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Lily Bancroft strich sich das dichte schwarze Haar zurück und zwang sich, tief Luft zu holen. „Wenn du dich nicht beruhigst“, sagte sie sich, „erreichst du gar nichts.“

Sie starrte über den Tisch hinweg ihren Sozialkundelehrer an. „Wie kann ich ihn bloß überzeugen?“, fragte sie sich. „Was kann ich sagen, um ihn umzustimmen?“

„Ach bitte, Mr Reiner“, begann sie so höflich wie möglich, „hätten Sie vielleicht einen Augenblick Zeit für mich?“

Der gut aussehende junge Lehrer nahm seine Nickelbrille ab und richtete seine blaugrauen Augen auf sie. Die Neonlampe an der Decke flackerte und warf ein gespenstisches grünes Licht auf ihn.

„Also gut, Lily“, sagte er mit dem Anflug eines Lächelns. „Ich höre.“

Lily legte ihr Testheft auf seinen Schreibtisch und zeigte auf den oberen Rand der Seite, wo der Lehrer eine große rote Zwei eingetragen hatte.

„Ich – ich verstehe meine Note einfach nicht. Ich hab den ganzen Test durchgesehen“, sagte sie zu Mr Reiner. „Die ersten zehn Multiple-Choice-Fragen sind alle richtig.“

„Das stimmt“, sagte der Lehrer ruhig.

„Und bei den anderen fünf Fragen – den Aufsatzfragen – habe ich alles beantwortet, wonach Sie gefragt haben. Sie haben nirgendwo markiert, dass ich etwas falsch beantwortet hätte.“

„Auch das stimmt“, sagte Mr Reiner mit ausdrucksloser Miene.

„Aber wenn nichts falsch war, warum haben Sie mir dann nur eine Zwei gegeben?“

„Du hast Recht damit, dass du die Aufsatzfragen nicht falsch beantwortet hast“, gab Mr Reiner zurück. „Und deine Lösungen sind gut – eine Zwei. Aber du hast dir nicht die Mühe gemacht, besonders gut zu sein. Du hast keine sehr guten Antworten gebracht – Antworten, die eine Spitzennote verdient hätten.“

Lily runzelte die Stirn. Die meisten der anderen Mädchen in der zwölften Klasse der Shadyside Highschool waren in den gut aussehenden jungen Lehrer verknallt. Aber Lily nicht. Sie fand ihn eingebildet und arrogant.

Und schwierig! Bevor sie in Mr Reiners Klasse übergewechselt war, hatte sie noch nie mit einem Lehrer Probleme gehabt.

Frustriert starrte sie auf die geschwungene rote Zahl in ihrem Heft. „In Ihrem anderen Kurs hat Alana Patterson fast das Gleiche geschrieben wie ich, und der haben Sie eine Eins gegeben.“

„Aber du, Lily, hast dich im Gegensatz zu Alana in meinen Leistungskurs eingetragen“, betonte er. „Ich habe der ganzen Klasse am Anfang des Schuljahrs gesagt, dass dieser Kurs anspruchsvoller als die meisten anderen sein wird. Für meine Leistungskurse setze ich ein höheres Niveau an. Ich erwarte mehr von meinen Schülern und benote ihre Leistungen entsprechend.“

„Aber das ist nicht fair!“, protestierte Lily mit schriller Stimme.

Mr Reiner zuckte die Schultern. „Wer hat behauptet, das Leben sei fair?“

„Mr Reiner“, sagte Lily bittend, „ich habe das ganze Jahr über hart für diesen Kurs gearbeitet. Das wissen Sie genau. Ich habe fast die ganze Nacht über auf diesen Test gebüffelt. Und wenn ... wenn es bei einer Zwei bleibt, kriege ich in diesem Kurs auf keinen Fall mehr eine Eins.“

„Wird das jetzt die Mitleidstour?“, fragte er. „Du tust ja gerade so, als sei das das Ende der Welt für dich!“

Das Licht über ihren Köpfen flackerte und summte.

Mr Reiner verzog das Gesicht. „Die Lampe geht schon wieder kaputt“, murmelte er. Dann stand er auf, um die Neonlampe genauer in Augenschein zu nehmen.

„Wen kümmert schon eine doofe Lampe?“, dachte Lily wütend. „Was ist los mit ihm? Das Wichtigste ist jetzt meine Note – und er hört mir noch nicht mal zu!“

Am liebsten hätte sie den Tacker auf Mr Reiners Schreibtisch genommen und nach der Deckenlampe geschmissen. Dann hätte sie sicher seine ganze Aufmerksamkeit gehabt!

„Es muss doch irgendwas geben, was ich tun kann“, fuhr Lily fort und versuchte vergeblich, gelassen zu klingen. „Irgendwas, damit ich eine bessere Note kriege.“

Mr Reiner rückte seine Brille zurecht und sah sie mit eisigem Blick an. „Der Sinn und Zweck eines Leistungskurses liegt schon in seinem Namen. Es wird erwartet, dass ihr mehr Leistung bringt als Durchschnittsschüler. Es tut mir Leid, aber dein Testergebnis“ – er klopfte mit dem Zeigefinger auf ihr Heft – „reicht einfach nicht aus für eine Eins.“

Die Lampe fing wieder an zu summen. Mr Reiner warf einen genervten Blick an die Decke. „Ich habe dem Hausmeister schon vor drei Tagen Bescheid gesagt“, klagte er. „Wenn er nicht bald kommt, hole ich eine Leiter und repariere das dämliche Ding selber.“

„Bitte, Mr Reiner“, flehte Lily wieder. „Können Sie mir nicht wenigstens eine Eins minus geben? Dann käme mein Notendurchschnitt gerade noch auf eine Eins in Ihrem Kurs.“

„Ich gebe keine Einser, Lily“, sagte er kühl. „Ich verleihe sie nur – wenn sie verdient sind.“

Wütend starrte sie ihn an und schluckte den Kloß in ihrem Hals hinunter. „Was für ein gemeiner Kerl“, dachte sie. „Wie kann er so herzlos sein? Er will mir unbedingt das Leben schwer machen.“

„Ist das Ihr letztes Wort?“, fragte sie.

„So ist es“, gab Mr Reiner lächelnd zurück.

Er lächelte sogar! Für ihn war das Ganze nur ein guter Witz.

Lily kniff die Augen zu und unterdrückte die Tränen, die in ihr hochstiegen. Aber dann gewann ein anderes Gefühl die Oberhand – Hass.

„Ich kann nicht zulassen, dass er mir das antut“, dachte sie. „Das kann er nicht mit mir machen, nicht mit mir!“

Sie stürzte sich quer über den Schreibtisch auf ihn.

„Hey – was ist –?“, stieß der Lehrer überrascht aus und hob abwehrend die Hände.

„Das war Ihre letzte Chance!“, schrie Lily schrill. Sie stieß seine Arme weg und legte ihre Hände auf seine Kehle.

Wutentbrannt drückte sie zu, so fest sie nur konnte. Immer fester und fester ...

Der Lehrer griff nach ihren Händen und versuchte, sich zu befreien.

Es war zwecklos.

Seine Augen quollen aus den Höhlen, sein verzerrtes Gesicht lief dunkelrot an. Aus seiner Kehle kamen erstickte, heisere Laute.

„Sie hätten meine Note ändern sollen!“, schrie Lily.

Sie ließ erst los, als Mr Reiner mit dem Oberkörper vornüber auf den Schreibtisch sackte. Tot.

Fear Street 49 - Schulschluss

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