Читать книгу Dickie Dick Dickens – Wieder im Lande - Rolf A. Becker - Страница 6

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WARUM DIE FRAU SENATOR IHREN VERLOBUNGSTAG VERGESSEN HAT

Dieses ist die aufsehenerregende Geschichte von Dickie Dick Dickens, der weltweit für den raffiniertesten Betrüger ‚dieser unserer Welt’ seit Cagliostro und Dr. Faust gehalten wird, Dickie Dick Dickens, dem gefährlichsten Mann in der gefährlichsten Stadt des gefährlichsten Landes des Erdballs, der USA. Schlank ist er, rank ist er, dunkle Haare nennt er sein eigen und blaue Augen, mit denen er furchtlos in die Ferne späht und Gefahren wahrnimmt, ehe sie noch auftauchen.

Er ist etwas reifer geworden, seit wir ihn das letzte Mal begleiteten, reifer und abgeklärter, doch nach wie vor der Heißsporn mit der quirligen Jungens-Seele, der Gentleman mit der schnellen Hand.

Heimgekehrt ist er aus dem fernen, unwirtlichen Canastericana, wo er nur mit Mühe dem (fast) sicheren Tode entronnen war, um nun im vertrauten Chicago ein geruhsames Leben durchzustehen, gemeinsam mit seinen treuen Weggefährten, seiner blondgeschopften Frau und Braut Effie Marconi, seinem väterlichen Freund Opa Crackle, dem rastlosen Draufgänger, sowie dem rosigen Schloh, dem dünnen, abergläubischen Bonco.

Wie wir wissen, flochten sich auch freundschaftliche Bande zu dem Chicagoer Juwelier und Hehlerfürst Josua Benedikt Streubenguß, der in Dickies Abwesenheit ab und zu in dessen Blockhaus am Rande der Stadt nach dem Rechten gesehen und die Katze gefüttert hatte.

Das Haus war zwar enorm verwahrlost und von Staubmassen bedeckt wie die Zugspitze vom Novemberschnee. Aber Effie und der wie stets hilfsbereite Bonco schufen in weniger als drei Tagen Ordnung. Ein Klavierstimmer war rasch bestellt, so dass Dickie seine Gefährten alsbald mit entzückenden Walzermelodien erfreuen konnte.

Nachdem nun das Haus bestellt war, betrachtete Dickens seine Freunde. Nun ja, an der bezaubernden, glutäugigen Effie war nichts auszusetzen. Dickie hatte ihr ein neues Kleidchen gekauft, ihr Make up und die Frisur waren perfekt, sie war, wie in alten Tagen, hinreißend. Auch mit Bonco konnte man zufrieden sein. Er sah zwar ein wenig mickrig aus, aber das gehörte gewissermaßen zu seiner Persönlichkeit. Aber Opa Crackle? Oh weia! An seinen zahnlosen Mund war man zwar gewöhnt, aber er bedurfte nach Dickies Meinung dringend der Abhilfe.

Bonco hatte schon einen Wahlspruch parat:

„Was immer mir am Herzen lag ist eine gute Tat am Tag.“

Also packten Dickens und Bonco den sich mäßig sträubenden Opa Crackle ins Auto und fuhren mit ihm zum besten Zahnarzt der Stadt. Der setzte den sich nun heftiger sträubenden Opa auf seinen Behandlungsstuhl, fuhrwerkte in dessen Mund herum und nahm Maß.

Schon eine Woche später war ein blendend weißes, hervorragend passendes Gebiss geschaffen, und Opa Crackle sah jetzt um Wochen jünger aus.

Dickie Dick Dickens war zufrieden, Bonco war zufrieden, Effie Marconi war zufrieden, und sogar Opa Crackle war zufrieden.

Das geregelte Leben in dem alten Blockhaus am Rande der Stadt konnte seinen Lauf nehmen.

Weit draußen, am Weichbild der Stadt, ereignete sich indessen ein Vorfall, der für Dickie Dick Dickens einige Bedeutung gewinnen sollte, ohne dass er zunächst davon etwas ahnen konnte.

Auf einer wenig befahrenen Landstraße, landesüblich auch Highway genannt, begegnen wir dem Senator Wilbor M. Hickombottom, welcher mit seinem 12-Zylinder-Cadillac voranzukommen sich bemühte. Doch nützten ihm die 12 Zylinder wenig, er hatte eine Panne. Das Fahrzeug stand und rührte sich weder durch verzweifeltes Drehen des Zündschlüssels noch durch gutes Zureden. Der Senator verfluchte sich selbst, dass er seinem Chauffeur für diesen Tag Ausgang gegeben hatte, weil der auf dem Hühnerhof seiner Kusine den Zaun reparieren wollte.

Da stand er nun, der Senator, und war ratlos. Weit und breit keine Telefonzelle, aus der er Hilfe hätte herbeiholen können.

Was sollte er tun?

Der klapprige Ford, der eine Weile hinter ihm hergefahren war, hatte ihn infam überholt, als er so hilflos am Straßenrand stand, ohne Anstalten zu machen, ihm zu helfen.

Doch siehe da, jetzt machte das Fahrzeug kehrt und kam zum Senator zurück. Ein kräftig gebauter Mann stieg aus, wischte sich die Hände am Hosenboden ab und grinste Hickombottom an.

„Irgendwas kaputt?“ fragte er.

Der Senator gab seiner Erleichterung durch einen Seufzer kund. „Oh ja, mein Herr, sehr liebenswürdig. Mein Wagen hat einen Motordefekt, scheint mir.“

„Ja, so was passiert schon mal“ erwiderte der Mann und wischte sich mit einer fahrigen Bewegung der rechten Hand über den Hosenboden.

„Aber ich kann mit diesen Dingen überhaupt nicht umgehen“, klagte der Senator. „Ich bin ein gänzlich untechnischer Mensch. Und mein Chauffeur hat heute Ausgang.“

„Machen Sie sich mal keine Sorgen, Herr Senator, ich helfe Ihnen.“

Senator Hickombottom zeigte sich gerührt. Das war wirklich Hilfe in höchster Not. Dennoch wunderte ihn etwas. Es machte ihn nicht stutzig – das war ein Fehler – aber es wunderte ihn. Woher kannte ihn dieser Mensch?

„Oh, Sie kennen mich?“ fragte er erstaunt.

Der Mann grinste schief. „Aber Herr Senator, wer kennt Sie nicht. Übrigens, mein Name ist Manza, Ambrosio Manza, sehr angenehm!“ Er streckte dem Senator eine klobige Rechte entgegen.

Der schlug zögernd ein. Wischte sich aber dann selbst die Hand am Hosenboden ab.

„Also Motordefekt?“

Der Senator nickte. „Der Wagen ist einfach stehen geblieben. Einfach so. Ich bin auf so etwas nicht vorbereitet. Mir fehlt der technische Verstand. Und das Fingerspitzengefühl, nicht wahr?“

„Macht doch nichts. Der Mensch kann nicht alles können, geht nicht.“

„Ich weiß nicht einmal, ob ich einen Werkzeugkasten dabei habe!“

Der Mann, der sich Ambrosio Manza nannte, grinste wiederum wie eine Kuh beim Melken. „Kein Problem, Herr Senator, überhaupt kein Problem, nicht das geringste! Ich habe Werkzeug.“

„Oh, das ist aber wirklich ein glücklicher Zufall, der Sie, mein Herr, des Weges geführt hat.“

Manza wiegte den Kopf und grinste weiter. „Na ja, ein Zufall war das gerade nicht“ sagte er, wischte sich die Hand, diesmal war es die linke, am Hosenboden ab, ging breitbeinig zu seinem Wagen. Doch was er herausholte, war, wie der Senator auf der Stelle feststellte, kein Werkzeugkasten sondern eine Maschinenpistole.

