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Оглавление2/ Der Shortcut fehlt
»Es war ein Fehler«, sagte Microsoft-Gründer Bill Gates, als er im September 2013 eine Fundraising-Kampagne für die Harvard University im Sanders Theatre eröffnete.
Erst klang es so, als ob er seine Entscheidung in den 1970er-Jahren meinte, die Universität ohne Abschluss zu verlassen. Das Publikum lachte. Es ging ihm aber um ein anderes Eingeständnis: nämlich die Entscheidung für eine nicht ganz unkomplizierte Tastenkombination, die wohl jeder Windows-Nutzer schon benutzt hat, wenn der Rechner eingefroren ist. Für den sogenannten Klammergriff müssen die Steuerungs-, die Alt- und die Löschtaste gleichzeitig gedrückt werden. Gebraucht wird die Kombination auch heute noch, um Programme zu beenden und sich an einem Rechner in einem Netzwerksystem neu einzuloggen.
Das Problem bei der Tastenkombination: Abhängig vom Tastaturdesign und besonders bei Laptops kann der Griff zu Fingerverrenkungen führen. »Wir hätten einen einzelnen Knopf haben können«, rechtfertigte sich Gates, »aber der Typ, der das IBM-Keyboard-Design gemacht hat, wollte uns den nicht geben.« Diesen Typ gibt es tatsächlich: David Bradley, einer von zwölf Ingenieuren, die bei IBM das erste Computersystem zusammenbauten. »Ich habe ihn vielleicht erfunden, aber Bill hat ihn berühmt gemacht«, rechtfertigte sich Bradley später. Ursprünglich sei der Klammergriff nur für Profinutzer gedacht gewesen und habe eher unbeabsichtigt den Weg zum PC gefunden.
Sogar auf Apple-Rechnern gibt es eine ähnlich komplizierte Tastenkombination: Sie öffnet ein Fenster, das alle laufenden Programme anzeigt, auch jene, die nicht reagieren. Diese können dann hart beendet werden, mit der Gefahr, dass Daten verloren gehen. So unpraktisch der Klammergriff auch sein mag, immerhin verhindert er, dass ein Rechner komplett heruntergefahren und neu gestartet werden muss, wenn ein Problem aufgetreten ist.
Als das neuartige Corona-Virus sich ausbreitete, fehlte ein solcher Shortcut. Nach einigen Wochen des Zögerns, in denen die Ansteckungszahlen bereits nach oben gingen, entschied sich die Politik – nach dem Vorbild Italiens – bei uns und in anderen Ländern dazu, das öffentliche Leben komplett herunterzufahren. Die Kurven der Ansteckungszahlen zeigten zu steil nach oben.
Konzepte, ein Virus einzudämmen, ohne Schulen, Kindertagesstätten, Geschäfte und Restaurants zu schließen, gab es entweder nicht oder das Risiko erschien zu groß. Nur eine Unterscheidung wurde noch gemacht: Wer ist systemrelevant und wer nicht? Eine feste Definition und damit Liste dazu gab es lange nicht.
Was jetzt noch funktionierte, waren die Unternehmen und Organisationen, die zuvor schon vieles ins Digitale verlagert und sich von einem stationären Arbeitsort unabhängig gemacht hatten. Alle anderen – und das war mit Abstand die Mehrzahl – standen jetzt vor einem Dilemma: Wie weiter dem Geschäft nachgehen, wenn der Betrieb oder das Büro geschlossen ist? Und wird es überhaupt noch eine Nachfrage geben oder bricht alles zusammen, sodass es auch im Homeoffice irgendwann nichts mehr zu tun gibt?
Je häufiger ich auf die Seite der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore mit ihren roten Zahlen und Kugeln klickte, desto unwahrscheinlicher erschien mir, dass das normale Leben bald wieder beginnen würde. Warum eigentlich, fragte ich mich, wusste eine Universität aus Baltimore so genau, wie viele Menschen sich im letzten Winkel der Welt ansteckten? Tatsächlich sammelte das Team des Centers for Systems Science and Engineering dort letztlich nur allgemein verfügbare Statistiken aus den einzelnen Ländern und bereitete sie übersichtlich auf.
Das Dashboard hat die Professorin Lauren Gardner zusammen mit ihrer Doktorandin Ensheng Dong entwickelt.19 Das Time Magazine sollte Gardner dafür im Herbst 2020 als einen der 100 einflussreichsten Menschen der Welt auswählen. Ihre Universität hatte sich allerdings bereits einen Namen in Sachen Pandemieforschung gemacht. Im Oktober 2019 hielt sie ein Pandemieplanspiel ab, gemeinsam mit dem World Economic Forum und der Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung. Anlass dafür gab es: Statistiken zeigten, dass es zuletzt rund 200 Epidemien pro Jahr weltweit gab, und einige standen kurz davor, eine Pandemie zu werden – nach der Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine »Epidemie, die weltweit oder in einem sehr großen Gebiet auftritt, internationale Grenzen überschreitet und typischerweise eine große Zahl an Menschen betrifft«.
