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1. Kapitel Sollen wir unsere Kinder dressieren wie Hunde?
ОглавлениеKinder sind keine Hunde. Sie können nicht wie Hunde dressiert werden.
Sie sind keine kontrollierbaren Gegenstände.
Ein Tier hat keinen Verstand mit dem es denken kann und keinen Stolz und kein Ehrgefühl. Kinder jedoch können denken, haben ein ausgeprägtes Ehr- und Feingefühl und empfinden Stolz.
Das ist unseren Kindern schon in die Wiege gelegt.
Das unterscheidet unsere Kinder von Hunden.
Somit brauchen wir unsere Kinder nicht zu dressieren…..nicht abzurichten…..weder mit Gewalt noch mit Bestechung…..oder Überredungskünsten.
Ein Kind kommt auf die Welt wie ein weißes Blatt Papier, auf dem nichts geschrieben steht. Wir Eltern schreiben auf dieses Blatt durch unsere Erziehung und unser Verhalten. Am Ende ist das Kind dann UNSER Produkt.
Ja, Sie lesen richtig. Ihr Kind ist immer das Produkt Ihrer Erziehung. Von klein auf. Schon Ihr Baby wird von Ihnen erzogen durch Ihr Verhalten.
Ein Beispiel, wie es schief laufen kann…..
Ich saß mit meinem Sohn, 2,5 Jahre alt, am Tisch. Wir frühstückten zusammen. Es gab Toastbrot und Kaba. Auf einmal kippte die Tasse Kaba um und ergoss sich über den ganzen Tisch und floss mir über die Hose auf den Boden.
Ich wusste, dass so etwas nicht einfach so passiert.
Ich schimpfte nicht, sondern sah meinen Sohn fragend an.
Ich fragte Fabian: „Habe ich heute Morgen irgendwas gemacht, über das du dich geärgert hast? Und willst du mich jetzt dafür bestrafen?“ Er war 2,5 Jahre alt. Er schaute mich an und nickte. Er war sauer, weil ich von ihm verlangt hatte, etwas anzuziehen, was er nicht wollte. Ich entschuldigte mich dafür und Fabian strahlte. Wir wischten gemeinsam auf und machten alles sauber.
Der Tag war gerettet. So einfach kann es sein.
Hätte ich mich nicht entschuldigt, was wäre noch alles „aus Versehen“ kaputt gegangen?
Kinder empfinden ungerechte Behandlungen von Anfang an und merken sich das, bis sie alt genug sind, es uns heimzuzahlen.
Nur dann schlagen sie zurück!
Aber wie gesagt, wir haben vorher versagt.
Doch das ändern wir jetzt!
Ein Beispiel, wie es gleich richtig laufen kann……
In unserem Wohnzimmer stand die Stereoanlage in Reichweite meines damals 2 jährigen Sohnes Fabian. Die war silbern und glitzerte so schön. Da gab es ja so interessante Knöpfe zum Drücken und Drehen. Wie cool für Fabian.
Was tun?
Die Stereoanlage außer Reichweite von Fabian stellen? Leider hatten wir keinen Platz dafür. Es Fabian verbieten sie zu berühren und ständig dahinter her zu sein ihn zu kontrollieren, dass er dies einhält?
Ganz schön stressig!
Was war die Lösung?
Ich erklärte Fabian welche Knöpfe er drücken und drehen durfte und welche nicht. Ich ließ ihn das einige Male unter meiner Aufsicht machen und lobte ihn dafür, wie gut er das konnte.
Fabian war ganz stolz darauf. Und somit war die Sache geklärt. Er zeigte mir immer wieder, wie gut er die Knöpfe drücken und drehen konnte.
Somit ließ er die anderen in Ruhe. Unser Ziel war erreicht.
Warum funktionierte das?
Unsere Kinder sind NICHT DUMM! Wenn wir ihr Alter beachten und ihnen in ihrer Sprache und ihrem Verständnis erklären, was sie tun dürfen und was nicht, dann begreifen sie das. Es ist wirklich wichtig, ihre Sprache und ihre Fähigkeit zu beachten.
