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Meditation

„Wenn man seine Ruhe nicht in sich findet, ist es zwecklos, sie andernorts zu suchen.“

Zitat: François de La Rochefoucauld

Um den Begriff der Meditation herrschen ziemlich viele Verwirrungen. Aufgrund der kulturell unterschiedlichen Betrachtungen, hat Meditation verschiedene Bedeutungen. In altem Rom war das Meditieren eine tiefe Überlegung also ein Nachsinnen über meist philosophische Themen. Zu den Zeiten von René Descartes war das Meditieren eine Art Selbstbetrachtung. In den östlichen Kulturen ist Meditation eine Aufmerksamkeits- und Konzentrationsübung, in der man verlernte Bewusstseinszustände trainiert und wiederfindet. In der heutigen westlichen Zivilisation befasst man sich vermehrt mit der Achtsamkeitsmeditation, die auch mittelweile an einigen Schulen den Kindern und Jugendlichen beigebracht wird.

Für mich ist die Meditation eine unglaublich wichtige Zeit, in der ich meine Übereinstimmung finde. Meditieren heißt für mich nicht nachdenken in Sinne von einer Kontemplation, also geistige Versenkung, sondern das kontrollierte Richten des inneren Blickes nach innen, zur sich selbst. In anderen Worten, man beobachtet sich selbst. Die Übung dabei ist, nicht zu urteilen, nicht zu grübeln, sondern nur beobachten und Erkenntnisse sammeln und gewinnen. Diese Übung ist richtig schwer, weil man automatisch dazu neigt, alles zu assoziieren und zu bewerten. Es ist aber eine enorme Erleichterung, sich selbst und die eigenen Handlungen nicht zu bewerten und nicht zu urteilen oder gar verurteilen. Man akzeptiert sich selbst und nimmt sich selbst so an, wie man ist. Ohne über sich ärgern zu müssen. Zuerst übt man diese akzeptierende Selbstbeobachtung im stillen Sitzen, indem man alle Gedanken erkennt, diese benennt und dann dankbar ablehnt bzw. ausblendet. Gedanken sind wie Gäste, sie kommen und gehen. So trainiert man unsere Konzentrationsfähigkeit und verbessert seine Aufmerksamkeit. Gedanken, die plötzlich auftauchen und uns von dem Fokus ablenken, müssen beherrscht werden, um die eigene Aufmerksamkeitsspanne zu steigern.

Ziel der Achtsamkeitsmeditation ist es aber, in seinem Leben in jeder Situation sich selbst zu beobachten. So erkennt man jahrelange antrainierte Automatismen, die man schon lange nicht in Frage gestellt hat. In den Sitzungen kann man nach der Meditation eine Kontemplation anhängen und sich über seine Verhaltensmuster Gedanken machen. Aber niemals das eigene Verhalten kritisieren, sondern immer nur hinterfragen und nach dem Ursprung suchen. Man ist oft erstaunt, über einige Handlungen, bei denen man sich erwischt, und die man oft bei anderen kritisiert. Indem man alles anerkennt und akzeptiert, nähert man sich selbst. Dadurch wird man ausgeglichener und zufriedener.

Ein großer Helfer ist die Achtsamkeitsmeditation bei der Bekämpfung der Auswirkungen eines Konstruktivismus. Was man unter Konstruktivismus versteht, lässt sich am besten mit der Geschichte über den Nachbar und sein Hammer aus dem Buch von Paul Watzlawick „Die Anleitung zum unglücklich sein“ erklären:

Eine Frau bezieht eine neue Wohnung und ist mitten in den Einrichtungsarbeiten. Als sie ein Bild im Wohnzimmer Aufhängen will, fällt ihr auf, dass sie keinen Hammer hat. Ihr kommt der Gedanke, sich den Hammer bei dem neuen Nachbar auszuleihen. Sie verlässt ihre Wohnung und auf dem Weg zu ihrem Nachbar spinnt sie bzw. konstruiert sie ihre Gedanken fort: Was aber, wenn der Nachbar ein Misogyn – also ein Frauenfeind – ist? Was, wenn er sich aufregt, dass ich einziehe und nicht mal einen Hammer dabeihabe? Sie konstruiert eine Geschichte, in der der Nachbar gar nicht gut wegkommt, und das obwohl sie ihm überhaupt nicht kennt. Als der Nachbar seine Tür ahnungslos aufmacht, und höfflich fragt, wie er denn helfen könnte, unterbricht er die gute Frau in ihren Gedankengängen. Sie schaut ihm nur böse an und schreit ihm nieder: „Behalten sie doch ihren blöden Hammer!“ und verschwindet wieder in ihrer Wohnung. Hier wird die Kraft der Gedanken verdeutlicht. Wenn man nicht achtsam ist, übernimmt die Macht der Gedanken das Ruder und man wird zum Passagier seiner antrainierten Automatismen.

Warum man in den Gedanken abschweift, hat meistens zwei Gründe. Entweder man ist besorgt über die Zukunft und denk daran, was sein wird und schmiedet eventuell gedanklich Pläne für die Zukunft. Oder man ist mit etwas unzufrieden, was man in der Vergangenheit falsch gemacht hat, und versucht dies gedanklich besser darstellen zu lassen oder bereut, was geschehen ist. Die Vergangenheit kann man nicht ändern und die Zukunft kann man nicht gestalten, die muss man ermöglichen. Darum ist es am besten in der Gegenwart mit den Gedanken zu verharren. Hier wird man nicht abgelenkt und man konzentriert sich auf das hier und jetzt. Natürlich sollte man seine Gedanken sortieren, aber dann bitte während einer Kontemplation. Man muss sich schon für eine Vergangenheitsbewältigung ein wenig Zeit nehmen. Aber ständig mit den Gedanken abschweifen und so die Konzentration und den Faden zu verlieren bringt nicht viel außer Zerstreuung.