Er lud die Waffe einmal durch und richtete den Lauf auf die angstbebende Brust des Senators. Dann forderte er ihn unmissverständlich auf, in seinem alten Auto Platz zu nehmen, schlug die Wagentür hinter ihm ins Schloss, setzte sich ans Steuer und fuhr, die amerikanische Nationalhymne vor sich hinpfeifend, davon.

Dickie Dick Dickens und seine Getreuen hatten sich in der neuen und sogleich alten Umgebung eingelebt. Nach einem Dutzend ruhiger Tage, die er damit verbrachte, im stillen Heimstudium seine kriminellen Fähigkeiten zu höchster Meisterschaft fortzuentwickeln, drängte es ihn nach neuen Taten, ‚hinaus ins feindliche Leben’, wie der Dichter sagt, hinaus aus dem behaglichen Blockhaus am Rande der Stadt ins Zentrum der herrlichen Millionenmetropole.

Sein sonst so stahlhartes Herz wurde ein wenig weich, als er gemächlich durch die altvertrauten Straßen fuhr, mit nostalgischem Behagen das Bananenverkäuferviertel umrundete, in dem er so manch fröhlichen Fischzug gemacht hatte, und das ihn nun zu neuem biederen Tun anregte, und weiter durch die winkligen Straßen zum Juweliergeschäft seines alten Vertrauten Josua Benedikt Streubenguß.

Der begrüßte ihn mit geradezu emphatischer Freude, umarmte ihn sogar und gab ihm einen feuchten Kuss auf die Wange.

„Schön, dass Sie wieder da sind, Mr. Dickens!“ purzelte es aus seinen schmalen Lippen heraus. „Sie scheinen ja in blendender Verfassung zu sein, stattlich, drahtig, elastisch wie in der guten alten Zeit!“

„Na, na, na!“ wehrte Dickie ab. „Sie hingegen scheinen sich in ziemlicher Verlegenheit zu befinden, sonst würden Sie mir nicht derart plumpe Komplimente machen.“

Damit hatte er offenbar den Nagel auf den Kopf getroffen. Streubenguß wiegte den Kopf hin und her und lächelte verbindlich. „Nicht in Verlegenheit, mein Bester, das wäre schlimm. Ich glaube jedoch, dass mich eine Situation erwartet, in der nicht nur meine Geistesgaben sondern auch Ihre sprichwörtliche Geschicklichkeit dienlich sein könnte.“

Es verwunderte Dickens nicht übermäßig. Der gute alte Streubenguß hatte immer mal wieder mit verzwickten Situationen zu tun. Trotzdem fragte er: „Ach?“

„Hören Sie“, erklärte Streubenguß, „Mrs. Hickombottom hat mich angerufen – Theresa Hickombottom, die Ehefrau von Senator Hickombottom.“

„Dem Möbelfabrikanten?“

„Richtig. Er ist der größte Möbelfabrikant des Kontinents. Seine Frau möchte ein Geschäft mit mir machen.“

Dickens lachte. „Und das bringt Sie so in Wallung? Streubenguß, Sie werden alt. Die liebe Dame wird ein Schmuckstück kaufen wollen.“

„Eben nicht!“ wendete Streubenguß ein. „Eben nicht!!“ Er atmete tief. „Sie will v er kaufen! Und zwar ihren eigenen Schmuck!“ Seine sonst eher trüben Augen leuchteten verschmitzt. „Nun habe ich mir Folgendes gedacht: Mrs. Hickombottom wird mir den Schmuck vorlegen. Ich werde ihn begutachten und umständlich den Preis aushandeln. Sie kommen wie zufällig dazu, tauschen mit Ihrer phänomenalen Geschicklichkeit einige der Schmuckstücke gegen Kopien aus, die ich stets in reichhaltiger Auswahl auf Lager habe. Ich kann mich dann doch nicht zum Kauf entschließen. Sie nimmt ihren Schmuck, das heißt die Kopien, und geht nach Hause. Ich aber behalte die echten Steine. Na, ist das was?“ Er kicherte vergnügt.

Dickens konnte seine Fröhlichkeit nicht teilen. „Josua, Josua“, sagte er vorwurfsvoll, „Sie sind mir schon ein rechter Spitzbub!“

„Im Ernst, Mr. Dickens, das ist doch ein reeller Vorschlag.“

„Ihre sprichwörtlichen Geistesgaben lassen nach, Streubenguß! Sie wird den Handel doch sofort mit dem nächsten Juwelier abschließen wollen. Der merkt, dass der Schmuck gefälscht ist, und Sie sitzen in der Tinte.“

„Ich würde mich natürlich herausreden, ich würde...“

„Debattieren Sie nicht!“ unterbrach Dickie. „Denken Sie nach!“

„Was gäbe es da nachzudenken?“

„Da steckt doch was dahinter!“

Streubenguß versuchte zu begreifen. Es gelang ihm nicht. „Wohinter steckt, bitte, was?“

Dickie erklärte langsam, zum Mitdenken: „Die Hickombottoms gehören zu den reichsten Leuten der Stadt. Der Senator ist absolut liquide. Außer seinen Einnahmen aus der Fabrik hat er die höchste Bestechungsrate im Senat. Warum sollte seine Frau plötzlich genötigt sein, ihren Schmuck zu veräußern?“

„Das frage ich mich auch.“

Dickie schlug sich mit der Faust vor die Stirne. „Mein Gott, Streubenguß, fragen Sie nicht sich, fragen Sie Mrs. Hickombottom!“

„Wie meinen Sie?“

„Sie wird ja wohl bald kommen.“

Streubenguß nickte heftig. „Jeden Moment.“

„Na also!“

In Dickens’ Gehirn stand der Plan bereits fest. Es war ein Plan, der in den unabhängigen Amsterdamer Gerichtsannalen des Jahres 1958 als ‚schlichtweg genial’ bezeichnet wurde. Schnell weihte er Streubenguß in sein Vorhaben ein und gab ihm exakte Anweisungen, wie er sich zu verhalten habe. Josua Benedikt Streubenguß begriff mit Mühe und versprach, gewissenhaft nach Dickies Direktive zu handeln.

„Natürlich, wie Sie meinen, Verehrtester“, beteuerte er.

Dickie Dick Dickens ging in den Nebenraum, zündete sich eine Pfeife an und wartete.

Es dauerte nicht lange, bis Frau Theresa Hickombottom in dem Juweliergeschäft auftauchte. Eine schmale, grazile Dame, Mitte sechzig, geschmackvoll gekleidet und ihrer Wesensart nach gewohnt, nach eigenem Gutdünken zu handeln. Heute aber wirkte sie verschüchtert und sichtlich kleinmütig.

Wortlos legte sie dem Juwelier den Schmuck vor, den sie ihm verkaufen wollte.