NICHT schimpfen! Sachlich und nicht zu viel erklären, nur das Nötigste reicht aus. Bitte keinen langen Vortrag halten! Das kann ein Kind geistig nicht verarbeiten. Auch nicht diskutieren. Eigentlich geben Sie ihm nur kurze Anweisungen, allerdings in freundlichem Ton. Wir sind ja nicht beim Militär.
Manchmal ist weniger mehr!
Dann wird mit ihnen in unserem Beisein mehrfach geübt, bis sie es tun können.
Unsere Absicht ist es, sie zu fähigen Menschen zu erziehen. Das passiert nicht über Nacht. Das passiert Stück für Stück in ihrem Leben. Und glauben Sie mir, die können mehr als wir denken.
Unsere Kinder wollen erwachsen werden und alles selber hinkriegen.
Helfen Sie ihnen es selber zu tun!
Das ist die Kunst!
Wenn wir sie als kleine und vollwertige Menschen achten und behandeln, dann klappt das ganz gut.
Wenn wir sie aber als kleine und dumme Menschlein betrachten, sie verhöhnen und verarschen, wie es manche Erwachsene tun, dann kann es zur Katastrophe kommen.
Kinder sind kein Spielzeug für uns Erwachsene oder das Ablassventil für unseren Frust. Suchen Sie sich dafür ein anderes Ziel. Wie wäre es mit Sport oder einem Hobby? Mancher Boxsack täte dafür gute Dienste .
Oder geben Sie Ihr Kontra dorthin zurück, wo der Druck herkam.
Ein Beispiel…….
Meine Kinder durften schon früh mit Messer und Gabel essen. Das war am Anfang natürlich abenteuerlich, doch ich vertraute meinen Kindern, dass sie das hinkriegen. Und so war es dann auch.
Das hieß für mich, ich konnte gleichzeitig mit meiner Familie am Tisch essen und nicht erst nachdem ich 4-5 Brote geschmiert hatte.
Wir wurden dann von anderen Eltern bewundert und bestaunt, wie früh unsere Kinder doch schon selbständig mit Messer und Gabel essen konnten, weil ihre eigenen das nicht konnten. Das bestätigte mich in meiner Entscheidung.
Ein anderes Beispiel aus der heutigen Zeit, wie es entspannt sein kann……
Lea (damals noch 3,5 Jahre) ist öfters bei mir zu Besuch. Ich räume nichts weg. Lasse alles so stehen, wie es ist. Ich habe mich entschieden, mir dieses Hin- und Her-Geräume zu ersparen, wenn sie zu Besuch kommt.
Lea möchte manchmal eine kleine Videopause einlegen, wenn sie mit den Puppen gespielt hat. Sie wird von ihren Eltern sehr selbständig erzogen. Also will sie den Videoplayer natürlich selber bedienen. Ich zeige ihr dann, wie das geht und sie fragt mich immer vorher, ob sie es machen darf und ob dieser Knopf jetzt richtig ist. Sie weiß, dass sie bei mir zu Besuch ist und es mir wichtig ist, dass nichts kaputt geht. Sie ist immer ganz eifrig und sehr aufmerksam beim Einlegen der DVD.
Ich kann mit ihr ganz vernünftig reden und ich merke, wie sie mitdenkt. Wie sie mich sogar kontrolliert und mir sagt, was ich jetzt machen muss und mich sogar korrigiert, wenn ich etwas falsch mache. Das gefällt mir.
Wir teilen uns nämlich die Aufgaben, das macht ihr besonders Spaß. Erwachsene kontrollieren, ihnen sagen, was sie wie zu tun haben, ist doch für die Kinder das Größte. Oder nicht? Einfach mal den Spieß umdrehen.
Ich bestätige sie immer, wie toll sie das macht und freu mich richtig mit ihr, wenn alles klappt.
Habe ich keine Zeit ihr beim Einlegen der DVD zu helfen, dann weiß ich, dass sie es auch alleine kann. Einfach klasse! Kein Stress für uns beide!