Daher der Titel des Planspiels, dessen Aktualität sich wenige Monate später zeigen sollte: »Event 201« – also genau jenes Ereignis, das den Rahmen der anderen 200 sprengt. Die Aufgabenstellung für die Teilnehmer: Sie sollten eine Pandemie bewältigen, die von einem neuartigen Corona-Virus ausgelöst wird und bis zu 65 Millionen Tote weltweit fordern könnte. Die fiktive Geschichte dahinter: Die Krankheit bricht auf einer Schweinefarm in Brasilien aus und geht von den Tieren auf Menschen über. Erst geschieht die Verbreitung still und langsam, dann immer schneller, vor allem über Arztpraxen und Krankenhäuser. Als das Virus es in die Slums der südamerikanischen Großstädte schafft und dort einen Menschen nach dem anderen befällt, explodiert die Epidemie, und die Infektionsraten steigen exponentiell.
Durch Flugreisen gelangt das neuartige Corona-Virus anschließend nach Europa, in die USA und nach China. Kein Land bekommt es unter Kontrolle. Im Planspiel endet die Pandemie erst, wenn ein Impfstoff entwickelt ist – was nach eineinhalb Jahren noch nicht der Fall ist – oder mindestens acht von zehn Menschen infiziert sind. Die Geschichte wirkt bekannt, bis zum Konzept der Herdenimmunität.
Als dann das echte Virus um sich griff, sah die Johns-Hopkins-Universität sich genötigt, auf ihrer Website klarzustellen, dass »Event 201« eine rein fiktionale Übung war. »In letzter Zeit haben wir viele Anfragen bekommen, ob unser Planspiel den Ausbruch des neuartigen Corona-Virus in China vorausgesagt habe.« Das sei nicht der Fall. Die Inputs, die für die Modellierung der erfundenen Pandemie benutzt wurden, seien nicht vergleichbar mit dem tatsächlichen Ereignis. Das war vermutlich der Versuch, aufkommende Panik angesichts der im Planspiel genannten möglichen Opferzahl zu vermeiden – und auch den zur Ursache der Pandemie und insbesondere zu Bill Gates aufblühenden Verschwörungserzählungen Einhalt zu gebieten.
Auch wenn ein Planspiel Ideen und Anregungen dazu liefern kann, wie mit einer vergleichbaren Situation umzugehen ist: Den Shortcut, nach dem wir spätestens im März 2020 suchten, lieferte »Event 201« nicht. Keine der handelnden Personen in Deutschland, Europa und der Welt hatte zuvor die Erfahrung gemacht, Wirtschaft und Gesellschaft herunterzufahren – und dann nach einem verlässlichen Code neu zu starten.
Aber war die Pandemie wirklich ein schwarzer Schwan, also eines jener Ereignisse, die statistisch sehr unwahrscheinlich sind, aber eine starke Wirkung haben und unsere Annahmen von der Welt auf den Kopf stellen? Diese Metapher prägte Nassim Taleb, Autor und Aktienhändler, in seinen Bestsellern. Er bezog sich dabei auf ein aus der Antike stammendes und bis ins 17. Jahrhundert hinein gültiges Bild für extrem seltene Geschehnisse. Bis dahin hatte tatsächlich niemand in der westlichen Welt einen schwarzen Schwan gesehen, dann aber tauchten in Australien welche auf und wurden in die Niederlande und Deutschland eingeschleppt.
