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Die Grundlagen der Osteopathie

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Das letzte halbe Jahrhundert hindurch habe ich als Osteopath gearbeitet. Dieser Beruf erfüllte mich sehr, und ich habe mit großem Erfolg Tausende Patienten behandelt.

Dennoch bin ich immer wieder über das geringe Ansehen der Osteopathie erstaunt.

Die Wenigsten wissen weder, worum es dabei geht, noch sind ihnen die fantastischen Dinge, zu denen sie in der Lage ist, bewusst.

Die Osteopathie und die osteopathische Manipulation wurden von Andrew Taylor Still (1828 – 1917) entwickelt, einem Amerikaner in der vierten Generation, mit schottischer Abstammung. Er war ein früher Befürworter des Wahlrechts für Frauen und ein Gegner der Sklaverei. Er kämpfte im Sezessionskrieg für die Nordstaaten und diente ihnen sowohl als Soldat wie auch als Feldchirurg.

Als er jedoch nach Kriegsende zu seiner konventionellen Medizinpraxis zurückgekehrt war, wurde Dr. Still unzufrieden mit der zeitgenössischen Medizin. Diese bestand zu jener Zeit grundlegend aus drei Lehrmeinungen: Homöopathie, Allopathie und der eklektischen Medizin.

Die Homöopathie, durch Dr. Samuel Hahnemann (1755 – 1843) begründet, basiert auf der Vorstellung, dass Krankheiten durch Verabreichung kleinster Dosen von Medikamenten, die bei den Patienten die gleichen Symptome hervorrufen wie die Krankheiten selbst, geheilt werden können.

Allopathie bleibt die bis heute am häufigsten angewandte Form der Medizin. Zu Dr. Stills Zeit waren Allopathen bezüglich des Kurierens von Krankheiten für ihr elementares Vertrauen in die Arzneimittel bekannt.

Die eklektische Lehre wurde, wie ihr Name schon sagt, aus vielen anderen Lehren zusammengesetzt, locker gehandhabt und unregelmäßig praktiziert.

Dr. Still war mit allen diesen Ansätzen unzufrieden, und er stand insbesondere der Begeisterung des neunzehnten Jahrhunderts für Arzneimittel skeptisch gegenüber. Stattdessen erforschte er die Möglichkeit einer Behandlungsmethode, die auf körpereigenen und natürlichen Selbstheilungskräften beruht. Dr. Still beobachtete, dass wenn er eine Krankheit bei einem Patienten entdeckte, er auch Störungen an dessen Bewegungsapparat vorfand. Er vermutete die Ursache in einer Dysbalance im Kreislauf- und Nervensystem. Sein Lösungskonzept bestand folglich in einer manuellen Manipulation des Körpers, um einen einwandfreien Kreislauf wieder herzustellen. Dr. Still war überzeugt davon, ein wertvolles Instrument als Hilfe für die Menschheit entdeckt zu haben, und er nannte es Osteopathie, nach den griechischen Wortstämmen osteon (Knochen) und pathos (Leiden).

Als noch wenige Leute seine Theorien akzeptierten, wurde Dr. Still sein eigener Missionar. Er reiste in den 1870ern und 1880ern quer durch Amerika, um seine neuen Techniken zu demonstrieren. Schließlich hatte er genügend Fürsprecher gewonnen, um die American School of Osteopathy in Kirksville, Missouri, zu gründen. Dieses College gewährte den akademischen Grad des Doktors der Osteopathie (DO), im Gegensatz zu dem allopathischen Doktor der Medizin (MD). Das war 1892. Hauptsächlich durch Mundpropaganda begann die Osteopathie von diesem Zeitpunkt an zu florieren.

Während der ersten zwei Jahrzehnte des zwanzigsten Jahrhunderts begann man, die bis dahin in Amerika im Grunde genommen unbeaufsichtigte medizinische Ausbildung einer genauen Überprüfung zu unterziehen.

Und nachdem die allopathischen Ärzte zur politisch mächtigsten Fraktion gewachsen waren und sich in der einflussreichen American Medical Association (AMA) vereint hatten, drängten ihre Lehren bald alle anderen in den Hintergrund.

