Читать книгу Pullunder-Alfred - Robert J. Neureuther - Страница 11
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In den nächsten Tagen besuchte uns Anton täglich. Wir gingen spazieren und er lernte uns kennen und wir ihn. Anton war ein sehr sportlicher, lustiger und lebensbejahender Mann. Wir freuten uns jedes Mal, wenn er gegen 17:00 Uhr kam, dann hatten wir drei richtig viel Spaß. Nach einer Woche kam Anton wie üblich zur gewohnten Zeit zu uns in den Auslauf. Er war sehr schick angezogen, nicht wie sonst in Turnschuhen, Jeans und Sweatshirt. Er schaute uns an und sagte mit ernstem Gesichtsausdruck: „So, Jungs, das war unser allerletzter Tag hier im Tierheim!“ Ich zuckte innerlich zusammen, Herbert sabberte vor lauter Schreck. Dann fing Anton an zu lachen und ergänzte: „In 5 Minuten hole ich euch hier raus, dann geht es ab ins neue Zuhause.“ Anton ging ins Vermittlungsbüro, holte unsere Papiere, unterschrieb den Vermittlungsvertrag, bezahlte, bekam Futter und zwei Hundegeschirre für uns mit. Die Geschirre waren aber nur geliehen, bis wir neue bekommen würden, erklärte uns Anton auf dem Weg aus dem Tierheim. Die Tierheimmitarbeiter wünschten uns dreien viel Glück und vor allem viel Spaß. Dann lief Anton mit uns nicht wie gewohnt bis zum Feldweg, nein, er bog rechts ab zum Autoparkplatz. Da stand sein Auto, wo wir alle reinpassen würden. Danke, ich geh zu Fuß, dachte ich und schwupp war ich schon im Auto gelandet. Herbert freute sich auf die Fahrt.
‚Hey, Alfred, das ist ein echt geiles Auto. Viel Platz für uns zwei. Nur für uns ein Kofferraum mit Fensterblick.‘
Anton startete den Motor. Herbert schaute mich an und fragte: ‚Alfred, gehts dir nicht gut?‘
Meine Antwort war kurz und schnell, ich kotzte meinem besten Freund voll vor die Pfoten und in Antons Auto.
‚Ein guter Start‘, meinte Herbert.
‚Mach dir nichts draus, Alfred, kann passieren.‘
Das meinte auch Anton, als er den Kofferraum mit Fensterblick reinigen durfte: „Das ist die Aufregung, kleiner Alfred.“
Gott sei dank wohnte Anton nicht weit weg vom Tierheim. Gute 15 Minuten Autofahrt mit nur zwei weiteren Kotzanfällen. Ansonsten war alles in bester Ordnung.
„Jungs, wird sind da.“ Das Garagentor öffnete sich von allein, schloss von allein und dafür ging das Garagenlicht an. Ich dachte so bei mir, Anton könnte zaubern. Herbert erklärte mir später, wie das funktionierte. Dann stiegen wir aus, mir war immer noch schlecht von der Fahrt, aber ich war auch sehr froh, mit allen Pfoten wieder auf festem Boden stehen zu können. Anton öffnete eine Tür und das Abendlicht drang in die Garage und wir konnten den Garten erkennen.
„So, Jungs, ab in den Garten, ich bring schon mal alles ins Haus. Da gibt es auch gleich was zu fressen, ihr habt bestimmt Hunger!“
‚Wenn es nach mir geht, könnte ich noch warten mit dem Fressen‘, sagte ich.
‚Du wirst aber nicht gefragt‘, erwiderte Herbert im Hintergrund zu mir, ‚ich habe Hunger, Alfred.‘
‚Na ja, wie immer, mein Freund.‘
Wir liefen raus, um den Garten zu erkunden und staunten nicht schlecht.
‚Alter Schwede‘, bewunderte Herbert, ‚der Garten ist ja größer als der Auslauf im Tierheim.‘
Ich heiße doch Alfred, hatte Herbert das vergessen?, dachte ich. Dann rasten wir durch den Garten und lagen etwas später in der Abendsonne.