Im Gegensatz zur Einschätzung vieler Kommentatoren ist die Corona-Pandemie kein schwarzer Schwan, erst recht nicht nach Talebs Kriterien. Er setzt unter anderem voraus, dass nichts in der Vergangenheit darauf hinweist, dass ein entsprechendes Ereignis möglich sein könnte. Genau dieses Kriterium ist bezogen auf Corona nicht erfüllt. Taleb selbst hat die Pandemie als weißen Schwan bezeichnet – also als ein Ereignis, das mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit zu einem bestimmten Zeitpunkt eintreten werde. Schon im Jahr 2010 war er Berater für die Regierung von Singapur in Fragen des Umgangs mit einer möglicherweise eintretenden Pandemie.20
Auch der frühere Arzt und weltweit anerkannte Gesundheitsstatistiker Hans Rosling, der in seinem Buch Factfulness ein insgesamt optimistisches Bild der Welt von heute zeichnet, beschäftigt sich mit einem hochwahrscheinlichen Bedrohungspotenzial: Zwar warnt er vor Dramatisierung von Entwicklungen wie beispielsweise den Folgen des Bevölkerungswachstums, das sich seinen Berechnungen nach abflachen werde, nennt dann aber fünf erhebliche Risiken, die aus seiner Sicht das Potenzial haben, massenhaftes Leid in der Menschheit zu verursachen – entweder auf direkte Weise oder vermittelt dadurch, dass menschlicher Fortschritt für lange Zeit unterbrochen wird. An erster Stelle nennt der inzwischen verstorbene Autor eine »global pandemic«. Er erinnert an die Spanische Grippe, an der von 1918 bis 1920 mindestens 20 Millionen Menschen gestorben sind, und warnt, dass eine durch die Luft übertragene, hoch ansteckende Krankheit eine größere Bedrohung für die Menschheit darstelle als Ebola oder Aids. Die weiteren vier großen Risiken sieht er in finanziellem Zusammenbruch, einem dritten Weltkrieg, dem Klimawandel und extremer Armut.21
Auch an der Harvard Kennedy School, an der ich studiert habe, gab es Planspiele und Studien zu Pandemien; ebenso an eher konservativen Einrichtungen wie der Texas A&M University. Das dort angesiedelte Scowcroft Institute of International Affairs der Bush School of Government and Public Service hält jedes Jahr einen Pandemic Policy Summit ab. Vormittags Vorträge, nachmittags eine Simulation, bei der die Studierenden einer virtuellen Pandemie ausgesetzt sind und in Teams Antworten finden müssen.22
»Wir werden eine Pandemie erleben«, sagte Andrew Natsios, der Direktor des Instituts, zwei Jahre vor Corona. »Die Frage ist nur, wann.« Der letzte Pandemic Policy Summit fand im November 2019 statt – also wenige Wochen bevor sich SARS-CoV-2 von Wuhan aus in der Welt verbreitete und mehrere Hunderttausend Menschen an der Infektion starben. Die Fakultät und ihre Konferenzen werden von der Bush-Familie unterstützt, und tatsächlich war es George W. Bush – in der regelmäßigen Bewertung aller US-Präsidenten durch Historiker im untersten Drittel zu finden 23 –, der als einer der wenigen globalen Spitzenpolitiker das Pandemierisiko sehr weit oben auf seiner Agenda hatte.
Während eines Urlaubs auf seiner Ranch im Sommer 2005 hat er nach eigener Aussage in einem Vorabexemplar des Buchs The Great Influenza von John M. Barry gelesen. Es behandelt die Geschichte von der Spanischen Grippe. »Wenn wir darauf warten, dass eine Pandemie eintritt, wird es zu spät sein, sich darauf vorzubereiten«, sagte Bush nach dieser Lektüre. Also setzte er ein umfangreiches Pandemievorsorgeprogramm auf und stattete es mit sieben Milliarden Dollar Budget für drei Jahre aus. Zu dem Programm zählten Skizzen und Diagramme für ein globales Frühwarnsystem, Geldreserven für die schnelle Entwicklung eines Impfstoffs, der Aufbau von Lagern mit lebenswichtigen Waren für die gesamte Bevölkerung, darunter auch Gesichtsmasken und Beatmungsgeräte, und eine Website mit einem Notfallplan. Bush war, erinnerten sich seine Berater in der Corona-Krise, nicht nur besorgt, sondern vollkommen überzeugt davon, dass so ein Ereignis wirklich eintreten würde. Im November 2005 hielt er eine Rede vor Wissenschaftlern: »Eine Pandemie ist einem Waldbrand sehr ähnlich. Wenn sie früh erkannt wird, kann sie gestoppt werden, ohne allzu großen Schaden anzurichten. Wenn man sie schwelen lässt, unentdeckt, kann sie sich in ein Inferno auswachsen, das schnell unsere Kapazitäten übersteigt, es unter Kontrolle zu bringen.« Bald herrsche Mangel an allem – von medizinischen Fachkräften über Spritzen, Krankenhausbetten, Gesichtsmasken und Schutzkleidung.24