Insbesondere kämpfte die AMA gegen ihren führenden Rivalen, die Osteopathie, welche die allopathischen Ärzte als Quacksalberei bezeichneten. Schließlich gelang es ihnen die Osteopathie fast gänzlich zu unterdrücken.

Zu einer ihrer Taktiken gehörte zu verkünden, wenn es Osteopathen gestattet sei, während des ersten Weltkrieges für das Militär zu praktizieren, würden die allopathischen Ärzte sämtliche Dienste ablehnen.

Eine ähnliche Strategie wurde ebenso während des zweiten Weltkrieges angewandt, wenngleich sich diese Haltung ironischerweise als günstig für die Osteopathie erwies.

Denn die Praxen der Zurückgebliebenen florierten.

Viele Amerikaner, die sonst möglicherweise niemals mit der Osteopathie in Berührung gekommen wären, probierten sie in der Abwesenheit der Ärzte aus und wurden erfolgreich behandelt.

Dennoch kämpfte die Osteopathie noch immer gegen zahlreiche staatliche Gesetze an, die entweder ihre Anwendung einschränkte oder sie gar verbot.

Die zweite Hälfte des Jahrhunderts war der Osteopathie wohlgesonnener. Trotz andauernden Widerspruches seitens der AMA begannen die Staaten nach und nach die Osteopathie zuzulassen; inzwischen sind alle 50 Staaten diesbezüglich einig, und es wurden zahlreiche osteopathische Hochschulen gegründet, die unter der Gerichtsbarkeit der staatlichen Ausschüsse stehen. Im Jahre 1969 – 70 eröffnete Michigan das erste staatliche College für Osteopathie; 1972 gründete der Staat Oklahoma das College of Osteopathic Medicine and Surgery, und bald darauf wurden etliche weitere Schulen unter der Schirmherrschaft der staatlichen Regierungen eingerichtet. Gegenwärtig praktizieren ca. 30.000 Osteopathen in Amerika, mehr als doppelt so viel wie noch vor 25 Jahren. Die Studenten können eine von fünfzehn Schulen für Osteopathie besuchen, deren Lehrplan jenem ihrer allopathischen Kollegen ähnelt, mit dem Unterschied, dass die meisten Studenten darüber hinaus manuelle Techniken erlernen.

Heute haben die allopathischen und die osteopathischen Kräfte Frieden miteinander geschlossen, und man kann in vielen Krankenhäusern beide Arten von Ärzten Seite an Seite miteinander arbeiten sehen.

Und tatsächlich ist mir aufgefallen, dass fast alle meiner Patienten von Ärzten und weniger von anderen Osteopathen überwiesen werden.

Heute glauben zu viele Ärzte daran, dass der Körper aus Tausenden zusammenhanglosen Systemen besteht. Sie agieren wie auf einer Baustelle, wo sich der Zimmermann beim Einbau eines Dachsparrens weigert, die Lage von Kabeln zu verändern, um sie nicht falsch zu verlegen. Er muss einen Elektriker rufen.

Mit der allopathischen Medizin verhält es sich gleichermaßen. Kränkelt das Herz, überweist einen der Internist zum Kardiologen. Liegt das Problem im Magen, geht man zu einem Gastroenterologen. Aber diese Ärzte schauen nicht auf den gesamten Körper, und deswegen übersehen sie häufig die wahre Ursache des Problems.

Osteopathen bevorzugen eine ganzheitliche Betrachtungsweise. Wir glauben, dass jeder menschliche Körper aus vielen „Körpern“ zusammengesetzt ist, so wie der Körper der Blutgefäße, der Körper des Nervensystems, der Körper der Muskulatur, der Körper des Knochengerüstes und so weiter und so fort. Alle diese Körper sind grundsätzlich miteinander verbunden und man kann nicht in einem von ihnen gesund sein, ohne es in allen anderen auch zu sein. Das Herzstück der Osteopathie ist der Glaube, dass das Wohlergehen vom Erhalt des einwandfreien Verhältnisses zwischen den verschiedenen Körpersystemen abhängig ist.

Daher konnte ich jenem besagten Mann helfen, der zu mir kam, damit ich mir sein krankes Herz ansehen sollte. Es war aber nicht sein Herz, das die Beschwerden verursachte.

