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Viertes Kapitel, in dem der Ull eine Rede halten soll

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Ull hatte Hunger und Durst, und so langte er tüchtig zu. Schüssel und Teller mit leckerem Essen wurden vor ihn hingestellt. Die Plimpis hatten sich vor dem Ehrentisch versammelt und sahen staunend zu, welche Mengen er verdrücken konnte. Als es ihm nicht schnell genug ging mit Messer und Gabel, nahm er sich einen großen Löffel und schaufelte damit alles in seinen Mund. Sein Fuß wippte dabei munter im Takt der Lieder, die die Super Grillen spielten.

„Eine große Klappe hat er, das ist schon mal sicher“, murmelte Mister Fletcher. Erst als der zweite große Krug mit Limonade ausgetrunken war, lehnte sich der Gast in seinem Sessel zurück und strich zufrieden über seinen Bauch. Der war jetzt rund und prall.

„Gutes Futter gibt es hier“, sagte er anerkennend und musste ein bisschen aufstoßen. Die Königin zog entrüstet die Augenbrauen hoch, aber sie schwieg. Er war ja schließlich der Ehrengast. Mister Fletcher machte ein enttäuschtes Gesicht, als er sah, dass die Schüssel Kleeblütensirup ratzeputz leer gegessen war. Er hatte darauf gehofft, sich später noch einmal in die Küche zu schleichen und sich die Reste zu holen. Nun ja, Gastfreundschaft ging vor.

Erwartungsvoll schauten nun alle auf Ull, der satt und träge da saß. Seine Augen waren schon halb geschlossen vor lauter Müdigkeit. Aber als er ihre erwartungsvollen Blicke sah, wurde ihm ganz heiß. Die Rede, natürlich, man erwartete eine Rede von ihm. Warum bin ich auch auf meinem Weg zur Erde eingeschlafen, dachte er verzweifelt. Er hätte sich überlegen sollen, was er jetzt sagte. Aber auf dem verknautschten Zettel, den er aus der Hosentasche zog, stand nur „Meine lieben Plimpis, vielen Dank für den freundlichen Empfang.“ Krampfhaft überlegte er, was er sonst noch sagen könnte. Er schaute in die vielen fremden Gesichter und stand langsam auf. „Ich bin froh, dass ich endlich hier bin, das war eine lange Reise. Und das Essen hier ist echt gut. Tja, und jetzt bin ich müde.“ Er gähnte ausgiebig. Als ihn die Königin böse anschaute, hielt er sich schnell die Hand vor den Mund.

„Weil ich nur die Vertretung bin, wird euch dieser kleine Mann da drüben genau erklären, wie es weitergeht.“ Er zeigte auf Mister Fletcher. „Ich muss mich erst mal ein paar Stunden aufs Ohr hauen. Nichts für ungut, aber nun bin ich wirklich ziemlich fertig.“

Mister Fletcher wurde blass. Es ärgerte ihn maßlos, dass er nicht besonders groß war, selbst für einen Plimpi. Schließlich war er der Minister, und eigentlich sollten alle zu ihm aufblicken.

Ull plumpste in seinen Sessel zurück. Er fand sich ziemlich gut. Immerhin hatte er ein paar Worte gesagt. Sollte dieser Herr Minister ruhig erklären, was Sache war. Vielleicht würde er selbst dann auch besser durchblicken, weshalb er überhaupt hier war. Es war alles ziemlich schnell gegangen, als man ihn losschickte. Und er hatte nur die Hälfte davon verstanden, um was es bei diesem ganzen Brimborium eigentlich ging.

Mister Fletcher trat vor. Er wippte ein wenig mit den Füßen und faltete die Hände hinter seinem Rücken.

„Nun, liebes Volk, dies ist nicht der erste Besuch einer Morgentauprinzessin, den ich erlebe“, begann er und warf Ull einen unfreundlich Blick zu. „Und so kann ich Euch einiges darüber erzählen. Wie Ihr wisst, gibt es viele Menschen auf der Erde, gute und schlechte, nette und böse. Es ist wohl typisch für die Menschen dass sie sich oft Sorgen machen und in schwierige Lagen kommen, wo sie Hilfe benötigen.“ Er schaute wieder zu Ull hinüber und machte ein mürrisches Gesicht.

„Die Morgentauprinzessin wird einem Menschen Hilfe gewähren. Sie hat besondere magische Kräfte und kann vieles tun, das weder wir noch die Menschen fertigbringen. Aber trotzdem können wir auch etwas tun. Unsere erste Aufgabe wird sein, den Menschen zu finden, dem die Mor…,hmhm, der Herr Ull helfen wird. Es muss jemand sein, der freundlich ist und ein gutes Herz hat. Und er darf keine eigene Schuld an seiner Notlage haben. Wir haben nicht viel Zeit mit unserer Suche. Deshalb wird morgen früh eine Audienz stattfinden. Jeder, der einen Vorschlag hat, wird gehört werden. Ich denke, das ist für heute alles. Nun geht zu Bett, damit ihr morgen ausgeschlafen seid. Denn das wird ein anstrengender Tag werden.“

Mister Fletcher drehte sich zu Ull um, um zu sehen, ob der zufrieden war mit seiner Rede. Aber der hatte die Augen geschlossen, und sein regelmäßiges Atmen verriet, dass er tief und fest eingeschlafen war. Der Minister zuckte mit den Schultern. Das hätte er sich ja denken können, dass dieser Kerl noch nicht einmal zuhörte.

Auf seinen Wink traten einige Männer der Leibgarde vor und bugsierten den leise vor sich hin schnarchenden Ull aus dem großen Saal in ein Zimmer, das für ihn vorbereitet worden war.

Die Plimpis standen noch eine Weile zusammen und unterhielten sich aufgeregt über die Ereignisse des Abends. Aber dann wurde einer nach dem anderen müde, und der Saal leerte sich. Als letzter ging Fridolin, der zwischendurch in einer Ecke schon einmal ein Nickerchen gemacht hatte, herum und löschte die Lichter aus. Dann rollte er sich in seine Decke ein und war sofort eingeschlafen.

DER ULL und die PLIMPIS

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