Heute klingt das geradezu hellseherisch; der übernächste Präsident nach Bush sollte massive Waldbrände und eine Pandemie zugleich erleben. Im Publikum saß bei Bushs Rede auch Anthony Fauci, Immunologe und bereits Leiter des National Institute of Allergy and Infectious Diseases – jener Fauci, den Donald Trump erst vor die Kameras zerrte und dann öffentlich diskreditierte. Fauci und andere Behörden entwickelten die Pläne unter Präsident Barack Obama weiter. Das Weiße Haus verfasste ein Playbook, in dem Folgendes zu lesen ist: »Ein neu aufkommender, ansteckender Krankheitserreger könnte eine folgenschwere, anfangs unklare Bedrohung der menschlichen Gesundheit darstellen. Jederzeit könnte sich beispielsweise eine Grippe zu einer Epidemie oder Pandemie entwickeln (…) In der ersten Stufe einer Krisenreaktion ist es entscheidend, herauszufinden, wie die Krankheit genau übertragen wird. Allerdings fehlen dazu anfangs möglicherweise Informationen.« 25
Mitarbeiter von Barack Obama veranstalteten mit dem Stab von Donald Trump kurz vor dessen Amtsübernahme ein Planspiel zu einer Pandemie. Noch im Jahr 2019 ließ die Trump-Regierung eine eigene Version unter dem Titel »Crimson Contagion« durchführen, unter Beteiligung aller relevanten staatlichen Behörden. Ein Dokument mit den wichtigsten Ergebnissen gelangte an die Öffentlichkeit, in dem der Satz zu lesen ist: »Gegenwärtig stehen unzureichende Mittel bereit, die im Fall einer Grippepandemie von der Bundesregierung eingesetzt werden könnten.«
Trump kürzte Budgets und Stäbe noch weiter, mit dem Argument, er sei ein Unternehmer, und als solcher möge er es nicht, wenn Leute herumsitzen, die nichts zu tun haben. Wenn sie gebraucht würden, könne man sie jederzeit zurückholen. Das Dokument listet viele weitere Probleme auf, unter anderem unklare Zuständigkeiten und Kommunikationswege zwischen den Behörden. Der allerletzte Satz lautet: »Diese Themen anzugehen, würde unsere Fähigkeit, eine gemeinsame Reaktion aufzusetzen, deutlich erhöhen und die Folgen einer Grippepandemie begrenzen, um amerikanische Leben zu retten.« 26
Ein umfangreiches Regierungsdokument ist zwar kein Shortcut, aber doch immerhin eine Art Gebrauchsanweisung für einen Reboot in einer absehbaren Gefahrenlage. Wie sah es in Deutschland aus? Hätten wir frühzeitiger reagieren können auf der Basis von Notfallplänen?
Tatsächlich ist das im vorherigen Kapitel erwähnte Dokument des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe nicht das einzige seiner Art; es gibt einen seit 2005 mehrfach überarbeiteten Nationalen Pandemieplan. Das Problem: Auch auf Landesebene gibt es Pandemiepläne. Als Corona sich ausbreitete, war also zunächst unklar, welche Behörde auf welcher Ebene welche Aufgabe übernehmen muss. Auf der Website des Robert Koch-Instituts sind Links zu 16 Pandemieplänen aufgeführt, für jedes Bundesland einer – ganz so, als hätten Grippeviren sich in der Vergangenheit bei ihrer Ausbreitung an solchen Ländergrenzen orientiert. Das Land Hessen hat unter diesem Link sogar einen eigenen Pandemieplan für seine Justizvollzugsanstalten hinterlegt; als könne man ein Virus einsperren. Bei Mecklenburg-Vorpommern führt der Link ins Leere, das Saarland dankt für den »Besuch unserer Saarlandseiten« und empfiehlt die Nutzung der neuen Navigationsmöglichkeiten, um den gesuchten Inhalt zu finden.
Allein schon die Wortkombination »Nationaler Pandemieplan« ist ein Widerspruch in sich, steht »pan« doch für »umfassend«, »total«, ganz zu schweigen von Pandemieplänen auf Landesebene.
Ein Ergebnis der fehlenden Aufgabenzuordnung zwischen Bund und Land und einer Vielzahl von Behörden auf allen Ebenen bis hinunter zu Städten und Gemeinden: Gesichtsmasken waren schon Anfang März 2020 ausverkauft – wie auch verlässliche Informationen Mangelware waren. Als ich mir damals in einer Apotheke in München eine Schutzmaske für eine Flugreise besorgen wollte, wurde mir dort erklärt, dass keine Masken mehr verfügbar seien, sie aber die Ausbreitung des Virus ohnehin nicht aufhalten würden. Als ich dann einige Wochen später zum ersten Mal eine Maske trug, war ich als Erstes besorgt, mein kleiner Sohn könnte durch diese »Vermummung« verängstigt werden. Er fand die neue Optik aber eher interessant.
Natürlich war auch bei der Weltgesundheitsorganisation ein Pandemieszenario längst Thema – die Schweinegrippe, Ebola und SARS waren gut sichtbare Warnsignale. Das Wissen, dass eine Pandemie jederzeit auftreten könnte, war also, wenn auch nicht in der breiten Öffentlichkeit, so doch bei entsprechenden Experten, vorhanden. Und obwohl das Risiko einer Pandemie lange vor Corona als hoch einzuschätzen war, blieben andere Themen auf der politischen und gesellschaftlichen Agenda wichtiger. Der Klammergriff war irgendwo in bürokratischen Dokumenten versteckt und in dem Moment, als er gebraucht wurde, nicht einsetzbar – und selbst wenn, hätte sich erst noch die Frage gestellt: Wer ist befugt, ihn zu nutzen?