Streubenguß verneigte sich mit mehreren Dienern und beteuerte: „Ich bin überwältigt, gnädige Frau, geblendet von so viel Schönheit!“

Sie missverstand. „Oh, Sie Schmeichler!“ hauchte sie.

„Ich meine doch – Sie verzeihen gütigst – den Schmuck. Als Juwelier bekomme ich gewiss manch schönes Stück zu sehen, aber Ihre Sammlung, verehrte gnädige Frau, ist von erhabener Exquisite!“

Sie nickte bekümmert. „Ich trenne mich auch sehr ungern.“

„Und weswegen, meine Verehrteste, wollen Sie sich von Ihren Kostbarkeiten trennen?“

Sie seufzte ein wenig vor sich hin, ehe sie antwortete: „Ich habe leider einen sehr triftigen Grund, Mr. Streubenguß. Könnte ich darüber sprechen, hätte ich mich bestimmt nicht an Sie gewandt. Sie wurden mir als verschwiegen und diskret empfohlen.“

„Ja, freilich, ja, das trifft zu. Von wem haben Sie diese Empfehlung?“

„Auch darüber kann ich nicht sprechen. Wie viel, denken Sie, können Sie für den Schmuck zahlen?“

Er zuckte die Achseln. „Wie viel wollen Sie denn anlegen...?“ Er verbesserte sich schnell: „An wie viel hatten Sie gedacht?“

„Ich brauche 100.000 Dollar. Und zwar noch heute Abend.“

Josua tat, als verschlage es ihm den Atem. „100.000“, stöhnte er.

„Ich hatte Ihnen schon am Telefon erläutert, dass ich Bargeld benötige.“

Streubenguß tat nun genau, was ihm Dickens aufgetragen hatte. Bei einer so hohen Summe müsse er sich erst mal mit seinem Kompagnon beraten, sagte er und verschwand mit dem Versprechen, alsbald zurück zu kehren, im Nebenzimmer, wo Dickie Dick Dickens wartete.

Er wieselte heran und sagte mit gedämpfter Stimme: „Sie will mir nicht verraten, wofür sie das Geld braucht.“

Das war für Dickens nichts Neues, denn er hatte alles mit angehört. „Eine seltsame Frau, he?“ meinte er.

Das war nun eine Bemerkung, die Streubenguß so nicht gelten lassen wollte. „Seltsam wäre, glaube ich, nicht der richtige Ausdruck. Sie wirkt eher deprimiert. Sie muss in arger Bedrängnis sein. Sie verlangt 100.000 Dollar, obwohl der Schmuck mindestens 150 Mille wert ist.“

„Ein gutes Geschäft, wie?“

Streubenguß rieb sich vor Vergnügen die Hände. „Es ist das Geschäft meines Lebens! Da muss man zugreifen! Ich gebe eine große Party! Sie und ihre Freunde sind herzlich eingeladen. Sie werden sich freuen!“

Dickens freute sich nicht. „Was für ein Jammer, dass daraus nichts wird.“

Streubenguß riss die Augen auf. „Bitte, wie?“

„Josua, Sie werden den Schmuck nicht kaufen.“

„Aber hören Sie mal...“

„Nein, jetzt hören Sie! “ unterbrach ihn Dickens. „Sie werden Mrs. Hickombottom eine Weile hinhalten. Eine halbe Stunde, denke ich, wird genügen. Sie wohnt im selben Stadtteil wie ich, da geht es schnell.“

„Was, um Himmels Willen, haben Sie vor?“

„Ich möchte gerne das Geld haben.“

Streubenguß schüttelte seinen graumelierten Kopf. „Aber das verstehe ich nicht!“

Dickie tätschelte ihm die Schulter. „Brauchen Sie auch nicht. Beschäftigen Sie Mrs. Hickombottom, feilschen Sie mit ihr um den Preis und nach dreißig Minuten schicken Sie die Dame unverrichteter Dinge nach Hause, verstanden?“

„Kein einziges Wort.“

Dickens erklärte es ihm noch ein paar Mal, dann setzte er sich in seinen Wagen und fuhr nach Hause. Er musste sich beeilen, denn es blieb ihm nicht viel Zeit. Aber Dickens war, wie wir wissen, kein ungestümer Mensch, er vollbrachte seine bedeutenden Taten mit Vorbedacht, und so steuerte er seinen Wagen, sich strikt an die Verkehrsregeln haltend, behutsam durch die Straßen.

Zu Hause aber erwartete ihn nervliches Desaster. Bonco, Effie und Opa Crackle befanden sich in heftiger Aufgeregtheit.

„Gut, dass du da bist“, empfing ihn seine liebe Braut und Frau.

„Das ist immer gut“, erwiderte Dickie, ohne zu wissen, worum es ging.

Er sollte es sofort erfahren. „Der Kater hat wieder eine Maus ins Haus geschleppt“, erklärte Effie zapplig. „Er spielt jetzt mit ihr in der Speisekammer, und Bonco weigert sich, sie ihm fortzunehmen!“

Der rosige Bonco verdrehte die Augen und rief in seiner hellen Singsang-Stimme: „Ha, dumm wird’ ich sein“, um darauf einen seiner dümmlichen Wahlspr üche abzusondern:

„Hast du eine Maus im Haus,

weicht das Glück dir nicht hinaus.“

Effie wäre ihm fast an die Gurgel gesprungen. „Hör mit deinem abergläubischen Blödsinn auf! Die Katze wird die Maus sowieso fressen, und dann...“

„Nichts ‚und dann’!“ mischte sich Dickie energisch ein. „Lasst die beiden Tierchen machen, was sie wollen! Wir haben Wichtigeres zu tun!“

Effie wich verdattert zurück, Opa Crackle aber strahlte vor Erwartungsfreude. „Tatsächlich, Jungchen?“ schnaufte er. „Geht’s endlich wieder los?“

„Es geht los, Opa Crackle!“

Der alte Mann klatschte vor Freude in die Hände und rief: „Jaswes windes gores gares geiduleh!“

„Um Gottes Willen, was ist denn das?“

„Ein serbokroatischer Freudenschrei, mein Jungchen. Wart’ einen Moment, ich hole nur schnell meine Pistolen, dann kann’s los gehen.“

Dickens hielt ihn am Ärmel fest. „Lass die Waffen im Schrank, Alterchen! Setz dich!“

Auch den anderen beiden bedeutete er, sich hinzusetzen.

Dann zündete er sich eine Pfeife an, setzte sich neben Bonco und fragte ihn: „Du verstehst doch etwas von Elektrizität?“

„Das will ich meinen, Mr. Dickens!“

„Auch von Telefonleitungen?“

Bonco ließ seine Augen rollen. „Meine Spezialität. Ich habe doch mal in einer Fernmeldezentrale gearbeitet, als ich noch ehrlich war.“

„Gut.“ Dickie entfaltete einen Stadtplan und zeigte mit der Pfeifenspitze auf die Gegend am Rande der Stadt. „Siehst du, das ist unser Viertel. Hier ist unser Blockhaus, und hier steht die Villa von Senator Hickombottom. Ich möchte, dass du seine Telefonleitung anzapfst. Ich muss die Gespräche abhören. Wirst du das schaffen?“

„Wie viel Zeit habe ich?“

„Eine halbe Stunde.“

„Ei du Donnerdaus! Da muss ich mich aber sputen!“

Dickie klopfte ihm auf die Schulter. „Keiner hält dich zurück. Los, mein Junge, krieg Beine!“

Ein raffiniert ausgeklügelter Plan begann sich nun in dem verträumten Chicagoer Vorort abzuspulen. Wir wissen noch nicht, was Dickie Dick Dickens vorhatte, doch trösten wir uns mit Effie, Bonco und Opa Crackle. Auch sie wussten es nicht.

