Читать книгу The Great World Game - Örjan Persson - Страница 4

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Ammo 0%, Health 29%, Armor 0%. Keine Waffen, keine Munition und keinen Schutz mehr. Und mit der Gesundheit sah es sehr schlecht aus. Aber er lebte noch. Tobias spuckte den Sand aus, den er beim Aufprall in den Mund bekommen hatte. Er musste sehr tief gefallen sein, denn von der Stelle aus, an der er sich jetzt befand, konnte er das Fort nicht mehr sehen.

Es war immer noch ziemlich dunkel, aber sternenklar. In der Ferne war ein heller Lichtstreif zu sehen.

Als Tobias aufzustehen versuchte, spürte er ein Klopfen im rechten Bein. Schnell tastete er nach dem provisorischen Verband. Er war feucht, und Tobias schloss daraus, dass er blutdurchtränkt war. Die Wunde musste ordentlich verbunden werden, und dann würde Tobias versuchen, wieder nach Hause zu kommen. Verflucht, er hätte nicht so viele Schüsse auf das Monster im zweiten Raum vergeuden sollen. Zu Beginn hatte Tobias fünfzig Schuss Munition gehabt. Wenn er etwas sparsamer gewesen wäre, dann hätte er vielleicht noch die Maschinenpistole und die Munition. Was musste man tun, um noch mal von vorn anzufangen?

Er setzte sich wieder hin, der Schmerz im Bein ließ etwas nach. Direkt neben ihm war ein Rascheln zu hören, dann huschte etwas über sein Bein. Eine Maus. Wenn er sie nur erwischen und sich wieder an den Start klicken könnte! Tobias grapschte mit den Händen nach der Maus, bekam aber nur trockenen Sand zu fassen. Und überhaupt: Wie blöd war er eigentlich? Mit einer lebendigen Maus konnte man sich wohl nirgendwohin klicken! Er musste sich beim Fallen den Kopf gestoßen haben, dass er auf eine so bescheuerte Idee kam, und er war froh, dass niemand in der Nähe war und seine Hirnblockade beobachtet hatte.

Tobias fror. Es war nur wenige Grad über null und er hatte nur seine Jeans an. Aus dem Hemd hatte er ja den Verband gemacht. Er war barfuß, denn zu Hause trug er nie Schuhe.

Es wurde langsam hell. Nun konnte er schon sehen, dass der Verband ganz rot vom Blut war.

Tobias klapperte mit den Zähnen vor Kälte, aber als die Sonne endlich aufging, breitete sich ein befreiendes Wärmegefühl in seinem geschundenen Körper aus.

Tobias hatte schon viele Computerspiele gemacht, bei denen man schwierige Probleme lösen musste, und er konnte das ziemlich gut. Man musste nur logisch denken. Wenn seine Eltern meckerten, dass er so viel spielte, dann verteidigte er sich immer damit, dass man sehr viel dabei lernte.

Er analysierte also ganz ruhig die Situation.

1 Wie kommt man zum Start zurück? Dazu musste er wissen:

2 Wo war er? Und:

3 Wie bekam er Hilfe für sein verletztes Bein?

Um wieder mehr Health zu bekommen, mindestens 50%, brauchte er ärztliche Hilfe. Das war das Wichtigste. Der nächste Schritt war, sich wieder Ammo und Armor zu beschaffen. Um versorgt zu werden, musste Tobias freundlich gesinnte Menschen finden. Wenn es die nicht gab, war er verloren.

Er legte sich in der Sonne auf den Boden und versuchte, sich zu entspannen. Er vermisste Foxie.

Eigentlich war der kleine Terrier der Hund der ganzen Familie. Aber weil Tobias am meisten Spaß daran hatte, Foxie zu erziehen und ihm Kunststückchen beizubringen, war er faktisch sein Herrchen geworden. Foxie hieß ursprünglich anders, aber niemand wusste mehr wie; es stand bestimmt in seinem Papieren. Tobias hatte ihn so getauft, obwohl der Hund gar kein Foxterrier war, wie man vielleicht vermuten könnte, sondern ein Cairn Terrier. Foxie war graubraun, hatte eine kohlschwarze Schnauze und muntere braune Augen, die immer unter einem dicken Pony versteckt waren.

Wenn Tobias ganz ruhig lag, spürte er das verletzte Bein fast nicht. Die Sonne wärmte und taute seine durchfrorenen Glieder wieder auf. Nur noch ein Weilchen so liegen ...

Von einem plötzlichen Geräusch aufgeschreckt, zuckte Tobias zusammen, und er hielt die Hand über die Augen, um zu sehen, woher es kam.

»Du musst aufwachen«, sagte eine Stimme auf Englisch.

Tobias stütze sich auf die Ellenbogen und sah ein Mädchen neben sich knien.

»Die Sonne verbrennt dich sonst«, sagte sie.

Sie schien ungefähr so alt zu sein wie er, trug ebenfalls blaue Jeans und ein schmutziges, weißes T-Shirt.