Der einzige Ausweg war, das System abzuschalten mit der Folge eines globalen Wirtschaftseinbruchs, der trotz überraschend schneller Erholung in den Industrieländern die Armut weltweit deutlich erhöhen wird; des Versuchs von Rechtsextremen und Verschwörungsideologen, die Gesellschaft zu spalten, die nicht solidarischer, sondern polarisierter wirkt als zuvor; von Billionen an Staatsgeldern, die den Schuldenstand für Generationen nach uns erhöhen.
Bedrohungen wie die einer Pandemie zu ignorieren, solange sonst alles irgendwie gut läuft oder andere Probleme dringender erscheinen, ist – zumal im Individuellen – psychologisch nachvollziehbar. Wenn mich jemand im Herbst 2019 gefragt hätte, wovor ich Sorgen habe, dann wäre mir das Wort Pandemie sicher nicht eingefallen. Die andere Seite aber ist die der Institutionen und staatlichen Strukturen, die genau dafür da sind, die Gesellschaft vor möglichen negativen Folgen des kurzfristig geprägten Denkens ihrer Einzelmitglieder zu schützen. Die Verantwortung für die chaotische Reaktion in den ersten Wochen der Pandemie – und fast fühlen sich der Herbst und die zweite Welle so an, als hätten wir nur sehr wenig gelernt – liegt aber nicht bei der Politik oder Verwaltung allein. Wir alle haben uns nicht ausreichend mit dem Risiko einer Pandemie und ihren wirtschaftlichen Folgen beschäftigt.
Das Problem mit den Krisen der Moderne, seien ihre Auslöser sichtbar oder unsichtbar, liegt nicht nur in ihrer Häufigkeit, sondern in der Komplexität der Systeme, in denen sie sich abspielen. Wir haben uns selbst in unserer Aufnahmefähigkeit überholt und in einer zu großen Teilen grenzenlosen, arbeitsteiligen Wirtschaft und Gesellschaft eine Vernetzung geschaffen, deren Risiken wir ohne datengetriebene, analytische Warnsysteme nicht überblicken können. Denn wie beim Computervirus gilt: Wenn der schädliche Code erkannt wird, ist er bereits einmal um die Welt gereist und hat genug Schaden angerichtet, um unsere Heilkräfte stark zu strapazieren. Ein Software-Update hilft, dass ein Virus ähnlicher Art sich nicht wieder ausbreiten kann. Längst wird aber irgendwo an einem neuartigen Schädling gebastelt.
Und nicht nur im Gesundheitswesen verlieren wir im Krisenfall die Kontrolle. Wie anfällig unsere Institutionen sind und wie leicht sie überlistet werden können, zeigt der Fall Wirecard. Eine einzelne Behörde, die nur in einem Land Autorität besitzt, ist hoffnungslos überfordert damit, ein weltumspannendes Betrugssystem zu erkennen. Die Folgen sind schmerzhaft, lassen sich volkswirtschaftlich aber noch verkraften. Anders die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie, die tiefer gehen, auch wenn es so aussieht, als könnten wir sie innerhalb von zwei oder drei Jahren bewältigen. Was sie mit uns Menschen dauerhaft macht, ist von heute aus nicht abzusehen.
Was aber abzusehen ist: Wir werden immer einen Schritt zu spät sein, solange wir nicht Systeme schaffen, die Muster erkennen, nach denen die Angreifer der Zukunft vorgehen werden. Künstliche Intelligenz kann uns hier eine Unterstützung sein, wir müssen allerdings die damit verbundenen Chancen sehen und nutzen, statt nur den Kontrollverlust fürchten.
Der leistungsfähigste Supercomputer der Welt heißt Fugaku und wird betreut vom RIKEN Center for Computational Science, einem privaten Forschungsinstitut in der japanischen Stadt Kobe, das sich seit mehr als 100 Jahren den Naturwissenschaften widmet.27 Fugaku ist ein anderer Name für den Fuji, den höchsten Berg Japans, den im Sommer mehrere Tausend Menschen am Tag besteigen, und der im Shinto, der japanischen Hauptreligion, heilig ist.
Fugaku leistet nicht nur Übermenschliches; im Kosmos der Maschinen kommt er einer Gottheit gleich: Seine Rechnerkapazität ist so hoch, als würde man eine knapp sechsstellige Zahl von marktüblichen Laptops miteinander verbinden – aufeinandergestapelt wäre das ein eineinhalb Kilometer hoher Turm, also doppelt so hoch wie der höchste Wolkenkratzer der Welt, der Burj Khalifa in Dubai. Technikblogs beschreiben den Supercomputer wie einen teuren Wein: »Diese Fugaku-Maschine hat eine sehr gut ausbalancierte Architektur aus Bandweite zum Rechnen, Verbinden und Speichern, auch wenn die Speicherkapazität pro Netzknoten etwas auf der leichteren Seite liegt, wenn auch nicht schlechter als ein typischer GPU-Accelerator, der HBM2-Speicher benutzt.«
Noch Fragen?