Es war Donnerstag, der 19. Juli 1925, Blütezeit des Chicagoer Gangstertums, 18 Uhr, blue hour, Dämmerstunde zwischen Tag und Nacht.

Bonco, dem rosigen Schloh, gelang es - zwar unter Schweißausbruch und Atemnot, doch innerhalb der gegebenen Frist – die Telefonleitung zu legen. Es erwies sich allerdings, dass seine Eile nicht vonnöten war, denn es dauerte bis neun Uhr abends, als das Telefon bei den Hickombottoms, und damit auch in Dickies Blockhaus klingelte.

Bonco stellte sofort den Tischlautsprecher ein, so dass alle das Gespräch mit anhören konnten.

Eine raue, krächzende Männerstimme meldete sich. „Mrs. Hickombottom? “

Mrs. Hickombottom antwortete mit einem verzagten „Ja bitte?“

„Haben Sie das Geld?“

Opa Crackle klopfte mit dem Fingerknöchel auf den Tisch. „Die Stimme kenne ich!“

„Psst!“ wies ihn Dickens zurecht.

Mrs. Hickombottom antwortete: „Es tut mir leid, es ist mir nicht gelungen, das Geld zu beschaffen.“

Die raue Stimme krächzte: „Hören Sie mal zu, mein verehrtes Täubchen, ich habe Ihnen doch ganz präzise gesagt, wie Sie es anstellen sollen!“

„Ich habe mich auch genau an Ihre Anweisungen gehalten. Aber Mr. Streubenguß hat versagt. Er hat mir für den gesamten Schmuck nur 75.000 Dollar geboten.“

„So ein Gauner!“, schimpfte der Mann am Telefon. „Der Schmuck ist doch fast 200 Tausender wert!“

„187.000 vereidigter Taxwert. Ach, bitte, mein Herr, könnten Sie sich nicht mit den 75.000 begnügen? Das ist doch auch ein schönes Stück Geld.“

„Hunderttausend habe ich gesagt, und dabei bleibt’s!“

„Dann darf ich Sie bitten, sich bis morgen zu gedulden. Möglicherweise gelingt es mir bei einem anderen Juwelier.“

Doch darauf ließ sich der Mann nicht ein. „Und Sie hetzen mir die Bullen auf den Hals, das könnte Ihnen so passen! Bleiben Sie in der Nähe des Telefons. Ich rufe wieder an. Ich muss die Sache mit meinem Partner besprechen.“

„Ach bitte...“

„Ja, was noch?“

„Würden Sie so freundlich sein und mich mit meinem Mann sprechen lassen? “

Die Antwort klang rigoros. „Nein, jetzt nicht. Aber beruhigen Sie sich, es geht ihm gut. Und es wird ihm auch weiter gut gehen, wenn Sie meine Anweisungen befolgen. Adieu, Lady!“

Damit war das Gespräch beendet.

Effie Marconi blinzelte fassungslos mit den Augen. „Das ist ja ein ganz gemeiner Halunke!“

Opa Crackle hieb wieder mit dem Finger auf die Tischplatte. „Und ich weiß, wer’s ist! Ich weiß es! Ambrosio Manza! Ein ganz Scharfer! Ich habe genau seine Stimme erkannt. Ich habe mal im Zuchthaus von Connecticut mit ihm zusammen gesessen. Vor dem hatten sogar die Ratten Angst!“

„Und ich sage euch“, rief Effie, „er hat Senator Hickombottom entführt und verlangt jetzt Lösegeld.“

Dickens schmunzelte. „Wenn wir dich nicht hätten, Effie, wären wir nie darauf gekommen.“ Dann, etwas ernster: „Du hast doch die Stimme der alten Dame gehört. Glaubst du, dass du sie nachmachen kannst?“ Effie fiel sofort in den Tonfall von Mrs. Hickombottom: „Oh ja, mein Herr, ich denke, das wird möglich sein.“

Dickie war zufrieden. Jetzt wendete er sich an Bonco: „Pass auf, mein Guter, mach dich auf die Pneus! Ich möchte, dass die Telefonleitung jetzt ganz umgeschaltet wird. Die Gespräche sollen direkt hierher laufen.“

„Wird gemacht.“

„Und zwar sofort!“

Bonco pustete die Luft durch die Nase. „Ach herrjeh!“ Während er schon aus dem Raum ging, gab er wieder einen seiner Wahlsprüche von sich:

„Die beste Tat bringt nur Verdruss,

wenn man zu sehr eilen muss.“

Die Wohnung war klein und stickig. Das, was sich Wohnzimmer nannte, verdiente diesen Ausdruck eigentlich nicht. Ein paar Stühle, ein Telefon, Essensreste und zwei als Aschenbecher benutzte Untertassen auf dem Tisch, das Fenster war geschlossen, der Tabaksqualm lag wie eine Gewitterwolke unter der Decke, und die Stimmung der drei Leute, die sich hier aufhielten, war miserabel.

Ambrosio Manza rauchte ein stinkendes Zigarillo, sein Kumpel Willie, der neben dem kräftigen Manza wie ein dicklicher Zwerg wirkte, rauchte schwarze Zigaretten. Senator Hickombottom, der dritte im Raum, hustete, da er den Tabakgestank nicht verkraftete.

Ambrosio Manza klopfte ihm aufs Knie. „Pech für Sie, Mr. Hickombottom“, sagte er. „Ihre Frau kann die Kohle nicht beibringen.“

„Was ... was wollen Sie nun machen?“

„Das habe ich Ihnen doch schon gesagt.“

Bekümmert erwiderte der Senator: „Aber lieber Mann, wenn Sie mich umbringen, kriegen Sie doch auch kein Geld!“

Der dicke Willie meinte: „Da hat er recht, Manza!“

„Schnauze!“

„Aber wenn er doch recht hat!“

„Schnauze, hab’ ich gesagt!“ Manza wischte sich über den Hosenboden und versuchte, so was wie einen gütigen Gesichtsausdruck hervorzubringen. „Ja, mein lieber Senator, ich könnte ja auch mal Gnade vor Recht ergehen lassen.“

„Das wäre sehr entgegenkommend.“

„ ... vorausgesetzt, ich kriege meine Hunderttausend.“

Hickombottom sah den kleinen Hoffnungsschimmer verfliegen. „Aber wenn meine Frau den Schmuck nicht veräußern kann...“

„Sie haben doch selbst Geld, oder?“

„Natürlich nicht bei mir.“

„Aber in der Fabrik?“

Der Senator nickte. „Die Lohngelder liegen in meinem Tresor. Das ist mehr, als Sie verlangen.“

Manza ließ sich nun genau erklären, um was für einen Tresor es sich handelte. Ein ‚Buck and Hailey’-Tresorraum hinter Hickombottoms Büro, erfuhr er, mit Zahlenkombination und Sicherheitsschloss, dessen Schlüssel der Nachtwächter der Fabrik unter Verschluss hielt.

