Читать книгу Lextra - Deutsch als Fremdsprache, A1-A2 - Leise kommt der Tod - Roland Dittrich - Страница 6

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KAPITEL | 1

„Jedermann!“, schallt1 es über den Domplatz von Salzburg. „Jedermann!“ – und da kommt von hinten langsam der Tod2. Die Menschen auf dem Theaterplatz sehen und fühlen das Drama: Ein Mann muss sterben und der Tod holt ihn ab.

Die blonde Frau in der dritten Reihe flüstert ihrem Mann ins Ohr3: „Siehst du, zu jedem kommt einmal der Tod, und manchmal ganz leise und plötzlich.“

Der Mann flüstert zurück: „Was sagst du da?“

Frau Hofer fragt jetzt etwas lauter: „Naja, man muss auch an die Zeit danach denken … Was ist mit deiner Lebensversicherung4?“

Herr Hofer schaut seine Frau schnell an: „Isa – Isabella? Warum fragst du jetzt? Natürlich ist das alles fertig, schon seit Wochen …“

„Psst! Ruhe bitte“, sagen die Leute neben ihnen.

Plötzlich legt er die Hand an sein Herz: „Du, mir geht es nicht gut. Es ist besser, ich gehe nach Hause.“

Er steht auf und geht langsam auf die Straße. Alles tut ihm weh.

*

Zu Hause, endlich zu Hause!

Manfred Hofer setzt sich ans Fenster. Hier, von der großen Wohnung in der Imbergstraße, kann er die Salzach sehen, den Dom und hoch über der Stadt die Festung Hohensalzburg.

Er schaut hinaus und hört Musik – eine Sinfonie von Haydn. Da klingelt das Telefon. Es ist Isabella:

„Hallo Manni, Schatz5! Ich bin noch in der Stadt, mit Freundinnen. Du, ich habe mir einen Brilli6 gekauft – tolles Ding! Du findest ihn sicher auch schön … Geht es dir wieder besser? Bis später – Baba7!“

Müde legt er das Telefon auf. Was für eine Frau ist das?, denkt er – und hat eine Idee.

Er ruft Leo Sawatzki an. Der ist von der „Colona“-Versicherung und hat sein Büro nicht weit von Manfreds Wohnung. „Herr Sawatzki, können Sie schnell zu mir kommen? Es ist dringend. Und bringen Sie bitte die Papiere zu meiner Lebensversicherung mit.“

Nach zehn Minuten ist Sawatzki da: „Herr Hofer, was möchten Sie? Was ist so eilig?“

„Ich will etwas ändern, im Bezugsrecht8. Da steht doch der Name von meiner Frau, richtig?“

„Ja, Herr Hofer, wenn Sie …, dann bekommt Ihre Frau alles – eine halbe Million!“

„Können Sie das sofort ändern und zur Colona schicken? Mit dem Datum von heute?“

Sawatzki ist überrascht9: „Wer soll denn jetzt das Bezugsrecht bekommen?“

„Warten Sie, ich schreibe es Ihnen auf, mit Adresse.“

„Der? Sind Sie sicher?“ Sawatzki glaubt es nicht.

„Fragen Sie nicht so viel. Machen wir das schnell: Ab sofort steht da sein Name. Und Sie sagen nichts, zu niemand! Ist das klar?“

Sawatzki schreibt alles auf, dann kommen noch die Unterschriften von beiden. Fertig!

Herr Hofer steht auf: „Entschuldigung, ich muss mich jetzt ausruhen. Ich danke Ihnen sehr für Ihre Hilfe. Jetzt ist alles gut. Servus!“

Mein lieber Junge, denkt Manfred, jetzt habe ich doch etwas für dich getan. Wer weiß, was kommt …

1 es schallt: man hört etwas Lautes

2 der Tod: er kommt, wenn jemand stirbt

3 flüstert … ins Ohr: jemand nahe sein und leise sprechen

4 die Lebensversicherung: sie zahlt, wenn jemand stirbt

5 Schatz: liebes Wort für jemand, hier: nur ein leeres Wort

6 der „Brilli“ = der Brillant: teurer, schöner Edelstein

7 Baba!: österreichisch für: Tschüs!/Auf Wiedersehen!

8 das Bezugsrecht: eine bestimmte Person bekommt das Geld

9 überrascht: für ihn kommt diese Information etwas plötzlich

Lextra - Deutsch als Fremdsprache, A1-A2 - Leise kommt der Tod

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