Читать книгу . . . vor allem auf Reisen - Roland E. Ruf - Страница 7

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Ein Pfahl ragt vor Wasser und Himmel aus dem Sand des Strandes in das milchige Licht der Dämmerung. Der Tag beginnt oder endet. Wer könnte das auf einer unscharfen Aufnahme erkennen, die den Rändern zu in der Schwärze einer Unterbelichtung endet? Dennoch ist das Meer vom Himmel zu unterscheiden. Im mittleren Bildbereich eine graue diffus gekräuselte Fläche, darüber der Himmel, deutlich heller und von Schleierwolken durchzogen. Hat sich das Auge an die schemenhafte Abbildung gewöhnt, entdeckt es im Vordergrund feuchten Sand. Zum Greifen nahe, seine feine Körnigkeit von überspülenden Wellen in erstarrter Bewegung modelliert. Aus ihm weist der dunkle Pfahl gegen den Himmel, ausgewaschen und ausgefegt von den Elementen, die Struktur des Holzes in grafischer Zeichnung dem Auge angeboten. Ein Angebot, das es im Kontrast zu verschwimmenden Graustufen gerne annimmt. Jetzt entsteht das ganze Bild.

In seiner Schlichtheit ist es auf Ahnung und Empfinden angewiesen - zeichenbesetzte Einsamkeit, Vergehen. Der Betrachter ein Traumverlorener, der seinem Auge den Wimpernschlag untersagt.

Diese Nachwirkung eines Berichtes in ARD-Alpha über die Arbeiten des Fotografen Günter Derleth mit der Camera Obscura ist mir geblieben. Ob ich das Bild so gesehen habe, wie ich es beschreibe, kann ich nicht mit Genauigkeit sagen. Es ist die Eigentümlichkeit einer Aufnahme mit der Lochkamera, die Unschärfe zu einem von der Fantasie zu ergänzenden Bild zu machen. Ein scharf gezeichneter Bereich in der Mitte gibt Anlass, das Motiv zu deuten. Und dieses Deuten ist letztendlich von Stimmungseindrücken und Seherfahrungen des Betrachtenden abhängig. Kein Wunder also, wenn er hernach eher seine Wahrnehmung wiedergibt, als exakt zu beschreiben, was wirklich auf dem Foto zu sehen ist.

Dies sei den nachfolgenden Erzählungen vorangestellt.

Im August 2021

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