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Fahles Mondlicht erhellte die Gestalt der alten Frau auf dem Inselfelsen. Unbeweglich stand sie da, der Blick ihrer scharfen, klaren Augen war auf die dunkle See gerichtet. Der Wind bewegte die Schöße ihres langen Kleides und spielte mit den beiden Federn, die in ihrem Hut steckten, als handle es sich um die ledrigen Blätter der Urwaldpflanzen, die das Eiland auf dem größten Teil seiner Fläche überwucherten.

Tiefe Furchen gruben sich in das Gesicht der Alten, jede von ihnen konnte eine Geschichte erzählen. Wie eine jahrhundertealte Landschaft wirkte dieses zerknitterte Antlitz, und doch war es erstaunlich wandlungsfähig. Es würde zu jäher Frische erblühen, wenn sich endlich das Schiff zeigte, auf das sie seit Wochen voll Sehnsucht wartete.

Okachobee, von allen nur Oka Mama genannt, wußte genau, daß Mardengo überfällig war. Sie hatte eine zeitliche Spanne der Ungewißheit in ihre Überlegungen mit einbezogen, doch trotz des Sturmes, der über Florida hinweggetobt war, und trotz aller anderen erdenklichen Widrigkeiten hätte er längst wieder hier sein müssen – hier, auf der Insel Pirates’ Cove.

Doch die stolze Flotte der Piraten kehrte nicht heim, weder zeigte sich die Dreimast-Galeone „Grinthian“, noch tauchten die Einmaster an der Kimm auf, die auf der Werft der Insel gebaut worden waren. Etwas Unvorhergesehenes mußte eingetreten sein, Okachobee spürte es mit all ihren Sinnen.

Mardengo war ihr Sohn. Sie kannte seine Gepflogenheiten und wußte, daß er eine derart große Verzögerung freiwillig niemals in Kauf genommen hätte. Sie ahnte, daß ihm etwas zugestoßen war. Hatten die Spanier ihn gefangengenommen?

Ärgerlich wandte sie sich um und blickte zu dem von Lagerfeuern erleuchteten Hüttenlager im Herzen der Insel. Nein, es konnte nicht sein. Sie hatten alles monatelang besprochen und bis ins letzte geplant. Die Spanier konnten Mardengo nicht überlistet oder geschlagen haben, sie waren ihm nicht gewachsen.

Die Bande war zur Zeit sehr groß und stark und hervorragend bewaffnet, hinzu kamen die mit Pulver gefüllten Tontöpfe, die Mardengo als Waffe ersonnen und gebastelt hatte – nein, unmöglich, die Spanier konnten nicht gesiegt haben.

Mardengo war mit seinem Verband ausgelaufen, um die Spanier in Fort St. Augustine zu überfallen und auszurotten. Die Festung sollte niedergebrannt werden, er wollte töten, plündern und brandschatzen. St. Augustine war nur der Anfang: Er hatte sich in den Kopf gesetzt, Florida von allen fremden Eindringlingen zu befreien. Florida, so sagte er, gehöre ihm und würde eines Tages sein Reich sein.

Okachobee teilte diese Meinungen und war bereit, an der Seite ihres Sohnes rigoros zu kämpfen, bis das Ziel all ihrer Pläne erreicht war. Sie würden dabei auch nicht davor zurückscheuen, sich gegen die in den Sümpfen ansässigen Indianer zu wenden.

Die Seminolen und die Timucua mußten sich Mardengos Herrschaft beugen, er würde sie nicht als gleichberechtigte Mitbewohner der großen Halbinsel dulden. Unterwarfen sie sich ihm nicht, dann mußten sie vor ihm zurückweichen und sich neue Fisch- und Jagdgründe suchen.

Okachobee selbst war eine reinblütige Seminolin, doch sie war eine Abtrünnige ihres Stammes geworden. Die Gründe dafür lagen in den Ereignissen, die sich seinerzeit in Fort Caroline, der Niederlassung der Hugenotten unweit von St. Augustine, abgespielt hatten.