Aber auch unsere Erinnerungen können ungefragt ans Tageslicht auftauchen. Man muss sich fragen, warum ich mich gerade jetzt an etwas erinnere. Meistens werden Gedanken falsch sortiert oder falsch assoziiert. Oder es hat eben einen triftigen Grund. Erinnerungen sind oft nützlich und verschönern das Leben, aber einzig das Vergessen macht das Leben erträglich. Man muss eben nach vorwärts leben, hingegen das Leben verstehen kann man nur rückwärts.

Die Achtsamkeitsmeditation hilft einem auch bei dem Umgang mit anderen Menschen. Eine Übung ist darauf gerichtet, Mitleid mit allen bekannten und unbekannten Menschen zu empfinden. Man trainiert das Mitgefühl und versucht die Menschen nicht zu bewerten und nicht zu urteilen. Egal was die anderen machen und wie sie handeln, die würden schon ihre Gründe dafür haben. Und wenn nicht, sollte man einfach Mitleid empfinden, weil sie es nicht besser wissen. Außerdem sollte man sich vor Augen führen, dass jede Kritik, die wir über andere ausüben, zu einem nicht gerade kleinen Anteil gleichzeitig die erkannten Fehler an uns selbst beinhaltet. Und die Art und Weise, wie wir über andere Reden, verrät viel mehr von einem selbst als über die kritisierte Person je aussagen würde.

Diese Übung und Lebenseinstellung des Mitgefühls ist enorm schwer zu erlernen. Aber man kann sich eines kleinen Tricks bedienen. Man muss sich nur vorstellen, die Person, die wir gerade kritisieren möchten, oder über ihre Handlungen urteilen wollen, ist schwer krank. Wir neigen dazu, mit kranken Mitmenschen besser mitzufühlen und sind rücksichtsvoller zu ihnen. Man kann sich aber noch extremer zum Mitfühlen motivieren. Ich rede mir ein, eine Person, die mir etwas Böses angetan hat, als künftige Leiche anzusehen. Und das sind wir schlussendlich doch alle – zukünftige Leichen. Wenn das nicht hilft, dann haben sie mein Mitleid!

Es ist bestimmt kein Zufall, dass man diese schon fast vergessene Praxis der Meditation in der westlichen kapitalistischen Zivilisation wiederentdeckt hat. Unsere westliche Gesellschaft hat sich in den letzten Jahren sehr verändert und sie verändert sich immer schneller und weiter. Irgendwann muss man aus dem Hamsterrad aussteigen und alles in Frage stellen. Erst dann öffnen sich einem die Augen und man merkt, wie man wirklich leben will. Der Konsum macht nur kurzfristig glücklich, aber der Druck der Gesellschaft und der Wirtschaft wird immer größer. So kommt es, dass wir Dinge kaufen, die wir nicht brauchen, diese mit dem Geld bezahlen, dass wir nicht besitzen, um Leute zu beeindrucken, die wir sowieso nicht mögen.

Es ist Zeit, sich über sich selbst und den eigenem Lebensstil Gedanken zu machen. Will ich mit dem Mainstream mitrennen, und das Hamsterrad wieder besteigen? Oder verzichte ich liebe auf Konsum und kehren ich zu meinen Wurzeln, also zurück zum Ursprung? Bezahle ich weiterhin Peanuts, um Affen zu bekommen?


Themenrelevante Zitate:

Beurteile nie einen Menschen bevor du nicht mindestens einen vollen Mond lang seine Mokassins getragen hast. - Klekih-Petra

Selbstverwirklichung ist eine Art Inventur unserer Psyche! Jean-Paul Sartre

Der Mensch, der sich nicht entschließen kann, die Gewohnheit des Denkens zu kultivieren, bringt sich um das größte Vergnügen des Lebens. - Thomas Alva Edison

Wer je einen anderen erniedrigt, zeigt damit, dass er niedrig ist! - Antoine de Saint-Exupéry

Gewiss steht es mir nicht frei, Dinge negativ oder positiv zu empfinden, aber wie ich meine Empfindungen bewerte! - Richard David Precht

Wenn du kämpfst, gegen was auch immer es sei, musst du dich selber vernichten, denn ein Teil davon steckt in dir selbst, mag er auch noch so gering sein! - Antoine de Saint-Exupéry

Denken ist Reden mit sich selbst! - Immanuel Kant

Das meiste haben wir gewöhnlich in der Zeit getan, in der wir meinten, nichts getan zu haben! - Marie Ebner-Eschenbach

Hierzulande musst du so schnell rennen, wie du kannst, wenn du am gleichen Fleck bleiben willst! - Die Rote Königin

Unsere Wirtschaft erfüllt nicht unsere Sehnsüchte, sondern sie erzeugt sie erst! - Richard David Precht

Beeile dich nicht, mich kennenzulernen, denn es gibt nichts an mir, das sich fassen ließe. Ich bin Raum und Zeit oder Werden. - Antoine de Saint-Exupéry

Was nützt eine Erleuchtung, wenn die meisten Menschen auf dieser Erde ziemlich unterbelichtet sind? - Roman Plesky

Pay Peanuts, get Monkeys

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