Das Modellieren chemischer Zusammensetzungen und biologischer Systeme ist einer der Hauptzwecke solcher Supercomputer. Die Herstellerfirma Fujitsu hat Fugaku früher hochgefahren als geplant, damit er bei der Bewältigung des Corona-Virus und der Suche nach einem Arzneimittel helfen kann. Der Direktor des RIKEN-Zentrums für Informatik kündigte an, dass Fugaku zu einer frühzeitigen Beendigung der Pandemie beitragen soll.
Im Alltag haben wir keinen Zugriff auf Fugaku und ähnliche Maschinen, sondern kämpfen mit unseren handelsüblichen Geräten. Tausende Male gelingt es uns, einen Rechner hochzufahren, der eingefroren ist. Je länger das Gerät läuft und je voller die Festplatte ist, desto mühseliger wird die Sache. Die Zahl der Fehlermeldungen häuft sich. Der Lüfter rauscht bedenklich, Software-Updates helfen nur kurzfristig, die tägliche Nutzung wird zur nervigen Achterbahnfahrt. Die Zeit für einen Hardwarewechsel ist gekommen. Jeder, der viel mit Computern arbeitet, wechselt im Schnitt alle zwei Jahre das Gerät, Smartphones sogar noch häufiger.
Diese Möglichkeit haben wir bei der eigenen Hardware, unseren Gehirnen, die wir für die Herausforderungen auf der gesellschaftlichen, kulturellen oder wirtschaftlichen Ebene verwenden, nicht. In dieser Hinsicht ist sie ungleich schwächer als Fugaku. Sie vermag sich zwar stets weiterzuentwickeln, was im Vergleich zu Rechnerkapazitäten allerdings im Schneckentempo geschieht. Das menschliche Gehirn samt allen Emotionen und angeborenen Reflexen arbeitet für die Problemlösung entsprechend mit einem für seine Kapazität bewältigbaren Code. In Zeiten von Finanzkrisen, Klimawandel, Terroranschlägen und Pandemien, einer insgesamt bis dato nicht gekannten Komplexität der Welt, läuft der Prozess der sprachlichen Codierung von Information und der anschließenden Verarbeitung durch unser Gehirn zu langsam, um zu adäquatem Handeln zu kommen. Hier setzt die Digitalisierung ein, die unter diesem Gesichtspunkt mehr Chancen als Risiken bietet. Wir haben eine Technologie geschaffen, die uns helfen könnte, Krisen besser zu bewältigen, setzen sie aber nur unzureichend ein.
Als die Spanische Grippe vor einhundert Jahren grassierte, mussten Telefonate noch von Menschen in einer Vermittlungsstelle verbunden werden. Menschen, die heute 80 Jahre alt sind, haben ihren ersten PC-Bildschirm gesehen, als sie bereits die erste Lebenshälfte hinter sich hatten. Heute versuchen wir, Kleinkinder von Smartphones, Tablets oder anderen Bildschirmen fernzuhalten, die ihre Neugier wecken. Wir haben die Welt um uns herum stark verändert, und auch die Artefakte, mit denen wir auf sie zugreifen. Aber – es ist die gleiche Welt, nicht nur wie vor 80, sondern wie vor Tausenden Jahren. Auf einen anderen Planeten auszuwandern, erscheint selbst Elon Musk, dem Tesla-Gründer und Raketenbauer, als vorerst unrealistisch. Unsere einzige Chance also ist ein neues Betriebssystem oder, noch besser, gleich ein ganz neuer Code.
Warum brauchen wir diesen neuen Code? Es ist naheliegend, dass wir nur mit modernster Technologie unseren Energiebedarf so sichern und steuern können, dass der Klimawandel aufzuhalten ist. Kriege werden zunehmend im digitalen Raum geführt, unsichtbar und doch ebenso bedrohlich. Terroristen planen ihre Vorhaben auf digitalen Kanälen. Die Ausbreitung von Krankheitserregern lässt sich schneller entdecken, und die Entwicklung von Impfstoffen beschleunigen Superrechner ebenfalls.
Krisenprävention erscheint als logischer Anwendungsfall für einen neuen Code. Aber der Bedarf ist umfassender. Wir brauchen ihn in mehr als technischer Hinsicht, nämlich, um unsere demokratische Gesellschaft zu bewahren, die den meisten von uns große Freiheiten und Vorteile gibt. Wir haben uns so an sie gewöhnt wie an die mal bessere, mal schlechtere Luft zum Atmen. Und doch sehen wir, wie schnell sie bedroht sein kann: Fast jeder zweite Mensch der Erde lebt heute in einem autokratischen Regime.28 Die Zahl ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Wir selbst erleben gerade, wie eine Krise Populisten und Extremisten eine Chance gibt, sich hörbar zu machen und Anhänger zu gewinnen.
