Menschen auf den nächsten übergeht. Deswegen kann man auch Sachen, die man einvernehmlich jemandem überlassen hat, innerhalb eines Tages ganz legal zurückfordern. Und wenn du etwas ohne Einverständnis nimmst und außerhalb deines Zuhauses versteckst, verändert sich das Besitzrecht nicht. Daher zählt es nicht als Stehlen … Aber du hast doch nicht ernsthaft selbst so grundlegende Gesetze vergessen, oder?« Eugeo starrte Kirito an, der eines von »Vectors Findelkindern« war.

Sein Partner kratzte sich am Kopf und lachte verschämt. »Ach ja, stimmt. Natürlich habe ich das nicht vergessen, ist doch klar … Hm? Aber was ist dann mit dieser Geschichte von Bercouli? Hat der nicht gegen den Tabu-Index verstoßen, als er das Schwert der blauen Rose vom weißen Drachen gestohlen hat?«

»Du weißt aber schon, dass Drachen keine Menschen sind?«

»Oh, richtig …«

»Um wieder zum Thema zurückzukommen: Sachen zu verstecken, ist zwar kein Tabu, aber wenn etwas draußen im Freien liegen gelassen wird, sinkt langsam die Lebensspanne. Wenn man es nicht vorher zurückgibt, gilt das als Beschädigung fremden Eigentums. Deswegen habe ich meine Schuhe immer spätestens am Abend zurückbekommen …

Aber wie hängt das damit zusammen, dass sich Raios und Humbert so bedeckt halten?« Eugeo sah Kirito fragend an.

Der blinzelte so überrascht, als hätte er ganz vergessen, dass er selbst das Thema angesprochen hatte. »Ach, genau. Ähm, hier an der Akademie gibt es doch neben dem Tabu-Index auch noch einen Haufen eigener Richtlinien. Darunter auch das Verbot, ohne Erlaubnis das Zimmer eines anderen Studenten oder eines Mitarbeiters zu betreten. Mit anderen Worten, sie können nicht in dieses Zimmer hier kommen, und all unser Besitz ist in unseren Zimmern verstaut. Solange wir nicht etwas Wichtiges unbeaufsichtigt an einem öffentlichen Platz liegen lassen …« Aus irgendeinem unerfindlichen Grund geriet seine Stimme kurz ins Stocken, doch er fuhr gleich fort mit seiner Erklärung. »Aber so etwas machen wir natürlich nicht. Also können sie unmöglich mit unseren Sachen herumpfuschen, wie es Jink damals beim armen, kleinen Eugeo getan hat.«

»Den ›armen, kleinen Eugeo‹ hättest du dir sparen können. Hmm … aber du hast recht. Ich hab bisher nicht darüber nachgedacht, aber hier im Wohnheim können sie nicht mehr tun, als uns zu beleidigen.«

»Und wenn sie es damit zu weit treiben, könnte es die Durchführung einer Disziplinarstrafe erfordern«, fügte Kirito grinsend hinzu.

Disziplinarstrafen waren ein in den Akademieregeln festgelegtes Privileg der Elite-Kadetten, eine Art Befugnis,

stellvertretend für eine Lehrkraft zu handeln. Wenn ein Student eine Unhöflichkeit oder Verfehlung beging, die zwar nicht gegen die Akademieregeln verstieß, aber nicht übergangen werden konnte, konnte ein Elite-Kadett demjenigen nach eigenem Ermessen eine entsprechende Strafe erteilen. Es war noch nicht lange her, da hatte Kirito die Uniform des vorigen ersten Elite-Kadetten Volo Levantein besudelt und war als Disziplinarstrafe von ihm zu einem Duell beordert worden.

Das Recht der Elite-Kadetten, Disziplinarstrafen zu verhängen, diente prinzipiell zur Anleitung von Novizen und Kadetten. Allerdings war es in den Akademieregeln nicht schriftlich festgelegt, dass dieses Recht nicht auch auf Elite-Kadetten angewandt werden konnte. Theoretisch war es also auch möglich, dass ein Elite-Kadett eine Disziplinarstrafe über einen anderen Elite-Kadetten verhängte. Das war auch der Grund, dass Raios’ und Humberts Schikanen und Beleidigungen im Vergleich zum Vorjahr etwas abgeflaut waren.

Kiritos Tasse war inzwischen leer, und Eugeo füllte sie wieder auf. Sein Partner goss ein wenig Milch hinein und rührte langsam um. Nachdenklich ließ er den silbernen Teelöffel mit den Fingerspitzen kreisen. Dann nickte er und sagte: »Wenn sie nicht an unsere Sachen herankommen, nehmen sie uns vielleicht direkt aufs Korn. Am einfachsten wäre es, uns in ein Duell zu verwickeln, um uns einmal angreifen zu können. Aber das haben sie bei dir schon versucht, und es war ein Unentschieden. Mal überlegen … Ansonsten wäre noch denkbar, dass sie versuchen, mich mit Reichtümern zu bestechen, um einen Keil zwischen uns zu treiben.«

»Was …?«, wimmerte Eugeo unwillkürlich und schloss dann hastig wieder den Mund.

Kirito grinste breit und entgegnete großspurig: »Keine Sorge, mein Freund. Dein Partner wird dich nicht im Stich lassen.«

»Da… Darüber mache ich mir auch keine Sorgen! Aber was, wenn sie dich statt mit Geld mit Gottoros gefüllten Teigtaschen überhäufen würden?«

»Da könnte ich schon schwach werden«, antwortete Kirito mit ernstem Gesicht, dann lachte er heiter. »Na, Spaß beiseite. Ich glaube nicht, dass wir uns allzu große Sorgen machen müssen, dass sie irgendwas mit uns oder unseren Sachen anstellen.«

Doch dann verdüsterte sich seine Miene, und er fügte hinzu: »Andersrum gesagt wäre es nicht verwunderlich, wenn sie irgendetwas aushecken, das nicht gegen den Tabu-Index oder die Akademieregeln verstößt. Sie werden den ersten und zweiten Rang nie und nimmer abtreten wollen … Eugeo, überleg du bitte auch noch mal, ob wir irgendwas übersehen haben.«

»Gut, mach ich. Bis zum ersten Prüfungswettkampf ist es kein ganzer Monat mehr. Wir müssen dafür sorgen, dass wir perfekt auf einen Kampf gegen Raios und Humbert vorbereitet sind.«

»Ja … Aber vielleicht war es auch nur eine leere Drohung, um uns nervös zu machen. Lass uns nicht den Kopf verlieren. Stay cool!«

»Was hast du gesagt …? S… Stay …?«, hakte Eugeo nach.

Für einen Moment ließ sein Partner den Blick in die Ferne wandern. Dann räusperte er sich und antwortete: »Das ist, nun ja, eines der Prinzipien des Aincrad-Stils. Es heißt so viel wie: Bleib gelassen. Man benutzt es auch als Abschiedsgruß. So nach dem Motto: ›Also, mach’s gut!‹«

Sword Art Online Novel - Band 11

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