Читать книгу Ihr Geld - Rheinische Post - Страница 4

Оглавление

Riester – wie der Staat Vorsorge fördert

VON UWE SCHMIDT-KASPAREK

Nur die Hälfte der Deutschen hat bisher zusätzlich für das Alter gespart. Wirtschaftsforscher fordern höhere staatliche Anreize für die private Altersvorsorge. Wir erklären, wie Riester-Sparen funktioniert und wo es Zuschüsse gibt.

Die staatlich geförderte Riester-Rente soll Lücken in der gesetzlichen Altersvorsorge schließen. Derzeit dürfte es fast 16 Millionen Bürger geben, die einen privaten Riester-Vertrag haben. Insgesamt hat aber nur rund die Hälfte der Bevölkerung mit privaten Rentenversicherungen, Riester-Policen oder Bausparverträgen zusätzlich vorgesorgt, wie das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) ermittelt hat. Mit einer Summe von durchschnittlich 18 000 Euro ist das Ersparte noch zu gering. "Die Regierung sollte noch mehr Anreize zur privaten Vorsorge schaffen", fordert DIW-Forscher Markus Grabka.

Woher hat die Riester-Rente ihren Namen? Das Wort "Riester-Rente" geht auf den ehemaligen Minister Walter Riester zurück. Er hat im Rahmen einer Rentenreform, die systematisch das Niveau der gesetzlichen Rente senkt, vorgeschlagen, die private Vorsorge zu fördern. Grund für die Reform ist die Tatsache, dass immer weniger Arbeitstätige künftig immer mehr Rentner finanzieren müssen.

Wen fördert der Staat? Staatliche Förderung erhalten alle, die in der gesetzlichen Rentenversicherung pflichtversichert sind, sowie Beamte. Auch wer Arbeitslosengeld erhält oder erhalten könnte, hat einen Anspruch. Den Zuschuss können sogar Personen erhalten, die "nur indirekt berechtigt sind". Das gilt für alle, die mit einem "Anspruchsberechtigten" verheiratet oder mit ihm in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft verbunden sind. Somit können sogar Selbstständige "riestern", wenn ihr Partner ein Recht auf Riester-Förderung hat.

Wie fördert der Staat? Jeder Riester-Sparer erhält jährlich 154 Euro Grundzulage. Wer bei Vertragsschluss jünger als 25 ist, erhält zusätzlich im ersten Jahr einen Einsteigerbonus von 200 Euro. Für Kinder mit Kindergeldanspruch gibt es 300 Euro. Wurden die Kinder vor 2008 geboren, sinkt dieser Anspruch auf 185 Euro pro Kind und Jahr. Volljährige Kinder können bis zum 25. Lebensjahr Anspruch auf Kindergeld haben. Die Aufwendungen für das Riester-Sparen inklusive der staatlichen Zulagen können Steuerpflichtige als Sonderausgaben steuerlich geltend machen. Die Finanzverwaltung prüft selbstständig, ob direkte Förderung oder Sonderausgabenabzug günstiger ist.

Wie kann gespart werden? Der Kunde hat die Qual der Wahl. So kann er per Banksparplan, Fonds-Sparplan oder Versicherung "riestern". Möglich ist auch, sein Eigenheim fördern zu lassen. Dann heißt die Police "Wohn-Riester".

Vom "Riestern" über den Betrieb rät die Arbeitsgemeinschaft für betriebliche Altersversorgung (aba) ab, da "von der Firmen-Riester-Rente werden später noch Beiträge für die Kranken- und Pflegeversicherung abgezogen" werden. Grundsätzlich muss die Riester-Rente später voll versteuert werden. Doch in aller Regel ist der Steuersatz im Alter deutlich geringer als während der aktiven Berufsphase.

Wie hoch sind die Kosten? Für den Abschluss einer Riester-Police werden in den ersten fünf Jahre hohe Kosten abgezogen. So musste beispielsweise ein Sparer mit zwei Kindern, dessen Vertrag beim Dortmunder Volkswohlbund Ende 2005 begonnen hat (also seit über acht Jahren läuft), bei einer jährlichen Eigenleistung von rund 1500 Euro rund 2700 Euro Abschluss- und Verwaltungskosten zahlen. Die staatlichen Zuschüsse von insgesamt 3270 Euro wurden damit in großen Teilen durch Kosten "aufgefressen". Das kritisieren Verbraucherschützer. Die Kostenbelastung wird aber nach fünf Jahren deutlich geringer. Denn die Hauptlast liegt in den Abschlusskosten, also am Anfang. Trotzdem sollten die Kunden beim Produktvergleich genau auf die Kosten achten (siehe nebenstehende Tabelle: "Die besten Anbieter").

Wie wichtig ist es, die Riester-Förderung voll zu nutzen? Sehr wichtig. Viele Kunden, die mit einer zusätzlichen Riester-Rente für ihren Ruhestand vorsorgen, zahlen nicht den vollen Eigenbeitrag. Damit entgeht ihnen ein Teil der staatlichen Unterstützung. Exakt 43,6 Prozent aller Riester-Sparer, die 2010 eine Zulage erhielten, schöpften die mögliche Förderung nicht voll aus, wie die Deutsche Rentenversicherung mitteilt. Wer dies will, muss vier Prozent seines Bruttoeinkommens (höchstens 2100 Euro) pro Jahr zahlen. Geringverdiener müssen mindestens 60 Euro sparen.

Welche Reformen soll kommen? Bundessozialministerin Andrea Nahles (SPD) hat zugesagt, dass Riester-Policen transparenter und verbraucherfreundlicher werden. Ein Schritt in die richtige Richtung sei das neue Produktinformationsblatt, eine Art Waschzettel zur Sofortinformation. Damit könnten die einzelnen Riester-Renten besser verglichen werden. Die Versicherer fordern, dass das Fördervolumen auf 2850 Euro und die Zulagen auf 200 Euro angehoben werden, damit die Inflation ausgeglichen wird. Zudem soll es einen Freibetrag geben, damit die Riester-Rente nicht mehr mit der Grundsicherung verrechnet wird und sich auch für Geringverdiener auf jeden Fall lohnt. "Der förderberechtigte Personenkreis der Riester-Rente sollte um Selbstständige erweitert werden", fordern Pressesprecher Hasso Suliak vom Versicherer-Verband GDV.

Ihr Geld

Подняться наверх