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Kinder, die keiner haben wollte

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„Heidi!“, fragte ich. „Suchst du ein Missionsfeld? Hör dir das an: In Mosambik sprengen sie Rot-Kreuz-LKW in die Luft!“ Ich las den Bericht des „Time“-Magazins über den dortigen Bürgerkrieg und konnte es kaum glauben. „Ja“, rief sie zurück. „Lass uns gehen! Die brauchen Hilfe.“

So begann unsere Geschichte im ärmsten Land der Welt, einem Land, das bei dem Versuch, sich mit Gewalt zu holen, was es wollte, alles verlor. In den späten 80er-Jahren waren wir in Hongkong und predigten dort in den Hinterhöfen den Armen und Obdachlosen. Danach gingen wir nach London, um Theologie zu studieren und um eine weitere Gemeinde unter Obdachlosen zu gründen. Aber Mosambik blieb weiter auf unserem Herzen. Es war ohne Hoffnung, blutend und in sich zusammengesackt lag es am Boden.

Wir hatten in den großen Städten Asiens gearbeitet, Orte mit florierender Wirtschaft und einer funktionierenden Infrastruktur. Doch wir waren rastlos. Wir wussten, dass es noch ärmere Gegenden gab, Gegenden mit noch weniger Hoffnung. „Jesus!“, beteten wir. „Sende uns so weit weg, wie du willst! Egal wohin! Aber wir wollen zu den Ärmsten der Armen gehen, zu den ‚Geringsten‘. Wir wollen dein Evangelium dort geprüft und bewiesen sehen, wo nichts anderes mehr geht!“

Was wir auch taten, in den nächsten paar Jahren hielten wir unsere Augen auf Mosambik gerichtet und beobachteten dieses Land sowie ganz Afrika. Wir studierten Statistiken und lasen seine Geschichte. Mosambik befand sich im Krieg und wir konnten nicht ins Land, gingen aber so nah wie nur möglich heran. Während unseres Studiums in England flogen wir nach Tansania, um einen ersten Eindruck von Afrika zu bekommen. Doch Mosambik blieb für uns das ultimative Ziel – das Missionsfeld unserer Träume. Würden wir jemals dorthin gelangen? Was könnten wir dort tun? Gäbe es genug von allem, was man brauchte, um Gottes verlängerter Arm und seine Füße in diesem Land zu sein? Reichte Jesus aus?

Mosambik erlangte 1975 die Unabhängigkeit von Portugal, nachdem die Kolonialherrschaft in einem Guerillakrieg niedergerungen worden war. Nach dem Vorbild Russlands und Chinas wurde ein streng marxistisches Regime errichtet und auch von diesen Ländern unterstützt. Dagegen formierte sich eine Widerstandsbewegung, die Renamo, die fast zwei Jahrzehnte für Demokratie gegen die kommunistische Regierung, die Frelimo, kämpfte. Mosambiks von den Portugiesen erbaute Infrastruktur, für afrikanische Verhältnisse ungewöhnlich gut, wurde fast gänzlich zerstört. Straßen, Brücken, Dörfer, Schulen und Krankenhäuser wurden in die Luft gesprengt. Grausame Folter und Mord waren an der Tagesordnung. Millionen flohen aus dem Land. Über eine Million Landminen wurden verlegt mit dem Resultat, dass Mosambik den weltweit höchsten Prozentsatz von Verstümmelten und Invaliden hat. In manchen Gebieten starb die Hälfte der Bevölkerung an unbehandelten Infektionen, nachdem die Menschen durch Explosionen verletzt worden waren.

Zwei Drittel der Mosambikaner sind Analphabeten. Viele Teenager haben nie etwas anderes gelernt, als mit einer AK-47 herumzuballern. 85 Prozent der Menschen leben in Hütten, nur fünf Prozent verfügen über Elektrizität. Weniger als zehn Prozent haben fließendes Wasser, der Rest benutzt Quellen, Flüsse und Seen. Zwei Drittel der mosambikanischen Häuser haben nicht einmal Latrinen. Es gibt nur einen Arzt auf 40000 Einwohner, die meisten haben noch nicht einmal Zugang zu Aspirin. Die Hälfte aller Kinder stirbt bis zum fünften Lebensjahr. Tausende sterben jedes Jahr an Malaria, und ohne Schutzimpfungen, die in den meisten Teilen der Erde als selbstverständlich gelten, werden sie auch von gewöhnlichen Kinderkrankheiten hingerafft.

