Читать книгу Verbotenes Verlangen - Roger Rabiot - Страница 2
ОглавлениеDie etwas andere Notenbesprechung
Tim verstand nicht, wieso er seine Nervosität nicht zügeln konnte. Es war weder das erste Mal, dass er nach draußen zur Notenbesprechung musste, noch fürchtete er sich vor seiner Note.
„Wieso sollte ich auch? Ich weiß ja, wie sehr ich mich beteilige oder eher nicht beteilige“, grübelte er und wurde sich bewusst, was der wirkliche Grund für seine Nervosität war: seine Lehrerin.
Frau Dammer war eigentlich bei allen in der Schule beliebt. Seine Klassenkameraden waren begeistert von ihrer Art zu unterrichten, und von einigen Gesprächen, die er belauscht hatte, wusste er, dass ihre Kollegen sie beneideten. Bei ihrem vorherigen Geschichtslehrer war auch nie jemand so aufmerksam gewesen wie bei ihr. Tims Problem war nicht, dass er nicht mit ihr klarkam, sondern, dass er mehr wollte.
„Ich weiß, dass es falsch ist“, dachte er sich im Stillen, „aber was soll ich denn tun? Ich kann meine Gefühle nicht abstellen.“
Er konnte sich noch ganz genau an den Tag erinnern, als sie zum ersten Mal in den Raum gekommen war und sich bei ihnen vorgestellt hatte. Dabei hatten ihre walnussbraunen Haare vor seinen Augen einen Tanz vorgeführt, bei dem er sich nur schwer hatte zusammenreißen können. Danach hatte er versucht, sie nicht weiter anzusehen, aber ihr eleganter schwarzer Blazer war ihm zu sehr ins Auge gestochen. An ihm hatten sich seine Augen an ihrem Körper entlanggehangelt, bis Tim ihr in ihre olivgrünen Augen geblickt und sich darin verloren hatte.
Von da an hatte er sich kaum noch auf den Unterricht konzentrieren können, sondern erwischte sich immer wieder dabei, wie er sie, bei passenden Gelegenheiten, stattdessen betrachtete. Immer wieder stellte er sich vor, wie er an ihren schulterlangen Haaren roch, diese hinter ihre Ohren streifte und sie sanft auf die vollen Lippen küsste. Zwar versuchte er, diese Fantasien zu unterdrücken, aber sobald Frau Dammer begann, etwas zu erklären, schossen sie wieder in seinen Kopf.
„Tim?! Du bist dran!“, hörte er plötzlich einen seiner Klassenkameraden rufen und wurde aus seiner Trance gerissen.
Daraufhin erhob er sich wortlos von seinem Platz und machte sich langsam auf den Weg nach draußen. Je näher er der Tür kam, desto schwerer wurden seine Schritte. Bisher war er ihr noch nie so nahegekommen, aber jetzt würde er ihr gleich gegenübersitzen und wusste nicht, ob er das ohne eine Peinlichkeit überstehen könnte.
„Wenn nicht sogar etwas Schlimmeres“, fürchtete er innerlich, als er die Tür zum Klassenzimmer hinter sich schloss und sie an dem Tisch sitzen sah.
Sie sah gerade nochmal in ihre Unterlagen, bis sie Tim schließlich bemerkte und ihn mit einem freundlichem Lächeln bat: „Da bist du ja, Tim, nimm bitte Platz.“
Ohne irgendetwas zu sagen, oder besser gesagt etwas Falsches zu sagen, nahm er Platz und wartete auf ihre nächsten Worte.
Nach einer für Tim gefühlten Ewigkeit wollte sie schließlich wissen: „Also, Tim, wie schätzt du deine mündliche Leistung der ersten paar Wochen ein?“
Es war die Standardfrage aller Lehrer und normalerweise konnte Tim eine sichere Antwort darauf geben. Entweder, weil er in dem Fach gut war, oder weil er zumindest nur aus Langeweile nicht allzu häufig teilgenommen hatte. Bei ihr hatte das leider andere Gründe und Tim spürte bereits, wie die Aufregung in ihm größer wurde, als er seiner Geschichtslehrerin in die fragenden, für ihn bezaubernden Augen sah. Er bemerkte, wie sein Herz auf fast unerträgliche Weise zu pochen begann und sich in seinen Achseln vor lauter Nervosität erster Schweiß bildete.