1565, vor nunmehr achtundzwanzig Jahren also, hatten die Spanier auf den Befehl Philipps II. hin Fort Caroline überfallen und die Franzosen niedergemetzelt. Es hatte nur einige wenige Überlebende des Massakers gegeben, über deren Verbleib jedoch nie etwas bekanntgeworden war.

Mardengo, der seinerzeit nur knapp acht Jahre alt gewesen war, und Okachobee hatten in Fort Caroline gelebt. Mardengo war der Sohn eines Hugenotten namens Laudonnière, der gegen 1560 in Florida gelandet war und zu den Mitbegründern der Kolonie an der Mündung des St.-Johns-Flusses gehörte. In der Nacht des Massakers drängte Laudonnière Okachobee und den Jungen zur Flucht, und buchstäblich in letzter Minute gelang es ihnen, zu entkommen.

Doch bei ihrem Stamm fand Okachobee nicht die Aufnahme und Unterstützung, die sie erhofft hatte. Von ihren Angehörigen wurde sie verachtet und verstoßen, weil sie ihr Herz einem weißen Mann geschenkt hatte. So irrte sie durch die Sümpfe, und Mardengo lernte schon damals, gegen den Hunger und die Gefahren des Bayous zu kämpfen.

Nach dem siegreichen Überfall der Spanier kehrte Oka Mama nach Fort Caroline zurück. Unter den Toten fand sie Laudonnière jedoch nicht. Später erfuhr sie, daß er das Massaker überstanden haben sollte, doch seit jener schrecklichen Nacht hatte sie nie wieder etwas von ihm gehört. Es hieß, er sei in die Alte Welt zurückgekehrt.

Oka Mama verfluchte die Seminolen, und sie wünschte auch Laudonnière die Pest und das Sumpffieber an den Hals, weil selbst er sie verraten hatte. Oka Mama und Mardengo waren ganz auf sich allein angewiesen. Sie schlugen sich durch, so gut sie konnten. Als der Junge heranwuchs und groß und kräftig wurde, gelangen ihnen die ersten Überfälle auf Fischer oder einzelne Seefahrer, die durch Zufall in ihre Reichweite gerieten.

Allmählich entwickelte sich aus diesen Anfängen die Bande – Mardengo verstand es, wilde Kerle um sich zu scharen, die ihn sofort als ihren Anführer anerkannten. Die Meute wuchs im Laufe der Jahre, die Beutezüge der Piraten wurden immer verwegener und ertragreicher.

Eines Tages hatte Mardengo Gato kennengelernt, der heute sein treuester Kumpan und seine rechte Hand war. Gato hatte von einer Insel gewußt, die als Hauptschlupfwinkel für die Meute hervorragend geeignet war: Pirates’ Cove. Er hatte Mardengo hergeführt, Mardengo war begeistert gewesen. Seitdem hausten sie auf dem Eiland und unternahmen von hier aus ihre tollkühnen Raids.

Oka Mama stieg von ihrem Aussichtspunkt in den Urwald hinunter und schritt über den Pfad, den die Kerle dem Wildwuchs der Pflanzen abgerungen hatten, auf das Lager zu. Sie konnte das Grölen der Kerle und das Lachen der Mädchen vernehmen. Wieder verzerrten sich ihre Züge. Sie trat auf die Lichtung und steuerte auf eine der flachen Hütten zu, ohne die beiden Schwarzen zu beachten, die ihr freundlich zugrinsten.

Ihre dürren, runzligen Hände teilten den Schnürenvorhang der Hütte, sie trat ein. Sofort verstummte das Lärmen, die Männer und die Mädchen, die sich hier versammelt hatten, blickten fragend zu ihr auf.

„Ist es soweit, Oka Mama?“ erkundigte sich eins der Mädchen. „Kommt Mardengo?“

„Nein“, erwiderte die Alte unwirsch. „Aber dir ist das auch egal, oder? Von dir aus könnte er verrecken.“

Die Miene des Mädchens verhärtete sich, ihre Augen wurden kalt wie Eis. Der Kerl, der mit einer Pint voll Wein neben ihr hockte, erhob sich jedoch und legte ihr dabei die Hand auf die Schulter.