Ambrosio Manza war zufrieden. Aber, so flüsterte er dem kleinen Willie zu, er würde nicht selbst zur Fabrik fahren.

„Ist mir ’n bisschen zu riskant.“ Wieder kam der Schimmer verzerrter Güte in sein kantiges Gesicht, als er sich dem Senator zuwendete. „Ich habe eine freudige Überraschung für Sie. Ich werde Ihnen ausnahmsweise erlauben, mit Ihrer sehr geehrten Gemahlin zu telefonieren.“

„Oh, sehr freundlich!“

„Und ich werde Ihnen auch sagen, was Sie ihr erzählen werden.“

Nun geschah also, was Dickens erhofft hatte: Manza versuchte, Mrs. Hickombottom anzurufen. Durch Boncos Manipulation landete das Gespräch jedoch bei Dickie und seinen Freunden.

Effie war immens aufgeregt. „Oh, wenn das nur gut geht“, wisperte sie. Dann nahm sie den Hörer ab und meldete sich mit verstellter Stimme: „Ja, bitte?“

Die krächzende Stimme von Manza drang an ihr Ohr: „Sind Sie es, Mrs. Hickombottom?“

„Ja, am Apparat.“

„Moment, ich gebe Ihnen Ihren Mann.“

Das machte die gute Effie noch unsicherer, als sie sowieso schon war. Der kannte doch die Stimme seiner Frau!

„Rede so wenig wie möglich!“ flüsterte ihr Dickie zu.

Jetzt meldete sich Senator Hickombottom: „Hallo, Therese!“

Effie gab ein hingehauchtes „Ja.“ von sich.

„Mach dir keine Sorgen, Liebling, mir geht es ziemlich gut. Aber ich habe eine Bitte an dich. Hörst du mich?“

„Ja.“

„Also pass auf: Gehe zur Fabrik und sage dem Nachtwächter, wer du bist. Sage ihm, ich sei krank und läge im Bett. Aber ich bräuchte dringend ein Aktenst ück aus dem Tresor. Er soll die Alarmanlage ausschalten und dir den Tresorschl üssel geben.“

„Ja.“

„Dann gehst du in mein Büro. Unter der Schreibtischplatte befindet sich ein Knopf. Auf den drückst du. Darauf schiebt sich die Bürowand hinter dem Schreibtisch beiseite, und die Tresortür kommt zum Vorschein. Was ist denn, Therese? Bist du noch da?“

„Ja.“

„Und nun kommt die Hauptsache: Du nimmst den Schlüssel, den dir der Nachtwächter gegeben hat. Aber damit allein kannst du den Tresor nicht öffnen, Liebling. Du musst erst die Zahlenkombination einstellen. Die Zahl lautet: 1 – 7 – 6 – 9 – 1. Hast du die Zahl?“

„Ja.“

„Ganz einfach zu merken, Liebling. Es ist das Datum unseres Verlobungstages, der 17. 6. 91.“

„Ach ja.“

„Jetzt geht die Tresortür auf und du kannst eintreten. Der Tresor ist eine kleine Kammer. In dem Fach gleich links findest du Geld. Du nimmst 100.000 Dollar heraus, schließt die Geldkammer, drückst auf den Knopf am Schreibtisch, gibst dem Nachtwächter den Schlüssel zurück und gehst nach Hause.“

„So, das ist genug, Senator“, knarrte jetzt Manzas Stimme. „Haben Sie alles verstanden, Mrs. Hickombottom?“

„Ja.“

„Ausgezeichnet. Für die ganze Aktion gebe ich Ihnen vierzig Minuten Zeit. Ab jetzt! Dann sind Sie wieder zu Hause und erwarten meinen Anruf.“

„Ja.“

„Wenn Sie es in der Zeit nicht schaffen, ist Ihr Mann eine Leiche. Adieu, Lady!“

Die Leitung wurde unterbrochen. Effie fiel der Telefonhörer aus der Hand, sie sank auf ihrem Stuhl zusammen und jammerte erbärmlich: „Oh, das ist ja schrecklich! Schrecklich! Entsetzlich! Was mache ich bloß? Oh nein, das halte ich nicht aus!“

Dickie strich ihr übers Haar. „Was hast du denn, Effielein?“

Sie starrte verzweifelt vor sich hin. Tränen traten ihr in die Augen. „Es ist entsetzlich!“ wiederholte sie. „Mein armer Mann! Mein armer, armer Mann! Der bringt ihn um, dieser Kerl. Ich sage dir, Dickie, der bringt ihn um. Kaltblütig. Ohne mit der Wimper zu zaudern! Mein armer Mann!“

Opa Crackle knurrte verdutzt: „Dein Mann?“

Sie blickte ihn aus tränenfeuchten Augen an. „Du hast es doch selbst gehört, Opa! In vierzig Minuten kann ich das nicht schaffen! So was Umständliches! Nein, die werden meinen Mann umbringen! Und er hat so nett ‚Liebling’ zu mir gesagt!“

Dickens sagte sorgenvoll: „Sie identifiziert sich mit ihrer Rolle.“

„Ha, verrückt“, schnaufte Opa Crackle. Er ging ein paar Schritte hin und her, kratzte sich am Hinterkopf. „Aber leider hat sie recht. Der Senator hat nicht die geringste Chance. Ich kenne Manza. Kenne ihn zur Genüge. Egal, ob er sein Geld kriegt oder nicht – der Senator wird abgeschafft!“

„Du darfst es nicht dazu kommen lassen, Dickie“ bibberte Effie. „Ein heimtückischer Mord!“

„Ich finde ja auch, das ist etwas unter unserem Niveau“, meinte Bonco.

„Darüber zerbrecht euch mal nicht eure Köpfe!“ Dickie Dick Dickens war der Meinung, es genüge, wenn er sich seinen Kopf zerbrach. Er bat Bonco, das Telefon so umzuschalten, dass er mit Mrs. Hickombottom sprechen könne.

„Sie brauchen nur auf das Knöpfchen zu drücken.“

Sofort war die Leitung hergestellt.

„Ja, bitte?“ meldete sich Mrs. Hickombottom.

Dickie ahmte die Stimme von Ambrosio Manza nach, und es gelang ihm vortrefflich. „Sind Sie’s, Mrs. Hickombottom?“

„Ja, am Apparat.“

„Bleiben Sie schön zu Hause. Wir überlegen noch, was wir tun. In einer Stunde rufe ich wieder an.“

„Und was geschieht mit meinem Mann?“

„Keine Sorge. Dem geht’s gut. Adieu, Lady!“

Dickens legte den Hörer auf. Er war, so schien es, guter Dinge. „So, Effie“, sagte er, „jetzt nimmst du dein schwarzes Cape und ein dunkles Kopftuch. Das wird genügen.“

„Genügen? Wofür?“

„Dieser Nachtwächter soll dich doch für Mrs. Hickombottom halten, nicht wahr, mein Schatz? Da müssen wir dich doch ein bisschen verkleiden.“

Effie glaubte, ihren Ohren nicht trauen zu können. Entgeistert riss sie Augen und Mund auf und plapperte entsetzt: „ Was?!! Dickie! Du meinst doch nicht etwa, ich soll wirklich tun, was dieser Unmensch verlangt?“

„Keine Angst, mein Effielein, ich komme ja mit, ich beschütze dich.“

Dickens steckte der vor Angst zitternden Effie zur Beruhigung ein paar Kartoffelchips in den Mund, nahm sie an der Hand und führte sie davon.