Der Krieg ruinierte die ohnehin schon nicht lebensfähige sozialistische Wirtschaft, die nach dem Kalten Krieg nicht länger von China und Russland unterstützt wurde. Jahre der Dürre fügten dem Kriegselend noch eine Hungersnot hinzu. In den Provinzen des großen Landes, zweimal so groß wie Kalifornien, irrten Kinder und Erwachsene in rußgeschwärzten, ausgebrannten Dörfern umher, ohne Kleidung oder Essen. Ohne internationale Hilfe wäre die Hälfte der Einwohner gestorben.

In den frühen 90er-Jahren waren die Menschen völlig erschöpft. Die Kriegsparteien hatten kein Geld mehr. 1992 wurde ein Friedensabkommen unterzeichnet und 1994 unter UN-Aufsicht eine neue demokratische Regierung eingesetzt. Ein Drittel der fast zwei Millionen Mosambikaner, die vor Krieg, Dürre und Banditen geflüchtet waren, kehrten zurück.

Im Januar 1995 bekamen wir plötzlich unsere Chance. Kurzfristig wurde ich über einen gemeinsamen Freund von einem südafrikanischen Evangelisten eingeladen, auf einer Pastorenkonferenz in Maputo, der Hauptstadt von Mosambik, zu sprechen. Innerhalb weniger Tage fuhr ich mit meinem Freund in einem roten Nissan-Pritschenwagen durch Südafrika, hin zur Grenze. Darauf hatte ich jahrelang gewartet. Wie würde Mosambik wohl sein?

Wir mussten über die Grenze, bevor sie um fünf Uhr schloss, um rechtzeitig zu unserem ersten Konferenzmeeting zu kommen. Es sah nicht so aus, als ob wir es schaffen würden. Als wir fast am Ziel waren, fing der Motor an zu stottern. Das Gaspedal war voll durchgetreten, unsere Spannung stieg, aber der Motor setzte immer öfter aus. „Gott“, riefen wir, „mach, dass dieses Ding fährt! Wir müssen doch heute Abend predigen!“ Der Wagen ruckelte nur noch dahin, ganz so, als ob Wasser in der Benzinleitung wäre. Wir ließen uns in die Grenzstation rollen, wo der Motor vollends den Geist aufgab. Nun fuhren wir nirgends mehr hin. Doch der Ort war in heller Aufregung. Wächter rannten zum Grenztor. Alle riefen durcheinander. Über uns schwebte ein Hubschrauber. „Das Auto vor euch wurde von Banditen beschossen! Wir holen die Verwundeten!“, schrie uns ein Beamter zu. Wäre unser Motor gelaufen, dann wären wir ebenfalls kurz hinter der Grenze angegriffen worden. Gott beschützte uns von Anfang an auf wunderbare Weise.

Wir wendeten den Wagen, und plötzlich lief der Motor wieder wie geschmiert. In zwei Minuten würde die Grenze schließen. Sollten wir fahren? „Nein, wir warten und fahren im Konvoi“, entschieden wir. Mosambiks Guerillakämpfer im Busch waren unglaublich arm und überlebten nur, indem sie vereinzelten ausländischen Wagen auflauerten und sie ausplünderten. Am nächsten Morgen hatten wir genügend Gesellschaft und keinen Ärger, aber die Straße nach Maputo veränderte sich völlig. Nun hatten wir es die ganze Zeit mit riesigen Schlaglöchern und Bombenkratern zu tun. Ausgebrannte und umgekippte Bus- und Lastwagenchassis säumten den Straßenrand. Dies war ein stark umkämpftes Kriegsgebiet gewesen, und wie wir am Abend zuvor festgestellt hatten, war noch lange nicht alles wieder friedlich.