Irgendwann läuft auch eine gefestigte, demokratische Gesellschaft Gefahr, zu kippen, erst recht, wenn ihr Betriebssystem fehleranfällig geworden ist oder die Menschen es nicht mehr verstehen. Auch ein schleichender Verlust von Meinungsfreiheit und Lebensqualität macht sich erst dann schmerzhaft bemerkbar, wenn es fast schon zu spät ist, wie die Menschen in der Türkei, Ungarn oder Brasilien bestätigen können.
Wir haben uns daran gewöhnt, bei jedem Einkauf eine Gesichtsmaske zu tragen, auch ist zu verschmerzen, eine Saison lang auf Fernreisen, Stadionbesuche und Partynächte zu verzichten. So manche Hetzerei von rechten Politikern oder Verschwörungstheoretikern schockiert uns schon nicht mehr so wie noch vor einigen Jahren. Aber die Anpassungsfähigkeit birgt Risiken. Wenn ein Drittel aller Deutschen daran glaubt, dass geheime Mächte die Welt steuern, dann ist das mehr als beunruhigend. Verschwörungsnarrative werden zur Ersatzreligion für Menschen, die sich einsam oder nicht gehört fühlen – und andocken an antidemokratische Weltanschauungssysteme.29
Statt fassungslos darauf zu schauen, wie eine Schar Radikaler versucht, den Reichstag zu stürmen, sollten wir daran arbeiten, unser Parlament zu erneuern. Die beiden Polizisten, die den Eingang verteidigten, haben symbolisch die Arbeit von uns allen verrichtet. Nur zwei sind zu wenig. Der Bundestag ist ein Beispiel dafür, wie dringend wir unsere Institutionen modernisieren sollten: Das Wahlrecht ist zu einer Wissenschaft geworden, und wieder haben es die Abgeordneten in der laufenden Legislaturperiode nicht geschafft, das enorme Wachstum ihres Hauses zu begrenzen. Warum brauchen wir 700 Abgeordnete oder mehr, im nächsten Bundestag vielleicht 800, und jeder von ihnen mit eigenen Stäben?
Nach China haben wir inzwischen das zweitgrößte Parlament der Welt. Ein Kuriosum, das denen, die unser System beschädigen oder missbrauchen wollen, leichtes Spiel macht. Nichts ist leichter als Zustimmung für die Forderung nach einer Verkleinerung des Parlaments zu finden und daran gleich eine ganze Serie anderer Forderungen zu knüpfen, die nur dem Zweck dienen, zu destabilisieren und Wähler in populistische Randgruppierungen zu treiben. Und doch verpassen es die Abgeordneten ein ums andere Mal, sich selbst zu reformieren und so das Parlament zu stärken.
Wir brauchen einen neuen Code, und die gute Nachricht ist, dass wir ihn mit vorhandenen Mitteln erstellen könnten. Dieser Code würde Probleme in Lösungen übersetzen, mithilfe menschlicher Vernunft, aber auch mithilfe digitaler Technologie. Es muss eine Ausnahme bleiben, dass Entscheidungen darüber, ob Schulen geschlossen und Ausgangsbeschränkungen verhängt werden, in Kabinettsrunden oder Telefonkonferenzen der Kanzlerin mit den Ministerpräsidenten getroffen werden, ohne dass die Datengrundlage dafür transparent einsehbar ist.
Es war Politik zum Zuschauen, aus dem Moment geboren, und gestützt auf Wissenschaftler, die zwar ihr Feld, aber nicht die ganze Gesellschaft analytisch betrachten. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass die Einschränkungen geringer oder zeitlich kürzer hätten ausfallen können, wenn die Regierungen in Bund und Ländern und auch in anderen Staaten deutlich früher reagiert hätten. Das galt im Herbst immer noch.
Die Reaktion auf die Krise wirkte nicht nur deshalb chaotisch, weil jedes Bundesland seinen eigenen Weg gehen wollte. Nein, die Aussagen lesen sich rückwirkend so, als habe es all die oben genannten Warnungen, Planspiele und Notfallmechanismen nie gegeben. Das Virus war kein unbekannter Feind. Dass Gesundheitsminister Jens Spahn noch im Januar den SARS-CoV-2-Erreger als »nicht schlimmer als eine gewöhnliche Grippe« bezeichnet hatte, würde er aus heutiger Sicht wohl gerne vergessen machen.
