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Anna mag kein Kaugummi

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Mit forschen Schritten machte sich Maxi auf den Weg. Kurz bevor er aus dem Schatten der Gartensträucher auf den Weg hinaustrat, blieb er jedoch plötzlich wie angewurzelt stehen: Vor ihm stand der Hund. Verflixt, an den hatte er ja überhaupt nicht mehr gedacht. Maxi war kein besonderer Freund von Hunden. Um den Terrier von Münstermanns zu Hause machte er zum Beispiel immer einen großen Bogen.

Dieser Vierbeiner hier sah allerdings wirklich nicht übertrieben angriffslustig aus. Freundlich wedelnd machte er ein paar Schritte auf Maxi zu und beschnüffelte interessiert seine Turnschuhe. Das war aber vermutlich nicht sehr aufregend, denn bald wandte er sich gelangweilt ab und fing an, den Garten auszukundschaften. Maxi dachte gerade darüber nach, ob er ein vorsichtiges Streicheln riskieren sollte, da hörte er von unten lautes Rufen: „Konrad, Konrad, wo bist du denn jetzt schon wieder?“

Konrad – komischer Name für einen Hund, fand Maxi. Aber den schien das Rufen ohnehin nicht zu beeindrucken. Inzwischen war er damit beschäftigt, nach dem Wein zu schnappen, der an der Pergola rankte. Glücklicherweise hingen die grünen Früchte viel zu hoch für ihn, die unreifen Trauben wären ihm sicher nicht gut bekommen.

Maxi kam nicht dazu, weitere Überlegungen hinsichtlich des Hundes, seines Namens und seiner Gesundheit anzustellen, denn jetzt ging es Schlag auf Schlag!

Erst begann unten vor dem Auto ein herzzerreißendes Gebrüll, weil die beiden Kleinen sich offensichtlich nicht einigen konnten, wer das Gummikrokodil ins Haus tragen durfte. Dann hörte er von der offenen Terrassentür her Mamas Stimme: „Maxi, wo steckst du denn, das Frühstück ist fertig!“ Waren sie also doch endlich aufgewacht! Und plötzlich raschelte es auch noch schräg hinter ihm, und zwischen den Oleanderbüschen tauchte das älteste der drei Mädchen auf!

Stop, un momento! Sie tauchte nicht einfach nur so auf, sie stand plötzlich wie aus dem Erdboden gewachsen vor mir. Mann, hab’ ich mich vielleicht erschrocken! Ich meine, natürlich erschreck’ ich normalerweise nicht, nur weil ich plötzlich ein Mädchen sehe, aber es war alles ein bisschen viel auf einmal.

Sie dagegen war offenbar kein bisschen überrascht, dass hier noch jemand war, und würdigte mich keines Blickes. Stattdessen rannte sie auf diesen Köter zu, fasste ihn am Halsband und fing an, ihm Vorwürfe zu machen, weil er schon wieder ausgerissen war. Scheint öfter vorzukommen. Schließlich sagte sie: „Ach, was rede ich mir eigentlich den Mund fusselig, du machst ja doch, was du willst, Streuner!“

Ich stand inzwischen einigermaßen dumm rum und versuchte, mich von meiner Überraschung zu erholen. Jetzt kapierte ich überhaupt nichts mehr: „Streuner? Wieso Streuner? Ich denke, er heißt Konrad?“

Zum ersten Mal geruhte die Lady, mich wenigstens zur Kenntnis zu nehmen: „Wer bist du denn?“ – „Ich? Ich bin Maxi. Wir machen hier Ferien.“ – „Wir auch. Ich bin die Anna. Und Konrad heißt mein kleiner Bruder und nicht der Hund!“

Auweia! Kleiner Bruder! Also ist eins von den Gören offenbar doch ein Junge. Vermutlich das mittlere. Na ja, auf die Entfernung kann man sich schließlich mal irren. Mamas Freundin Dörte hat mich früher sogar aus der Nähe für ein Mädchen gehalten, bloß wegen meiner Locken. Das hat Mama jedenfalls erzählt. Ich kann mich zum Glück nicht dran erinnern. Muss mir ja entsetzlich peinlich gewesen sein damals!

Sieht übrigens nicht schlecht aus, die Anna, das muss ich zugeben! Durchaus mein Typ! Vielleicht sollte man mit ihr im Gespräch bleiben. Drei Wochen nur mit Paps und Mama können ganz schön lang werden. Da muss man sich jede Alternative offenhalten, wie mein Opa immer sagt. Er sagt das zwar hauptsächlich, wenn er sich bei den Lottozahlen nicht entscheiden kann, aber ich finde, hier passt es auch. Oder eigentlich sogar noch besser!

„Also, tschüss dann. Wir sehen uns bestimmt mal.“ – Momento, momento, Anna will gehen? Nicht, ehe wir uns verabredet haben! Mama ruft auch schon wieder nach mir. Ihre Stimme klingt inzwischen eine Spur ungeduldiger. Langsam muss mir was einfallen. Und das ist gar nicht so leicht, wenn man im Stress ist.

Genau, das ist die rettende Idee: In meiner Shorts muss doch noch ein halbes Päckchen Kaugummi stecken. Umständlich krame ich in meinen Hosentaschen herum, und schließlich kann ich Anna ein schon reichlich mitgenommen aussehendes Kaugummi unter die Nase halten: „Magst du?“ Anna verzieht keine Miene. „Nein, danke“, sagt sie, „Kaugummi finde ich eklig.“ Dann fügt sie noch hinzu: „Wollen wir heute Abend zusammen Tischtennis spielen? Wir haben eine Platte im Garten.“

Na bitte, es geht doch!


Toskana-Tiger

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