Die Landschaft war weithin ausgetrocknet. In Südmosambik fallen normalerweise jährlich etwa achtzig Zentimeter Regen, doch seit drei Jahren herrschte Dürre. Der Mais vertrocknete am Halm im sandigen Feld. Schließlich kamen wir in Maputo an, welches vor dem Krieg eine schöne, erholsame, kleine Kolonialstadt gewesen war, von schattigen weiten Straßen gesäumt, auf einem Steilufer gelegen, von dem aus man den Ozean überblicken konnte. Doch als wir näher hinsahen, bemerkten wir, dass Maputo nur noch ein Schatten seines einstigen Selbst war. In zwei Jahrzehnten hatte man nur wenig gebaut oder erhalten. Die Gebäude waren heruntergekommen und ausgeplündert. Überall sah man Beweise einer fehlgeschlagenen Wirtschaftspolitik und eines verzweifelten, leidenden Volkes. Eine Million Flüchtlinge lagerten in Hütten um die Stadt herum, von heftigen Kämpfen in ihren Heimatprovinzen und Städten vertrieben. Zehntausende waren Waisen oder ausgestoßene Kinder, deren Eltern nicht mehr für sie sorgen konnten oder wollten.

Wir hielten unsere Konferenz in der größten Kirche der Stadt ab, eine kahle, heiße, dunkle Konstruktion mit Zementboden und Blechdach, ungefähr so groß wie zwei größere Turnhallen, in die neuntausend Leute ohne Stühle und oft Schulter an Schulter hineingepfercht werden konnten. Draußen auf den Straßen spielten Kinder im Staub und im Sand. Die Flüchtlinge stellten überall entlang der Straße Marktstände auf, um die paar Waren, die sie zusammenbekommen konnten, anzubieten. Die Pastoren kamen aus ganz Mosambik, viele waren zu arm, um eine eigene Bibel zu besitzen, aber sie trugen stolz ihr weißes Hemd und ihre beste Hose. Sie sind starke Christen, die jahrelanger Härte und Verfolgung widerstanden haben, und ich fragte mich, wer hier wen lehren sollte. Doch sie waren von der Außenwelt isoliert gewesen und hatten nur sehr wenig biblische Unterweisung erhalten. Noch immer müssen sie sich gegen den sehr starken okkulten Einfluss der traditionellen afrikanischen Religion behaupten, außerdem gegen eine starke und wachsende Präsenz des Islam. Ich traf auf einen Pastor, der während des Kriegs von einem Engel heimgesucht wurde, der ihn aus dem kommunistischen Gefängnis befreite. Viele solcher Zeugnisse bewegten und demütigten mich.

Ich war hier, um zu lehren, aber auch um die Möglichkeit zu untersuchen, ob wir Land für ein Missionsquartier bekommen könnten. Wir wollten nur einen Stützpunkt im Land, vielleicht ein kleines Gebäude, in das wir ein paar Waisen von der Straße bringen und anfangen konnten, so wie meine Großeltern es in China getan hatten. Nach nur zwei Tagen kam ein Südafrikaner auf mich zu, ein Unternehmer, der in Maputo für seine Elektroartikel-Firma Geschäfte tätigte. Er war als „Zeltmacher“ in Mosambik, um den ortsansässigen Menschen zu dienen. Ohne Umschweife fragte er mich: „Willst du ein Waisenhaus?“ Seiner Gemeindeorganisation war gerade eins von der Regierung angeboten worden, aber sie hatten nicht die Mittel, es zu betreiben. Ob ich interessiert wäre? Aber sicher!

Zu meinem Erstaunen fand ich ein Auto, das ich mieten konnte, und am nächsten Morgen wurde es gründlich von mir getestet. Maputo war voller Schlaglöcher, aber die Straße stadtauswärts zum Kinderzentrum in Chihango war ein Hindernislauf mit tiefem Schlamm, Sand, Wasser und krümeligem Teer, durch ein Fischerdorf hindurch am Ozean entlang. Ich hatte geglaubt, dass dieses Heim in Chihango nur ein unbedeutendes Beispiel von Notstands-Kinderzentren unter vielen in einem Land mit so vielen Kriegswaisen wäre. Doch schon bald war ich überrascht und zutiefst erschüttert, als ich herausfand, dass Chihango der beste Versuch der Regierung war, sich um die verwaisten und ausgesetzten Kinder zu kümmern. Es war das größte derartige Zentrum in ganz Mosambik.

Mein Freund, der Pastor, und ich fuhren meilenweit um Schlammlöcher herum und hindurch, bis wir ankamen. Es gab dort einen Stromanschluss, doch die Kabel hingen lose herum. Die unter Spannung stehenden Teile funkten verhängnisvoll. Telefonmasten standen kahl da, die Leitungen waren wegen des Kupfers schon lange gestohlen worden. Wir fuhren auf das umzäunte Grundstück und auf das zu, was die Verwaltung sein mochte. Kinder saßen verdrossen herum und starrten uns an. Wir fanden zwei Erwachsene, die uns in knappen Worten die Situation erläuterten.

