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Die Postmoderne, das Postmoderne, der Postmodernismus, die Vorsilbe ›Post‹

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Heißt es die oder das Postmoderne? Ist es die postmoderne Moderne oder die moderne Postmoderne? Gibt es Postmodernismus? Bedeutet die Postmoderne einen Zustand oder eine Haltung? Gibt es mehrere Postmodernen? Ist die Postmoderne ein Zeitpunkt oder eine Tendenz, ein Zeitraum, ein Geschichtsabschnitt oder ein überzeitliches Phänomen? Bezeichnet die Postmoderne eine Epoche, beschreibt sie sogar einen Paradigmenwechsel? Ist die Postmoderne »gemacht« worden, oder folgt sie einer »verborgenen Logik« der Moderne? Kann man das Postmoderne sehen, ist es anschaulich, manifestiert es sich in Verhältnissen und Gegenständen? Oder ist die Postmoderneeine Struktur, die sich abstrakt, hinter dem Rücken der Menschen durchsetzt? Und ist die Moderne auch eine Struktur, oder unterscheidet sich genau darin die Postmoderne von der Moderne? Ist denn die Postmoderne überhaupt von der Moderne zu unterscheiden? Was geschieht mit der Moderne in der Postmoderne? Leben wir noch in der Postmoderne, beziehungsweise was kommt nach der Postmoderne?

»Freiheit Gleichheit, Brüderlichkeit war der Schlachtruf der Moderne. Freiheit, Verschiedenheit, Toleranz ist die Waffenstillstandsformel der Postmoderne. Und wenn Toleranz in Solidarität umgewandelt wird, kann sich Waffenstillstand sogar in Frieden verwandeln.«

Zygmunt Bauman, ›Moderne und Ambivalenz. Das Ende der Eindeutigkeit‹

Der Fragenkatalog könnte fortgesetzt werden; und für jede Frage finden sich unzählige Antworten, die sich nicht selten widersprechen. Fest steht lediglich, dass mit »Postmoderne« ein Bruch in der Geschichte der Moderne bezeichnet wird, der so tief geht, dass die bisherigen Motive, Muster und Maßgaben der Moderne grundlegend überdacht, neu formuliert, wenn nicht aufgegeben werden müssen.

Die kritische Stellung der postmodernen Theorien zur modernen Wissenschaft erschwert eine wissenschaftliche Begriffsbestimmung ebenso wie der inflationäre Gebrauch der Vorsilbe ›Post‹ sowie die Reduzierung des Postmoderne-Begriffs zum beliebigen, konturlosen Schlagwort. Plötzlich, mitten in den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts, war alles »postmodern«, und zwar nicht nur die Philosophie und die Künste, sondern das Alltagsleben, die Arbeit, die Liebesbeziehungen, die Wohnungseinrichtungen, der Urlaub, die Freizeit, das Essen, die Kleidung und sogar die Naturgesetze. Die Vorsilbe ›Post‹, die erst einmal nur ein zeitliches ›Nach‹ bezeichnen sollte, konnte an jedes Wort gehängt werden: Es gab nicht nur das postindustrielle Zeitalter, das postmetaphysische Zeitalter, die Posthistoire, den Postfordismus, sondern den Postmarxismus, den Postkommunismus, den Postrock, den Postfeminismus, die ›Postcolonial Studies‹, den Postpunk, die postavantgardistische Kunst, den Postrealismus, den Poststrukturalismus und schließlich den Post-Postmodernismus.

»Es deutet alles darauf hin, dass das, was wir Postmoderne nennen, nicht abzutrennen und nicht denkbar ist ohne die grundsätzliche Annahme eines fundamentalen Wandels der Kultur in der Welt des Spätkapitalismus, das heißt einer folgenschweren Veränderung ihrer gesellschaftlichen Funktionsbestimmung.«

Fredric Jameson, ›Postmoderne – Zur Logik der Kultur im Spätkapitalismus‹

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