„Sie sieht mich an… Endlich nimmt sie mich mal wahr und ich bekomme keinen einzigen Ton raus. Aber irgendwas muss ich ihr jetzt sagen“, dachte Tim panisch. „Ganz ruhig… Sag irgendwas zu deiner Note, hol dir deine Vier ab und dann schnell wieder zurück ins Klassenzimmer, bevor du vor ihr noch einen Steifen kriegst.“
Da er ihr irgendeine Erklärung liefern musste, begann er zögernd: „Ich weiß… dass ich nicht ganz so gut war… wie ich es vielleicht hätte sein können. Deswegen denke ich… dass ich wohl nicht mehr als eine Vier haben dürfte. Aber ich versichere…“
„Du brauchst mir nichts vorzumachen“, fiel ihm Frau Dammer mittendrin ins Wort und fuhr fort: „Ich habe doch mitbekommen, wie du mich jedes Mal ansiehst, wenn ich den Raum betrete. Ich weiß, dass du an jedem meiner Worte hängst, aber keinen Ton dazu erwidern könntest, wenn ich dich drannehmen würde.“
„Ich bin tot“, dachte Tim in diesem Moment, „ich bin auf alle Fälle tot. Wer weiß, was sie dem Schulleiter erzählen wird? Er wird mir doch nie im Leben glauben, dass ich nichts gemacht habe, wenn sie ihm etwas anderes erzählt.“
Tim machte sich auf einen Wutausbruch gefasst. Auf eine Ohrfeige oder auf irgendetwas Schlimmeres. Immerhin konnte es rufschädigend für seine Geschichtslehrerin sein, wenn jemand dachte, dass nicht nur er in sie, sondern auch sie in ihn verliebt wäre. Im schlimmsten Fall würde sie ihren Posten verlieren.
Doch stattdessen fing Frau Dammer an zu kichern. Jetzt verstand Tim gar nichts mehr.
„Sie findet das auch noch lustig?!“, dachte er irritiert. „Mein Schwanz würde am liebsten aus der Hose rauspringen, der Rest meines Körpers kriegt stattdessen eine Panikattacke… und sie kichert. Sie hält mich auch nur für irgendeinen kleinen Jungen und nicht für einen Mann.“
Der merkwürdige Mix aus Gefühlen lähmte ihn fast vollständig. Abgesehen von einem Körperteil natürlich. Er hatte nicht die geringste Ahnung, was er jetzt tun oder sagen sollte. Aber bevor er irgendetwas sagen konnte, beugte sich Frau Dammer auf einmal vor, umfasste sein Gesicht mit ihren Händen und küsste ihn. Tim wusste nicht, wie ihm geschah, aber anstatt sie von sich wegzustoßen, erwiderte er den Kuss und schloss dabei die Augen. Er sog den Geschmack ihrer Lippen genüsslich auf, wobei seine Lippen ein wenig feuchter wurden als ihm lieb war und sich sein Teil gegen den Stoff seiner Hose stemmte.
„So lange habe ich mir das ausgemalt, aber wieso passiert das gerade?“, fragte er sich innerlich, während sie ihn langsam wieder losließ, ihre Lippen sich von seinen lösten und er seine Augen wieder öffnete.
„Hat dir das gefallen?“, wollte sie von ihm wissen, woraufhin Tim nur nicken konnte, denn momentan war er unfähig, auch nur ein Wort zu sprechen.
Daraufhin musste Frau Dammer wieder kichern und meinte: „Du hättest wohl nicht gedacht, dass das bei deiner Notenbesprechung herauskommt, nicht wahr?“
Erneut brachte er auch nur ein einziges Wort zustande, weswegen er nur mit dem Kopf schüttelte.
„Keine Ahnung, ob ihre Coolness gerade nur vorgespielt ist oder nicht, aber ich wünschte, die ‚Besprechung‘ würde noch etwas länger dauern.“
Zunächst riss sie ein Stück von einer Seite aus ihrem Notizbuch heraus, griff anschließend nach ihrem Kugelschreiber und begann, etwas auf den Papierfetzen zu schreiben.
Nach wenigen Augenblicken war sie fertig, schob Tim den Zettel zu und erklärte: „Da stehen meine Adresse und Telefonnummer drauf. Glaub mir, ich würde gerne mehr mit dir machen, aber im Moment sind wir dafür nicht am richtigen Ort. Ruf mich an, sobald du kannst, dann können wir uns bei mir treffen.“
Vielleicht war es auch nur Einbildung, aber er hatte das Gefühl, dass seine Lehrerin ihn geradezu begierig ansah, während sie ihm das sagte. Bevor noch jemand nachschaute, wo Tim blieb, steckte er den Fetzen schnell in seine Hosentasche und wollte schon zurück ins Klassenzimmer gehen, als er plötzlich ihre Hand an seinem Bein spürte. Langsam aber sicher näherte sie sich einem Bereich, an dem Tim bisher noch niemand berührt hatte. Für einen kurzen Augenblick fühlte es sich so an, als streichle sie ihn über sein mittlerweile geschwollenes Glied, wobei es für einen Moment zu pulsieren begann. Jedoch nahm sie ihre Hand wieder weg, bevor er sich wirklich sicher sein konnte, dass es sich nicht nur um Einbildung handelte.
Anschließend warf sie ihm wieder diesen lustvollen Blick zu und flüsterte dabei: „Du bekommst von mir eine Drei plus.“
Glücklicherweise wusste Tim noch, wer als Nächstes dran war. Also sammelte er sich kurz, rief nach demjenigen und setzte sich so schnell wie möglich auf seinen Platz, damit sein Glied wieder abschwellen konnte.
Die ganze restliche Stunde wunderte er sich nur innerlich: „Was ist gerade passiert?“