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Tomaten und Tischtennis

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Beim Frühstück musste Maxi seinen Eltern erst einmal ausgiebig Bericht erstatten. Sie hatten zwar schon gemerkt, dass neue Nachbarn angekommen waren – schließlich hatte die aufdringliche Hupe sie endgültig geweckt –, aber mehr wussten sie natürlich nicht.

Maxi war ganz in seinem Element: Erst schimpfte er ausgiebig über Krach, ewig kichernde Mädchen und streunende Hunde, um dann ebenso ausgiebig über die möglichen Vorzüge der neu gewonnenen Nachbarn zu spekulieren.

Genau wie Maxi waren seine Eltern zuerst etwas enttäuscht, dass sie ihr garantiert einsames Ferienhaus nicht ganz für sich allein hatten, aber je länger sie darüber nachdachten, um so positiver sahen sie die Sache. Auch für sie war es eine verlockende Aussicht, außer Maxi ab und zu noch weitere Gesprächspartner zu haben. Drei Wochen nur Maxi können nämlich auch ganz schön lang werden.

Und Mama hatte es gestern Abend sowieso ein klein wenig zu einsam gefunden. Das hätte sie natürlich nie zugegeben, aber jetzt war sie doch erleichtert.

Also wurde beschlossen, Annas Eltern und Geschwister am Abend auf ein Glas Wein beziehungsweise Saft einzuladen und gemeinsam auf schöne Ferien anzustoßen. Und dann ging es endlich an den Strand.

Maxi war den ganzen Tag über ziemlich unruhig. Er hielt es nirgends lange aus. Kaum hatte er sein Gummifloß ins Wasser gezogen, da hievte er es auch schon wieder mühsam an Land. Und wenn er endlich von oben bis unten mit einer gleichmäßigen Schicht Sonnencreme bedeckt war, fiel ihm prompt ein, dass es viel zu heiß wäre und er sich unbedingt auf der Stelle abkühlen müsste. Kurz, es war ziemlich nervig mit ihm.

Stop, un momento. So war das natürlich überhaupt nicht. Es gab nur ein klitzekleines Problem: Stellt euch vor, ich tobe im Wasser rum, und Anna geht plötzlich am Strand lang, um sich an der Bude ein Eis zu holen. Oder ich liege auf dem Bauch und brate in der Sonne, und Anna fährt gerade in dem Moment mit ihrem Schlauchboot vorbei! Da hätte ich sie doch verpasst.

Okay, okay, ich weiß ja, dass wir uns heute Abend sowieso sehen, aber wenn Eltern dabei sind, kann man sich eben nicht unterhalten.

Am späten Nachmittag kamen Maxi und seine Eltern voll bepackt wieder vor ihrem Ferienhaus an. Paps schleppte die schwere Badetasche und die schlappe Hülle des Gummifloßes. Mama musste neben ihrem Strohhut und dem zusammenklappbaren Sonnenschirm eine große Tüte mit Spaghetti, Saft, Milch, Butter, Keksen und wer weiß was noch alles tragen. Was man eben so braucht für einen gemütlichen ersten Ferienabend.

Ja, und Maxi keuchte unter einer riesigen bastumhüllten Chiantiflasche, die er elegant auf dem Kopf balancierte.

„Vorsicht!“, schrie Paps, als er erkannte, dass sein Sprössling auf dem holprigen Gartenweg bedenklich in Schieflage geriet.

„Lass mich nur schnell das Zeug abstellen, dann helf’ ich dir beim Abladen.“ Dagegen hatte Maxi nichts einzuwenden, denn insgeheim fragte er sich schon eine ganze Weile, wie er die schwere Fünfliterflasche möglichst heil wieder von seinem Kopf herunterbefördern könnte.

Nachdem Maxi sich einen Haufen Sand abgeduscht hatte, überlegte er lange, was er wohl zur Feier des Tages anziehen sollte. Die weiße Jeans war eigentlich zu warm, aber sein neues T-Shirt mit den Baseball-Motiven passte toll dazu. Oder doch lieber die Radlerhose und das buntgestreifte Hemd? Oder das Muscle-Shirt? Genau richtig für Italien, hatte die Verkäuferin gesagt. Na ja, aber am Abend vielleicht doch etwas zu kühl.

