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Prolog

Grimms Märchenwald. Opfer der Energiewende

Überall ragen sie in den Horizont, wirbeln mit dürren Armen die anmutigsten Landschaften durcheinander. Überall werden Felder und Wälder mit Riesenskeletten industrialisiert. Überall droht ein Abbau von Arbeitsplätzen und ein Ende der Zeit des Wohlstandes. Beflügelt durch eine Bundeskanzlerin, die am Horizont eine Zeitenwende erkennt und eine „Transformation“ der Gesellschaft prognostiziert, wird eine in Generationen aufgebaute Kulturlandschaft mit 30.000 fragwürdigen Spinntürmen geschändet und die Natur in ein überladenes Durcheinander aus Stahl und Glasfaser verwandelt, während zahllose Windkraft-Anlagen dank staatlich verordneter Garantien, Privilegien und Subventionen für die Betreiber zum Goldesel werden.

Zwanzig Windräder sind für den Windpark im Reinhardswald (Kassel) bestellt, der mit über 200 km2 Fläche eine der größten Waldflächen und eines der am wenigsten besiedelten Gebiete Deutschlands ist, in dem insbesondere Buchen und Eichen gedeihen. Dazu werden 120.000 Bäume abgeholzt, um Platz zu schaffen für Windkraftanlagen, die mit leeren Gesichtern über die einstige Märchenwelt blicken. Eine „Windpark Reinhardswald GmbH & Co. KG“ sorgt dafür, dass sichere Gewinne fließen. Die Wind-Monstren werden einen Rotordurchmesser von 150 Meter haben und eine Höhe von 240 Metern erreichen. Für den Bau werden 900 Tonnen Stahl, 2.500 Tonnen Beton und 45 Tonnen nicht wiederverwertbarer Kunststoff benötigt, Zufahrts- und Versorgungsschneisen zerreißen die Landschaft. Wald, der eigentlich CO2 binden soll, wird vernichtet. Der Klimaschutz bedroht die Natur.

Und es wird immer schlimmer. Um die Abschaltung der Atom- und Kohlekraftwerke zu kompensieren und den Individualverkehr zu elektrifizieren, ist eine doppelte bis dreifache Anzahl von Windrädern erforderlich. Für die Gewinnung von Bio-Gas werden riesige Monokulturen angelegt und statt Kartoffeln werden Energiemais und Raps angebaut. Etwa 10.000 Biogasanlagen wollen gefüttert werden. Ein Viertel des bayerischen Ackerlandes ist mittlerweile zu Mais-Plantagen umfunktioniert, in denen kein Insekt mehr krabbelt. Von den Insekten bis zu den Vögeln bedeutet der Anbau der Energiepflanzen den Wegfall ihres Lebensraumes.

Jährlich werden mehr als eine halbe Million Vögel und Fledermäuse von den Windkrafträdern geschreddert. Die Schweizerische Vogelwarte Sempach hat 2016 im Auftrag des „Bundesamts für Energie“ eine Studie „Zugvögel und Windenergie“ erstellt und einen Mittelwert von 20,7 Vogelopfern pro Windenergieanlage und pro Jahr ermittelt. Besonders Greifvögel sind von Kollisionen mit Windrädern betroffen. In Deutschland sind mehr als 38 Prozent der bisher registrierten Kollisionsopfer Greifvögel. Für den Rotmilan bewegen sich die Verluste in Brandenburg bereits an der Grenze zur Beeinträchtigung der dortigen Population. Die „Ornithologische Gesellschaft Norwegen“ zählte unter den 68 Turbinen des Windparks Smøla 90 tote Seeadler, zwei tote Königsadler sowie zahlreiche tote Jagd-, Wander-, Zwerg- und Turmfalken. Die Auswirkungen der Off-Shore-Windkraftanlagen auf die Rast- und Zugvögel in Nord- und Ostsee, die Barrierewirkung auf Zugstraßen und der Verlust von Rast- und Nahrungsgebieten sind noch gar nicht erforscht.