Und „helfen“ ist ein Schlüsselbegriff. Ein Osteopath glaubt, dass der Körper die Fähigkeit hat, sich selbst zu heilen. Wir erledigen alle diese Arbeit nicht selbst. Wenn wir fertig mit unserer Arbeit sind, übernimmt der Körper das Kommando.

Auch wenn Osteopathen und Mediziner1 viele vergleichbare Behandlungsmethoden wie beispielsweise Arzneimittel, Röntgenstrahlen und Chirurgie anwenden, behandeln wir Osteopathen den menschlichen Körper darüber hinaus mit unseren Händen in einer Weise, die Dr. Still Manipulation2 genannt hat.

Jenen Teil des Körpers, den wir behandeln, bezeichne ich als Knochengerüst (obwohl dieser Tage viele Menschen ihn Bewegungsapparat nennen). Er besteht aus Knochen, Muskeln, Sehnen, Gelenken und Geweben. Dieses System bildet den Stützapparat für den übrigen Körper. Wenn man ein Haus baut, müssen die Dachsparren fertig gestellt und stabil sein, bevor das Dach gedeckt werden kann. Ebenso kann man sich ohne ein gut abgestimmtes, kräftiges Knochengerüst keiner guten Gesundheit erfreuen, denn Defekte in dieser Struktur haben Auswirkungen auf die natürlichen Funktionen des Körpers.

Wie reagiert der Körper aber nun auf osteopathische Manipulationen? Die manuellen Techniken stimulieren den Fluss der zerebrospinalen Flüssigkeit, welche die Oberfläche des Gehirns und des Rückenmarks umspült. Sie steigern auch die Körperatmung, wobei mehr Sauerstoff in den Blutstrom gelangt, und regen die Verdauung an, wodurch die Energie viel effizienter in den Körper gelangt. Osteopathische Techniken stellen somit die Balance zwischen Verdauung, Atmung, Kreislauf und Gehirnfunktionen wieder her.

Wahrscheinlich war der Hauptgrund dafür, dass ich Osteopath wurde, den allopathischen Ärzten zu beweisen, dass sie einen Fehler begangen hatten, als sie mir die Zulassung auf ihrer medizinischen Schule verweigerten. Die Fakultät der University of Louisville, gegenüber von jenem Flussufer des Ohios, an dem ich aufwuchs, hatte versprochen mich aufzunehmen, falls ich einen Kurs in organischer Chemie belegen würde. Und so tat ich dies. An meinem letzten Kurstag schickte mich mein Professor jedoch zum Dekan der medizinischen Ausbildungseinrichtung. Ich kam in sein Büro, er bat mich Platz zu nehmen, redete ein bisschen um den heißen Brei herum und teilte mir schließlich mit, dass er glaubte, ich würde einen viel besseren Zahnarzt abgeben als einen Arzt.

Bis heute habe ich nicht herausgefunden, wie er zu diesem Schluss gekommen war, aber ich wusste, dass damit gemeint war, ich wäre nicht mehr länger an dieser Schule willkommen.

Diese Ablehnung war schmerzlich, aber ein paar Jahre später erzählte mir ein Freund, der zuvor die Kansas City School of Osteopathic Medicine besucht hatte, von Dr. Stills Fachgebiet und seiner Philosophie. Kurz entschlossen packte ich meine Sachen und erschien zwei Wochen nach Kursbeginn in Kansas City.

Das Lehrerkollegium schaute in meine Akte und alles, was sie dazu sagten, war, dass ich den Kurs in organischer Chemie nicht zu belegen bräuchte.

Zu dieser Zeit legte das Kansas City College besonderes Gewicht auf die Entwicklung der sensiblen Palpation, welche die Studenten benötigen um die osteopathischen Techniken geschickt auszuüben.

Um uns dabei zu helfen, nahmen unsere Professoren menschliche Knochen, wickelten sie in Decken ein und übergaben uns das Bündel.

Wir wurden aufgefordert zu beschreiben, was wir erfühlten, ohne dabei hineinzusehen. So entwickelten wir die Fähigkeit, mit unseren Händen dasjenige im Körper zu erspüren, was die Osteopathen als Läsionen oder Störungen bezeichnen.

