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ОглавлениеDIE DREI TUGENDEN
Es gibt drei Haupttugenden, die du erwerben musst,
um befreit zu werden.
Drei Tugenden sind ganz besonders wichtig,
die musst du vor der Erleuchtung unbedingt erreichen.
Jede erleuchtete Person auf dieser Erde,
jeder, der befreit wurde, besaß diese Tugenden.
Ohne sie kannst du nicht frei werden.
Die erste ist Mitgefühl.
Die zweite ist Demut.
Und die dritte ist Dienen.
MITGEFÜHL
Was ist Mitgefühl? Mitgefühl bedeutet eigentlich, dass du völlig im Einklang mit dem gesamten Universum bist. Im ganzen Universum gibt es nichts, was du ablehnst. Denke darüber nach. Mitgefühl bedeutet Ehrfurcht vor allem Lebendigen, und alles ist lebendig, es gibt keine tote Materie. Alles hat sein eigenes Leben. Wenn du das Leben verehrst, respektierst du alles, du hast keine Abneigung gegen irgendetwas oder irgendjemanden. Ich spreche nicht nur von den menschlichen Wesen, ich spreche auch vom Mineralreich, vom Pflanzenreich, vom Tierreich. Hast du je von einem Weisen oder einer befreiten Person gehört, die mit irgendetwas in der Welt uneins war? Du musst mit dir selber einig werden.
Zu viele Advaita Anhänger, Nicht-Dualität Leute, laufen herum und schreien: „Ich bin eins mit diesem, ich bin eins mit jenem, alles ist Absolute Realität“, und trotzdem haben sie so viele schlechte Angewohnheiten. Es ist irgendwie paradox. Ich erzähle so oft, dass alles karmisch ist. Alles ist vorherbestimmt, alles was dir geschah, ist vorherbestimmt, du bewegst nicht einen Finger ohne Vorherbestimmung. Doch gleichzeitig sage ich, dass du bestimmte Dinge aufgeben und höhere Qualitäten entwickeln musst, was genauso stimmt. Denn du könntest ja auch sagen: „Wenn alles vorherbestimmt ist, warum sollte ich mir überhaupt etwas daraus machen, was ich tue, wie ich mich verhalte, wie ich lebe? Alles wird sowieso geschehen.“ Das ist auf einer bestimmten Ebene wahr, aber noch einmal, du bist absolut frei, nach innen zu gehen und nicht auf die Situationen des Lebens zu reagieren. Diese Freiheit hast du. Ja, alles ist vorherbestimmt, aber gleichzeitig hast du die Freiheit, nach innen zu gehen und herauszufinden, zu wem diese Vorherbestimmung kommt, indem du dich in einen höheren Bewusstseinsstand erhebst und frei wirst. Deshalb ist Mitgefühl sehr wichtig.
Hier ein Beispiel von mir selbst: Ich gehe mit vielen von euch zum Essen, ich genieße das. Aber ich tue das aus großem Mitgefühl heraus, Mitgefühl für euch, weil es euch großes Vergnügen bereitet. Wenn ich mit euch beim Essen sitze, seht ihr mich immer eine Handvoll Vitamintabletten einnehmen. Bevor ich nach Los Angeles kam, habe ich nie im Leben eine Vitamintablette genommen. Aber einige von euch haben von einer Krankheit gehört, die ich haben könnte, also bringt ihr mir Vitamine und Mineralien und Pillen und alles mögliche. Ich nehme diese Sachen euch zuliebe, aus großem Mitgefühl heraus, nicht mir zuliebe.