„Laß nur, Ilaria“, sagte er. „Oka Mama meint nicht alles so, wie sie es sagt. Du wirst das noch lernen.“

„Ich lerne es nie“, sagte Ilaria trotzig.

Der Kerl trat zwei Schritte auf die Alte zu und blieb stehen.

„Ich weiß, was du sagen willst“, erklärte er mit etwas schwerer Zunge. „Wir nehmen die Sache zu leicht und saufen uns die Hucke voll, statt ordentlich Wache zu halten.“

„So ist es ja auch!“ zischte die Alte.

Er schüttelte den Kopf. „Du irrst dich. Es sind noch zwei Glasen bis zum nächsten Wachwechsel, bis dahin sind wir wieder stocknüchtern. Wer sich auf Ausguckposten befindet, der trinkt keinen Tropfen. Wer immer sich der Insel nähert – wir sehen ihn.“

Verächtlich musterte Oka Mama zuerst ihn, dann die anderen.

„Ihr seid eine elende Bande von Bastarden“, sagte sie dann. „Denkt ihr überhaupt mal nach? Diese Verspätung – erscheint sie euch nicht seltsam?“

Der Pirat verneinte wieder. „Keineswegs. Mardengo weiß, was er tut. In St. Augustine hat er gesiegt, daran habe ich keinen Zweifel. Vielleicht aber hat er noch irgendwohin einen kleinen Abstecher unternommen – vielleicht hat er die Dons ausgequetscht und von einer Sache erfahren, die sich für uns lohnt.“

„Er kehrt mit Gold und Silber nach Pirates’ Cove zurück!“ rief ein anderer Kerl. „Es lebe Mardengo!“

„Es lebe Mardengo!“ brüllten auch die anderen.

Oka Mama kehrte mit nachdenklicher Miene ins Freie zurück. Vielleicht hatten die Kerle wirklich recht? Ihr Vertrauen in Mardengo hatte tiefe Wurzeln, bisher war nichts von dem, was er angepackt hatte, wirklich gescheitert. Er hatte viele Schätze horten können, die alle auf dem Eiland versteckt waren.

Plötzlich war sie wieder zuversichtlich. Ja – Mardengo, ihr Sohn, wird mit Gold, Silber, Perlen, Diamanten, Weibern und Sklaven nach Pirates’ Cove kommen! Dieses Bild erschien vor ihrem geistigen Auge, und mit dieser Vorstellung schlief sie schließlich auf dem Mattenlager in ihrer Hütte ein, nachdem sie ihren letzten Kontrollgang abgeschlossen hatte.

Hätte Okachobee auch nur andeutungsweise etwas von dem geahnt, was sich wirklich zugetragen hatte, dann hätten sich die Trugbilder ihres Schlummers sehr schnell in gräßliche Alpträume verwandelt. Mardengo war nicht als Sieger aus der Schlacht von Fort St. Augustine hervorgegangen – eine Pechsträhne verfolgte ihn, er hatte Niederlage um Niederlage erlitten.

Gewiß, es war ihm gelungen, die spanische Galeone „San Carmelo“ als Prise zu erobern und seine Kumpane zu befreien, die von den Spaniern gefangengenommen worden waren. Doch was nutzte ihm das? Es war der „schwarzhaarige Bastard“, der verfluchte Engländer, der ihm Unglück brachte – wo er ihm auch begegnete, brach Unheil über die Piraten herein.

So auch zuletzt – es hatte ein mörderisches Gefecht in der Bucht Ponce de Leóns gegeben. Mardengo hatte die Seewölfe entdeckt und ihnen mit den Kanonen der „San Carmelo“ schwer zugesetzt, doch er hatte nicht mit den Seminolen des berüchtigten Häuptlings Wakulla gerechnet.

Wakulla war ebenso kaltblütig wie gerissen und ließ sich von einem Schnapphahn wie Mardengo nicht täuschen. Er wußte, daß Mardengos Kampf nicht gleichzeitig die Sache der Seminolen war, deshalb hatte er sich mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln gegen ihn gewandt. Keiner durfte ungestraft in sein Territorium eindringen, weder Spanier noch Engländer noch eine wüste Horde Galgenstricke.