Die Zeit strich dahin. Minuten vergingen, eine Viertelstunde, eine halbe Stunde. Opa Crackle und Bonco starrten entgeistert auf die Uhr. Was sollte nur werden? Opa Crackle ging rastlos im Zimmer auf und ab, rieb sich die Hände, Bonco knabberte Kartoffelchips, es war zum Verzweifeln! Keine Nachricht von Dickie und Effie, und die vierzig Minuten waren um.

„Oh, oh, oh“, lamentierte Bonco, „ich habe eine ganz schlechte Vorahnung! Das geht schief, ich sag’s dir, es geht schief! Was machen wir nur, wenn dieser Manza anruft?“

„Keine Ahnung.“

„Aber ich verstehe Mr. Dickens nicht! Das singen doch schon die Kinder auf der Straße!“

„Was denn?“

„Den alten Abzählreim: Beachte stets die rechte Frist,

weil du sonst angeschissen bist!“

Opa Crackle ließ die neuen Zähne blitzen. „Red keinen Quatsch!“, wollte er sagen, aber er kam nicht dazu, denn jetzt klingelte das Telefon.

„Da haben wir’s! Du liebes dünnes bisschen!“ kreischte Bonco, „Das ist Manza, ich wette!“

Opa Crackle ergänzte kummervoll: „Und wenn wir nicht abheben, ist der Senator beim Teufel.“

„Dann heb doch ab, Opa! Du bist ein erfahrener Alt-Krimineller, also lass dir was einfallen!“

„Was soll ich mir denn...? Hilf Himmel!“

Zaghaft nahm Opa Crackle den Hörer auf. „Ja, bitte?“ sagte er sanft.

Manzas Stimme meldete sich: „Hallo?“

Opa Crackle antwortete: „Hallo!“

„Wer ist denn da?“

„Wen möchten Sie denn sprechen, mein Herr?“ gab Opa Crackle zurück.

„Verdammt noch mal, ich erwarte Mrs. Hickombottom am Apparat.“

Genau so sanft wie vorher antwortete Crackle: „Da sind Sie schon richtig verbunden, mein Herr. Hier ist der Apparat von Senator Hickombottom.“

„Wer, zum Teufel, ist denn da?“

Crackles Stimme wurde noch etwas samtener: „Hier ist der Butler der Herrschaften. Ich bin zur Zeit allein im Haus.“

„Und wo ist Mrs. Hickombottom?“

„Oh ja, die gnädige Frau hat ja Ihren Anruf erwartet, wenn ich das richtig verstanden habe. Sehnsuchtsvoll, könnte man sagen. Aber leider musste sie noch einmal aus dem Haus gehen. Sie bedauert das ungemein. Aber sie wird bald zur ück kommen und bittet Sie höflich, in Kürze noch einmal anzurufen.“

„Was fällt dieser Person denn ein?“, krakeelte Manza. „Das Leben ihres Mannes steht auf dem Spiel, und ich erwarte viele schöne Dollarchen von ihr.“

Opa Crackle war klar, dass er Manza bei Laune halten musste, wenn er das Leben des Senators retten oder zumindest verlängern wollte. Deswegen machte er ihm Hoffnung: „Was die Dollarchen betrifft, die Sie erwähnen, so sollten Sie sich keine Sorgen machen, mein Herr. Die gnädige Frau ist in allen pekuniären Angelegenheiten sehr gewissenhaft.“

Damit schien er Ambrosio Manza fürs erste hinzuhalten. Der war jedoch mit der Auskunft keineswegs zufrieden. Er steckte sich ein neues Zigarillo an und paffte den Rauch dem Senator ins Gesicht. „Das ist alles sehr dubios“, murrte er. „Es sieht schlecht aus für Sie, Senator. Da erzählt mir doch so ein komischer Kauz allerlei Larifari. Er behauptet, er ist Ihr Butler. Haben Sie überhaupt so was?“

Der leidgeprüfte Senator nickte. „Einen Butler ... ja, natürlich habe ich einen Butler... einen Dienerchauffeur. Er hat allerdings heute seinen freien Tag, aber es kann sein, dass er schon wieder im Hause ist.“

Manza war schwer zu überzeugen. „Wehe Ihnen, Senator, wehe Ihnen, wenn da was schief gelaufen ist!“

Opa Crackle war keineswegs sicher, dass er Manza beruhigt hatte, und Bonco zweifelte um so mehr daran. Er konnte es sich nicht verkneifen, wieder einen seiner ‚weisen’ Sprüche abzusondern:

„Ein Hoffnungsfunke jäh erlischt.

wenn man beim Lügen wird erwischt.“

Beide befanden sich in aufgelöster Stimmung, als Effie Marconi endlich erschien. Sie kam allein und war genau so aufgelöst wie die beiden..

„Ach, ich bin völlig durcheinander“, jummelte sie und ließ sich erschöpft in Dickies Ohrensessel fallen.

„Sch... Sch...!“, murmelte Bonco.

„Was meinst du?“

„Schöne Scheiße! Ich fürchte, es ist alles in die Hose gegangen. Dieser Manza hat angerufen, und du warst nicht da.“

„Ich kenne mich doch mit dem großen Wagen nicht aus. Jedes Mal, wenn ich schalten musste, habe ich den Motor abgewürgt!“

„Wo steckt denn Mr. Dickens?“

„Och, der konnte nicht mitkommen. Er hat noch zu tun.“

Was er noch zu tun hatte, erfuhren Bonco und Opa Crackle nicht, denn jetzt läutete das Telefon.

„Das wird Manza sein“, sagte Opa Crackle, „also gib dir Mühe, Effie! Es hängt jetzt alles von dir ab.“

Es war tatsächlich Ambrosio Manza, und es entwickelte sich ein längeres, aufschlussreiches Gespräch.

Effie nahm den Hörer ab und sagte: „Ja, bitte?“

Manza sagte: „Na, da sind Sie ja endlich, Lady!

Effie sagte: „Gerade zur Tür hereingekommen.“

Manza sagte: „Und? Haben Sie alles erledigt?“

Effie sagte: „Ja. Ich habe die Anweisungen genau befolgt. Ich habe mich zum Werk begeben, habe dem Nachtwächter gesagt, dass mein Mann krank ist, und ich möchte den Schlüssel zum Tresor.“

Manza sagte: „Gut so.“

Effie sagte: „Er hat die Alarmanlage ausgeschaltet, und ich bin in das Büro gegangen. Dort habe ich auf den Knopf unter der Schreibtischkante gedrückt, und der Tresor kam zum Vorschein.“

Manza sagte: „Okay. Haben Sie das Geld?“

Effie sagte: „Zuerst ging alles ganz leicht. Der Schlüssel, den mir der Nachtwächter gegeben hatte, also der hat wunderbar gepasst, wirklich!“

Manza sagte: „Muss er ja auch.“

Effie sagte: „Aber mit der Zahlenkombination gab es leider Schwierigkeiten. “

Manza sagte: „He, he, Mrs. Hickombottom, was hat denn das zu bedeuten?! “

Effie sagte: „Sie müssen mir glauben, lieber Herr, ich habe alles versucht! Unseren Hochzeitstag ... das Datum der Silberhochzeit ... den Geburtstag unseres Sohnes ... aber die Nummern stimmten einfach nicht.“