Waren das aber nicht einfach nur Anfangsfehler? Sind wir in Deutschland nicht sogar vergleichsweise gut durch die erste Welle der Pandemie gekommen? Im internationalen Vergleich ja, aber dennoch mit Schaden nicht nur an unserer Gesundheit, sondern auch an unserem Gemeinwesen. Genau weil viele Maßnahmen verspätet kamen und willkürlich wirkten, manchmal überzogen schienen, manchmal zu lasch, konnte sich neben dem Corona-Virus auch das lange schon schwelende Lügen- und Verzerrungsvirus rasant verbreiten.
Der neue Code sollte eine Antwort auf die Kurzfristigkeit sein, mit der wir immer wieder versuchen, langfristige Probleme zu lösen. Es geht darum, vorzubeugen gegen den dumpfen Populismus jener, die gerne mehr Macht hätten, gegen die Behäbigkeit unserer Zivilgesellschaft im Umgang mit moderner Technologie, die sie im Gegenteil geschickter einzusetzen lernen muss, um mit ihren Gegnern mithalten zu können.
Der neue Code sollte Wirtschaft und Gesellschaft insgesamt widerstandsfähiger machen, vor allem aber auch, ins Positive gerichtet, das Leben möglichst vieler Menschen so lebenswert wie möglich machen, und das dauerhaft. Wie könnte das gelingen? Wie sieht dieser neue Code aus? Dazu wird in den folgenden Kapiteln ein Vorschlag entwickelt und zur Diskussion gestellt.
19 Dong, E.; Du, H.; Gardner, L. (2020). An interactive web-based dashboard to track COVID-19 in real time. Lancet Infectious Diseases 20(5), S. 533–534. Abgerufen 15.11.2020, von https://doi.org/10.1016/S1473-3099(20)30120-1.
20 Taleb, N. N.; Spitznagel, M. (2020, März 27). Kein schwarzer Schwan: Nassim Taleb über die Corona-Pandemie. Neue Zürcher Zeitung. Abgerufen 19.10.2020, von https://www.nzz.ch/feuilleton/kein-schwarzer-schwan-nassim-taleb-ueber-die-corona-pandemie-ld.1548877?reduced=true
21 Rosling, H.; Rönnlund, A. R.; Rosling, O. (2020). Factfulness: Ten Reasons We’re Wrong About the World – and Why Things Are Better Than You Think (Reprint). New York: Flatiron Books.
22 The Bush School of Government and Public Service – Texas A&M University. (2020). Pandemic & Biosecurity Policy Program – Bush School of Government & Public Service. Abgerufen 19.10.2020, von https://bush.tamu.edu/scowcroft/programs/
23 National Cable Satellite Corporation. (2020). Presidential Historians Survey 2017. Abgerufen 19.10.2020, von https://www.c-span.org/presidentsurvey2017/?page=overall
24 Mosk, M. (2020, April 5). George W. Bush in 2005: »If we wait for a pandemic to appear, it will be too late to prepare«. ABC News. Abgerufen 19.10.2020, von https://abcnews.go.com/Politics/george-bush-2005-wait-pandemic-late-prepare/story?id=69979013
25 Executive Office of the President of the United States. (2014). Playbook for early response to high-consequence emerging infectious disease threats and biological incidents. Abgerufen 19.10.2020, von https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=&ved=2ahUKEwiz1KLW1cbsAhXNDmMBHfEqAssQFjAAegQIBhAC&url=https%3A%2F%2Fstacks.stanford.edu%2Ffile%2Fdruid%3Ahy459js4845%2FPandemic-Playbook.pdf&usg=AOvVaw1fw83_tPYuSvhpn4xrbHNq
26 U. S. Department of Health and Human Services. (2019). Crimson Contagion 2019 Functional Exercise Key Findings. Abgerufen 19.10.2019, von https://int.nyt.com/data/documenthelper/6824-2019-10-key-findings-and-after/05bd797500ea55be0724/optimized/full.pdf#page=1
27 RIKEN Center for Computational Science (2020). About the Project.
Abgerufen 19.10.2020, von https://www.r-ccs.riken.jp/en/fugaku/project
28 Donner, S.; Hartmann, D. H.; Schwarz, R.; Steinkamp, S. (2020). Global Analysis – Democratic Quality and Good Governance. Bertelsmann Stiftung. Abgerufen 19.10.2020, von https://www.bertelsmann-stiftung.de/en/our-projects/transformationindex-bti/topics/global-analysis
29 Roose, J. (2020). Sie sind überall. Eine repräsentative Umfrage zu Verschwörungstheorien. Konrad-Adenauer-Stiftung. Abgerufen 19.10.2020, von https://www.kas.de/documents/252038/7995358/Eine+repr%C3%A4sentative+Umfrage+zu+Verschw%C3%B6rungstheorien.pdf/0f422364-9ff1-b058-9b02-617e15f8bbd8?version=1.0&t=1599144843148