Die „San Carmelo“ war schwer angeschlagen, doch in seiner Wut vergaß Mardengo, daß er trotzdem noch eine gehörige Portion Glück gehabt hatte. Er war lebend aus der Bucht entwischt, und es schien keine Verfolger zu geben. Alles hätte schlimmer enden können – mit dem Untergang der Galeone und dem Tod seiner Bande.

Doch Mardengo tobte und konnte sich nicht wieder beruhigen. Selbst Gato, der durch die Ausbrüche seines Anführers sonst kaum zu beeindrucken war, ging ihm in dieser Nacht aus dem Weg. Er hatte sich auf das Hauptdeck begeben und half überall dort mit, wo es schleunigst anzupacken galt, wenn sie das Schiff wenigstens halbwegs wieder instand setzen wollten.

Mardengo hatte das Ruder übernommen. Er fluchte pausenlos und war versucht, seine grenzenlose Wut und seinen Haß an dem Schiff auszulassen. Doch wenigstens in diesem Punkt wußte er sich zu beherrschen. Nur vorsichtig bewegte er das Ruder und vollzog die Korrekturen, durch die er die Galeone auf Kurs zu halten versuchte. Eine Tonnenlast schien auf dem Ruderblatt zu liegen, es drohte zu brechen, wenn man es zu heftig drehte.

Der Mond hatte sich hinter Wolkenbänke zurückgezogen, es herrschte größte Finsternis. Auf der Kuhl und auf der Back stießen auch die Kerle, die Mardengo noch verblieben waren, die übelsten Verwünschungen aus. Einige von ihnen hatten Blessuren davongetragen, die nur notdürftig hatten behandelt werden können. Die Unversehrten mußten wie besessen schuften, sie wußten nicht, wo sie zuerst mit dem Aufklaren, Ausbessern und Lenzen beginnen sollten.

Jeweils vier Männer arbeiteten umschichtig an den Lenzpumpen, die anderen waren an Oberdeck. Sie brachten Ordnung in das laufende und stehende Gut, beförderten die Gefechtstrümmer außenbords, zimmerten hastig an Nagelbänken, Niedergängen, Schotten und Schanzkleid und zurrten die Kanonen fest, die sich beim Kampf losgerissen hatten.

Wie ein kranker Schwan segelte die „San Carmelo“ dahin. Sie hatte erhebliche Schlagseite und zog gewaltig Wasser. Mardengo konnte deutlich verfolgen, wie die Schräglage zunahm, die Krängung nach Backbord wurde bedrohlich. Seine Wut wich einem aufkeimenden Gefühl der Panik, er stieß wieder einen ellenlangen Fluch aus, dann schrie er: „Gato! Sofort zu mir!“

Gato ließ seine Arbeit im Stich und eilte zum Backbordniedergang, der auf das Achterdeck führte. Auch er gewahrte voll Entsetzen, daß sich das Backbordschanzkleid bereits so weit der Wasseroberfläche genähert hatte, daß das Deck unterzuschneiden drohte. Jeden Augenblick konnte das Wasser durch die Speigatten von außen eindringen.

Gato enterte das Achterdeck und hastete zu Mardengo. Für einen Moment standen sie sich lauernd gegenüber, Mardengo schien zu zögern, verbissen überlegte er, was er tun sollte, um das Schiff zu retten.

„Übernimm du das Ruder“, zischte er. „Ich muß die Hunde antreiben, sonst ist alles verloren. Sie arbeiten zu langsam.“

„Überleg dir, was du tust“, sagte Gato. „Sie sind verletzt und erschöpft. Wir sollten doch lieber die Küste anlaufen.“

„Und dann?“ Mardengos schmale Lippen waren verkniffen, seine buschigen Augenbrauen hatten sich drohend zusammengezogen. Wollte Gato gegen ihn aufbegehren? War die Lage reif für eine Meuterei? Schon seit der Niederlage von Fort St. Augustine befürchtete Mardengo das Schlimmste, aber er hatte den Unmut seiner Kerle stets erfolgreich zu bekämpfen gewußt. Doch in dieser Nacht schien sich alles zuzuspitzen. Dagegen gab es seiner Ansicht nach nur ein Mittel – die sofortige Gegenattacke.