Manza schimpfte: „Pest und Hölle! Die Zahlenkombination ist das Datum Ihres Verlobungstages!“

Effie sagte: „Tatsächlich? Ach, wie dumm von mir. Ich fürchte, das habe ich ein wenig durcheinander gebracht.“

Manza sagte: „Heißt das etwa, dass Sie das Geld nicht haben?“

Effie sagte: „Aber lieber Herr, wie sollte ich denn, wenn ich den Tresor nicht aufgebracht habe? Aber wenn Sie wünschen, gehe ich gerne noch einmal hin.“

Manza schrie: „Will Ihnen sagen, wo Sie hingehen sollen, Lady! Zur Hölle! “

Ambrosio Manza war zum Zerbersten wütend. Nach seiner Meinung hatte er alles ausnehmend routiniert eingefädelt, und nun machte ihm die Dämlichkeit von Mrs. Hickombottom einen Strich durch die Rechnung. „Herzlichen Glückwunsch, Senator“, brummte er, „Sie haben vielleicht eine dämliche Ziege zur Frau.“

Der Senator wagte zu protestieren: „Aber ich möchte doch bitten Mr. Manza!“

Der blickte verdutzt auf. „Ach nee, Sie kennen meinen Namen?“

„Ihr Kollege hat Sie doch vorhin so angeredet. Ist Ihnen das nicht recht? Soll ich Ihren Namen lieber vergessen?“

„Vergessen Sie lieber, dass Sie gelebt haben!“

Er stampfte fuchsteufelswild mit dem Fuß auf, gab dem Senator, der ängstlich fragte, was er denn nun vorhabe, keine Antwort und ging ins Nebenzimmer, wo sein pausbäckiger Kumpel Willie tranig eine Patience legte. Er wischte ärgerlich die Patience-Karten vom Tisch und schrie ihn an: „Jetzt haben wir den Salat! Du Rindvieh hast mich mit Namen angeredet, und jetzt weiß er, wer ich bin!“

„Na wenn schon!“ brummte der dicke Willie. „Wir machen ihn doch sowieso kalt, wenn wir das Geld haben.“

„Ja, wenn – wenn! Diese Frau ist auch wirklich zu dämlich! Kann sich nicht mal ihren Verlobungstag merken!“

Willie stand auf, sammelte behäbig die Spielkarten ein. Er fand die schlechte Laune seines Kumpans wenig angebracht. Ihnen selbst sei ja die richtige Zahlenkombination bekannt. Warum nicht selbst hingehen und die Kröten abholen?

„Und der Nachtwächter schlägt Alarm, sobald er uns sieht!“ wiegelte Manza den Vorschlag ab. Aber schließlich brachte er ihn doch auf eine Idee. Eine pfiffige Idee, wie er meinte.

Er ging wieder zum Senator zurück und verkündete ihm, dass er eine Lösung gefunden habe, sein Leben zu retten.

Der war so deprimiert, dass er gar nicht antwortete.

Manza wischte sich mit der Hand über den Hintern, setzte sich zu ihm, klopfte ihm aufmunternd aufs Handgelenk und sprach salbungsvoll: „Nur Mut, Alterchen! In einer halben Stunde ist alles vorbei. Wir fahren in Ihre Fabrik und werden die Sache selbst in die Hand nehmen. Sie, mein Kumpel Willie und ich. Sie werden dem Nachtwächter erzählen, wir seien gute Freunde von Ihnen. Dann gehen wir gemeinsam in Ihr Büro und holen die vereinbarten Hunderttausend.“

Er sagte tatsächlich ‚vereinbart’ und kam sich dabei nicht einmal unverschämt vor.

Der Senator überhörte es und fragte nur bescheiden, was dann weiter geschehe.

„Ende der Vorstellung. Wir gehen nach Hause, Sie gehen nach Hause, und das war’s dann.“

Hickombottom schluckte ein bisschen. Dann fragte er hoffnungsfroh: „Und vielleicht...“

„Was?“

„Und vielleicht ... wenn’s Ihnen nichts ausmacht ... könnten wir die Tresort ür hinterher offen lassen. Dann sieht es aus wie ein Einbruch, und ich könnte die Versicherung in Anspruch nehmen.“

Manza lachte ein lautes, garstiges Lachen. „Sieh mal an, so ein Schlitzohr! Kaum sieht er ’ne gewisse Lebenschance, erwacht auch schon wieder der alte Geschäftsgeist. Na schön, meinetwegen.“

Sie machten sich zu dritt auf die Reise. Sie nahmen die Luxuslimousine des Senators und fuhren ohne Hast durch die nächtlichen Straßen der zu dieser Zeit verträumten Stadt Chicago bis hinaus zur Möbelfabrik ‚Hickombottom & Co.’ Die Fabrik lag im Dunkeln, nur am Eingang, im Wachhäuschen, brannte Licht.

Der Wagen hielt davor an. Die Schranke zum Werksgelände öffnete sich.

Manza drückte dem Senator den Revolver in die Rippen. „So, jetzt machen Sie Ihre Sache gut, sonst knallt’s!“

Der Senator nickte, stieg aus und ging zu dem Wachmann. „Guten Abend“, sagte er. „Kennen Sie mich?“

Der Mann in dem Häuschen sah auf und strahlte dienstbeflissen. „Aber nat ürlich, Sir. Sie sind Senator Hickombottom, unser Chef.“

„Gut, gut, gut. Und wie heißen Sie?“

„Dickens, Herr Senator, Richard Dickens, wenn’s beliebt.“

Ein neuerlicher Beweis übrigens für Dickens’ sprichwörtliche Aufrichtigkeit. Selbst in einer Situation, in der eine Lüge nichts schaden könnte, sagte er die Wahrheit. Es war tatsächlich Dickie Dick Dickens, der am Fabrikeingang Wache hielt.

Der Senator blickte sich zu seinem Wagen um, aus dem nun die beiden Gangster ausstiegen. Er konnte sehen, dass sie beide ihre Waffen unter den Jacken schussbereit hielten, und sah keinen Ausweg, sich aus seiner misslichen Lage zu befreien.

Zu Dickens, den er für den Wachmann hielt, sagte er freundlich: „Ja, mein Lieber, diese Herren sind alte Bekannte von mir. Wir haben etwas zu besprechen. Bitte schalten Sie die Alarmanlage aus und geben Sie mir den Schlüssel zum Tresorraum! “

„Den hat mir Ihre Frau Gemahlin doch schon abverlangt.“

„Ich weiß.“

„Und sie sagte, Sie seien krank.“

Ja, ja, fuhr es dem Senator durch den Kopf, das war ja so verabredet gewesen. „Bin wieder gesund“, sagte er unsicher.

Jetzt mischte sich Manza ein. „Hat Mrs. Hickombottom den Schlüssel etwa nicht wieder abgeliefert?“

„Doch, doch, hat sie“, beeilte sich Dickie zu sagen und gab dem Senator den Schlüssel.

„Also, meine Herren, gehen wir“, sagte der Senator und wich erschrocken zurück, denn er sah, dass Manza seinen Revolver gezogen hatte. Er richtete ihn aber nicht auf ihn sondern auf Dickie Dick Dickens. „Und du kommst mit, Nachtwächterlein, los, los!“

Dickens protestierte etwas, aber nur halbherzig, denn das passte genau in seinen Plan.