Chihango war mehr eine Art Gefängnis für Kriminelle: wilde, ausgestoßene, obdachlose Kinder, Diebe und Straßenkämpfer, die keiner haben wollte, nicht einmal die Polizei. Es waren ungefähr achtzig, die wie Tiere lebten. Sie verrichteten ihre Notdurft auf dem nackten Boden, saßen da und erwärmten Blechdosen auf Holzfeuern. Es gab keine Betten, keine Matratzen, keine Decken, keine Kopfkissen. Jede Nacht wurde auf nacktem Zement geschlafen. Die Kinder waren aufgedunsen und mit Wundmalen bedeckt. Sie schrien, traten und kämpften. Die Regierung konnte nur in drei Monaten des Jahres ein bisschen Nahrung aufbringen. Noch immer mussten die Kinder stehlen und betteln.

Die Gebäude waren nur noch ein Schatten von dem, was die portugiesische Regierung vor Jahrzehnten zur Verfügung gestellt hatte. Alles war dem Vandalismus zum Opfer gefallen, Türen und Fenstersimse als Feuerholz herausgehauen worden, die Verkabelung aus den Wänden gerissen. Fensterglas gab es schon lange nicht mehr, die Dächer waren voller Löcher. Die Toiletten und Überlaufbehälter waren verstopft und übergelaufen. Tote Ratten verstopften die leckenden Wasserleitungen. Die Wasserpumpen und Windmühlen zur Wasserförderung waren verrostet, überall fehlten die Glühbirnen.

Gangs und Banditen durchstreiften die Gegend und schossen nachts auf die Gebäude. In den umliegenden Dörfern schlugen Medizinmänner ihre Trommeln und leierten ihre Gesänge herunter. Wir fanden später heraus, dass Dämonen in die Räume der Kinder kamen, um sie zu würgen und zu verängstigen. Keiner konnte lesen oder schreiben. Da war keine Liebe, keine Fürsorge, keine Hoffnung.

Für diese mosambikanischen Kinder gab es keine Perspektive. Vor zehn Jahren hatten russische und deutsche Gruppen Hilfe versprochen, aber sie waren nie wiedergekommen. Ich hatte die „Geringsten“ gefunden, den Abschaum der Erde, Kinder, um die sich keiner scherte, Leben, das anscheinend niemandem etwas wert war.

Sogar die Leiter der Gemeinden der Stadt sagten mir, dass es reine Zeitverschwendung wäre, diesen Kindern Aufmerksamkeit zu schenken. „Es sind schlechte Kinder! Du wirst sie niemals verändern. Sie werden niemals jemanden beeinflussen. Du solltest in der Stadt mit anständigen Kindern arbeiten, die in die Kirche und zur Schule gehen. Und du solltest die meiste Zeit mit Pastoren und Leitern verbringen, die das Land verändern können!“

Ich überlegte, wo ich solche Worte schon einmal gehört hatte. Es war genau die gleiche Argumentation, die sich zwei Generationen zuvor schon mein Großvater von den anderen Missionaren und den lokalen Pastoren im chinesischen Kunming anhören musste. Er und meine Großmutter waren in einem abgelegenen Winkel Südwestchinas angekommen, ebenfalls entschlossen, zu den Enden der Erde zu gehen, um verlorene Schafe zu finden. Doch während mein Großvater eine „richtige“ Missionsarbeit aufzubauen versuchte, begann meine Großmutter, zerlumpte Bettelkinder aufzunehmen, die sie sterbend in der Gosse fand, außerhalb ihres kleinen, im chinesischen Stil gehaltenen Anwesens in der Stadt Kunming. Sie reinigte ihre Wunden, gab ihnen saubere Kleidung und zu essen. Zwei von drei Kindern starben dennoch innerhalb weniger Tage. Doch schon bald hatten meine Großeltern ein Waisenhaus mit ungefähr fünfzig Kindern, welches sie „Adullam“ nannten, nach der Höhle aus dem Alten Testament, in der sich David vor den Drohungen König Sauls versteckte.