„Dann verholen wir in eine geschützte Bucht“, entgegnete Gato so ruhig wie möglich.

„Du weißt genau, daß das nicht geht“, sagte Mardengo. „Die Seminolen haben sich mit den englischen Hurensöhnen verbündet. Der Teufel soll sie holen! Sie werden damit rechnen, daß wir uns irgendwo verkriechen. Hölle, kannst du dir nicht selbst ausrechnen, was sie tun?“

„Du meinst, sie suchen die Küste nach uns ab?“

„Du kannst dich darauf verlassen, daß sie’s tun.“

„Das glaube ich nicht“, sagte Gato bestimmt. „Die Indianer vermeiden es, bei solcher Finsternis mit ihren Booten längere Strecken zurückzulegen.“

„Aber nicht die Engländer, du neunmalschlauer Hundesohn!“ stieß Mardengo aufgebracht aus. „Los, übernimm das Ruder! Und rede mir nicht in den Kram, oder du lernst mich von einer anderen Seite kennen!“ Er übergab Gato das Ruder, versetzte ihm einen heftigen Stoß und eilte nach vorn. Er stürmte über das schräge Hauptdeck, glitt um ein Haar aus, fluchte und verpaßte dem ersten Mann, dem er begegnete, einen Fußtritt.

„Schneller!“ schrie er. „Es muß schneller gehen, oder wir saufen alle ab, ihr Satansbraten! Bringt den verfluchten Kahn in Ordnung, oder ihr kriegt die Neunschwänzige zu spüren!“

Einer der Kerle fuhr zu ihm herum. Er schien protestieren zu wollen, doch Mardengo war mit einem Satz bei ihm und brachte ihn mit einem Hieb zu Fall. Der Mann rutschte bis zur Kuhlgräting, hier rappelte er sich stöhnend wieder auf. Sein haßerfüllter Blick war auf Mardengo gerichtet. Auch die anderen Männer hatten sich ihrem Anführer zugewandt und begannen zu murren.

Mardengo riß den Säbel aus dem Gurt und ließ ihn durch die Luft pfeifen.

„Der erste, der zu meutern versucht, springt über die Klinge!“ schrie er. „Ich dulde keine Schlamperei! Wir halten den Westkurs, zur Hölle, und wenn der Teufel persönlich an Bord steigt!“ Er trat an die Luke und brüllte: „Ihr da unten, an den Pumpen! Wie lange braucht ihr noch, um den elenden Kahn trocken zu kriegen?“

„Das Wasser steht uns immer noch bis zu den Hüften!“ schrie einer der Männer aus dem Laderaum.

„Wartet, ich zeige euch, wie man das anpackt!“ schrie Mardengo und enterte in den Laderaum ab. Wie wahnsinnig begann er eine der Pumpen allein zu bedienen. Seine Energien hatten kaum gelitten, sein Tun war von urwüchsiger Kraft bestimmt.

Mit verzerrten Gesichtern, aber auch voll heimlicher Bewunderung verfolgten seine Kerle, wie er den Pumpenschwengel immer schneller auf und ab hievte. Mardengo schuftete, bis ihm der Schweiß in Bächen über das Gesicht und über den Oberkörper lief, und er setzte keinen Augenblick aus.

Allmählich begann der Wasserspiegel im Schiffsbauch abzusinken. Das Beispiel, das Mardengo ihnen gab, spornte auch die anderen zu schnellerem Arbeiten an. Es gab noch eine Chance – die „San Carmelo“ richtete sich ganz langsam wieder auf.

War sie erst von dem Leckwasser befreit, konnten die Lecks in der Wasserlinie abgedichtet werden. Nur dieses Ziel hatten die Piraten vor Augen, während die Galeone mit zunehmender Fahrt nach Westen segelte und eine immer größere Distanz zwischen sich und die Küste von Florida legte.

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 340

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