Willie hingegen passte es nicht. „Jetzt haben wir zwei Leute am Hals!“ flüsterte er Manza vorwurfsvoll zu.

„Na und? Wo ist der Unterschied, ob du zwei Leute abknallst oder einen?“

Der Senator ging voraus zu seinem Bürogebäude und führte die kleine Gruppe in sein Arbeitszimmer, schaltete Licht an. Über dem riesigen Schreibtisch erstrahlte ein großer Kronleuchter. Dahinter eine Bücherwand aus edlem Nussbaumholz.

Manza war zufrieden. Er nahm seinen Revolver in die linke Hand und tastete mit der Rechten an der Schreibtischkante entlang. Hosianna, er fand den Knopf, drückte darauf, und die Bücherwand rollte etwas beiseite und gab den Blick frei auf eine Tresortür.

„Da ist er ja“, lachte Manza vergnügt, „ein ‚Buck and Hailey’, der beste Tresor der Welt!“

Vom Senator ließ er sich den Schlüssel und danach die Zahlenkombination geben.

Dem Senator war nicht wohl dabei, aber da der Revolver immer noch auf ihn gerichtet war, sprach er andächtig wie ein Gebet: „1- 7 – 6 – 9 – 1. So jetzt müsste die Tür aufgehen.“

Das tat sie auch. Während Manza seine Schäflein mit der Waffe im Zaum hielt, schickte er Willie in den Tresorraum. Rechts, sagte ihm der Senator, sei der Lichtschalter, und links, meinte Manza, sei das Fach mit dem Geld.

„Mann, das ist ja verrückt!“ rief Willie. „Hier liegt ein Brief für dich, Manza!“

„Waaas?“

„Ja, an seine Hochwohlgeboren, Herrn Ambrosio Manza.“

„Mumpitz!“

„Na, komm, sieh’s dir selber an!“

Manza schüttelte entgeistert den Kopf und ging nun zu Willie in den Tresorraum, um sich den Brief zeigen zu lassen.

Kaum war er über die Schwelle getreten, als Dickens unvermittelt vorsprang und die Tür hinter Manza ins Schloss warf.

Manza schrie: „Aufmachen! Pest und Hölle! Aufmachen!“

Willie schrie: „Aufmachen, ihr Betrüger! Ihr Halunken!“

Dickie drehte vorsichtshalber die Zahlenkombination etwas weiter und sagte fröhlich: „So, jetzt sind die beiden gut aufgehoben, in einem ‚Buck and Hailey’, dem besten Tresor der Welt.“

Der Senator war von Dickies Aktion derart überrascht, dass es eine ganze Weile dauerte, bis er zu einer Äußerung fähig war.

„Vortrefflich gemacht, mein Lieber“, sagte er, „vortrefflich! Haben Sie meinen herzlichen Dank! Ich glaube, Sie haben mir das Leben gerettet.“

„Das war auch die Absicht. Nun rufen Sie mal schnell die Polizei an, dass sie die beiden Kunden abholen kann. Und ich darf mich empfehlen.“

„Aber bleiben Sie doch!“

Dickens schüttelte entschieden den Kopf. „Bedaure, der Dienst ruft. Das Fabriktor ist ohne Wache.“

Damit verließ er, ohne sich die Eile anmerken zu lassen, zu der er sich eigentlich genötigt sah, das Chefbüro der Hickombottom-Werke.

Der Senator sah ihm dankbar nach.

Manza und Willie hämmerten währenddem wie wild an die Tresortür. „Aufmachen, zum Teufel!“ schrieen sie, „Aufmachen!!“

Der Senator kümmerte sich nicht darum. Er ging zum Telefon und rief die Polizei an.

Es dauerte nicht lange, und ein junger Mann betrat das Chefzimmer, gefolgt von einem Zivilbeamten und drei Uniformierten.

„Guten Abend, Herr Direktor!“ grüßte er.

Der Senator sah ihn verwundert an. „Ja, wer sind denn Sie?“

„Mein Name ist Swanson. Ich habe die Herren von der Polizei hierher gef ührt. Ich bin der Nachtwächter.“

„Verstehe ich nicht. Vorhin war doch ein ganz anderer Nachtwächter da.“

Der junge Mann nickte mit dem Kopf. „Ja, ja, das ist schon möglich. Mir war nämlich nicht ganz extra. Das war, als Ihre Gattin kam und der Herr, der sie begleitet hat. Da wurde mir auf einmal plümerant, und ich bin erst wieder zu mir gekommen, als die Herren von der Polizei eintrafen.“

„Aha. Na ja.“

„Wo sind denn nun die beiden Kerle?“

„Im Tresor. Eingeschlossen von dem anderen Nachtwächter.“

„Na, dann wollen wir mal!“

Der Senator machte sich daran, den Zahlenkodex der Tür zu regulieren. Doch ehe er die Tür öffnete, hielt ihn der Kriminalbeamte zurück. Mit mächtiger Stimme rief er: „Hier spricht die Polizei. Kommen Sie heraus! Mit erhobenen Händen. Bei der geringsten verdächtigen Bewegung machen wir von der Waffe Gebrauch!“ Jetzt gab er dem Senator ein Zeichen, die Tür zu öffnen.

Der tat es.

Manza und sein Kumpel traten zögernd in den Raum. Sofort waren Polizisten zur Stelle, um ihnen Handschellen anzulegen.

Manza aber murrte laut auf: „Da ist er ja, der Herr Senator! Sieh ihn dir gut an, Willie! So sieht einer aus, der Ambrosio Manza aufs Kreuz legt!“

Der Senator lächelte. „Es tut mir keineswegs leid.“

„Geschenkt, geschenkt. Leistung bleibt Leistung. Muss man anerkennen. Ein runder, gelungener Schwindel. Sogar die Sache mit dem verschwundenen Geld.“

„Was reden Sie da? Die gesamten Lohngelder liegen in dem Safe!“

Manza grinste übers ganze Gesicht. „Dass Sie sich da nicht täuschen, Senatorchen! Im Tresor befindet sich nicht ein einziger Cent.“

Dickie Dick Dickens und seine Freunde konnten zufrieden sein. Der Fischzug hatte sich gelohnt. Die Summe, die Dickie Dick Dickens und Effie nach Hause getragen hatten, belief sich übrigens auf weit mehr als die von Manza in Anschlag gebrachten 100.000 Dollar. Es waren exakt 144.000 Dollar.

„Wenn’s dich stört, mein Jungchen“, meinte Opa Crackle, „kannst du ja die überzähligen 44 Riesen zurückgeben.“

Dickie nickte. „Ich glaube, das wäre eine noble Geste.“

In einem Brief an seine Jugendfreundin Bella Cora del Hortini bezeichnet er dieses Erlebnis als so lehrreich, dass seine Quintessenz in keinem Fernlehrgang für angehende Kriminelle fehlen dürfte.

„Das Bewusstsein“, so schreibt er wörtlich, „bei einem regulären Gesetzesbruch als Nebenwirkung eine gute Tat zu vollbringen, schmälert keineswegs die Freude an dem Gesetzesbruch als solchem.“

Dickie Dick Dickens – Wieder im Lande

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