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Ich hielt die Luft an, als meine Eltern eintraten und Lauren die Tür hinter sich schloss. Meine Mum und ich hatten uns vor dem Kampf nur kurz gesehen, und ich fühlte mich immer noch unwohl in ihrer Gesellschaft. Nicht wegen ihr, denn meine Mum zeigte mir eindeutig, dass sie froh war, hier zu sein. Sondern hauptsächlich, weil sich das schlechte Gewissen ihr gegenüber auch jetzt nicht einfach so abschütteln ließ. Und mein Dad. Ich wusste ehrlich gesagt nicht, was ich ihm gegenüber empfinden sollte. Es hatte damals so viele hässliche Worte auf beiden Seiten gegeben, die wir nie wieder zurücknehmen konnten, und ich war mir nicht sicher, ob das die Beziehung, die wir einmal hatten, für immer zerstört hatte.

»Shawn, ich bin so froh, dass du wach bist«, sagte meine Mum und trat näher ans Bett. Sie griff nach meiner Hand und drückte sie einige Male. Ihr warmes Lächeln erinnerte mich an frühere Tage, und ich schluckte hart.

»Hi, Mum«, erwiderte ich. »Dad«, sagte ich mit einem Nicken in seine Richtung. Er hatte sich mit dem Rücken gegen das Fensterbrett neben meinem Bett gelehnt und nickte mir ebenfalls zu. Neben den verwirrenden Gefühlen ihm gegenüber hasste ich es, dass er mich so schwach sehen musste. Schwäche war nichts für uns Dawsons, das hatte er uns früh genug eingetrichtert, und so wie es aussah, konnte auch er damit nicht umgehen. Trotzdem war er hier.

Meine Mum nahm auf dem Stuhl neben meinem Bett Platz und hielt immer noch meine Hand. Mit der anderen strich sie beruhigend über meinen Handrücken.

»Wie geht es dir?«, fragte sie.

»Gut. Wirklich«, log ich. »Ich kann bald hier raus.«

»Das freut uns sehr!« Meine Mum blinzelte eine Träne weg. Es musste schlimm für sie sein, ihren Jungen in dieser Situation zu sehen. Aber noch schlimmer war es damals bei Tommy gewesen …

»Wann kannst du hier raus?«, fragte mein Vater unvermittelt, und ich unterdrückte ein Seufzen.

»Montag.«

Er nickte. Mehr hatte er mir nicht zu sagen? Aber ich wusste selbst nicht, wie ich mich ihm gegenüber verhalten sollte.

»Kane hat sich nach dir erkundigt«, meinte Mum, und ich sah sie aufmerksam an.

»Du kannst ihm sagen, dass ich wieder ganz der Alte bin und er sich keine Sorgen zu machen braucht.« Meine Worte trieften vor Sarkasmus, und meine Mum ließ meine Hand los.

»Er meint es ernst. Ihr seid Brüder. Auch ihm liegst du am Herzen.«

Ich lachte verächtlich und schüttelte den Kopf. »Natürlich.«

»Shawn«, tadelte mein Dad streng, und ich versuchte, mich zusammenzureißen. Nur für meine Mum. Sie sollte nicht weiter den Hass, der zwischen uns herrschte, zu spüren bekommen. Wobei es bei mir nicht wirklich Hass war, eher eine Abneigung. Es würde nie wieder so sein wie früher. Einige Sekunden herrschte Stille, die ich kaum ertragen konnte. Ich spielte unruhig mit dem Bettbezug.

»Wir haben gehört, dass Malone und Sawyer angeklagt werden. Deine Mum könnte sich als Zeugin melden …«, sagte mein Dad.

»Und was bringt das?«, unterbrach ich ihn in bitterem Tonfall. »Sie werden eingebuchtet, aber bald sind sie wieder draußen. Und dann?«

»Vielleicht bekommen sie länger, oder die Verhandlung ergibt, dass sie öfter solche Dinge abgezogen haben.«

»Und wenn nicht?«

Mein Dad zog eine Augenbraue hoch und verschränkte die Arme vor der Brust. Ich kannte diesen Gesichtsausdruck, und er gab mir mal wieder das Gefühl, unzulänglich zu sein. »Shawn. Mach keine Dummheiten.« Mein Vater drückte sich von der Wand ab und umrundete das Bett. Er legte sanft eine Hand auf die Schulter meiner Mum und streichelte sie ein wenig, weil meine Mutter völlig aufgelöst wirkte. »Sarah, lässt du uns kurz allein?«

Sie nickte stumm, stand auf und schenkte mir ein letztes Lächeln, bevor sie das Zimmer verließ. Mein Dad setzte sich auf ihren Platz und sah mich stumm einige Sekunden an.

»Was willst du damit bezwecken?«, fragte er, und ich kaute unruhig auf der Innenseite meiner Wange.

»Womit?«

»Stell dich nicht doof. Du weißt, was ich meine.«

Ich seufzte. »Sie sollen das kriegen, was sie verdienen.«

»Das werden sie. Aber du wirst dich nicht erneut in Gefahr bringen, nur weil du denkst, du könntest etwas ausrichten. Hör auf, alles selbst in die Hand nehmen zu wollen, und vertraue einmal auf andere.«

Ich sah aus dem Fenster und presste die Lippen aufeinander. Er hatte gut reden. Er wusste doch, wie wir unsere Probleme regelten. Ganz sicher nicht mit einem guten Gespräch. Er räusperte sich, und ich spürte die Anspannung, die in seinen Körper kroch.

»Unserer Familie sind einige Dinge passiert. Auch schon bevor ihr Jungs alt genug wart, es mitzubekommen.« Ich sah ihn erneut aufmerksam an. Was meinte er damit? »Wir hatten keinen leichten Start mit dem Trainingscenter in Atlanta. Die Menschen kamen mit meiner Art nicht immer klar, weißt du. Trotzdem hat es alles schlimmer gemacht, wenn ich in meinem jungen Leichtsinn dachte, es selbst in die Hand nehmen zu können. Die Menschen mochten uns dann umso weniger. Das ist genau so eine Situation.«

»Ist es nicht, es ist anders«, sagte ich, und er schüttelte vehement den Kopf.

»Nein. Wenn du es selbst in die Hand nimmst, machst du es schlimmer. Sie werden genug Leute haben, damit niemand an sie herankommt, und du bringst dich und das, was du dir aufgebaut hast, nur in Gefahr.«

Kümmerte er sich wirklich so sehr um mich? Fast konnte ich es nicht glauben. Denn wieso hatte er die letzten Jahre und bei unserem letzten Gespräch dann so kalt auf mich reagiert?

Trotzdem nickte ich stumm. Vielleicht hatte er recht. Vielleicht würde die Zeit die Antwort bringen. Aktuell war ich an dieses beschissene Bett gefesselt und kam sowieso nirgendwohin.

Die Tür ging auf, und meine Mum sah durch den Türspalt. Mit einem Nicken bedeuteten wir ihr, dass sie wieder hereinkommen konnte, und Lauren betrat nach ihr den Raum. Immer wenn ich sie nach einiger Zeit wiedersah, wusste ich, weshalb es sich lohnte, im Leben zu kämpfen. Vielleicht nicht nur, um diesen Kampf um die Meisterschaft endlich zu Ende zu bringen.

Rage

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