Mitten in diesen schwierigen Entscheidungsprozess hinein rief Paps von der Terrasse: „Cowboy, sattle dein Pony, die Spaghetti sind fertig.“ Also erst mal Badehose – wegen der Tomatensoße. Und dann Jeans, wegen der Abendkühle. Und natürlich, weil er dann seine Baseballmütze aufsetzen konnte. Die würde er nachher beim Tischtennis sicher brauchen, um gegen die tiefstehende Sonne sehen zu können. Außerdem fand er sich auch ziemlich cool mit dieser Mütze.

Der Abend wurde ein voller Erfolg. Es war schon nach Mitternacht, als Maxi sich endlich in sein heuduftendes Bett kuschelte. Er konnte lange nicht einschlafen, obwohl er eigentlich todmüde war. Ob das an dem Vollmond lag, der durch einen Spalt in der Gardine genau auf sein Kopfkissen schien, oder ob es mit den aufregenden Erlebnissen der letzten Stunden zu tun hatte?

Stop, un momento. Also, aufregend war es natürlich schon, aber schlafen kann ich nicht, weil ich für morgen noch so viel planen und überlegen muss. Es ist nämlich so: Das wird ein total guter Urlaub! Weil wir heute Abend einen Club gegründet haben: die Toskana-Tiger.

Der Name war zwar Mamas Idee, als sie uns alle zusammen durch den Garten toben sah, aber egal: Er gefällt uns. Uns – das sind Anna, Laura und ich. Konrad darf auch mitmachen, obwohl er natürlich noch ein bisschen klein ist. Aber etwas männliche Unterstützung werde ich ganz gut brauchen können, damit Anna und Laura den Laden nicht allein aufmischen. Nur Lisa, die ist nun wirklich noch zu klein. Die darf höchstens mal zuhören.

Ach so, Laura kennt ihr ja noch gar nicht. Also der Reihe nach: Laura ist Giovannis Nichte. Sie ist schon elf und besucht ihn in den Sommerferien. Laura stand plötzlich im Garten und sah uns zu, wie wir verzweifelt zwischen den dichten Tomatenstauden nach unserem Tischtennisball suchten. Ich bin leider nicht gerade ein As in Tischtennis.

Wir haben sie erst bemerkt, als sie plötzlich sagte: „Warum sucht ihr nicht da drüben am Brunnen, da liegt der Ball nämlich!“

„Und da lässt du uns hier rumkriechen?“, schimpfte Anna. „Wer bist du denn überhaupt?“ Na ja, es endete damit, dass die beiden Mädels sich schließlich die Bälle um die Ohren fetzten. Laura war wirklich viel besser als ich. Erst stand ich wieder mal ein bisschen dumm rum, aber dann hab’ ich den Schiedsrichter gemacht, das war lustig. Und dann wurde es zu dunkel zum Spielen. Außerdem waren wir alle ganz schön aus der Puste.

„Sag mal, Laura, wieso kannst du eigentlich so gut deutsch?“, fragte Anna plötzlich. „Ich meine, ich kann leider fast überhaupt kein Italienisch. Nur spaghetti, gelato und so. Maxi kann das viel besser. Der sagt immer Stop, un momento! wie ein richtiger Italiener.“

Ich merkte, wie meine Ohren langsam die Farbe der Tomaten hinter uns annahmen. Glücklicherweise war es inzwischen fast finster, so dass man beides nicht so genau erkennen konnte. War mir nie aufgefallen, dass ich das immer sage. Ist so eine Angewohnheit aus der Schule. Und außerdem ist es das Einzige, was ich überhaupt auf Italienisch sagen kann.

Also, jedenfalls: Laura kann deutsch, weil sie Laura Wintermann heißt, ihr Vater ist nämlich Deutscher, und ihre Mutter ist Giovannis Schwester, und in vierzehn Tagen kommen ihre Eltern und ihr Bruder auch hierher, und dann ...


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