Diese Art von Training bestimmte einen erheblichen Teil unserer Ausbildung. Zum Zeitpunkt meiner Ausbildung absolvierten die medizinischen Ärzte 3.800 Stunden und die Osteopathen 4.200 Stunden. Diese zusätzlichen Stunden wurden der Vermittlung osteopathischer Techniken gewidmet.

Meine Klassenkameraden und ich haben oft miteinander geübt. Ich war ziemlich robust, aber wir lernten sehr schnell vorsichtig zu sein, sobald wir eine derart mächtige Technik anwandten. Eines Tages probierte ein Klassenkamerad eine bestimmte Technik an meiner linken Schulter aus und löste damit bei mir eine schreckliche Grippe aus. Es stellte sich heraus, dass er fälschlicher Weise die Lymphbahnen zu meinem linken Lungenflügel blockiert hatte.

Bei einer anderen Unterrichtsübung nahmen wir ein menschliches Haar, legten es auf ein leeres Blatt Papier und legten ein weiteres Blatt darüber. Es durften sich weder Schrift noch Linien, die uns führen konnten, auf dem Blatt befinden. Dann wanderten wir mit allen Fingern über das Papier, bis wir jene kleine Erhöhung, die das Haar verursacht hatte, ertasten konnten. Und sobald wir dazu mit allen zehn Fingern in der Lage waren, legten unsere Professoren ein weiteres Blatt Papier auf das andere und wir übten weiter und weiter, bis es nicht mehr weiter ging.

Mein Ruf, jemand zu sein, der die geringste Unebenheit durch Papier hindurch erspüren konnte, wuchs, bis ich eines Tages eine Vorlesung im Krankenhaus von Tucson, Arizona, hielt. Ein Arzt unter den Zuhörern zupfte der Dame, die neben ihm saß, ein Haar aus ihrem Kopf – ich konnte sehen, wie sie zusammenzuckte, als er das tat – und kam dann hoch zum Podium. Er legte das Haar unter achtzehn Blatt Papier und forderte mich vor dem Publikum auf, es zu erfühlen.

Nun, natürlich gelang es mir, aber ich konnte Zeit meines Lebens nicht herausfinden, warum er sich nicht ein Haar von seinem eigenen Kopf gerupft hatte.

Ich habe niemals damit aufgehört diesen Tastsinn weiter zu entwickeln. Heute sind meine Hände sensibel genug um festzustellen, wo ein Knochen vor Dutzenden von Jahren gebrochen sein könnte. Ich lasse nur meine Hand an der Extremität herunterwandern, bis ich einen kleinen rauen Vorsprung fühle, einen Widerstand in der Muskulatur und das aufgelagerte Kalzium, das sich bei der Heilung des Knochens geformt hatte.

Nach meiner Promotion in Kansas City kam ich zum Praktizieren nach Ohio. Mit den Jahren sah ich Tausende von Patienten im Alter von drei Tagen bis zu fünfundachtzig Jahren. Jetzt, wo ich meine zehnte Dekade beginne, bevorzuge ich es ausschließlich mit jungen Leuten zu arbeiten. Das liegt nicht daran, dass ich sie lieber mag, obwohl ich das Strahlen eines Kindes doch sehr genieße. Stärker wiegt, dass ich einfach nicht mehr das körperliche Stehvermögen habe, um Tag für Tag mit Erwachsenen zu arbeiten. Erwachsene strahlen weniger Energie aus als Kinder; während man ihnen alles gibt, geben sie nur wenig zurück, was verursacht, dass ich mich erschöpft fühle. Kinder, die mehr ausstrahlen, absorbieren meine Energie nicht so sehr.

Als ich meine Praxis eröffnete, konnte ich die osteopathischen Techniken noch nicht so oft ausüben, wie ich gerne wollte. Da die meisten allopathischen Ärzte im Zweiten Weltkrieg in Übersee dienten, musste ich zwischen achtzehn oder zwanzig Stunden am Tag arbeiten, in denen ich alles Mögliche tat um jedem zu helfen, der mich brauchte. Zu alledem hatten wir nicht genügend Ärzte um den Bedarf der Patienten zu decken. So mussten wir behandeln, wenn uns ein Patient rief, egal zu welcher Tageszeit.