Vor ungefähr zwei Jahren kam jemand am Freitag Nachmittag zu mir nach Hause, klingelte, und ich öffnete die Tür. Da stand dieser Typ mit einem breiten Lächeln im Gesicht, als würde er mich mein Leben lang kennen. Er erklärte, dass er mich 1958 in Bangalore, Indien, in Papa Ram Dass’ Ashram getroffen hatte. Ich erinnerte mich nicht an ihn. Er erzählte mir auch, dass er 1975 in Denver in meine Klassen gekommen war. Aber er fühlte sich so gut damit, dass ich sagte, ich erinnerte mich an ihn und erkenne ihn wieder. Er war auf der Durchreise und wollte mich besuchen. Er wollte, dass ich ihn in Advaita Vedanta einweihe. Ich erklärte ihm, dass ich keine Einweihungen vornähme, dass ich kein Guru oder Yogi oder etwas Derartiges sei, und abgesehen davon gibt es keine Einweihung in Advaita Vedanta, denn es ist Nicht-Dualität. Es muss einen Einweihenden geben und jemanden, der eingeweiht wird. Es muss ein Subjekt und ein Objekt geben. Doch da es kein Subjekt und kein Objekt gibt, wie soll ich jemanden einweihen? Aber er gab sich nicht mit einem Nein zufrieden. Er flehte mich an, dass er den weiten Weg zu mir gekommen sei und ich ihn doch einweihen müsse. Ich erklärte ihm noch einmal, dass ich das nicht täte, nicht daran glaubte und es nichts mit Advaita Vedanta zu tun habe. Warum wollte er sich keinen Yogi oder so jemanden suchen, der Einweihungen vornimmt? Als nächstes nahm er zweihundert Dollar aus der Tasche, legte sie hin und sagte: „Hier, initiiere mich.“ Ich nahm die zweihundert Dollar, steckte sie zurück in seine Tasche und erklärte, dass ich kein Geld von jemand nähme, den ich nicht kenne, um ihn zu initiieren. Schließlich fiel er sogar auf die Knie, packte meine Beine und fing an zu weinen. Was sollte ich also machen? Ich war im Dilemma. Also sagte ich okay, legte meine linke Hand auf seinen Kopf und meine rechte auf seinen Brustkorb und sagte: „Im Namen von Advaita Vedanta bist du jetzt eingeweiht in Reines Gewahrsein.“ Jetzt geschah etwas mit ihm. Zum erstenmal sah ich, wie jemandem die Haare zu Berge standen. Es war, als wenn eine elektrische Welle durch seinen Körper ging. Und er stand auf und lächelte und ich war tatsächlich in der Lage, mich selbst als ihn zu sehen. Er war wirklich völlig transformiert. Er verabschiedete sich und ich sah ihn nie wieder.
Was ist nun die Absicht dieser Geschichte? Es gibt keine Absicht. Es ist einfach eine Geschichte, die ich in meine Belehrung einbaue, damit die Zeit schneller vorbeigeht.
Ich dachte, das hätte etwas mit Mitgefühl zu tun.
Nein, nein, gar kein Mitgefühl, es hat nichts mit irgendetwas zu tun, es gehört überhaupt nicht hierher. Du sollst nur sehen und verstehen, dass du dein lineares Denken unterbrechen musst. Aber um zum Mitgefühl zurückzukommen: Du musst Mitgefühl haben. Tatsächlich hatte ich großes Mitgefühl mit dieser Person, aber ich benutze dieses Wort nie. Dieses Wort soll dir helfen, in etwa zu verstehen, worüber wir hier sprechen.
Mitgefühl ist sehr wichtig. Denke an Zeiten in deinem Leben, wo du Mitgefühl hättest haben können, es aber nicht hattest. Deine Gedanken hatten sich eingemischt und du kamst zu einem Ergebnis, grundsätzlich kamen einfach Gedanken in deinen Kopf. Zum Beispiel siehst du einen Obdachlosen, der dich um ein paar Dollars bittet. Es ist egal, warum er die Dollars haben möchte, ob er damit Whiskey oder Brot oder sonst etwas kaufen will. Es ist deine Pflicht, jedem zu helfen, der in deine Nähe kommt. Du musst jedem, der in dein Leben kommt, helfen. Es ist kein Zufall, dass diese obdachlose Person zu dir kam. Schicke ihn nicht weg, denn indem du ihn wegschickst, schickst du dich selber weg. Das ist Mitgefühl. Du söhnst dich mit dem gesamten Universum aus. Wir sollten großes Mitgefühl für alle Tiere auf dieser Erde haben, seien es Ameisen oder Kakerlaken oder Ziegen oder Schafe oder Kühe. Wenn wir dieses Mitgefühl hätten, würden wir dann Fleisch essen? Wir müssen großes Mitgefühl für Blumen, die gesamte Vegetation, für alles haben, was existiert. Wir müssen Mitgefühl für alle Mineralien auf dieser Erde haben, für alles! So söhnen wir uns mit dem gesamten Universum aus. Das ist wichtig.
Einige wundern sich, warum sie schon so lange auf dem Weg sind und keine Fortschritte zu machen scheinen. Das liegt daran, dass das Mitgefühl nicht groß genug ist.