Die Eingriffe in die Natur und die Opfer sind Folge einer 1988 vom „Weltklimarat“ (IPCC/Intergovernmental Panel for Climate Change) geborenen Theorie. Der Mensch trage die Verantwortung dafür, dass sich Kohlendioxid (CO2) seit dem 19. Jahrhundert in der Atmosphäre anreichere und die von der Erde emittierte Wärmestrahlung zurückhalte. Natürliche Ursachen für die Erderwärmung, wie kosmische Strahlung, „Sonnenwind“ (Ströme geladener Teilchen), Wasserdampf, Wolkenbildung, Änderungen der Erdbahn oder der Erdachse schätzt das IPCC als weniger bedeutsam ein. Der Mensch trage die Verantwortung. Er verbrauche zu viel fossile Brennstoffe und erzeuge zu viel Kohlenstoffdioxid. Die damalige Ministerin für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Frau Angela Merkel, verkündete 1993, das CO2-Gas sei in der Lage, „die Menschheit auszurotten“.

Seither wird ein komplexes physikalisches Problem, das des atmosphärischen Wärmestrahlungsaustausches, von Germanisten, Theologie-Studentinnen, Sozialwirten und Philosophen simplifiziert und in parlamentarischen Ausschüssen behandelt, als ginge es lediglich darum, einen Schalter umzulegen, um die Erde zu retten. Die jetzige Umweltministerin, Svenja Schulze, studierte Germanistik und Politik, ihre Vorgängerin absolvierte ein Studium der Geschichte und Sozialwissenschaften und die Bundesforschungsministerin hat einen Hotel-Familienbetrieb geleitet. Das scheint zu reichen, um in einem der wissenschaftlich anspruchsvollsten und gesellschaftlich bedeutsamsten Themen der Nachkriegszeit die Weichen zu stellen. Es reicht, sich als „Klimafreund“ zu outen und schon sitzt man in den Talk-Shows. Kritiker werden erst gar nicht eingeladen oder in den Talk-Runden niedergemacht. Eine sachliche Diskussion ist nahezu ausgeschlossen. Das Thema, so meint der dänische Physiker und Klimaforscher Henrik Svensmark, sei völlig politisiert. Es bestehe kein Interesse mehr an neuen Erkenntnissen. „Man hat sich auf eine Theorie geeinigt und fertig.“

*****

Das ist gegenwärtig die deutsche Realität. Darüber muss man sprechen. Nicht, ob sich das Weltklima ändert oder ob die Erdtemperatur steigt. Das ist nicht strittig. Ein Blick in die Klimageschichte belegt diesen Wandel zur Genüge. Niemand wird bestreiten, dass weiterhin Taifune und Sturmfluten zu erwarten sind, Gletscher tauen und Lebensräume sich verändern. Das war so und wird wohl auch so bleiben. Heiße Sommer haben sich stets mit Eiseskälte abgewechselt, warme Perioden mit kalten. Niemand bezweifelt, dass es sinnvoll und nützlich ist, die begrenzten fossilen Reserven zu schonen und wo immer möglich Wasser, Wind oder die Sonne als Energielieferanten einzusetzen. Aber dass diese in der Lage sind, eine ins Bedrohliche wachsende Zahl von Milliarden Menschen mit Energie zu versorgen, glauben nur Schwarmgeister, die ohne ausreichende Detailkenntnisse die physikalischen und meteorologische Gesetzmäßigkeiten missachten.

Nur selten wird in den Diskussionen mit „Klimafreunden“ sichtbar, dass diese sich der Komplexität der atmosphärischen Prozesse bewusst sind und die ökonomischen Folgen und die bevorstehenden sozialen Konflikte bedenken. Stattdessen verweigern sie den wissenschaftlichen Diskurs mit den Gegnern ihrer Weltanschauung und versuchen zum Schaden für die Gesellschaft, Kritiker in Misskredit zu bringen.

Nie hat es nach dem 2. Weltkrieg in Deutschland eine derart polemische Form der Auseinandersetzung gegeben, nie wurde solchermaßen mit den Methoden der Diffamierung ad hominem gearbeitet. Selbst die „Nachrüstungsdebatte“ verlief, trotz aller Härte, im politisch-parlamentarischen Raum gesitteter als die Auseinandersetzung um Fragen des Klimawandels. Nie wurde eine nur wissenschaftlich zu beantwortende Frage nach der Strahlungsbilanz dieses Universums von der Politik in einen moralischen Endkampf zwischen „Gut“ und „Böse“ verwandelt. Nie war die Bereitschaft zum kultiviertem Streit so gering wie heute. Das wird auch der Autor dieses Buches zu spüren bekommen.

Die CO2-Falle

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