Als die anderen Ärzte nach dem Krieg zurückgekehrt waren, ließ ich mich als Osteopath in Cincinnati nieder. In den ersten drei Monaten schaute überhaupt niemand bei mir vorbei. Ich saß einfach nur da, wartete und las Dutzende von Büchern. Dann besuchte ein Prediger aus der Nachbarschaft den Herrensalon gegenüber und fragte den Barbier, was er über mich wüsste. Dieser erwiderte, dass er überhaupt nichts über mich wisse.

Daraufhin kam der Prediger herüber und stellte sich mir vor. Wir wurden bald Freunde und verbrachten einige Abende zusammen in den Lokalen auf der anderen Seite des Flusses in Kentucky. Der Prediger schien die Tür für meine Praxis zu öffnen, denn dank seiner Empfehlungen hatte ich nie wieder Zeit für mich selbst. Schließlich nahm ich zu viele Patienten an und musste sie einem Assistenzarzt übergeben, mit dem ich die Praxisräume teilte.

Zweifelsohne war das Highlight meiner Karriere die positive Reaktion meiner Patienten. Jede Woche erhalte ich Karten und Briefe von Menschen, die für meine Arbeit dankbar zu sein scheinen. Nichts kann mir ein besseres Gefühl verschaffen als die Gewissheit, dass die Leute, die ich betreut habe, diese Leistung anerkannt haben.

In den Jahren des politischen Kampfes der Osteopathie um offizielle Anerkennung begann unser Metier der allopathischen Medizin nachzueifern. Die Argumentation dafür könnte die gewesen sein, dass die Chancen auf Anerkennung stiegen, wenn die Osteopathen den Medizinern ähnlicher wären. Und vielleicht war diese Strategie sogar erfolgreich.

Aber ich glaube, dass die Meinen den falschen Weg einschlugen, denn die Osteopathen begannen ihre manuelle Ausbildung abzuwerten, und von den Studenten wurde nicht mehr gefordert so versiert in ihnen zu sein, wie wir es sein mussten, als ich die Schule besuchte.

Heute ändert sich dies. Die Osteopathie hat sich etabliert und viele Studenten wenden sie an, da sie ihre Hände benutzen wollen, um mit dem Körper in dieser effizienten Weise zu arbeiten.

Das Erfreulichste für mich ist, dass so viele junge Ärzte zu den Wurzeln ihres Berufstandes zurückkehren wollen und lieber ihre Hände benutzen um die Patienten zu behandeln, als ihnen Arzneimittel zu verschreiben.

Natürlich denken nicht alle Osteopathen so wie ich. Doch finde ich es ermutigend, dass es heute vor allem die Jungen sind, die mir höchstwahrscheinlich beipflichten werden.

Ich glaube, dass die Osteopathie eine große Zukunft hat. Denn das Universum folgt bestimmten Gesetzmäßigkeiten, die zusammengenommen eine Philosophie begründen. Auch die Osteopathie hat eine Philosophie, die diese universalen Gesetze widerspiegelt. Als Osteopath zu arbeiten, bedingt die Anwendung dieser Gesetze auf die Menschen. Dies befähigt einen Osteopathen, sich bis in die verborgensten Ursachen eines medizinischen Problems zu vertiefen. Das vorliegende Buch wird versuchen, etwas von dieser Philosophie darzulegen.

Abgesehen von der Philosophie ist Osteopathie auch eine Kunst. Die Kunst ist die Fertigkeit oder die Fähigkeit gewisse Handlungen auszuführen.

Und Osteopathie ist eine Wissenschaft. Wissenschaft ist eine systematisierte Kenntnis der Natur und ihrer physikalischen Gesetze.

Der osteopathische Berufsstand ist wie ein Saatkorn gewachsen. Zuerst hat es seine Wurzeln im Erdboden – in der Gesellschaft – verankert. Dann hat es den Erdboden aufgebrochen – die staatliche Anerkennung erlangt. Der Keim des Saatgutes ist gerade durch den Boden gebrochen. Jetzt ist die Zeit der Osteopathie gekommen um zu reifen und aufzublühen. Denn ihre Philosophie, Kunst und Wissenschaft basieren auf der Förderung der Gesundheit, der Verhinderung von Krankheiten und einer natürlichen Herangehensweise an den Patienten.

Ich bin überzeugt, dass die Osteopathie ihre volle Blüte im einundzwanzigsten Jahrhundert erreichen wird.

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