Die Kinder waren zuerst nicht besonders dankbar oder aufgeschlossen, wollten meistens spielen und einfach Kinder sein. Es wurde von ihnen erwartet, dass sie zum Gottesdienst erschienen, aber sie begriffen nur wenig. Doch eines Tages fiel der Heilige Geist auf die Kinder und überwältigte sie mit Sündenerkenntnis. Auf einmal verloren sie den Wunsch nur zu spielen. Stattdessen fielen sie zu Boden, versteckten sich hinter den Möbeln und klagten bis spät in die Nacht wegen ihrer Sünden. Noch Tage ging das so weiter. Sie hatten Visionen, in denen sie von geifernden Dämonen, die sie in ihrer Verzweiflung verspotteten, in die Hölle verschleppt wurden. Andere, die sie gekannt hatten, sahen sie in der Hölle brennen. Und als es an ihnen selbst war, in die feurige Grube geworfen zu werden, wurden sie von Engeln gerettet, die sie in den Himmel mitnahmen und ihnen die Herrlichkeit des Evangeliums von Jesus erklärten.

So begann eine eindrucksvolle Zeit der Offenbarung, Schönheit, Kraft und Liebe. Wochen- und monatelang hatten die Kinder Visionen und verbrachten so wenig Zeit wie nur möglich mit Essen und Schlafen. Sie kannten nichts aus der Bibel, aber aus ihren Visionen konnten sie genauestens Geschichten aus dem Alten Testament beschreiben, Jesus am Kreuz, die große Drangsal, die endgültige Auferstehung, das Hochzeitsmahl des Lammes, unsere Heimstätte im Himmel und viele andere vergangene, gegenwärtige und zukünftige Szenen.

All diese Jahre hatte ich mich nach einer Fortsetzung von Visionen jenseits des Horizonts gesehnt, dem Buch, das mein Großvater über diese Ausgießung geschrieben hatte. Aber ich glaubte, dass ich, falls ich jemals solch wundervolle Dinge sehen sollte, dazu Gottes Wertesystem brauchen würde. Er liebt es, sein Herz zu zeigen. Er liebt es, sich der Dinge zu bedienen, die nichts sind, und sie dabei zu gebrauchen, Dinge zunichte zu machen, die etwas sind. Er rastet nicht, bis er die Verlorensten und Einsamsten erreicht hat. Das Schlimmste, das Satan tun kann, stürzt er um und verherrlicht sich selbst.

An all das erinnerte ich mich, als ich an jenem Tag in Chihango stand, und mit dem erbärmlichsten Versuch, Kindern zu helfen, konfrontiert war, den ich je erlebt hatte. Waren sie die Werkzeuge, die Jesus benutzen würde, um ein ganzes Land zu verändern? Würden diese leeren, betäubten Herzen Gefäße des höchsten Gottes sein? Würden Generäle, Präsidenten, Minister und Geschäftsleute durch die Zeugnisse dieser scheinbar nutzlosen Kinder ihr Leben verändern, Kinder, die bislang ohne jede Ausbildung, ohne Charakter und Tugend waren?

Und wie wollten Heidi und ich für sie sorgen? Fünfzehn Jahre lang hatten Heidi und ich nur für unsere kleine Familie im Glauben gelebt. Wie konnten wir eine so große Einrichtung reparieren und erhalten und sie zu einem Beispiel machen, welches die ganze Nation inspiriert? Woher würden wir die Liebe, den Glauben und die Ausdauer bekommen um durchzuhalten? Außerdem gab es noch Tausende weiterer Kinder in ganz Mosambik, deren Lage genauso verzweifelt war.

Doch ich war gespannt. Dies war ein wunderbarer Test des Evangeliums. Ich wollte etwas, was ich überall und jedem predigen konnte, und war überzeugt, dass Jesus genug für diesen Ort war – und für ganz Mosambik. So beschloss ich, bei den Untersten der Gesellschaft anzufangen und mich hochzuarbeiten, wie es mein Großvater getan hatte. Chihango war genau richtig. Ich würde die Herausforderung annehmen.

Aber ich würde solch ein Abenteuer nur mit meiner Frau Heidi angehen, die sich mit ihrem Glauben und ihrem Herzen für die Armen ihr ganzes Leben lang auf Mosambik vorbereitet hatte. Ihre Geschichte beginnt im nächsten Kapitel.

Es gibt immer genug!

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