DEMUT
Als nächstes schauen wir uns Demut an. Demut ist sehr, sehr wichtig. Jeder will Punkte sammeln, eine Auseinandersetzung gewinnen, einen Kampf gewinnen. Doch wenn du Demut besitzt, wird es dir nicht in den Sinn kommen, zu gewinnen oder mit jemandem abzurechnen. Demut ist karmisch und mit Karma ist es so, wie wenn du auf eine Harke trittst und sie dich am Kopf trifft, Ursache und Wirkung. Die Ursache ist, du trittst auf die Harke, die Wirkung ist, sie trifft dich am Kopf. Das ist unser Karma. Alles was passiert, kommt wieder. Du trittst auf die Harke, der Stiel trifft dich aber nicht sofort, sondern vielleicht erst Jahre später oder in einem anderen Leben, aber sicher wirst du am Kopf getroffen werden. Also, es gibt sofortiges Karma und zukünftiges Karma. Der einzige Weg, davon loszukommen, ist große Demut. Sagen wir, jemand ohrfeigt dich. Als Erstes wird dir das Ego sagen, du sollst ihn schlagen, ihn zurückohrfeigen, ihn erschießen, töten, mit ihm abrechnen. Aber wenn wir weise sind, dann wissen wir, warum wir ins Gesicht geschlagen wurden. Und natürlich wissen wir, irgendwie und irgendwo ist es Karma, das zu uns zurückkommt, und wenn wir uns rächen, starten wir neues Karma, das auch irgendwann zu uns zurückkommt. Daher: Alles, was dir je in irgendeinem Bereich deines Lebens geschehen ist, egal wie es auch aussehen mag, du bist am richtigen Platz. Niemand schikaniert dich, niemand will dir irgendetwas antun, niemand versucht dich zu verletzten. Wenn du kooperierst und nicht reagierst und nicht zurückschlägst, sondern eine Botschaft voll Liebe und Frieden aussendest, dann transzendierst du das Karma und es wird nie wieder zurückkommen. Aber du willst dich rächen, eine Schlacht gewinnen und es mag scheinen, als wenn du diese Schlacht zunächst gewinnst. Es mag scheinen, dass du irgendwas erreichst, aber die Früchte deiner Aktionen kommen früher oder später zu dir zurück. Deshalb spielst du Spiele mit dir selbst und kommst nirgendwohin damit. Du wirst die gleiche Situation mit verschiedenen Menschen immer und immer wiederholen, du magst in ein anderes Land ziehen, in andere Situationen verwickelt sein, aber du wirst immer die gleichen Probleme haben.
Was immer sich also falsch in deinem Leben anfühlt, was immer schrecklich zu sein scheint: Sieh das Problem selbst nicht als Problem an. Erhebe dich darüber, erkenne, dass niemand daran die Schuld trägt. Du hast keine Feinde, niemand versucht, dich zu verletzen. Das ist Demut. Du bist kein Feigling, du bist kein Fußabtreter. Du bist über dieses Denken hinausgewachsen. Diese Art von Denken existiert nicht. Es gibt da eine Geschichte von Ramana Maharshi. Er ging zu einem Spaziergang in den Dschungel und trat unbeabsichtigt in ein Wespennest. Die Wespen stachen ihn, aber er zog nicht einmal sein Bein aus dem Nest heraus, sondern sagte zu den Wespen: „Ich verdiene das, ich bin in euer Haus eingedrungen. Ich verdiene, was ihr meinem Bein antut und wenn ihr wollt, könnt ihr auch das andere Bein angreifen.“ Als er zum Ashram zurückkam, war sein ganzes Bein zerstochen und musste behandelt werden. Aber es machte ihm nichts aus. Er lächelte die ganze Zeit in der Einsicht: „Alles ist gut.“
Nun schau dir dein Leben an. Denke an die Dinge, die dich täglich plagen, dich aufregen, dich verärgern, aus der Fassung bringen, die dich dazu bringen, dich rächen zu wollen. Werde das los.
DIENEN
Die dritte Tugend ist Dienen. Unsere Mission auf dieser Erde ist es, der Menschheit zu dienen. Wenn du versuchst, dich zu entfalten, wenn du dich selbst auf eine höhere Ebene zu bringen versuchst, um befreit zu werden, total frei zu werden, dann diene so gut du kannst, ohne Erwartung etwas zurückzubekommen. Diene jedem, dem du begegnest. Frage die Menschen, was du für sie tun kannst, damit ihr Leben glücklicher und strahlender wird. Sei jedem zu Diensten. Es steht geschrieben, der Erste wird der Letzte, und der Letzte wird der Erste sein. Wenn du versuchst, dein Ego in den Vordergrund zu bringen, wenn du Ruhm und Namen und Anerkennung willst, dann wirst du immer wieder zurückgeschlagen werden und du wirst alle möglichen Probleme haben, die mit Ruhm und Namen zusammenhängen.
In Wahrheit bist du nicht der Handelnde, nicht der Körper, nicht der Verstand, du bist totale Freiheit. Du bist schon befreit. Aber für einige von uns ist das nur intellektuell. Praktiziere deshalb diese drei Tugenden, und du wirst erstaunt sein, wie schnell du frei sein wirst.