Herbert freute sich: ‚Alfred, wir haben verdammtes Glück bis jetzt.‘
‚Ich hoffe, dass es lange Zeit so bleiben wird‘, antwortet ich ihm.
Anton pfiff und rief uns zum Abendfressen. Wir rannten sofort los, das neue Leben mit Anton konnte beginnen.
„Bitte meine Herren. So, das ist euer neues Zuhause. Herzlich willkommen.“ Anton ging voraus und zeigte uns die Küche, wo in einer kleinen Nische unser Wassernapf stand und daneben zwei Futternäpfe. Einer in Orangerot mit der Aufschrift ‚Alfred‘ und daneben einer in Dunkelblau mit der Aufschrift ‚Herbert‘. Mann, das war eine echte Überraschung, denn beide waren gefüllt mit leckerem Futter. Herbert stürmte gleich nach vorne, da kam das Kommando „NEIN“. Herbert bremste abrupt ab, setzte sich vor den Napf und wartete auf mich. Wir saßen vor den Näpfen und Anton lobte uns. Es kam ein Schnips mit den Fingern und der Befehl „NIMM“, da waren wir mit den Schnauzen schon mitten im Futter und weg war es auch schon. Es schmeckte sehr, sehr lecker, ein Traum von Futter.
Es gab eine riesige offene Küche und wir konnten von hier aus ins Wohnzimmer schauen. Dort standen zwei schwarze Körbchen und darin lagen kuschelige Decken aus richtigem Lammfell.
‚Donnerwetter‘, war die Bemerkung von Herbert. Ich war nur sprachlos.
„Schauen Sie sich gerne um, meine Herren, ich geh schon mal vor.“ Nach der Hausführung, wie Anton es nannte, war klar: Hier konnten wir uns verlaufen. Unser Zwinger war übersichtlicher und lange nicht so komfortabel. Anton machte die Schiebetür zum Garten auf, ging hinaus, setzte sich in einen Korbsessel und las seine Zeitung. Als wir hinterherrasten, bemerkte ich sofort, dass es da noch einen Garten gab. Der andere Garten war kleiner und es standen dort auch keine Gartenmöbel. Ich bedeutete Herbert, mitzukommen, da ich noch etwas entdeckt hatte. Wir liefen kurz um eine kleine Ecke, Herbert blieb mit offener Schnauze stehen und traute seinen Augen nicht.
‚Und was sagst du dazu, mein Freund?‘
‚Nichts.‘ Herbert schaute nur noch mit großen Augen zu diesem riesigen Pool. Wir legten uns auf die Fliesen vor den Pool und genossen die untergehende Sonne.
Ein Pfiff und wir rannten los. Wir waren kaum um die Ecke gerannt, da stand Anton schon in sportlicher Kleidung bereit, wie immer. „So, es geht los. Ich zeige euch noch ein bisschen von der Umgebung.“ Geschirr und Leine angelegt und los ging es. Wir liefen um eine andere Ecke und standen plötzlich in einem weiteren Teil vom Garten, und da war ein Tor. Anton öffnete es und dann standen wir auf einem kleinen Weg. Dieser führte direkt in ein kleines Waldstück, wo wir drei ganz gemütlich spazieren gingen. Nach einer kleinen Pause auf einer Wiese schlug Anton vor: „Lasst uns zurückgehen, das war viel für euch heute.“
Wir machten uns einen sehr gemütlichen Abend im Wohnzimmer, wo wir alle drei vor dem TV-Gerät einschliefen. Als wir wach wurden, gingen wir noch schnell eine kleine Pipi-Runde und dann ab ins Bett. Wir hatten auch in Antons Schlafzimmer zwei Körbchen.
Herbert flüsterte mir ins Ohr: ‚Hi, Alfred, wir haben es nicht schlecht getroffen.‘
Ich war aber schon im Traummodus. ‚Gute Nacht, Herbert.‘
‚Gute Nacht, Alfred‘, hörte ich noch.