»Wer bist du?«, fragte er verwirrt. »Und wo sind wir? Wie spät ist es?«

»Mittag, nehme ich an«, antwortete das Mädchen. »Seit wann bist du hier?«

»Seit heute früh. Es war noch dunkel.«

Sie sah nicht gefährlich aus. Aber man konnte nie wissen ...

»Steh auf und dreh dich langsam um«, sagte er bestimmt.

»Und warum?« Das Mädchen schaute ihn erstaunt an.

»Weil ich es sage.«

Sie tat, was er befohlen hatte. Ihre Jeans waren eng und unter dem T-Shirt konnte sie keine Waffe versteckt haben.

»Du kannst dich wieder umdrehen.«

»Du spinnst wohl ein bisschen«, sagte das Mädchen und schaute ihn nachdenklich an.

»Entschuldige«, sagte Tobias. »Ich wollte nur sehen, ob du bewaffnet bist.«

»Okay, ich verstehe. Ich heiße Brandi.«

Brandi hatte dunkle, schulterlange Haare und braune Augen, Tobias fand, dass sie sehr gut aussah.

»Und ich heiße Tobias«, sagte er. »Wo sind wir?«

»Du bist verletzt«, sagte Brandi, ohne seine Frage zu beantworten. »Wir müssen dich zum Tempel hinaufschaffen.«

»Zum Tempel? Zu welchem Tempel?«

»Da oben im Wald ist ein Tempel. Ich hole schnell eine Karre, damit ich dich hochziehen kann.« Brandi sprach amerikanisches Englisch.

»Aber wo sind wir?« Tobias bekam keine Antwort.

Wo er saß, gab es nur Wüstensand, an manchen Stellen wuchsen ein paar trockene Büsche. Aber ein Stück weiter oben begann ein dichter Laubwald, nur ein paar hundert Meter breit, der in einer schmalen Felsenschlucht endete. Es gab doch Wüsten in den USA? Dahinter lagen graubraune Berge. Ein paar große Raubvögel kreisten über den Gipfeln.

Einige hundert Meter entfernt lag ein Hof. Die Häuser waren aus Stein gemauert und unverputzt. Es waren keine Menschen zu sehen.

Nach einer Weile kam Brandi zurück, sie hatte einen Karren dabei, dessen zwei Reifen abgenutzt waren und einmal zu einem Auto gehört hatten. Sie half Tobias auf den Karren und begann, ihn den holprigen Weg zum Wald hinaufzuziehen.

Es ging die ganze Zeit bergauf, nicht sehr steil, aber das Ziehen der schweren Last war in der Wärme so anstrengend, dass Brandi immer wieder stehen bleiben musste, um zu verschnaufen und sich den Schweiß von der Stirn zu wischen.

Tobias saß auf dem Karren und fühlte sich erbärmlich. Es war ihm peinlich, dass er nicht laufen konnte und sich von einem Mädchen ziehen lassen musste.

Während einer Verschnaufpause fragte er Brandi, woher sie kam.

»Aus Florida«, antwortete sie.

»Und was machst du hier?«

»Das Gleiche wie du, nehme ich an. Und wo bist du her?«

»Aus Schweden. Sind wir jetzt in den USA?«

»Nein«, sagte Brandi. »Ich glaube eher in Asien. Aber es gibt hier keine Menschen, die man fragen könnte.«

»Seit wann bist du hier?«

»Seit zwei Tagen. Ich habe den Eindruck, als wären die Leute, die hier gewohnt haben, überstürzt geflohen. Es gibt noch ein wenig Reis und ein paar Kochtöpfe, aber wenn sie Haustiere hatten, dann haben sie sie mitgenommen.«

»Bist du ganz alleine?«

»Ja. Es ist gut, dass du gekommen bist. So kann ich mit jemandem reden und die Fortsetzung des Spiels planen. Es war ziemlich unheimlich, so allein zu sein. Besonders nachts. Deine Wunde blutet immer noch. Aber oben im Tempel gibt es eine Erste-Hilfe-Tasche. Wo bist du verletzt worden?«

»Als ich aus dem Fort kam«, sagte Tobias. »Gerade als ich auf den Vorsprung oberhalb des Eingangs gelangt war, traf mich die Kugel ins Bein. Sie ging durch. Bist du auch so gekommen?«

»Ja«, sagte Brandi. »Aber ich bin glimpflich davongekommen.« Sie zog das T-Shirt hoch und zeigte ihm eine lange Schramme auf ihrem Bauch.

»Wie ist das passiert?«, fragte Tobias.

»Ich kam mit einem solchen Tempo auf die andere Seite, dass ich nicht bremsen konnte. Ich fiel direkt in die Leute, die da standen. Und die Schramme bekam ich von einem Schwert«, sagte Brandi.

»Aber wie bist du denn von dort weggekommen?«

»Das erzähle ich dir später. Jetzt ziehe ich dich wieder ein Stück.« Sie packte den Griff des Karrens, und da merkte Tobias, wie ihm schwarz vor Augen wurde.

The Great World Game

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