Читать книгу Die rhebs Schmuckstory - Richard Hebstreit - Страница 5

Schneidrollerschmuck

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Obwohl ich heute das Auffädeln von Perlen auf eine Schnur weniger als “Schmuckdesign” prädikatisieren kann, gehörte auch ich mal zu dieser Gilde, wenn es pfiffige Perlen zum Auffädeln gab. Das waren mal große runde Plastikkullern, die als Babyrasseln verkauft wurden. Aus vier Babyrasseln wurde eine gnadenlos hype Halskette für meine Frau, die wohl kaum jemanden verriet, welchen Ursprung diese knallroten Kullern hatten. Heute wird man mit allen Schmuck-Perlen der Welt in Fachgeschäften, im Internet erschlagen. Damals, in der DDR musste man Ideen haben, um an Perlen aller Formen und Materialien heran zu kommen. Das Kinderspielzeug “Murmeln”, “Schippern” war Ende der Siebziger Jahre nicht mehr “in” und in den Regalen der Spielwarenläden lagen die Kugeln nutzlos herum. Dabei lagen in kleinen Leinensäckchen alte Bestände von Marmorkugeln, Kugeln aus Kalkstein, Keramikkugeln, Holzkugeln. Die Kullern brauchten nur noch ein Loch, um an den Hals gehangen zu werden. Mit einen Hartmetallbohrer und ein wenig Wasser zum Kühlen wurde das Problem gelöst. Eine Politur bekam man auch hin, wenn man die Kugeln in einer achteckigen Trommel gefüllt mit Kalkpulver und Sägespänen zwei drei Tage rumpeln ließ. Der Ohrschmuck der DDR war oft Nickelhaltig und verursachte entzündete Ohrlöcher wegen der Nickelallergie. Physiologisch unbedenklich war Dentaldraht, den man bekam, wenn man wußte, wo es ihn gab. Es gab wenig, aber es gab ihn im Medizinbedarfshandel in Leipzig und Suhl. Null komma Sieben Millimeter war mein Standardmaß für Ohrhaken, die ich oft am Abend vor dem Fernseher mit der Rundzange bog. Ich brauchte kaum mehr auf die Hände zu sehen und werkelte wie eine Frau, die häkelte oder strickte.

In einem WTB-Laden (Waren des täglichen Bedarfs) entdeckte ich einen Schneidroller mit 6 Scheiben aus feinstem V2A Federedelstahl der Firma Krupp oder aus dem einzigem Edelstahlwerk der DDR, aus Freital . Die Schneidkante wurde stumpf geschliffen und ich hatte feinste Edelstahlscheiben mit einem Superfinish für sechs Halsschmuckanhänger, denen ich mit einer Drahtbürste oder Sandstrahlgerät einen matt-glänzend Kontrast verpasste. Die Verkäuferin an der Kasse sah mich seltsam an, weil ich alle paar Tage bei ihr einschlug und alle vorhandenen Schneidroller auf kaufte. Glaube so drei Mark kostete der Schneidroller. Diesen Halsschmuck verkaufte ich für rund fünfzehn DDR Mark. Aus dem Schneidroller waren abzüglich der Kosten für Verschlüsse und Halsband sechzig DDR Mark Gewinn geworden. Irgendwann kam es mir schade vor, die gelben Gehäuse der Schneidroller weg zu werfen. Mit einer Laubsäge wurden die in kleinere Teile zersägt und ergaben leichten gelben Ohrschmuck, der bei jeder Kopfbewegung lustig am Ohr herum flatterte. Die Kanten der Ohrschmuckteile waren fein poliert und niemand der Damen merkte, das man eigentlich ein Achtel Zwiebelschneidroller am Ohr spazieren trug. Es wurde fast Methode, das ich alles was ich sah, aus dem Blickwinkel betrachtete, wie könnte man das Zeug ohne viel Arbeit zu Schmuck verarbeiten.

Die rhebs Schmuckstory

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